Das Flüchtlingsthema in den Medien

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jack000
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Das Flüchtlingsthema in den Medien

Beitrag von jack000 »

Mehr als 34.000 Pressebeiträge hat ein von Michael Haller geleitetes Projektteam an der Hamburg Media School (HMS) ausgewertet, um zu klären: Wie haben deutsche Medien in den Jahren 2009 bis 2015 über die Flüchtlingspolitik berichtet? Welche Akzente setzten, welche Sichtweisen beförderten, welches Bild von „Willkommenskultur“ zeichneten sie?

[...]
Von 2009 an hätten Medien das von der Politik eingeführte Narrativ der „Willkommenskultur“ aufgegriffen. Bis Anfang 2015 habe sich in der Berichterstattung - nicht in Kommentaren - der Subtext etabliert, dass Deutschland aus seiner Vergangenheit gelernt habe und, nachdem es von anderen europäischen Ländern wegen seines Umgangs mit der Flüchtlingsproblematik in Italien und der Griechenland-Krise als egoistisch wahrgenommen worden war, nun auf vorbildliche Weise Menschen aufnehme.

Mit dem wachsenden Zustrom von Geflüchteten sei die Berichterstattung, welche die Willkommenskultur thematisierte, regelrecht explodiert: Für das Jahr 2015 zählte Haller 19.000 Beiträge, 4.000 mehr zum Thema als in den sechs vorherigen Jahren zusammen. Zwischen Juli und September 2015, als die Flüchtlingskrise ihren Höhepunkt erreichte, hätten einzelne Zeitungen im Durchschnitt sieben entsprechende Beiträge pro Tag gebracht.

Insgesamt seien 82 Prozent aller Beiträge zur Flüchtlingsthematik positiv konnotiert gewesen, zwölf Prozent rein berichtend, sechs Prozent hätten die Flüchtlingspolitik problematisiert. Reichweitenstarke Medien hätten sich das Motto der Bundeskanzlerin - „Wir schaffen das“ - zu eigen gemacht. Haller zitiert die „Zeit“, die im August 2015 mit „Willkommen!“ titelte.

Jenseits der Frage, ob der Journalismus damit seiner Rolle als kritischer Beobachter gerecht wurde, stellt Haller in Rechnung, dass diese Berichterstattung auch wünschenswerte Effekte gezeitigt haben könnte: Dass in vielen Städten Menschen, Gruppen und Initiativen eine Willkommenskultur lebten, die den Zustrom bewältigen half, stehe möglicherweise auch mit der Tendenz der Berichterstattung in Zusammenhang. Überregionale und regionale Publikationen hätten die Hilfsbereitschaft der Deutschen gezeigt, nur wenige Berichte hätten Phänomene wie die Überforderung von Behörden beleuchtet.

Die Studie untersucht auch die Tonalität von Beiträgen reichweitenstarker Medien im Sommer 2015. Zwanzig Prozent der Berichte der „Tagesschau“ seien implizit wertend gewesen, bei „Spiegel Online“ an die vierzig Prozent, bei der Online-Ausgabe der „Welt“ fünfzehn Prozent. Nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Heidenau und dem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Salzhemmendorf habe der Begriff Willkommenskultur Anfang September 2015 seinen diskursiven Höhepunkt erlebt, bevor der Begriff Grenzkontrolle an ihm vorbeigezogen sei.

Rund zwei Drittel der tonangebenden Medien hätten zunächst „übersehen“, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in großer Zahl und die Politik der offenen Grenzen die Gesellschaft vor neue Probleme stellen würden. Nur ein Drittel der Berichte hätten von September 2015 an Probleme aufgegriffen. Parallel dazu habe sich die Einstellung der Bevölkerung gewandelt. Insbesondere die „Tagesschau“ habe das Thema jedoch fast nur abstrakt, entlang der politischen Debatten in Berlin aufgeschlüsselt.

Erst im Herbst hätten Vor-Ort-Recherchen an Gewicht gewonnen. Die Berichterstattung sei der sich ändernden Wahrnehmung in der Bevölkerung hinterhergelaufen und habe dadurch bis zum Jahresende 2015 an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Aus dem Konsensbegriff Willkommenskultur sei ein Begriff des Dissenses geworden.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... 78135.html

Die Propagandamaschinerie feuerte also aus allen Rohren und große Teile der Bevölkerung folgten dem wie Lemminge. Es beunruhigt wie beeinflussbar die Leute sind.

Kann man hier von gezielter Irreführung und Manipulation sprechen? Ist den Medien überhaupt noch zu trauen? Warum wurde/wird das so gemacht? Kann das Pendel genau ins Gegenteil schwenken wenn die Manipulierten bemerken das die aufs Korn genommen worden sind?
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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Yossarian
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Re: Das Flüchtlingsthema in den Medien

Beitrag von Yossarian »

Was jeder schon gewusst hat oder zumindest ahnen hat können.
Wenn ich einen Vogel sehe der wie eine Ente watschelt und wie eine Ente schwimmt und wie eine Ente quakt dann nenne ich ihn eine Ente. Und wenn der Vogel dementiert eine Ente zu sein ist es eine russische Ente.
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Perdedor
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Re: Das Flüchtlingsthema in den Medien

Beitrag von Perdedor »

Ich habe auch mal eine kleine Studie angefertigt und dabei festgestellt, dass über den Weltmeisterschaftstitel der deutschen Fußballnationalmannschaft überwiegend positiv berichtet wurde. Und die dummen Massen jubeln dabei auch noch. Bei der Entdeckung des Higgs-Teilchens war es ähnlich.
Das ist nicht nur Manipulation, sondern Propaganda auf Superhitler-Niveau.
Arbeit. Leben. Zukunft.
Timm

Re: Das Flüchtlingsthema in den Medien

Beitrag von Timm »

Ist das an „Flüchtlinge“ aufgezogene Thema nicht auch schon ein medialer Foren-Overkill, der mehrheitlich negativ konnotiert wird?
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Teeernte
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Re: Das Flüchtlingsthema in den Medien

Beitrag von Teeernte »

Sinkende Auflage ...... keiner mag die Propaganda noch lesen....
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
fria paus

Re: Das Flüchtlingsthema in den Medien

Beitrag von fria paus »

jack000 hat geschrieben:Die Propagandamaschinerie feuerte also aus allen Rohren und große Teile der Bevölkerung folgten dem wie Lemminge. Es beunruhigt wie beeinflussbar die Leute sind.

Kann man hier von gezielter Irreführung und Manipulation sprechen? Ist den Medien überhaupt noch zu trauen?
Ergänzend dazu ein Kommentar aus der FAZ, der mit den Medien hart ins Gericht geht.
FAZ hat geschrieben:Es ist leider wahr: In der Flüchtlingskrise haben sich manche Medien um Kopf und Kragen geschrieben und gesendet. Allen Ernstes wurde im Überschwang der Willkommenskultur verlangt, nicht mehr zu berichten, was ist, sondern für die gute Sache zu missionieren, also die Tatsachen zu schönen, da die Wirklichkeit dem dummen, unaufgeklärten Volk nicht zuzumuten sei.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/m ... 86339.html
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relativ
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Re: Das Flüchtlingsthema in den Medien

Beitrag von relativ »

jack000 hat geschrieben:(10 Aug 2016, 15:56)

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... 78135.html

Die Propagandamaschinerie feuerte also aus allen Rohren und große Teile der Bevölkerung folgten dem wie Lemminge. Es beunruhigt wie beeinflussbar die Leute sind.

Kann man hier von gezielter Irreführung und Manipulation sprechen? Ist den Medien überhaupt noch zu trauen? Warum wurde/wird das so gemacht? Kann das Pendel genau ins Gegenteil schwenken wenn die Manipulierten bemerken das die aufs Korn genommen worden sind?
Aha die Tagesschau soll also in 15 min. alles Politisch aufdröseln, über Tagespolitk berichten und auch noch kritische Hintergrundberichte liefern. Dann muessen sie Dieter Thomas Heck wiederholen...lebt der eigentlich noch? :D
Nein man kann nicht von gezielter Irreführung sprechen schon gar nicht in dem Zeitraum, den der gute Herr unter die Lupe genommen hat.
Mal zum Vergleich, nach der WM haben fast alle Medien positiv über Jogi Löw geschrieben, da gab es nur ganz wenige , ich konnte keine entdecken, kritische Äußerungen , obwohl es vorher viel mehr davon gab.
Phänomen, Manipulation oder Irreführung?
Wer sich von Medien hier in Deutschland auf Korn genommen fühlt, der liest wohl nur ganz bestimmte Quellen und die können eben auch mal falsch oder ungenau sein, bzw. nicht seinen Standpunkt widergeben.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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jack000
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Re: Das Flüchtlingsthema in den Medien

Beitrag von jack000 »

relativ hat geschrieben:(19 Aug 2016, 08:52)

Aha die Tagesschau soll also in 15 min. alles Politisch aufdröseln, über Tagespolitk berichten und auch noch kritische Hintergrundberichte liefern.
Sie sollen das klar und nüchtern wiedergeben was stattgefunden hat, bzw. stattfindet und nicht wenn 80% Männer im Alter von 25-35 Jahren kommen und dann aber nur Kinder mit Kulleraugen zeigen.
Nein man kann nicht von gezielter Irreführung sprechen schon gar nicht in dem Zeitraum, den der gute Herr unter die Lupe genommen hat.
Was denn sonst? Wenn 80% der Meldungen zur Flüchtlingskatastrophe positiv waren obwohl es gar nichts positives zu berichten gibt ist das gezielte Irreführung.
Mal zum Vergleich, nach der WM haben fast alle Medien positiv über Jogi Löw geschrieben, da gab es nur ganz wenige , ich konnte keine entdecken, kritische Äußerungen , obwohl es vorher viel mehr davon gab.
Phänomen, Manipulation oder Irreführung?
Tja für den Fußballweltmeistertitel hat es gerade noch so gereicht, das hätte man natürlich durch den Kakau ziehen müssen :rolleyes:
Wer sich von Medien hier in Deutschland auf Korn genommen fühlt, der liest wohl nur ganz bestimmte Quellen und die können eben auch mal falsch oder ungenau sein, bzw. nicht seinen Standpunkt widergeben.
Was hat der Ersteller der Studie im Eingangsbeitrag aus deiner Sicht falsch gemacht?
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