Den Wohnraum könnte man schaffen. Flächen in Hamburg gibt's ja genug, aber das ist nicht so wichtig. Würden sie häufiger mit U- und S-Bahn fahren, die auch das Umland anbinden, wäre viel geholfen. Ihr Auto können sie ja behalten und an einer P&R-Station abstellen statt die Straßen der Stadt zu verstopfen. Die Stadtplanung hat in freien Gesellschaften auch nicht die Möglichkeit Trends zu gestalten, sondern nur auf sie zu reagieren. Ich will nicht ausschließen, daß es in Zukunft mal in die andere Richtung wieder gehen könnte und wieder die Dörfer gestürmt werden.jack000 » So 28. Jun 2015, 18:42 hat geschrieben: Das sind 2 Themen:
- Einerseits sehe ich da auch eine verfehlte Stadtplanung, es wäre sinnvoll wenn die Dinge des täglichen Bedarfs (Supermärkte, Ärzte, Schulen, Kindergärten, etc...) zu Fuß zu erreichen wären.
- Das andere Thema sind die Pendler, es sind über 300.000 täglich nach Hamburg. Wo sollen die denn wohnen? Es gibt keinen freien Wohnraum für über 300.000 Menschen (+ Kinder) in Hamburg.
Ironischerweise haben wir in Hamburg bzw. Altona-Ottensen derzeit Proteste gegen ein Bürogebäude auf einem ehemaligen Großparkplatz. Die Gegner fordern, daß stattdessen Wohnraum geschaffen werden sollen. Weißt Du, wie die Befürworter in Verwaltung und Politik das Projekt begründen? Mit der (durchmischten) Stadt der kurzen Wege, wo Wohnen und Arbeiten keine große räumliche Trennung erfahren sollen. Viele Probleme führt man ja auf vergangene Leitbilder zurück, z.B. die Charta von Athen. Demnach sollten die Funktionen einer Stadt klar getrennt werden, um ein besseres Leben zur gewährleisten. Das mag damals durchaus auch rechtfertigt gewesen sein. Aber unsere heutige Industrie ist schlecht mit jener der 30er in Europa zu vergleichen.Eine Lösung sehe ich bautechnisch darin, dass in Innenstädten keine Büros mehr gebaut werden dürfen (Ein Verbot Arbeitsplätze zu schaffen wird man politisch niemals durchsetzen können).
Kann ich Dir so nicht sagen. Wenn Du aber mal wieder in Berlin sein solltest, dann spring mal in die S1 zwischen 16 und 18 Uhr und schau, wer so alles Friedrichstraße, Potsdamer Platz, Brandenburger Tor und Anhalter Bahnhof einsteigt, um flott nach Zehlendorf zu fahren. Da arbeitet man nebenbei am Laptop, telefoniert noch mit internationalen Kunden oder unterhält sich mit Kollegen über den nächsten Urlaub nach Dubai oder Kalifornien. Das ist nun nicht das Proletariat der Stadt, was da mit Schlips und Kragen täglich fährt. Kann aber in Stuttgart durch die anwesenden Industriezweige anders aussehen, keine Frage. Da nimmt man es wohl in Kauf, daß man die schlechteste Luftqualität unter den deutschen Großstädten hat.Ich sehe das doch in Stuttgart: Da werden auf dem ehemaligen Güterbahnhof Büros, ein paar Wohnungen (Nur für Besserverdiener) und ein Mega-Einkaufszentrum (Milaneo) errichtet. Alle haben Tiefgaragen und dort zu wohnen bedeutet doch nicht, dass man auch dort arbeitet.
=> Die Folge ist eine Verschlimmerung der Situation.
z.B. : http://www.cloudno7.de/
Es ist schon davon auszugehen, dass es mindestens 2 Autos pro Wohneinheit geben wird. Nun ok, die werden nicht zum Einkaufen fahren, da das Milaneo da drunter liegt, aber zum arbeiten schon da die Chance gering ist das die dort im Umfeld arbeiten und Besserverdiener eher selten den ÖPNV nutzen und erst recht nicht ein Fahrrad.
* Ergänzung: und sicherlich wird nicht jeder dann auch dort wohnen. Viele sind ja mit ihrem Wohnraum zufrieden. Es geht aber ja darum, daß es die Möglichkeit gibt. Wenn die nur wenige nutzen, ist es besser, als niemand bei Abwesenheit der Option. Wir wollen Menschen doch nicht Wohnraum zuteilen. So funktioniert eine Stadt nicht.
Aber davon mal ab: auch für Besserverdiener baut man Wohnungen. Die müssen ja auch irgendwo wohnen und als Steuerzahler will man die auch nicht nur im Umland haben, was sie alternativ tun, sofern nicht irgendeine Altbauwohnungen modernisiert und umgewidmet werden soll. In Hamburg bekam der Oberbaudirektor mal eins aufn Deckel, weil er teure Wohnungen in der Hafencity damit begründete, daß er Druck von Eimsbüttel und Hoheluft (typische, nachgefragte Wohnviertel) nehmen möchte. Kommt politisch natürlich schlecht an, ist aber immobilienwirtschaftlich nicht ganz falsch.
Gegen Büroneubauten spricht nichts, wenn nicht Wohnraum beseitigt wird, sondern es im Zuge der Verdichtung geschieht. Wo soll das Büro sonst hin? Ins Umland? Und wie kommen die Menschen aus der Stadt dann dahin? Es geht ja nicht nur um die Wahl des Verkehrsmittels, sondern auch die Länge der zurückgelegten Strecken. Oder anders: würde der Durchschnitts-Pkw-Fahrer nicht täglich 30km, sondern 15km fahren, hätten wir viele Probleme gar nicht, obwohl alle weiterhin ihr persönlich bevorzugtes Verkehrsmittel nehmen. Eine City-Maut führt meistens eher zu Problemen. In Stockholm hat man ja eine eingeführt. Zahlen müssen das vor allem Arme, da das Umland sozial schwächer ist. Die Reichen haben längst ihre schicke Wohnung innerhalb der Stadtgrenzen, wo sie so viel durch die Gegend fahren können wie sie lustig sind. Der Pkw-Nutzer aus dem Umland, der nur zum Supermarkt am Stadtrand möchte, muß aber blechen. Die Verkehrssituation hat das nicht verbessert; jedenfalls nicht durch die Reduktion. Stattdessen wurde aber mit den Einnahmen der ÖPNV etwas verbessert und neue Straßenbahnlinien gezogen (auch ins Umland).=> Es gibt nicht "die" Lösung, aber verschiedene Ansätze:
- Baulich alles unterbinden, was die Verkehrssituation verschärfen würde (z.B. Büroneubauten in der City)
- Anwohnerparken saftig teuer machen, Fremdparken gar nicht erst zulassen
- Einführung einer City-Maut
- P&R Angebote ausweiten, günstiger machen
- Einführung von Pförtner-Ampeln an den Stadträndern (=Sobald eine bestimmte Verkehrsdichte erreicht ist, schalten die für Auswärtige auf Rot so lange bis sich die Situation verbessert hat)
Ein großes Problem wird ja auch immer ignoriert: die Wirtschaftsverkehre. Vor einer Weile hatte ich da eine Statistik aus Berlin (find sie gerade leider nicht, aber man muß es mir nicht glauben), die mich etwas überrascht hatte. Nicht einmal 10% der in Berlin gefahrenen Kilometer werden von Lkw zurückgelegt, aber über 50% der Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern passieren mit Lkw. Und Unfälle würde ich sogar als größeres Problem betrachten als die Luftqualität oder Lärmemissionen.