http://www.focus.de/kultur/kino_tv/focu ... 12229.htmlDa ist dieses Rappeln im Opel Corsa von Frau Schlömer; nicht schlimm, aber lästig. Neue Reifen, riet man ihr in der ersten Werkstatt. Neue Bremsen verbaute man in der zweiten. Und die dritte empfahl neue Stoßdämpfer, schnell mal ausgetauscht für 200 Euro.
Und doch vibriert der Corsa fröhlich weiter. „Ich habe viel Geld ausgegeben, was nicht hätte sein müssen“, vermutet die Autobesitzerin.
Sind wir nicht alle ein bisschen Schlömer? Die Zeiten, in denen ein kaputter Keilriemen mit einem Nylonstrumpf ersetzt wurde, sind endgültig Prähistorie; wir Ottonormalfahrer versteht vom Innenleben unseres Autos heute in etwa so viel wie von Einsteins Relativitätstheorie. Und sind damit dem Helferlein in der Werkstatt endgültig ausgeliefert.
Sinkende Umsätze, sinkende Moral
Wo sind sie hin, die Zeiten, in denen man noch dem Mechatroniker seines Vertrauens alles abkaufen konnte, weil er eben nur verkaufte, was wirklich notwendig war? Vorbei, vorbei. 33 500 Autowerkstätten gibt es heute in Deutschland, die pro Jahr etwa 30 Milliarden Euro umsetzen. Klingt nach viel, doch die Einnahmen in der Branche sinken seit Jahren. Gut möglich, dass da mancher Fachmann gegensteuern möchte.
Auftritt des Lockwagens der WDR-Doku „Aufgedeckt“: ein VW Golf, den man – wäre er ein Mensch – guten Gewissens als „pumperlgesund“ bezeichnen könnte. Im Auftrag der Wahrheit wird die Karre zwecks „Sommercheck“ von einer Werkstatt zur nächsten gefahren. Mit überraschenden Ergebnissen: Beim Dienstleister A.T.U etwa glaubt der Mechaniker, die Klimaanlage müsse mal gewartet werden. Und in der Bremsflüssigkeit sei der Wasseranteil zu hoch. Und das Öl könne man ebenfalls gleich präventiv gewechselt werden. Und der Keilrippenriemen wäre demnächst auch mal fällig. Macht tutti completti knapp 300 Euro, bitteschön. Für ein schon vorher fahrbereites Auto.
Bei Konkurrent Euromaster befindet man, dass der Zahnriemen wohl bald reißen wird. Und das, obwohl dieser Golf gar keinen hat, sondern stattdessen eine Steuerkette. Kann man ja mal übersehen, auch als Fachmann. In anderen Werkstätten diagnostizieren die Halbgötter im Blaumann ein kaputtes Radlager, mal hinten rechts, mal hinten links. „Besser gestern als heute machen lassen“, heißt es dann, gefolgt von dem zeitlos schönen Versicherungsvertretersatz: „Ich will Ihnen ja keine Angst machen, aber...“
Fazit des „Aufgedeckt“-Tests: Von insgesamt acht Werkstätten hatte man nur in zwei Fällen nichts am Wagen auszusetzen. Alle anderen Experten empfahlen eine Reparatur, und zwar durchgehend eine andere. Fazit des befragten ADAC-Experten: Der ahnungslose Autobesitzer wird allzu oft abgezockt.
Befragt vom WDR-Team, packt ein ehemaliger A.T.U-Mechaniker aus: Als ehrlicher Kfz-Meister habe man bei diesem Reparatur-Anbieter keine Chance, weil er stets mehr reparieren müsse, als notwendig. Der Mechatroniker sei zum Verkäufer geworden, gegängelt von Wochenzielen, die nur zu erreichen sind, wenn die Kunden vertrauensvoll mitmachen. Bremsen etwa gehen immer: „Ich will Ihnen ja keine Angst machen, aber...“
Natürlich weißt das Unternehmen A.T.U all diese Vorwürfe entschieden von sich: Es gäbe keinen Verkaufsdruck. Und auch keine unnötigen Reparaturen. Man wolle günstig sein und trotzdem nicht an der Qualität sparen. Aber geht das?
Beispiel Ölwechsel: Das klingt so schlicht und einfach. Und ist doch so kompliziert. Opel verlangt dafür in der Vertragswerkstatt bis zu 150,77 Euro. Die Nicht-Vertragsfirma würde es für knapp 40 Euro machen. Und A.T.U? 29,99 Euro laut Werbung. Aber ein Opel brauche nun einmal ein deutlich teureres Öl, sagt der Mechatroniker. Mache dann doch 49,99 Euro. Von „großen Margen“ im Ölgeschäft spricht Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer.
Eine Lösung allerdings gegen die grassierende Abzocke des kleinen Fahrers hat das „Aufgedeckt“-Team nicht parat. Zweitmeinung einholen, Kostenvoranschlag schriftlich fixieren, sich ausgewechselte Autoteile mitgeben lassen – all das kann man machen, ja. Aber letztendlich muss man seinem Kfz-Mechaniker ähnlich vertrauen wie dem Orthopäden, dem Schornsteinfeger und dem Mann von der Telekom. Was bleibt auch anderes übrig?
In der Tat ist es so, dass man nicht mal völliger Laie sein muss um von Kfz.-Werkstätten abgezockt zu werden, denn so manches was behauptet wird kann nicht immer nachprüfen und Beschiss und Betrug sind Tür und Tor geöffnet.
Eine Patentlösung gibt es nicht aber Methoden um Risiken zu minimieren:
- A.T.U. meiden
- Markenwerkstätten nutzen (Auch nicht immer ein Garant aber es bestehen strenge Qualitätsvorgaben die auch auditiert werden)
- Dinge, von denen man weiß dass die am Auto i.O. sind nachfragen ob da was gemacht werden muss - Bei falscher Antwort: Tschüss!
- Auch "Alte Hasen" (Kleine Werkstatt mit Meister 50+ und langjähriger Existenz) zu nutzen macht häufig Sinn, denn diese haben i.d.R. keinen Druck (Sei es z.B. durch Vorgesetzte oder Schulden) mehr als zu reparieren als notwendig aber lokal einen Namen zu verlieren.
Was sind eure Erfahrungen mit Kfz.-Werkstätten? Was sind eure Methoden sicherzustellen das Kfz.-Wartung/Reparaturen ordnungsgemäß erledigt werden?