Wie soll Deutschland dies denn steuern? Wird Hamburg unattraktiver, endet der Hauptlauf halt spätestens in Rotterdam oder vielleicht noch Amsterdam. Das bringt Wilhelmshaven keinen Container extra, weil der Bedarf nicht da ist. Wir können aber gerne alle Infrastrukturen und besiedelte Gebiete abreißen und Deutschland komplett neu aufbauen. Halte ich jetzt aber nicht für so knackig als Idee.H2O hat geschrieben:(31 Oct 2018, 18:22)
Diese Überlegungen sind ja ganz ein zu sehen; Deutschland hat aber die Möglichkeit, als großer Industriestaat auch Warenströme zu steuern. "Der Markt" hat es so werden lassen, wie es heute ist. Ohne Elbvertiefung muß "der Markt" sich neu erfinden, meinen doch viele Leute, oder? Ein Eingeständnis, daß es eben nicht allein der Markt ist, sondern eine unausgewogene Steuerung der Warenströme.
Also schnippeln wir nicht ein paar Spitzen in der schmalen Fahrrinne der Elbe weg, sondern erweitern Wilhelmshaven ums Achtfache durch Zuschüttung des Wattenmeeres, bauen tausende Kilometer Autobahn für Milliarden, erschaffen ohne Bedarf einen riesigen Rangierbahnhof im Wilhelmshavener Hinterland, bauen gewaltige Kanäle von der Jade zu Elbe, Weser, Mittellandkanal, Rhein usw., verlegen noch ein paar weitere tausende Kilometer Eisenbahntrassen (natürlich elektrifiziert) etc. pp.?Wilhelmshaven ist grottenschlecht an das deutsche Binnenverkehrsnetz angeschlossen, weil ganz neu in die Heide hinein gebaut und halbherzig voran getrieben. Das muß geändert werden, um Überlastungen der klassischen Strecken zu umgehen und die verfügbare Landmasse besser zu nutzen.
Zudem müsste man politisch viele Shuttle- bzw. Direktverkehre mit festen Takt auf Staatskosten erschaffen, was ggf. dazu führt, dass da kaum beladene Langzüge ein paar Container zum Endkunden bringen. Zugleich bräuchten wir Staatsbetriebe, die auf Kosten des Steuerzahlers viele Dienstleistungen anbieten, die in so kleinen Häfen gar nicht profitabel arbeiten könnten, aber für die Spediteure bei der Wahl der angelaufenen Häfen relevant sind.
Wir erleben durch die Reurbanisierung ja eine Verdichtung und eine Verringerung vom Wildwuchs. Die wachsenden Regionen Deutschlands sind ja die prosperierenden Großstädte mit den angrenzenden Gemeinden bzw. Landkreisen. Wie will man einen jungen Menschen zwingen, sein Glück in einer schrumpfenden Arbeitslosenhochburg wie Wilhelmshaven zu suchen, wenn er doch nach Berlin, München, Köln oder Hamburg möchte, wo gute Jobangebote auf ihn warten?Es gibt weltweit gute Gründe, Ballungsgebiete immer weiter wachsen zu lassen. Diese Ballungsräume sind wirtschaftlich mächtig, und auch politisch mächtig. Das ist eine gegenseitige Abhängigkeit. Und so trocknen einige Räume dann aus und andere sind überlastet. Wenn man dagegen nicht planvoll angeht, dann ist das ein Naturgesetz. Aber das scheint eben nur so, weil man den Wildwuchs zugelassen hat.