https://www.n-tv.de/panorama/Seilbahnen ... 17830.htmlKlimafreundlich und günstig
Seilbahnen boomen in Städten
Erst Lateinamerika, jetzt Afrika? Weltweit entdecken Städte die Seilbahn als Alternative zur Metro. Die Seilbahnen helfen dabei, das Verkehrschaos in Großstädten einzudämmen - und auch die Kriminalität.
Seit einem Jahr verbindet "Mexicable" als erste urbane Seilbahn Mexikos die Viertel von Ecatepec. Über sieben Stationen und eine Strecke von knapp fünf Kilometern fahren die Gondeln bis tief hinein in die Armenviertel in den Bergen. Die Fahrt bis zur Endstation dauert 17 Minuten. Mit dem Sammeltaxi oder dem Kleinbus braucht man bis zu eine Stunde.
Federführend beteiligt war einer der großen Seilbahnanbieter, Leitner aus Südtirol. "Seilschwebebahnen haben einen geringen Platzbedarf, können in der Luft jedes Hindernis überqueren und sind daher auch zeitsparend", betont das Unternehmen. Die neue Seilbahn soll nicht nur das Leben erleichtern, sondern könnte auch helfen, die Kriminalität zu senken - ähnliche Erfahrungen gab es zum Beispiel im kolumbianischen Medellín, der Pionierstadt in Lateinamerika, wo 2004 die erste größere Stadtseilbahn in Betrieb ging, um dort die Armenviertel besser an das Zentrum anzubinden.
Die Verkehrserschließung bisher sich weitgehend selbst überlassener Stadtgebiete bringt in der Regel mehr Sicherheit, so gibt es mehr Beleuchtung. In Boliviens Metropole La Paz ist laut Berichten rund um die Stationen des heute größten urbanen Seilbahnnetzes der Welt die Kriminalität zurückgegangen. "Südamerika ist gerade der Hotspot für urbane Seilbahnen", berichtet der Sprecher des Weltmarktführers Doppelmayr, Ekkehard Assmann. Von "Subways in the sky" schreibt der "Economist".
Nach Branchenangaben gibt es aber auch Planungen für mehr Seilbahnen in Afrika, für Lagos in Nigeria und Mombasa in Kenia zum Beispiel. In Asien in den dortigen Megastädten ist hingegen das begrenzte Transportvolumen der Seilbahnen ein Manko.
Topographie in Lateinamerika fördert Nachfrage
In Lateinamerika fördert die Topographie in vielen Städten mit Talkesseln und Hügeln die Nachfrage, gerade um die gewaltigen Staus in Stoßzeiten zu mindern. U-Bahnen sind sehr teuer und der Bau dauert viele Jahre. Boliviens Staatspräsident Evo Morales hat im September in La Paz bereits die fünfte Linie des "Teleférico" eröffnet - Doppelmayr mit Sitz in Wolfurt/Österreich baut die Bahnen, es sollen mindestens zehn mit 30 Kilometer Länge werden. Zwar bleibt das wichtigste Segment der Winter und Mitteleuropa - doch in Zeiten des Klimawandels kommt der urbane Seilbahnboom gerade recht.
Ein Netz wie in La Paz gibt es sonst nirgendwo, rund 125.000 Passagiere können dort pro Tag transportiert werden, im Dezember wird der insgesamt 100-Millionste Fahrgast erwartet. Der Fahrpreis beträgt 35 Cent - als eines der ganz wenigen öffentlichen Verkehrsmittel weltweit könnte sich die Seilbahn wegen der enormen Nachfrage laut Branchenkennern in rund 15 Jahren amortisiert haben und ohne Subventionen auskommen.
Und auch für die Passagiere hat die Fahrt mit der Seilbahn einen entscheidenden Vorteil: Statt stundenlang im Stau zu stehen, können sie auf dem Weg zur Arbeit viel Zeit sparen - und bei der Fahrt von der Stadt El Alto in den Talkessel von La Paz die herrliche Aussicht auf die schneebedeckten Andenberge genießen. Auch das Klima wird geschützt: Da 70 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen in Städten anfallen, gelten solche "Himmel-Metros" als ein Baustein für die notwendige Reduzierung der städtischen Treibhausgasemissionen.
- Günstig
- Wenig Flächenverbrauch
- Quasi überall baubar
- Staufrei
=> Klingt nach idealen Voraussetzungen für ein Verkehrsmittel!
Auch in Deutschland gibt es ein Beispiel:
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6lner_SeilbahnDie Kölner Seilbahn, auch Rheinseilbahn genannt, ist eine den Rhein überquerende, 935 Meter lange Seilbahn in Köln. Sie verbindet in Höhe der Zoobrücke die beiden Ufer des Flusses (Riehl und Deutz) und wurde zur Bundesgartenschau 1957 errichtet. Von 1957 bis 2006 hat sie über 14 Millionen Menschen unfallfrei transportiert. Sie gilt deshalb als Kölns sicherstes Verkehrsmittel. Durch verstärkte Werbung und Nachtfahrten zu besonderen Anlässen konnten 2004 erstmals schwarze Zahlen eingefahren werden.
Sollte das Konzept der Seilbahn weiteren Ausbau in (deutschen) Städten finden?