Ob die paar Teilnehmer an dieser Diskussion einigermaßen die Nutzer dt. Verkehrswege abbilden können ?
Offensichtlich herrscht teilweise eine gewisse Anarchie, wenn es um menschengemachte Vorschriften geht. Nun ist Technologie - hier der Umgang mit Fahrzeugen - doch eigentlich nichts was Emotionen Raum bieten sollte. Im Grund sind die Fähigkeiten ein Fahrzeug zu führen um weder sich und auch keine anderen Verkehrsteilnehmer (das können auch die Insassen der eigenen Kiste sein) zu gefährden, sehr individuell begrenzt. Würde man das ordentlich wissenschaftlich untersuchen, käme sicher eine "Gaußsche Verteilungskurve" dabei heraus. Was diese aussagt, setze ich als gegeben und verstanden voraus.
Es ist völlig normal, dass Menschen in vielerlei Hinsicht teilweise erheblich voneinander abweichen. Das muss eine StVO berücksichtigen und dabei so tun, als währen alle damit abgebildet. Was wiederum in der Realität an den "Rändern" zu Überforderung führt und selbstverständlich die "Spitzenfahrer" unterfordert - daran hindert ihre tollen Fähigkeiten auszuleben.
Nun ist selbst die Masse unzufrieden, weil sie sich ähnlich wie auf anderen Gebieten meist für überdurchschnittlich begabt hält. Leider eine der vielen Selbsttäuschungen die unser Dasein ausmachen. Sprich, jeder empfindet auf "seiner" Strecke die Beschränkungen als überflüssig und ignoriert sie eben. Kommt noch hinzu - jeder auch die Leistungsfähigsten unterliegen täglichen Schwankungen - einige davon sind nachgewiesen - auch all die Spitzenleister unterliegen diesen menschlichen Schwächen. Aus einigen hiesigen Statements wird allerdings deutlich erkennbar, wie sehr manche all diese Zusammenhänge negiert werden.
Das Risiko mit wachsender Geschwindigkeit schwerste bis hin zu tödlichen Verletzungen zu erleiden - wenn es zu einem Unfall kommt, ist problemlos nachweisbar. Die Fähigkeit bei hoher Geschwindigkeit noch über genügend Reaktionsschnelligkeit zu verfügen ist alles andere als uniform. Die Möglichkeiten innerhalb der tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeit, durch passive und aktive Technologie, die Insassen vor Schaden zu bewahren sind physikalisch begrenzt und längst weitgehend realisiert. Das schlägt sich in den Unfällen mit Schwerverletzten und Unfalltoten, deren Zahl sich seit Jahren stetig verringert hat deutlich nieder. Dabei hat die Verkehrsdichte noch erheblich zugenommen. Es muss als "Segen" sowohl für den Verkehrsfluss, als auch für das Unfallgeschehen gesehen werden, dass die existierende PKW-Flotte nur zu durchschnittlichen 2 ... 3 % real genutzt wird.
Menschliche Unzulänglichkeit verhindert in jeder Hinsicht einen optimalen Verkehrsfluss. Irrationale Vorstellungen "wie" man selbst und besonders wie andere fahren "sollten", beherrscht das Geschehen. Wie sollte das anders sein, wenn schon das generelle Konzept der Mobilität weitgehend irrational ist ?
Überall - nein eigentlich nur bei Produktionsprozessen - wird seit wenigsten 150 Jahren versucht die menschliche Komponente in einen der Technologie geschuldeten Prozess einzubinden. Wo das an der menschlichen Unzulänglichkeit scheiterte, hat man das wo immer möglich erzwungen. Neuerdings (nicht wirklich sooo neu) überlässt man es verschiedenen Formen von Robotern und Algorithmen, präzise Abläufe - sich selbst regulierend - um eine optimale Ablaufgeschwindigkeit zu erreichen.
Wo das Verkehrswesen sich ähnlich gestalten lässt, wird es getan. Die Frage, wann der letzte menschliche Lokomotivführer seinen Hut nimmt, ist beantwortbar. Heute schon möglich, aber wegen der damit verbunden Arbeitsplätze, noch nicht Realität.
Bleiben noch abertausende von Straßen übrig, wo buchstäblich jeder seine gerade einflussnehmenden Emotionen frei ausleben darf. Durchaus auch zum Schaden für sich selbst und andere in und um seine Kiste herum. Das versucht man sehr unzulänglich seit es dieses Massenverkehrsmittel gibt, wenigstens einzuschränken. Weil eben mit intelligentem Einsehen nicht wirklich gerechnet werden kann, werden summarische Geschwindigkeitsgrenzen eingeführt. Jedem ist dabei klar, diese werden systematisch überschritten. Auch das lässt sich eine durchschnittliche Abweichung feststellen bzw. "hochrechnen".
Wenn also das Limit auf z.B. 80 km/h reduziert wird, kann man wohl davon ausgehen, das vorherige Limit wurde zu "unfallträchtig" überschritten. Mit dem neuen Versuch, wird die "resultierende Durchschnittsgeschwindigkeit" weiter nach unten gedrückt - so jedenfalls die Hoffnung. Selbstverständlich könnten sehr viele Straßen und Autobahnen erst recht, durchaus eine schnellere Durchschnittsgeschwindigkeit erlauben. Wenn, wenn da nicht ein Mensch mit all seiner geballten menschlichen Unfähigkeit hinterm Steuer sitzen würde.
Nun die ersten Schritte in Richtung vollautomatischem "Individualverkehr" sind gemacht. Das dies seine Zeit braucht, ist wie immer wenn es etwas neues zu vermelden gibt, auch klar. Aber warum eigentlich nicht, ein Fahrzeug, welches
im Level 4 oder 5 fahren kann, würde alle Möglichkeiten - höhere Geschwindigkeit - gleichmäßige Kolonnendichte - optimale Nutzung von Kraftstoffen mit einem weiterhin individuell gestalteter Mobilität verbinden. Nicht ausgeschlossen dabei, das es Zonen mit erzwungenem Level und Bereiche mit Mensch am Steuer gibt, weil sich eben nicht allen Gegenden für Level 4 ... 5 tatsächlich eignen.
Wer von A nach B fährt gibt sein Wunschziel ein und wird aufgefordert seinen Nachweis für Level 2 bestätigen (wenn das für diese Strecke noch notwendig sein sollte. Warum soll das alles so erschröcklich sein, hätte ich die Kohle, würde ich mir für viele Strecken einen Fahrer wünschen.
Nun halte ich mich durchaus für Durchschnitt - ca. 1 Million km habe ich im In- und Ausland bereits per PKW "absolviert". Das reicht mir durchaus schon mal als erlebter "Fahrspaß". Wenn es jetzt schon besserer Lösungen gäbe (neben Bussen und Bahnen), ich würde sie begrüßen....
Ach ja, mit den hiesigen "Rennfahrern" kann ich selbstverständlich nicht mithalten - meine Kiste schafft zwar lt. Tacho ~200 km/h, aber selbst wenn man das im Rhein/Maingebiet tatsächlich längere Zeit fahren kann, ich meide Autobahnfahrten, wann immer möglich. Derart viel Konzentration, nur weil man ein paar Minuten (wenn es gut geht) schneller am Ziel ist, erscheinen mir schlicht unnötig.
Was ich begrüßen würde, wäre ein Tempomat, der sich automatisch auf die gerade aktuelle Höchstgeschwindigkeit selbstständig einstellt, wenn ich das wünsche. Mit einer maximalen Überschreitungsvorgabe, die mich innerhalb "bezahlbarer Limits" hält. Im Detail vorprogrammierbar für die "üblichen Routinestrecken"....
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)