Freiräume erkämpfen?!

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Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von pmb »

In den letzten Jahrzehnten kam es in den Großstädten zu immer mehr baulichen Veränderungen, damit diese Veränderungen, zugunsten der Touristen und Bonzen, durchgeführt werden können werden alte Mieter aus ihren Wohnungen verdrängt, welche dann sehr schlecht neuen preiswerten Wohnraum finden können.

Einige dieser Menschen fangen dann an leerstehende Mietshäuser und Wohnungen zu besetzen. In diesen besetzten Zonen werden dann auch alternative Lebensformen erprobt, die nicht auf Herrschaft, Gewalt und Unterdrückung beruhen.

Außerdem sind es Sammelbecken für Künstler, Freigeister und vieler anderer Menschen die mit den Zuständen dieser Gesellschaft nicht zufrieden sind und nun anfangen ihr leben selber zu gestalten.

Das heißt sie appellieren nicht an die Herrschenden, ihnen Wohnungen zur Verfügung zu stellen, sondern sie nehmen sie sich einfach.

Wie steht ihr dazu, ist das legitim oder einfach nur eine Straftat?
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frems
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

Da wird einiges verwechselt. Jene, die tatsächlich verdrängt werden, wie beispielsweise migrantische Geringverdiener, besetzen in der Regel keine Häuser, weil sie nichts anderes mehr finden. Das tun meist erlebnisorientierte Jugendliche, die einen Vorwand suchen, obwohl sie selbst mit ihren Partikularinteressen den Gentrifizierungsprozeß antrieben und damit für die Verdrängung sorgten.

Fremdes Eigentum mit Gewalt an sich zu reißen und dadurch zusätzlich Kosten entstehen zu lassen, ist sicherlich eine Straftat und nicht legitim.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

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pmb » Di 25. Dez 2012, 18:05 hat geschrieben:In den letzten Jahrzehnten kam es in den Großstädten zu immer mehr baulichen Veränderungen, damit diese Veränderungen, zugunsten der Touristen und Bonzen, durchgeführt werden können werden alte Mieter aus ihren Wohnungen verdrängt, welche dann sehr schlecht neuen preiswerten Wohnraum finden können.

Einige dieser Menschen fangen dann an leerstehende Mietshäuser und Wohnungen zu besetzen. In diesen besetzten Zonen werden dann auch alternative Lebensformen erprobt, die nicht auf Herrschaft, Gewalt und Unterdrückung beruhen.

Außerdem sind es Sammelbecken für Künstler, Freigeister und vieler anderer Menschen die mit den Zuständen dieser Gesellschaft nicht zufrieden sind und nun anfangen ihr leben selber zu gestalten.

Das heißt sie appellieren nicht an die Herrschenden, ihnen Wohnungen zur Verfügung zu stellen, sondern sie nehmen sie sich einfach.

Wie steht ihr dazu, ist das legitim oder einfach nur eine Straftat?
Leerstehende Mietwohnungen zu besetzen halte ich für legitim, solange es den Eigentümer nicht wirklich stört. Erst wenn eine Aufforderung kommt, das Haus zu räumen, weil es für eine neue Nutzung modernisiert werden soll oder gar abgerissen werden soll, um einem Neubau Platz zu machen, ändert sich die Situation. Dann sollten Sie es freiwillig räumen, und zwar unverzüglich.
In Spanien gibt es ein Gesetz: wenn Sie nachweisen können ein Jahr lang in einem ungenutzten Haus gelebt zu haben und dort auch investiert haben, Reparaturen gemacht haben etc, und der Eigentümer nichts gesagt hat, kann Ihnen das komplette Haus als Eigentum zugeschlagen werden.
Das finde ich gar nicht so schlecht.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von pmb »

frems » Di 25. Dez 2012, 18:12 hat geschrieben:Das tun meist erlebnisorientierte Jugendliche, die einen Vorwand suchen, obwohl sie selbst mit ihren Partikularinteressen den Gentrifizierungsprozeß antrieben und damit für die Verdrängung sorgten.
Das ist eine Lüge.
frems » Di 25. Dez 2012, 18:12 hat geschrieben:Da wird einiges verwechselt. Jene, die tatsächlich verdrängt werden, wie beispielsweise migrantische Geringverdiener, besetzen in der Regel keine Häuser, weil sie nichts anderes mehr finden.
Wie du jetzt auf "migrantische Geringverdiener" kommst, weiss ich nicht, lässt aber tief blicken.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

pmb » Di 25. Dez 2012, 18:21 hat geschrieben: Das ist eine Lüge.
Nö. Künstler, Studenten und Freigeister, wie Du sie nennst, sind die "Pioniere", wie sie in der Sozialforschung genannt werden. Die treiben die Mietpreise an wie kaum einer. Die "Bonzen" kommen höchstens am Ende des Prozesses. Wer was anderes bisher dachte, möge sich bitte vorher informieren. Sonst ist es immer ziemlich müßig.
Wie du jetzt auf "migrantische Geringverdiener" kommst, weiss ich nicht, lässt aber tief blicken.
Macht nichts. War mir klar, daß Du mit den betroffenen Gruppen nichts zu tun hast. :)
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Re: Freiräume erkämpfen?!

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frems » Di 25. Dez 2012, 18:30 hat geschrieben: Nö. Künstler, Studenten und Freigeister, wie Du sie nennst, sind die "Pioniere", wie sie in der Sozialforschung genannt werden. Die treiben die Mietpreise an wie kaum einer. Die "Bonzen" kommen höchstens am Ende des Prozesses. Wer was anderes bisher dachte, möge sich bitte vorher informieren. Sonst ist es immer ziemlich müßig.
Du brauchst gar nicht so überheblich zu tun, dass diese Freigeister, Studenten und Künstler vllt auch zu den Geringverdienern gehören, die verdängt werden, kommt die wohl gar nicht in den Sinn.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

pmb » Di 25. Dez 2012, 18:34 hat geschrieben:
Du brauchst gar nicht so überheblich zu tun, dass diese Freigeister, Studenten und Künstler vllt auch zu den Geringverdienern gehören, die verdängt werden, kommt die wohl gar nicht in den Sinn.
Die Realität bringt halt mehr als ein herbeiphantasierter Klassenkampf. Falls Du in einer Stadt lebst, wo in bestimmten Szenevierteln die Preise explodieren, kannst Du Dir ja anschauen, wie der Stadtteil früher aussah und wer da heute so lebt. Falls Du wissenschaftliche Literaturtipps wünschst, kann ich Dir gerne behilflich sein.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

Clark » Di 25. Dez 2012, 18:20 hat geschrieben: Leerstehende Mietwohnungen zu besetzen halte ich für legitim, solange es den Eigentümer nicht wirklich stört. Erst wenn eine Aufforderung kommt, das Haus zu räumen, weil es für eine neue Nutzung modernisiert werden soll oder gar abgerissen werden soll, um einem Neubau Platz zu machen, ändert sich die Situation. Dann sollten Sie es freiwillig räumen, und zwar unverzüglich.
In Spanien gibt es ein Gesetz: wenn Sie nachweisen können ein Jahr lang in einem ungenutzten Haus gelebt zu haben und dort auch investiert haben, Reparaturen gemacht haben etc, und der Eigentümer nichts gesagt hat, kann Ihnen das komplette Haus als Eigentum zugeschlagen werden.
Das finde ich gar nicht so schlecht.
Japp, aber das ist der Punkt: Wenn es den Eigentümer nicht stört. Wobei die Situation bzw. der Wohnungsmarkt in Spanien so ziemlich das Gegenteil von Deutschland ist, wenn man sich die Eigentums- und Wohnverhältnisse anschaut.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Negator »

Freiräume habt ihr dann, wenn ihr genügend Eigenkapital habt, um nicht abhängig zu sein und wenn ihr über eigenen Wohnraum verfügt.
Es ist wichtig, dass man nicht isoliert lebt, aber immer die Tür zusperren kann, wenn einen die Leute aus dem Volk nerven.
Und Kommunikationswege nach draussen braucht man: Telefon, Funk (11m, 2m, 70cm) und Breitband-Internet!
Zur Selbstverteidigung vielleicht noch 'ne Rüstung...
Maat & Mate :thumbup:
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Re: Freiräume erkämpfen?!

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frems » Di 25. Dez 2012, 18:42 hat geschrieben: Japp, aber das ist der Punkt: Wenn es den Eigentümer nicht stört. Wobei die Situation bzw. der Wohnungsmarkt in Spanien so ziemlich das Gegenteil von Deutschland ist, wenn man sich die Eigentums- und Wohnverhältnisse anschaut.
Ja. In Spanien gibt es derzeit wahrlich genug. Ich könnte Ihnen ein Reihenhaus vermitteln, Neubau, 2 Stockwerke plus Dachterasse und kleinem Garten, ca 100 m² innen, Lidl nebenan und ca 500 m vom Strand entfernt. Kaufpreis via Finanzierung: 230 Euro im Monat, wobei mir die Laufzeit allerdings nicht bekannt ist. Aber das ist in jedem Fall deutlich weniger als eine Miete in Deutschland.
Hatte ich schon für mich in Erwägung gezogen, wenn ich nicht meinen Arbeitsplatz dort verloren hätte. Wäre aber für deutsche Rentner interessant.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

Clark » Di 25. Dez 2012, 18:55 hat geschrieben: Ja. In Spanien gibt es derzeit wahrlich genug. Ich könnte Ihnen ein Reihenhaus vermitteln, Neubau, 2 Stockwerke plus Dachterasse und kleinem Garten, ca 100 m² innen, Lidl nebenan und ca 500 m vom Strand entfernt. Kaufpreis via Finanzierung: 230 Euro im Monat, wobei mir die Laufzeit allerdings nicht bekannt ist. Aber das ist in jedem Fall deutlich weniger als eine Miete in Deutschland.
Hatte ich schon für mich in Erwägung gezogen, wenn ich nicht meinen Arbeitsplatz dort verloren hätte. Wäre aber für deutsche Rentner interessant.
Schon, aber um flexibel bzw. mobil zu sein, setzt man in Deutschland eher auf Mieten statt Eigentum. Zu den 230 Euro kommen ja auch noch Steuern, Reparaturen usw drauf. Für Rentner eine lukrative Sache, für junge Geringverdiener eher nicht. Und von letzteren gibt's ja derzeit in Spanien leider viel zu viele. Zahlt die spanische Sozialversicherung eigentlich die Raten weiter bei Arbeitslosigkeit? :?:
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Clark »

frems » Di 25. Dez 2012, 18:58 hat geschrieben: Schon, aber um flexibel bzw. mobil zu sein, setzt man in Deutschland eher auf Mieten statt Eigentum. Zu den 230 Euro kommen ja auch noch Steuern, Reparaturen usw drauf. Für Rentner eine lukrative Sache, für junge Geringverdiener eher nicht. Und von letzteren gibt's ja derzeit in Spanien leider viel zu viele. Zahlt die spanische Sozialversicherung eigentlich die Raten weiter bei Arbeitslosigkeit? :?:
Es gibt sowas wie eine Sozialversicherung, ja. Ich weiss aber nicht, wieviel die unter welchen Umständen zahlt. Kam für mich einfach nicht in Frage.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Fadamo »

pmb » Di 25. Dez 2012, 18:05 hat geschrieben:In den letzten Jahrzehnten kam es in den Großstädten zu immer mehr baulichen Veränderungen, damit diese Veränderungen, zugunsten der Touristen und Bonzen, durchgeführt werden können werden alte Mieter aus ihren Wohnungen verdrängt, welche dann sehr schlecht neuen preiswerten Wohnraum finden können.

Einige dieser Menschen fangen dann an leerstehende Mietshäuser und Wohnungen zu besetzen. In diesen besetzten Zonen werden dann auch alternative Lebensformen erprobt, die nicht auf Herrschaft, Gewalt und Unterdrückung beruhen.

Außerdem sind es Sammelbecken für Künstler, Freigeister und vieler anderer Menschen die mit den Zuständen dieser Gesellschaft nicht zufrieden sind und nun anfangen ihr leben selber zu gestalten.

Das heißt sie appellieren nicht an die Herrschenden, ihnen Wohnungen zur Verfügung zu stellen, sondern sie nehmen sie sich einfach.

Wie steht ihr dazu, ist das legitim oder einfach nur eine Straftat?

Wenn häuser jahrelang leer stehen hat der besitzer kein interesse an diesem haus.Da nimmt man sich das haus einfach.
Ein bissel zivile ungehorsamkeit belebt diese gesellschaftordnung :thumbup:
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Antisozialist »

pmb » Di 25. Dez 2012, 19:05 hat geschrieben:In den letzten Jahrzehnten kam es in den Großstädten zu immer mehr baulichen Veränderungen, damit diese Veränderungen, zugunsten der Touristen und Bonzen, durchgeführt werden können werden alte Mieter aus ihren Wohnungen verdrängt, welche dann sehr schlecht neuen preiswerten Wohnraum finden können.

Einige dieser Menschen fangen dann an leerstehende Mietshäuser und Wohnungen zu besetzen. In diesen besetzten Zonen werden dann auch alternative Lebensformen erprobt, die nicht auf Herrschaft, Gewalt und Unterdrückung beruhen.

Außerdem sind es Sammelbecken für Künstler, Freigeister und vieler anderer Menschen die mit den Zuständen dieser Gesellschaft nicht zufrieden sind und nun anfangen ihr leben selber zu gestalten.

Das heißt sie appellieren nicht an die Herrschenden, ihnen Wohnungen zur Verfügung zu stellen, sondern sie nehmen sie sich einfach.

Wie steht ihr dazu, ist das legitim oder einfach nur eine Straftat?
Darf ich etwa Ihr Auto einfach ungefragt aufbrechen und für ein paar Stunden benutzen, wenn es unbenutzt am Straßenrand steht?
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Zeta »

Ich sehe es als Straftat an.
Es darf ja auch niemand mit meinem Auto fahren, nur weil ich für zwei Wochen in Urlaub bin.
Verschleiß ist immer da, der muss ersetzt werden.

Es ist natürlich nicht schlimm, wenn man in einer leerstehenden Wohnung wohnt und diese räumt, wenn es so sein soll. Man muss die Bude dann aber auch ordentlich übergeben.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

Antisozialist » Di 25. Dez 2012, 20:22 hat geschrieben:
Darf ich etwa Ihr Auto einfach ungefragt aufbrechen und für ein paar Stunden benutzen, wenn es unbenutzt am Straßenrand steht?
Paß auf, Du hast gerade den "Wohnraum (im alternativen Szeneviertel) ist ein Menschenrecht und keine Ware"-Knopf gedrückt. ;)

Ansonsten: http://d-q-e.net/akademie/rwth-aachen/G ... ericht.pdf

Einfach mal ab 1.1.2 lesen.

Bei weiterem Bedarf "Triumph of the City" von Glaeser oder "The Rise of the Creative Class" von Florida lesen. Hätten wir das schon einmal geklärt. Oder, wenn's schnell gehen soll, ein Interview mit Experten überfliegen:
Das wird in der wissenschaftlichen Diskussion als Pionierdilemma beschrieben. Künstler, Studierende und Kreative, also Menschen mit hohem sozialem und kulturellem Kapital, aber geringen ökonomischen Ressourcen, sind die Pioniere der Aufwertung. Das ist die ganz klassische Vorstellung, wie Gentrification abläuft: Erst ziehen junge Kreative in ein Viertel und bewerkstelligen mit ihrer Anwesenheit, ihrer Infrastruktur und ihren Aktivitäten einen Imagewandel. Die Immobilienwirtschaft greift das dann auf. [...] Viele Fallstudien zeigen, dass das nur eine Form von Aufwertung ist. Oft geben politisch motivierte Programme – etwa Denkmalschutz oder Programme zur Belebung der inneren Städte – letztendlich die Impulse zur Aufwertung von Stadtvierteln. Es muss nicht immer erst ein Galerienviertel entstehen, damit Gentrifizierung eintritt. Tatsächlich stimmt aber die Beobachtung, dass diese Pioniere eher zu den artikulationsstarken Gruppen in der Stadt gehören, was wiederum eine Folge von deren sozialem und kulturellem Kapital, Netzwerken und Bildungsstand ist. Diese Gruppen wissen sich eben auch gekonnt öffentlich in Szene zu setzen.
http://www.zeit.de/lebensart/2010-10/ge ... ndrej-holm

Auch schön und treffend:
Diese Art von Gentrifizierungskritik steckt nicht nur voller Ressentiments, sie erweist sich auch als überaus konservativ. Die selbst ernannten Aktivisten warnen vor Veränderungen, betonen den Wert des Althergebrachten, also der »Tradition«, und fordern den »Erhalt«. Dabei ist streng genommen der Hype um bestimmte Quartiere in Kreuzberg, Linden oder St. Pauli erst durch die kulturelle und szenische Aufwertung der Stadtteile durch viele der heutigen Gegner der Gentrifizierung möglich geworden. So gesehen sind die Stadtteilaktivisten zugleich Modernisierer und Modernisierungsgegner, sie sind Täter, die sich als Opfer gerieren. Ihre Angst vor dem Verlust des Bestehenden, ihr Beharren auf räumlich akzentuierter »Identität«, ihr Pochen auf narrativ überlieferte Stadtteilkultur ist zutiefst provinziell und lokalistisch.

»Lieber besetzen wir Häuser als andere Länder«, hieß es auf einem Transparent an dem besetzten Haus in Hannover-Linden. Nur leider taugt der Hausbesitzer nicht zum Feindbild, er besitzt keinen Porsche Cayenne, ihm liegt auch kein Immobilien-Imperium zu Füßen. Er ist iranischer Zuwanderer, der sich von seinem Ersparten einen Lebenstraum erfüllen und selbst Vermieter in jenem Stadtteil werden will, in dem er seit Jahrzehnten mit seiner Familie lebt. Unter kultursensiblen Vorzeichen könnte jenes Transparent daher ebenso gut als xenophobes Ressentiment gegen den Eigentümer selbst gelesen werden – auch wenn dies sicher nicht in der Absicht der engagierten jungen Menschen liegt, die sich selbst zur »linken Szene« zählen und sich in Interviews wie urbane Zapatisten inszenieren.

[...]

Das Erkämpfen sogenannter Freiräume im Kapitalismus war schon immer eine Illusion. Es gibt keine subkulturellen Nischen, zumindest keine, deren Gesellschaftskritik den inneren Zirkel einiger Ausgewählter verlassen würde. Man macht es sich gemütlich in seiner Wagenburg. Doch wer sich gegen jede Art von Veränderung und Fortentwicklung sträubt, der wird auch blind für mögliche Chancen und Alternativen, für bislang nur selten erprobte Formen der Einmischung, die eine emanzipatorische Perspektive eröffnen könnten.
http://www.zeit.de/2012/05/Gentrifizierung
Zuletzt geändert von frems am Di 25. Dez 2012, 21:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

Zeta » Di 25. Dez 2012, 20:57 hat geschrieben:Ich sehe es als Straftat an.
Es darf ja auch niemand mit meinem Auto fahren, nur weil ich für zwei Wochen in Urlaub bin.
Verschleiß ist immer da, der muss ersetzt werden.

Es ist natürlich nicht schlimm, wenn man in einer leerstehenden Wohnung wohnt und diese räumt, wenn es so sein soll. Man muss die Bude dann aber auch ordentlich übergeben.
Das wäre dann eine (in)formelle Einigung mit dem Besitzer und damit keine Hausbesetzung, wie es angestrebt wird. Wenn ein Besitzer mit Konditionen zufrieden ist, stört es sicherlich niemanden, wer da wie viel Geld oder gar kein Geld an Miete zahlt. Wenn ein randalierender Mob aber einfach private oder öffentliche Gebäude stürmt und Schlösser aufbricht, um da Künstlerateliers zu errichten, sieht es wieder anders aus.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von pmb »

Antisozialist » Di 25. Dez 2012, 20:22 hat geschrieben:
Darf ich etwa Ihr Auto einfach ungefragt aufbrechen und für ein paar Stunden benutzen, wenn es unbenutzt am Straßenrand steht?
Das kommt drauf an. Wenn man z.B. einen LKW von der Firma Rheinmetall klaut, um damit Hilfsgüter in Krisenregionen zu bekommen ist das auf jeden Fall in Ordnung.

Wenn ich dir dein Auto klaue, nur um damit eine kleine Spritztour zu machen und es danach im Graben zu versenken, dass du am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit kommst, wäre das schon etwas gemein.

Die Frage wäre vielmehr ob private Pkws überhaupt Sinn machen, vor allem in der Stadt.
Ein vernünftiges öffentliches Verkehrsnetz wäre da wohl wesentlich effektiver, kostengünstiger und umweltfreundlicher.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von MoOderSo »

pmb » Di 25. Dez 2012, 21:31 hat geschrieben:
Das kommt drauf an. Wenn man z.B. einen LKW von der Firma Rheinmetall klaut, um damit Hilfsgüter in Krisenregionen zu bekommen ist das auf jeden Fall in Ordnung.
Wenn du von Rheinmetall ein LKW klaust, hast du nicht Rheinmetall bestohlen sondern einen Spediteur.
Und wenn du dann noch mit dem Ding in Krisenregionen fährst, so wäre das wenig umweltfreundlich.
Der Anarchist ist kein Feind der Ordnung. Er liebt die Ordnung so sehr, daß er ihre Karikatur nicht erträgt.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von pmb »

MoOderSo » Di 25. Dez 2012, 21:44 hat geschrieben: Wenn du von Rheinmetall ein LKW klaust, hast du nicht Rheinmetall bestohlen sondern einen Spediteur.
Und wenn du dann noch mit dem Ding in Krisenregionen fährst, so wäre das wenig umweltfreundlich.
Rheinmetall baut LKWs genau genommen mit MAN zusammen, die üblicherweise an die Bundeswehr ausgeliefert werden, somit würde man die Bundeswehr beklauen bzw. Rheinmetall, wenn man sie vor Auslieferung schon klaut.

Aber wenn man immer alles zwanghaft falsch verstehen will, ist das auch nicht mein Problem. So ein rumgetrolle kenn ich ja schon aus anderen Foren.
Zuletzt geändert von pmb am Di 25. Dez 2012, 22:18, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von MoOderSo »

pmb » Di 25. Dez 2012, 22:10 hat geschrieben:
Rheinmetall baut LKWs genau genommen mit MAN zusammen, die üblicherweise an die Bundeswehr ausgeliefert werden, somit würde man die Bundeswehr beklauen bzw. Rheinmetall, wenn man sie vor Auslieferung schon klaut.
Und warum wäre das in Ordnung?
Weil die Waffen herstellen?
Warum nicht den Bauern beklauen, von dessen Erzeugnissen sich der Soldat ernährt?
Ohne ihn könnte der Krieger auch schlecht Krieg spielen.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von hafenwirt »

frems » Di 25. Dez 2012, 19:12 hat geschrieben:[...]Das tun meist erlebnisorientierte Jugendliche, die einen Vorwand suchen, obwohl sie selbst mit ihren Partikularinteressen den Gentrifizierungsprozeß antrieben und damit für die Verdrängung sorgten.

Fremdes Eigentum mit Gewalt an sich zu reißen und dadurch zusätzlich Kosten entstehen zu lassen, ist sicherlich eine Straftat und nicht legitim.
Oder Studierende, die sich fragen, warum sie keinen bezahlbaren Wohnraum finden, deshalb seit Monaten bei Freunden auf dem Sofa schlafen - und das obwohl universitäre Räume seit Jahren leer stehen und dies nur, weil man auf irgendwelche Investoren wartet, die dort eventuell unter Umständen vielleicht irgendwann die Fläche aufkaufen und dort ein Hotel hinsetzen... :(

https://www.google.de/search?q=wohnungs ... =firefox-a

https://www.asta.uni-goettingen.de/917
Zuletzt geändert von hafenwirt am Mi 26. Dez 2012, 12:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

hafenwirt » Mi 26. Dez 2012, 12:50 hat geschrieben:
Oder Studierende, die sich fragen, warum sie keinen bezahlbaren Wohnraum finden, deshalb seit Monaten bei Freunden auf dem Sofa schlafen - und das obwohl universitäre Räume seit Jahren leer stehen und dies nur, weil man auf irgendwelche Investoren wartet, die dort eventuell unter Umständen vielleicht irgendwann die Fläche aufkaufen und dort ein Hotel hinsetzen... :(
Wohnungsnot ist in der Regel nur ein Märchen. In Hamburg beklagen sich zu jedem Semesterbeginn die Studenten auch, weil's wahrhlich schwierig. Das Problem sind da eher ihre hohen Ansprüche, möglichst zentral in der Stadt, Kneipen in der Nähe, Uni gerne auch nicht zu weit entfernt, wobei letzteres nicht ganz so wichtig ist. Am Stadtrand in Hochhaussiedlungen gibt's genug bezahlbaren Leerstand oder in Mehrfamilienhäusern in vor Orten, die jedoch 30 Minuten mit der U-Bahn entfernt sind vom "Nachtleben". Es soll aber halt ein sanierter Altbau im Gründerzeitviertel sein. Und wenn jeder in einigen wenigen Stadtteilen wohnen will, wird's halt eng bzw. nicht jeder kann Wohnraum finden -> die Preise steigen. Eine 3er-WG hat meistens auch weniger Problemen, eine Warmmiete von 1.000 Euro zu zahlen. Eine mehrköpfige Familie, wo evtl. nur der Mann einer einfachen Tätigkeit nachgeht, kann da nicht mithalten.

Ein schönes Beispiel ist bei uns in Hamburg die Technische Uni. Die liegt im Süden und ziemlich ab vom Schuß, eher unbeliebtes Wohnviertel und dementsprechend gibt's Leerstand und günstigen Wohnraum. Trotzdem lebt gerade einmal jeder zehnte Student der Uni im dortigen Bezirk -- der Rest pendelt lieber und wohnt in teureren, angesagten Quartieren. Da wird halt immer gerne auf hohem Niveau geklagt, wenn das politische Schlagwort "Wohnungsmangel" kommt. Sicherlich spielen weitere Faktoren wie ein höherer Anteil an Singlehaushalten eine Rolle, weshalb ein verstärkter Wohnungsbau der Städte und Kommunen schon richtig ist, aber von Mangel oder gar Not kann man flächendeckend nicht sprechen. Vor allem nicht als Legitimation, damit erlebnisorientierte Jugendliche symbolisch in Gebäude stürmen, ein paar Transparente aufhängen und fordern, am liebsten gar keine Miete mehr zahlen zu müssen. :?

http://www.mopo.de/polizei/altona-ex-fi ... 75094.html

Altona, Ottensen, alles yuppisierte Stadtteile, die früher Rückzugsorte für Geringverdiener waren. Nach Farmsen, Rahlstedt, Bergedorf oder Neugraben (alles angebundene Stadtteile, die etwas weiter weg sind) gehen diese selbsternannten linken Aktivisten merkwürdigerweise nicht. Über solche symbolischen, aber medienwirksamen Protestaktionen von Studenten und Künstlern aus Wohlstandsfamilien ist die Immobilienwirtschaft übrigens immer sehr erfreut. Da weiß man, wo es sich zu investieren lohnt und wo man eine nette Rendite kriegen kann.
Zuletzt geändert von frems am Mi 26. Dez 2012, 16:13, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Antisozialist »

hafenwirt » Mi 26. Dez 2012, 13:50 hat geschrieben:
Oder Studierende, die sich fragen, warum sie keinen bezahlbaren Wohnraum finden, deshalb seit Monaten bei Freunden auf dem Sofa schlafen - und das obwohl universitäre Räume seit Jahren leer stehen und dies nur, weil man auf irgendwelche Investoren wartet, die dort eventuell unter Umständen vielleicht irgendwann die Fläche aufkaufen und dort ein Hotel hinsetzen... :(

https://www.google.de/search?q=wohnungs ... =firefox-a

https://www.asta.uni-goettingen.de/917
Viele Studiengänge lassen sich auch an der Fernuniversität Hagen oder in ostdeutschen Kleinstädten mit niedrigen Mietpreisen studieren, so dass man oft gar nicht in zentrales und angesagtes Großstadtviertel ziehen muss, um studieren zu können.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von hafenwirt »

Das mag in Hamburg der Fall sein, aber hier ist die Situation tatsächlich so.

Es gibt hier keine Hochhäuser in Randvierteln. Und auch keine weiten Wege. Ich wohne fast am Rand der Stadt, trotzdem schaffe ich es zu Fuß in die Kneipe in 20 Min. Das ist in Ordnung.

Innenstadt und innenstadtnahe Bereiche sind ohnehin für durchschnittliche Studis kaum noch bezahlbar, die Straßen wurden in den letzten Jahren komplett erneuert, die Kosten an die Vermieter und dann an die Mieter weitergegeben. Eine Freundin hat für ein 12qm Zimmer in einer WG knapp 300€ gezahlt.

Die Wohnheime sind voll, zwischen 6-12 Monaten Wartezeit ists bei den meisten Listen. Weil man aufgrund der Doppeljahrgänge im letzten Jahr ganz plötzlich gemerkt hat, dass da ja viel mehr Studierende anfangen wollen, als sonst, hat man sich dieses Jahr dazu entschlossen, ein neues Wohnheim zu bauen, welches aber erst nächstes Jahr ausgeschrieben wird.

Gleichzeitig stehen eben einige Räume leer und es wird sich aus o.g. Gründen geweigert, diese in Wohnraum umzuwandeln. Freiräume hat hier zwar nieman erkämpft, aber ich hätte es nachvollziehen können, wenn man das ein oder andere leerstehende Gebäude mal näher angeguckt hätte.

Seitens der Uni und der Stadt hat man letztes Jahr die Bevölkerung aufgefordert, doch Studis aufzunehmen, aber es hatte auch positive Effekte, das Hostel war wochenlang vollbesetzt und da ich den Besitzer kenne, hat dieser sich seine nächsten Urlaube verdient. :)
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

In Göttingen wohnen über 120.000 Menschen. Da mag ein einzelnes Hostel symbolisch sein, aber hat dann doch recht wenig Einfluß auf den Wohnungsmarkt. Man kann auch nicht so problemlos irgendwelche Räume, wie leerstehende Bürogebäude, in Wohnraum umwandeln, auch wenn die Forderung erstmal schlüssig und unterstützenswert klingt. Da muß man halt flexibel sein, wenn man in eine hippe Studentenstadt ziehen möchte, und vielleicht zum Semesterbeginn erstmal im Umland Ausschau halten und ggf. mit dem Semesterticket pendeln. Der AStA ist auch nicht immer die beste Quelle, für eine objektive, wissenschaftliche Betrachtung des Wohnungsmarktes.

Wie gesagt, Wohnungsbau in Städten mit hoher Fluktuation ist absolut richtig, aber irgendwie klappt's bei den meisten ja dann doch irgendwie -- trotz einmaligen Ausnahmen wie doppelten Abijahrgängen oder Aussetzung der Wehrpflicht. (Abgesehen davon, daß Bevölkerung sowie Studentenzahl in der besagten Stadt, die auch nur ein Einzelfall ist, seit Jahren abnimmt)

Und es ging ja auch weniger um die Zugezogenen, sondern die Alteingesessenen, die umziehen müssen. Das betrifft vor allem Geringverdiener und ihre Familien. Bloß wird da niemand von heute auf morgen vor die Tür gesetzt, sodaß er sich aus Existenzängsten Wohnraum illegal an sich reißen müßte. In der Regel gibt's für Geringverdiener entsprechende Unterstützungen, ob Wohngeld, ob Zugang zu Sozialbauwohnungen (Kostenmieten sind anders als ortsübliche Vergleichsmieten nicht von einem Mietspiegel angetastet) oder auch Zugriff auf öffentlich, zurückgehaltene Wohnungen. Die Leute ziehen dann um, wenn sie feststellen, daß ihre Miete immer weiter steigt (was durchs BGB aber auch nicht unbegrenzt möglich ist) und sie sie sich irgendwann nicht mehr leisten können oder wollen (ohne auf andere Dinge zu verzichten). Alles nicht so dramatisch, wie erlebnisorientierte Hausbesetzer es gerne darstellen, nachdem sie selbst die Preise angekurbelt haben.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von pmb »

frems » Mi 26. Dez 2012, 18:47 hat geschrieben: In der Regel gibt's für Geringverdiener entsprechende Unterstützungen, ob Wohngeld, ob Zugang zu Sozialbauwohnungen (Kostenmieten sind anders als ortsübliche Vergleichsmieten nicht von einem Mietspiegel angetastet) oder auch Zugriff auf öffentlich, zurückgehaltene Wohnungen. Die Leute ziehen dann um, wenn sie feststellen, daß ihre Miete immer weiter steigt (was durchs BGB aber auch nicht unbegrenzt möglich ist) und sie sie sich irgendwann nicht mehr leisten können oder wollen (ohne auf andere Dinge zu verzichten). Alles nicht so dramatisch, wie erlebnisorientierte Hausbesetzer es gerne darstellen, nachdem sie selbst die Preise angekurbelt haben.
Das ist neoliberales Geschwätz vom feinsten.

Das was der Vermieter macht, indem er die Mieter immer mehr erhöht ist Erpressung, nichts anderes, er nutzt seine Macht, die ihm sein Eigentum gibt aus, um Menschen aus den Wohnungen zu verdrängen.

Dann werden die Wohnungen zu Luxuswohnungen saniert, daneben noch ein Starbucks, Hotels, gehobene Gastronomie und sonstige Luxusdienstleistungen.

Und die Geringverdiener dürfen dann in Sozialwohungen ziehen, wenn man sie in Wellblechhütten leben lassen würde, könnte man die Löhne bzw. das Arbeitslosengeld 2 evtl. noch mehr senken??

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Zuletzt geändert von pmb am Do 27. Dez 2012, 21:56, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

pmb » Do 27. Dez 2012, 21:54 hat geschrieben:
Das ist neoliberales Geschwätz vom feinsten.
:D

Nein, nur die gesetzliche Grundlage, die Du gerne ausblendest.
Das was der Vermieter macht, indem er die Mieter immer mehr erhöht ist Erpressung, nichts anderes, er nutzt seine Macht, die ihm sein Eigentum gibt aus, um Menschen aus den Wohnungen zu verdrängen.
Die Macht ist auch nur eingeschränkt. Schon mal was von Mieterschutz gehört? Ging schon der eine oder andere Investor dran pleite. Kannst ja gerne das Thema Mietvertrag mal nachschlagen, falls Dich das Thema überhaupt interessiert und nicht nur die Parole "Freiräume erkämpfen".
Dann werden die Wohnungen zu Luxuswohnungen saniert, daneben noch ein Starbucks, Hotels, gehobene Gastronomie und sonstige Luxusdienstleistungen.
Entweder zahlt man für eine bessere Wohnung mehr Geld oder sucht sich eine andere. Bevor aber in einem Viertel ein Investor auf die Idee kommt, Luxuswohnungen anzubieten, Hotels zu bauen oder sonstwas, ist der Verdrängungsprozeß schon größtenteils am Ende. Ich hatte Dir doch einiges verlinkt und empfohlen.
Und die Geringverdiener dürfen dann in Sozialwohungen ziehen, wenn man sie in Wellblechhütten leben lassen würde, könnte man die Löhne bzw. das Arbeitslosengeld 2 evtl. noch mehr senken??
Dürfen die Geringverdiener jetzt schon. Sozialwohnungen sind nicht automatisch von minderer Qualität, sondern öffentlich gefordert. Ja, nicht jeder kann im angesagten Szeneviertel leben, sondern findet einige Bahnminuten entfernt eine Wohnung, die er sich leisten kann/will. Ein Recht auf Stillstand gibt's nicht, sonst wären die linken, alternativen Stadtviertel noch immer heruntergekommene Quartiere, wo kein Normalbürger nachts entlanggehen würde. Heute reiht sich ein Lokal ans andere. Gratulation, Alternative.
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Ich hatte schon im ersten Beitrag in diesem Thema von Verdrängung gesprochen.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Antisozialist »

pmb » Do 27. Dez 2012, 22:54 hat geschrieben:
Das ist neoliberales Geschwätz vom feinsten.

Das was der Vermieter macht, indem er die Mieter immer mehr erhöht ist Erpressung, nichts anderes, er nutzt seine Macht, die ihm sein Eigentum gibt aus, um Menschen aus den Wohnungen zu verdrängen.

Dann werden die Wohnungen zu Luxuswohnungen saniert, daneben noch ein Starbucks, Hotels, gehobene Gastronomie und sonstige Luxusdienstleistungen.

Und die Geringverdiener dürfen dann in Sozialwohungen ziehen, wenn man sie in Wellblechhütten leben lassen würde, könnte man die Löhne bzw. das Arbeitslosengeld 2 evtl. noch mehr senken??

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Die geistig und zugleich materiell Armen sind doch schon längst von Studenten und Künstlern aus ihren Vierteln herausgedrängt worden!
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von pmb »

frems » Do 27. Dez 2012, 22:11 hat geschrieben: :D

Nein, nur die gesetzliche Grundlage...

Sag ich doch :rolleyes:
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Katenberg »

pmb » Di 25. Dez 2012, 18:05 hat geschrieben:In den letzten Jahrzehnten kam es in den Großstädten zu immer mehr baulichen Veränderungen, damit diese Veränderungen, zugunsten der Touristen und Bonzen, durchgeführt werden können werden alte Mieter aus ihren Wohnungen verdrängt, welche dann sehr schlecht neuen preiswerten Wohnraum finden können.

Einige dieser Menschen fangen dann an leerstehende Mietshäuser und Wohnungen zu besetzen. In diesen besetzten Zonen werden dann auch alternative Lebensformen erprobt, die nicht auf Herrschaft, Gewalt und Unterdrückung beruhen.

Außerdem sind es Sammelbecken für Künstler, Freigeister und vieler anderer Menschen die mit den Zuständen dieser Gesellschaft nicht zufrieden sind und nun anfangen ihr leben selber zu gestalten.

Das heißt sie appellieren nicht an die Herrschenden, ihnen Wohnungen zur Verfügung zu stellen, sondern sie nehmen sie sich einfach.

Wie steht ihr dazu, ist das legitim oder einfach nur eine Straftat?
Die meisten Hausbesetzer sind autonome "Alternative", denen es nur um ihren Spaß geht und gegen die "pösen Reichen" kämpfen wollen. Lass mich raten, pmb würde den Besitz von Immobilien verbieten ;)
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

pmb » Fr 28. Dez 2012, 22:55 hat geschrieben: Sag ich doch :rolleyes:
Wenn Mieterschutz für Dich neoliberales Geschwätz ist, so lange Du nicht mit Eigentum anderer tun und lassen kannst, worauf Du morgens mal Lust hast, dann kann ich Dir leider nicht helfen. Aber vielleicht siehst Du die anderen Punkte dafür ein, die Du nun lieber unkommentiert ignorierst, nachdem Du sie eine Lüge nanntest und dann eines Besseren belehrt wurdest. Wär ja immerhin etwas. :|
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von pmb »

frems » Mi 2. Jan 2013, 00:59 hat geschrieben: Wenn Mieterschutz für Dich neoliberales Geschwätz ist, so lange Du nicht mit Eigentum anderer tun und lassen kannst, worauf Du morgens mal Lust hast, dann kann ich Dir leider nicht helfen. Aber vielleicht siehst Du die anderen Punkte dafür ein, die Du nun lieber unkommentiert ignorierst, nachdem Du sie eine Lüge nanntest und dann eines Besseren belehrt wurdest. Wär ja immerhin etwas. :|
Ich habe besseres zu tun als hier jeden konservativen Stuss zu kommentieren. Und ich bin auch nicht da um Andere zu belehren, was auch gar nicht das Ziel einer Diskussion ist, aber das begreifen die wenigsten.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Thomas I »

pmb » Di 25. Dez 2012, 19:34 hat geschrieben:
Du brauchst gar nicht so überheblich zu tun, dass diese Freigeister, Studenten und Künstler vllt auch zu den Geringverdienern gehören, die verdängt werden, kommt die wohl gar nicht in den Sinn.
Diese Freigeister, Studenten und Künstler werten aber erst ein Viertel so auf, dass die mit Geld dann auch es attraktiv finden dahinzuziehen.
Sie sind die Wegbereiter dafür, dass ein Stadtviertel in Mode kommt.
Das sie am Ende sozusagen auch von der von ihnen angestoßene Veränderung gefressen werden, ändert an den Fakten wenig.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von frems »

pmb » Mi 2. Jan 2013, 10:10 hat geschrieben:
Ich habe besseres zu tun als hier jeden konservativen Stuss zu kommentieren. Und ich bin auch nicht da um Andere zu belehren, was auch gar nicht das Ziel einer Diskussion ist, aber das begreifen die wenigsten.
Wenn das ein politischer Aufruf zu Straftaten sein soll, wirst Du hier im Forum vermutlich nicht viel Unterstützung finden. Und wenn man auf dem Holzweg ist, muß man damit rechnen, daß man korrigiert wird. Zum Erkämpfen von Freiräumen besteht halt kein Bedarf -- außer das Interesse des Randalierens einiger junger Menschen. Alle Sachargumenten mit billigen Phrasen abzuschmettern, hilft da auch wenig, sondern bestätigt den Gegenüber.
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von Orwellhatterecht »

frems » Di 25. Dez 2012, 18:12 hat geschrieben:Da wird einiges verwechselt. Jene, die tatsächlich verdrängt werden, wie beispielsweise migrantische Geringverdiener, besetzen in der Regel keine Häuser, weil sie nichts anderes mehr finden. Das tun meist erlebnisorientierte Jugendliche, die einen Vorwand suchen, obwohl sie selbst mit ihren Partikularinteressen den Gentrifizierungsprozeß antrieben und damit für die Verdrängung sorgten.

Fremdes Eigentum mit Gewalt an sich zu reißen und dadurch zusätzlich Kosten entstehen zu lassen, ist sicherlich eine Straftat und nicht legitim.

Wobei oftmals die fremden Eigentümer durch systematisches verloddern lassen aufzeigen, wie wert ihnen ihr Eigentum ist. Und dann werden Hausbesetzer wegen angeblichen Hausfriedensbruch belangt, einen "Hausfrieden!", der nicht selten zuvor durch beauftragte "Entmieter" bereits nachhaltig zerstört wurde. Die Staatsmacht schaut halt oft nicht so genau hin, wem sie Unterstützung gewährt !
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
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Re: Freiräume erkämpfen?!

Beitrag von HugoBettauer »

pmb » Di 25. Dez 2012, 18:05 hat geschrieben:In den letzten Jahrzehnten kam es in den Großstädten zu immer mehr baulichen Veränderungen, damit diese Veränderungen, zugunsten der Touristen und Bonzen, durchgeführt werden können werden alte Mieter aus ihren Wohnungen verdrängt, welche dann sehr schlecht neuen preiswerten Wohnraum finden können.

Einige dieser Menschen fangen dann an leerstehende Mietshäuser und Wohnungen zu besetzen.
Wenn es noch so viele freie Wohnungen und Häuser gibt, kann es mit der Verdrängung der Bevölkerung nicht so weit her sein.
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