Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(18 Jul 2018, 21:25)
Die meisten Assistenten sind abschaltbar. Insbesondere die Reifendruckkontrolle ist vor allem für die Werkstatt ein gutes Geschäft, es ist ein sehr störanfälliges System, das zu false positives neigt.
Dann macht er es falsch. Alle Routenplaner sind lediglich Vorschläge, die eigenverantwortlich bewertet und mit den realen Verhältnissen abgeglichen werden müssen. So stellen es auch die Hersteller selbst dar.
Natürlich stellt heute der Mensch am Steuer sozusagen das Mainboard (Schnittstelle aller übergeordneten Systeme) und die CPU (Gehirn - zur Verarbeitung der Daten), sowie einige Sensoren (Augen zur Erfassung der Fahrzeugumgebung; ggf. Ohren zum erkennen von Signalhörnern). Doch wie immernoch_ratlos richtig dargestellt hat, nehmen immer mehr Assistenzsysteme dem durchschnittlichen Fahrer einzelne Aufgaben ab.
Natürlich gibt es einzelne Fahrer, die "keine Hilfe beim Fahren" haben wollen und die Helferlein abschalten. Dass diese Systeme einzeln abschaltbar sind, begründet übrigens tausende Unfälle jedes Jahr - über den Sinn solcher Abschaltungs-Möglichkeiten lässt sich also streiten.
Der durchschnittliche Autofahrer wird die meisten Systeme jedoch verwenden (einfach weil sie eben da sind und die Sicherheit erhöhen oder das Fahren einfacher machen). Dazu kommt, dass einige technische Sensoren (z.B. Radar, Infrarot-Kamera, etc.) den "menschlichen Sensoren" (Augen, Ohren, Popometer, etc.) deutlich überlegen sind. Insbesondere auch die Reaktionszeiten von Maschinen sind wesentlich kürzer als es ein Mensch je könnte.
Angesichts dieser Entwicklung ist das durchlaufen der verschiedenen "Autonomitäts-Stufen" eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, sofern dies von Gesetzgeber-Seite nicht aktiv unterbunden wird.
Dass natürlich nicht jedes System von Anfang an perfekt ist, steht außer Frage, da es immer Situationen geben wird, die von den Entwicklern nicht bedacht oder nicht ausreichend getestet wurden.
Als Beispiel sei hier das Flugzeug angeführt, das anfangs nur mit viel Geschick überhaupt in der Luft zu halten war. Inzwischen werden Piloten eigentlich nur noch für die "Taxi-Strecke" auf dem Rollfeld und zur Beruhigung der Fluggäste benötigt.
Wirklich in den Flugbetrieb eingreifen müssen die wenigsten, da der Autopilot fast alles selbst erledigen kann, sobald das Flugzeug erst in der Luft ist. Bei genauer Überlegung ist es eigentlich verwunderlich, dass es (insbesondere im Luftfracht-Bereich) überhaupt noch Piloten gibt, die selbst mit fliegen. Es gibt bereits Bestrebungen, die Piloten in Zentren zu bündeln und die Flugzeuge wie Drohnen aus der Ferne steuern zu lassen. So müssten nicht hunderte Flugstunden von Piloten mit "warten" verbracht werden, sondern könnten Piloten gezielt zu jenen Zeiten eingesetzt werden, zu denen noch ein Eingreifen erforderlich scheint (z.B. Start, Landung, Taxi-Strecke). Dies scheitert bislang soweit ich weiß nur an den Luftfahrt-Behörden, sowie den Pilotengewerkschaften, die das nicht wollen. Dort ist sozusagen SAE-Level 3 bereits Realität - und das obwohl der "Autopilot" am Anfang nur einen (eher unzuverlässigen) "Höhen-Tempomaten" sowie einen "Kurs-Tempomaten" darstellte. Inzwischen fliegt der Autopilot auch anspruchsvolle Strecken selbstständig und überwacht die Umgebung derart, dass sich das Flugzeug einem Anderen nicht weiter annähert, als erlaubt - und das mit einer Fehlerquote nahe 0. In den letzten Jahren wurden (fast) alle Flugzeug-Unglücke auf menschliches Versagen zurückgeführt. Streng genommen ist also sogar der Pilot das größte Risiko für ein Flugzeug.
Wie lange wird es angesichts der massiven Entwicklungen im Sektor autonom fahrender PKW und LKW noch dauern, ehe auch hier der Fahrer zum größten Sicherheitsrisiko wird? Und was dann?