Chinas deutsche Geisterstadt

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jack000
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Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von jack000 »

Fachwerk und Mittelalter-Kitsch wollten die Chinesen, doch ein Frankfurter Architekturbüro wusste es besser und klotzte eine typisch deutsche Neubausiedlung in einen Vorort von Shanghai. Jetzt will niemand hier wohnen - und sogar das jährliche Oktoberfest fällt aus.
http://www.spiegel.de/reise/staedte/0,1 ... 75,00.html
die Chinesen wollten Kitsch, aber sie bekamen einen Schrott, der überall auf der Welt stehen könnte (Man schaue sich die Bilder an).

=> Projekt gescheitert

Das war doch vorrauszusehen. Sollte man diesen "Architekten" im allgemeinen mal mehr auf Finger schauen?
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Tantris
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von Tantris »

jack » Fr 7. Okt 2011, 11:28 hat geschrieben: http://www.spiegel.de/reise/staedte/0,1 ... 75,00.html
die Chinesen wollten Kitsch, aber sie bekamen einen Schrott, der überall auf der Welt stehen könnte (Man schaue sich die Bilder an).

=> Projekt gescheitert

Das war doch vorrauszusehen. Sollte man diesen "Architekten" im allgemeinen mal mehr auf Finger schauen?
Die haben bestellt, er hat geliefert, und kassiert. Wo ist das problem?
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Thomas I
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von Thomas I »

Tantris » Fr 7. Okt 2011, 10:30 hat geschrieben:
Die haben bestellt, er hat geliefert, und kassiert. Wo ist das problem?
Man hat den Auftraggebern "Retro" ausgeredet weil man meint sich für "Retro" in Fachkreisen schämen zu müssen, hat aber übersehen, dass "Retro" hier beim Endkunden nicht nur gut ankommt, sondern geradezu unverzichtbar ist...

...da ist das Problem.

Und dann sowas

"Dann erklärt sie, warum: Die Fenster weisen nach Osten und nach Westen. Chinesen bevorzugen aber Wohnungen mit Nord-Süd-Ausrichtung, wegen des besseren Feng-Shui. "

Sorry, aber das sind Dinge die einem guten Architekten nicht passieren sollten...
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Kibuka
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von Kibuka »

Man baut keine komplette Stadt am Bedarf vorbei. Erfolgreiche Städte entwickeln sich kontinuierlich und haben einen individuellen Stil und eine eigene Kultur! Berlin ist nicht Frankfurt und Frankfurt nicht München, obwohl alle drei Städte in Deutschland liegen.

Warum die genannte Stadt "Anting German Town" nun nicht die Nachfrage erhält, die man eingeplant hatte, geht aus dem Artikel nicht hervor. Das können diverse Ursachen sein. Im Internet ist zu lesen das unter anderem die WOhnungen recht hochpreisig angesiedelt sind. Deshalb ist es immer riskant große Projekte in einem Wurf zu realisieren. Aber die Chinesen sind bekannt dafür das desöfteren zu tun. Manchmal fahren sie damit gegen die Wand, manchmal hat man Erfolg.

Ob dieses Projekt ein Erfolg oder Mißerfolg werden wird, muss sich erst noch herausstellen.
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gallerie
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von gallerie »

Kibuka » Fr 7. Okt 2011, 18:48 hat geschrieben:Erfolgreiche Städte entwickeln sich kontinuierlich und haben einen individuellen Stil und eine eigene Kultur!
...nicht ganz richtig, Brasilia wurde seinerzeit als utopisches Betongespenst verschrien, heute ist es eine pulsierende Vorzeigestadt, am Reißbrett von Oscar Niemeyer im Bauhaus-Stil entworfen. :thumbup:
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Kibuka
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von Kibuka »

gallerie hat geschrieben: ...nicht ganz richtig, Brasilia wurde seinerzeit als utopisches Betongespenst verschrien, heute ist es eine pulsierende Vorzeigestadt, am Reißbrett von Oscar Niemeyer im Bauhaus-Stil entworfen.:
Solche "erfolgreichen" Reißbrett-Städte gibt es auch in China. Wie ich aber bereits sagte, kann das auch in die Hose gehen, wenn man eine komplette Stadt einfach am Bedarf vorbei hinklatscht.
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Mithrandir
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von Mithrandir »

jack » Fr 7. Okt 2011, 11:28 hat geschrieben:die Chinesen wollten Kitsch, aber sie bekamen einen Schrott, der überall auf der Welt stehen könnte (Man schaue sich die Bilder an).
Schrott, der so überall auf der Welt stehen könnte haben die Chinesen, gerade im Großraum Shanghai in Masse. Dier Raum hat ca. 18 Millionen Einwohner, darunter etliche, denen es ziemlich egal ist, in welche Richtung das Fenster liegt. Dinge wie Infrastrukturanbindung sind schon ganz andere Kaliber. Mit diesen Infrastrukturmängeln wäre das Projekt sicher auch als Romantik-Kitsch kein großer Erfolg geworden.
Beim Lesen fällt auf, dass vermutlich das Problem weniger im grundlegenden architektonischen Konzept liegt sondern in Planungs- und Management-Fehlern, die auch aufgrund mangelnder Kenntnisse der anderen Zustände im chinesischen Bauwesen gemacht wurden. Dort läuft manches ein bisschen anders als hier und wenn man da nicht über entsprechendes Wissen und Erfahrung verfügt läuft man sicher schnell in Probleme. Umgekehrt haben sich offensichtlich auch die chinesischen Projektbeteiligten nicht allzu glücklich angestellt.
Eigentlich schade, weil hier das Potential einer guten Chance vergeben wurde.
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gallerie
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von gallerie »

Kibuka » Fr 7. Okt 2011, 19:40 hat geschrieben:
Solche "erfolgreichen" Reißbrett-Städte gibt es auch in China. Wie ich aber bereits sagte, kann das auch in die Hose gehen, wenn man eine komplette Stadt einfach am Bedarf vorbei hinklatscht.
...Quatsch und ja! Eine Strategie verfolgt immer den gleichen Prinzipien.
Sie muss konzeptionell der Zielgruppe dienen, und darüber hinaus auch noch ein "Sahnetüpfelchen" bieten.
Wenn sie in der Lage sein sollten auch noch Prinzipien einer kulturellen Weltanschauung zu dienen, dann sind wir bei Niemeyers Brasilia.
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Kibuka
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von Kibuka »

gallerie hat geschrieben:Sie muss konzeptionell der Zielgruppe dienen...
Sie muss in erster Linie funktionell der Zielgruppe dienen.
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von Tantris »

gallerie » Fr 7. Okt 2011, 13:55 hat geschrieben: ...nicht ganz richtig, Brasilia wurde seinerzeit als utopisches Betongespenst verschrien, heute ist es eine pulsierende Vorzeigestadt, am Reißbrett von Oscar Niemeyer im Bauhaus-Stil entworfen. :thumbup:
Seit der antike gibt es geplante städte, von denen viele sehr erfolgreich waren. Man denke nur an alexandria, madrid, Angkor oder helsinki. Auch die weltstädtischen strassenanlagen von berlin und paris sind nicht wirklich naturgewachsen.
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Kibuka
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Re: Chinas deutsche Geisterstadt

Beitrag von Kibuka »

Tantris hat geschrieben:
Seit der antike gibt es geplante städte, von denen viele sehr erfolgreich waren. Man denke nur an alexandria, madrid, Angkor oder helsinki. Auch die weltstädtischen strassenanlagen von berlin und paris sind nicht wirklich naturgewachsen.
Weder Alexandria, noch Madrid oder Helsinki fallen unter die hier diskutierte Form von geplanten und erbauten Städten.
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