Zu späteren Zeiten wurden die Probleme größer und teilweise komplizierter, so daß auf Religion als Heilsbringer nicht mehr unbedingt Verlass war. Unsere allgemeine Ratlosigkeit bezog sich immer weniger auf Religion denn auf politische Ideologien. Eine neue Form des Fanatismus wurde benötigt - gesucht und gefunden. In den 1950er und 1960er Jahren wurde ein neues Zeitalter ausgerufen:
- "das Atomzeitalter" - das "Goldene Zeitalter der Atomlobby"
- Lösung mit einem Schlag und ganz ohne negative Probleme!
- Technik als Religionersatz!
- "Technophilie"
Hingehend tritt das Gegenteilige, die "Technophobie", in der heutigen Welt und mit zunehmender Komplexität der Technik, immer vermehrter auf - sie ist aber ein schon immer bekanntes Phänomen. Bekannte Täufergruppen, wie die Amischen oder die Mennoniten, etc., die etwa Autos ablehnen, sind keineswegs technophob - sie bewerten (neue) Technologien nur anders. Nämlich danach, ob sie ihrer Gemeinschaft förderlich sind oder nicht. Beispielsweise lehnen die Amischen Autos nicht deshallb ab, weil sie "des Teufels sind", sondern, weil diese den Bewegungsradius der Menschen stark erweitern und dadurch den starken Bezug auf die eigene Gemeinschaft schwächen. Viele Mennoniten alter Ordnung hauen in die gleiche Kerbe. Sie erlauben allerdings Traktoren - jedoch nur mit Stahlreifen, um so den Bewegungsradius der Mitglieder der eigenen Gemeinschaft zu begrenzen. Als 1886 von Carl Benz mit dem Motordreirad: "Benz Patent-Motorwagen Nummer 1" das Geburtsjahr des modernen "Automobils mit Verbrennungsmotor" eingefahren wurde, erfuhr dies erst Ablehnung - weil es nunmal "normal" ist, daß der Mensch alles Neue zuerst negativ be- und ertrachtet. Später wurde das Auto zum Statussymbol. Diese Symbolik entstand mittels Pikto- oder Hierogramme allerdigs schon in analphabetischer Zeit.
Im Zuge der "Kohlenstoffdioxid/Co²"-Debatte, wurde sodann der Selbstzünder als Antriebsart hervorgehoben. Als auch der Diesel einen Skandal erfuhr und um einen möglichst schmerzfreien Ausweg aus dem Abgaßkandal zu finden, wurde dem Elektroauto Vorfahrt gewährt. Wesensgleich und ehrfürchtig kniend wurde das E-Auto als zukunftsweisend konstatiert. Dem E-Auto wurde mithin das größte Potential zugeschrieben, eben weil ihm keine umweltschädlichen Emissionen entfuhren. Garniert mit smarten Technologien und künstlicher Intelligenz, wird der E-Mobilität die Vorfahrt ins 21. Jahrhundert bewilligt. Die versammelten Hofberichterstatter des smarten Elon Musk, dem kalifornischen Newcomer aus dem Valley, verbalisierten zudem, daß "die Revolution auch auf unsere Straßen" (mit "Netflix-Abo und unzähligen weiteren Annehmlichkeiten") für die breite Masse erschwinglich werden soll und sein wird. Die Revolution kommt also!
- ... ob nun im August oder September, danach fragt am Ende keiner mehr
Unserer neuester Hype:
- der "Daten-Pathos"
Na bitte, klappt doch - Wasser auf die Mühlen der "Technophilie"-Fetischisten.
Auch der neueste Facebook-Skandal, wonach möglicherweise alleine in Deutschland bis zu 310.000 Geschädigte vorhanden sind - weltweit bis zu 87 Millionen, deren Daten unzulässig von Facebook mit der britischen Datenanalysefirma Cambridge Analytica geteilt worden sind, und der sich nun zusehends ausweitet, scheint dieser Hysterie keinen Abbruch zu tun. Vielleicht, bestimmt sogar, gehen diese Leute davon aus, daß man die Datensammelwut seitens Facebook & Co. regulieren oder gar eindämmen könne? Mithin scheinen sie zu vergessen, daß die Datensammlung und deren Analyse Geschäftsgrundlage ist. Somit dürfte eine Regulierung wohl nicht in deren Interesse sein. Neuformulierungen der Datenschutz- und Nutzungsbedingungen, die nun ausführlicher beschrieben seien und dadurch klarer und transparenter werden (sollen), fußen teilweise auf neuen EU-Verordnungen - sie sind also keineswegs freiwillig, wie es das Online-Netzwerk inbrünstig und prahlend akzentuiert. An der Datenverarbeitung werde sich aber nichts ändern, betont das Unternehmen zudem.
Frage:
- Sind wir wirklich so technikgläubig und allgemein ratlos, daß wir Gefahren nicht (mehr) erkennen?
Sind die Protagonisten derart charismatisch, daß wir dabei alle Scheu zur Hinterfragung derer verlieren?
Sollten wir nicht alle ein wenig zu Amischen oder Mennoniten werden?- ... oder bleiben wir lieber dem Fetischismus treu?
- ... im religiösen Sinn - als der Verehrung heiliger Objekte, in denen übernatürliche persönliche Geister aber unpersönliche Mächte wohnen.
- ... oder bleiben wir lieber dem Fetischismus treu?