Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

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Useldinger

Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Useldinger »

Es gilt als Binsenweisheit, dass sich die große Mehrheit der Israelis nach Frieden sehnt. So sehr wollten sie Frieden, dass sie sogar bereit seien, Territorien aufzugeben und ihr Misstrauen gegenüber den Absichten der Araber herunterzuschlucken. Buchstäblich jede diplomatische Initiative sei den Israelis recht, sofern sie nur irgendwie zum Ende des Nahostkonflikts beitragen könne. Schließlich habe eine Mehrheit der Israelis bis jetzt noch jeden Rückzug unterstützt: von der Räumung der Wüste Sinai im Jahr 1982 bis hin zur Aufgabe des Gaza-Streifens vor drei Jahren. Heute wiederum sind die Israelis Umfragen zufolge mehrheitlich bereit, das Westjordanland aufzugeben und die Schaffung eines Palästinenserstaates hinzunehmen.

Aber diese Bereitschaft, Land preiszugeben, um Frieden – oder auch nur eine Atempause – zu erlangen, findet ihre Grenze an den Golanhöhen. Über die Zukunft dieses Gebiets, das im Jahr 1967 während des Sechstagekrieges erobert wurde, verhandelt Israel derzeit mit Syrien. Die israelische Gesellschaft lehnt die Rückgabe des Golan mit überwältigender Mehrheit ab – und zwar auch für den Fall, dass Damaskus im Gegenzug Frieden versprechen sollte. Eine Mehrheit des israelischen Parlaments und die meisten Mitglieder der regierenden Kadima-Partei haben sich ebenfalls gegen einen solchen Schritt ausgesprochen.

http://www.zeit.de/2008/24/Golan

Trifft die letzte Einschätzung in dem Text zu?

Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, da der Golan militärstrategisch im Satellitenzeitalter doch nicht mehr die überragende Bedeutung hat. Früher hiess es ja, dass die Israelis mit ihren Späh- und Horchposten auf dem Golan frühzeitig erkennen konnten, wenn in Damaskus die Motoren der syrischen Panzer angelassen würden um in Richtung Israel zu fahren. Diese nachvollziehbare Bedeutung können die Höhen doch heute nicht mehr haben, dass sie nicht als Verhandlungspfand von einigem Wert eingesetzt werden sollten.

Hat jemand nachvollziehbare Gründe für die oben beschriebene Haltung der israelischen Mehrheit (die Typen die jetzt damit kommen wollen, dass Israelis halt genetisch bedingt gerne Land rauben, sollen mal die Schnauze halten) oder ist dies einfach durch das tiefe Mißtrauen gegen Syrien und sein Regime bedingt?
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Liegestuhl
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Liegestuhl »

Die Golanhöhen bieten auch einen militärstrategisch günstigen Platz, Städte und Dörfer im nördlichen Israel zu beschießen. Zudem würde sich aufgrund der Lage eine möglicherweise notwendig werdende Rückeroberung sehr schwierig gestalten. Ich meine mich erinnern zu können, dass es während des Sechstagekrieges große Streitigkeiten gab, ob man es wagen sollte, die Höhen zu erobern.
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King Kong 2006
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von King Kong 2006 »

Zunächst einmal gilt, wer in Israel den Wasserhahn aufdreht, bekommt nicht in unerheblichen Maße Wasser vom Jordan. Und der Jordan wird maßgeblich von den Golanhöhren gespeist. Wasser hat in der Region strategische Bedeutung. Diese Kontrolle ist vielleicht noch wichtiger als dort Truppen stationieren zu können.

Letztendlich glaube ich aus sicherheitspolitischer Sicht, hier der militärischen, daß Land immer noch zählt. Haben oder nicht haben. Abhörstationen, Artillerie, Aufmarschgebiet, räumliche Tiefe, oder nicht bzw. dann hat es noch der Gegner. Im Zeitalter von Atomwaffen oder Satelliten zählt das immer noch. Man sah wie schwer sich die IDF mit der Hisbollah in dem kleinen Streifen im Südlibanon tat. Und das war nur Miliz. Da halfen keine Atomwaffen oder Satelliten.

Dann wird es sich wohl so verhalten, daß Landrückgabe immer sozialpsychologisch ein schwerer Hammer ist. Hier geht es um Land, Existenz, Anerkennung, von Gott versprochenes Land. Das ist gerade dort ein ganz heikles Thema. Das wäre schon in Europa mit Elsaß-Lothringen oder Ostpreussen schwer genug.
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Useldinger

Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Useldinger »

Liegestuhl hat geschrieben:Die Golanhöhen bieten auch einen militärstrategisch günstigen Platz, Städte und Dörfer im nördlichen Israel zu beschießen.
Das wäre allerdings ein Grund - falls Syrien aus Provokationsgründen irgendwann auf die Idee kommen sollte, etwa eingesickerte Hisbollah-Leute auf dem Golan zu tolerieren, hätte Israel mit seinen Gegenmaßnahmen einen Krieg mit Syrien am Hals. Allerdings sehr hypothetisch, dass das syrische Regime diesbezüglich im Inneren die Zügel schleifen lassen würde...
Liegestuhl hat geschrieben:Zudem würde sich aufgrund der Lage eine möglicherweise notwendig werdende Rückeroberung sehr schwierig gestalten. Ich meine mich erinnern zu können, dass es während des Sechstagekrieges große Streitigkeiten gab, ob man es wagen sollte, die Höhen zu erobern
Schwer zu sagen ob diese Erwägungen heute noch so gelten. Wenn Syrien den Golan massiv verbunkern würde sicherlich ein Aspekt. Ich gehe aber mal davon aus, dass jegliche Rückgabelösung eine demilitarisierte Zone vorsehen würde...
Useldinger

Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Useldinger »

King Kong 2006 hat geschrieben:Zunächst einmal gilt, wer in Israel den Wasserhahn aufdreht, bekommt nicht in unerheblichen Maße Wasser vom Jordan. Und der Jordan wird maßgeblich von den Golanhöhren gespeist.
Extrem wichtig! Habe ich übersehen...
Big Lebowski

Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Big Lebowski »

Wasser ist zweitranging, da Israel jetzt zunehmend auf Meerwasserentsalzung setzt. Zurzeit wird noch eine große Anlage gebaut. Viel wichtiger ist, dass man von Golan aus, den gesamten jüdischen Staat beschießen kann, was die Syrer bereits während dem Krieg gemacht habe. Ein Abzug von Golan wäre ein Selbstmord

Eine jüdische Besiedlung der Golanhöhen reicht bis in die Antike zurück. Ähnlich wie in Masada am Toten Meer gab es in Gamla (Gamala) eine Festung von Zeloten, die allerdings von den Römern im Jahr 67 nach relativ kurzer Zeit eingenommen wurde. Unter dem politischen, wirtschaftlichen und religiösen (vor allem im Byzantinischen Reich) Druck der herrschenden Mächte schwand, wie überall im Nahen Osten, die jüdische Bevölkerung. Das Gebiet wurde von Arabern und Drusen besiedelt.

Um 1900 wurden auf den Golanhöhen jüdische Siedlungen gegründet. Da 1923 in einem Abkommen zwischen England und Frankreich die Golanhöhen vom britischen Mandatsgebiet Palästina abgetrennt und dem französischen Mandatsgebiet Groß-Syrien angeschlossen wurden, mussten alle jüdischen Siedlungen Anfang der 20er Jahre aufgegeben werden.

Die Golanhöhen wurden von Syrien als militärischer Stützpunkt genutzt, von dem aus immer wieder israelische Gemeinden beschossen wurden. Dies galt insbesondere für die an den Golan grenzenden israelischen Dörfer in den entmilitarisierten Zonen, welche im Zuge des Waffenstillstandsabkommens von 1949 eingerichtet wurden. Arabische Versuche, diese Gebiete zu besiedeln, wurden von Israel verhindert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Golanhöhen
adal
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von adal »

Big Lebowski hat geschrieben:Viel wichtiger ist, dass man von Golan aus, den gesamten jüdischen Staat beschießen kann, was die Syrer bereits während dem Krieg gemacht habe. Ein Abzug von Golan wäre ein Selbstmord
Ach was. Die strategische Bedeutung des Golan ist gering, die "symbolische" umso größer. Hier gilt auch das Faustpfandargument, das in Bezug auf die Palästinensergebiete nie so recht überzeugte - mangels eines verhandlungsfähigen palästinensischen Verhandlungspartners, der etwa das Ende des Raketenbeschusses und der Selbstmordattentate garantieren könnte:

Nur gibt es im Moment herzlich wenig Gründe den Syrern zu vertrauen. Die vertrauen sich ja nicht mal selbst. Siehe die Verschwörung gegen Assad.
Big Lebowski

Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Big Lebowski »

adal hat geschrieben:Ach was. Die strategische Bedeutung des Golan ist gering, die "symbolische" umso größer. Hier gilt auch das Faustpfandargument, das in Bezug auf die Palästinensergebiete nie so recht überzeugte - mangels eines verhandlungsfähigen palästinensischen Verhandlungspartners, der etwa das Ende des Raketenbeschusses und der Selbstmordattentate garantieren könnte:

Nur gibt es im Moment herzlich wenig Gründe den Syrern zu vertrauen. Die vertrauen sich ja nicht mal selbst. Siehe die Verschwörung gegen Assad.


Syrien ist von Iran abhängig. Iran träumt nur davon Israel von Golan aus beschießen zu können.
adal
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von adal »

Big Lebowski hat geschrieben:Syrien ist von Iran abhängig. Iran träumt nur davon Israel von Golan aus beschießen zu können.
Ja, eben. Es gibt im Moment wenig Anhaltspunkte, die Syrer als zuverlässige Partner zu betrachten, mit denen man abschließende Friedensverhandlungen führt. Für eben diese braucht man den Golan.
Useldinger

Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Useldinger »

Big Lebowski hat geschrieben:Wasser ist zweitranging, da Israel jetzt zunehmend auf Meerwasserentsalzung setzt. Zurzeit wird noch eine große Anlage gebaut. Viel wichtiger ist, dass man von Golan aus, den gesamten jüdischen Staat beschießen kann, was die Syrer bereits während dem Krieg gemacht habe.
Das ist ja nun sehr relativ. Soweit ich sehe, würde es eh nur eine Rückgabe des Golan gegen Einrichtung einer demilitarisierten Zone geben. Also keine fest stationierte syrische Artillerie auf dem Golan. Ob es den Syrern dann im Kriegsfall gelänge, dort trotz haushoher Lufüberlegenheit Israels Artilleriestellungen hinzuschaffen und einzurichten ist recht wenig davon abhängig, zu welchem Staat der Golan denn zwischenzeitlich gehört. Ein großer Krieg mit Syrien würde wohl weniger eine Panzerschlacht sein sondern eher ein Tontaubenschießen für die israelische Luftwaffe. Den Kampf gegen reguläre Armeen muss Israel kaum fürchten, dafür Guerrilla und Atomwaffen...
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Liegestuhl
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Liegestuhl »

Useldinger hat geschrieben:Soweit ich sehe, würde es eh nur eine Rückgabe des Golan gegen Einrichtung einer demilitarisierten Zone geben. Also keine fest stationierte syrische Artillerie auf dem Golan.
Ich denke nicht, dass es Israel um die syrische Armee geht. Den Syrern traut man nach Rückgabe des Golans durchaus einen dauerhaften Frieden zu. Es ist aber eher zu vermuten, dass die Hisbollah oder andere Arschlochgruppen vom Golan herunterballern und dass Syrien sie nur zögerhaft und halbherzig daran hindert.

Für einen offenen Krieg mit Israel ist Assad zu clever.
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Platon
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Platon »

Syrien hat doch das Problem, dass man von dort sehr schnell in Damaskaus ist und umgekehrt befüchtet man, dass man vom Golan Israel beschießt. Ergo haben beide dasselbe Interesse dafür zu sorgen, dass im Golan keine Truppen stationiert sind also wäre es im Interesse beider das Land gemeinsam bzw. unter UN-Verwaltung zu verwalten und beim Wasser wird man auch eine Lösung finden. Der Sender soll meines Wissens eher wichtig sein wegen der Hisbollah-Raketen aus dem Libanon...
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King Kong 2006
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von King Kong 2006 »

Useldinger hat geschrieben:Den Kampf gegen reguläre Armeen muss Israel kaum fürchten, dafür Guerrilla und Atomwaffen...
Die syrische Armeeführung steht zwar im engen Kontakt zur Hisbollah und während Israel und Syrien über den Golan sprach, hat lt. Haaretz Syrien massenweise Rüstung an die Hisbollah geliefert, aber die syrische Armeeführung soll über die Performance des militärischen Armes der Hisbollah sehr erstaunt gewesen sein, geradezu im Höhenflug. Das soll nach diversen Presseberichten dazu geführt haben, daß Syrien Einheiten aufstellt, die ähnlich ausgebildet sind und eine Militärdoktrin haben wie die Miliz der Hisbollah. Das kommt für den direkten Frontbereich zu Israel hin in Frage.

Konventionell ist Israel sicherlich die stärkste Kraft in der Region. Es ist allerdings in der Relation zu möglichen Kampfhandlungen mit unterschiedlichen Gegnern sehr schwer geworden ein realistisches Bild zu bekommen. Die Tendenz der letzten Kriege, zuletzt den für Israel durchaus dramatischen Yom-Kippur Krieg, zeigt eine Tendenz, bei der es nicht mehr ein Spaziergang für Israel wird, wie z.B. beim Sechs-Tage Krieg zuvor.

Es ist anzunehmen, daß bei einer erneuten Auseinandersetzung mit einem oder mehreren arabischen Nachbarn diesmal nicht nur wie im Yom-Kippur Krieg mit Atomwaffen gedroht wurde, sondern das so eng werden könnten, daß der Einsatz möglich ist.
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Useldinger

Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Useldinger »

King Kong 2006 hat geschrieben:Es ist anzunehmen, daß bei einer erneuten Auseinandersetzung mit einem oder mehreren arabischen Nachbarn diesmal nicht nur wie im Yom-Kippur Krieg mit Atomwaffen gedroht wurde, sondern das so eng werden könnten, daß der Einsatz möglich ist.
Wenn es jemals wieder zwischen Israel und Syrien richtig heiss werden sollte und sich noch der ein oder andere Staat einmischt, würde es diesmal sicherlich ernsthaft an die Grenze zum Atomwaffeneinsatz gehen. Allerdings ist das wohl allen klar, so dass hier im Kleinen einige Mechanismen des Kalten Krieges funktionieren. Noch gibt es bei allem Wahnsinn in der Region noch kein Land mit todesbereiten Vollirren an der Macht...
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von King Kong 2006 »

Useldinger hat geschrieben: Wenn es jemals wieder zwischen Israel und Syrien richtig heiss werden sollte und sich noch der ein oder andere Staat einmischt, würde es diesmal sicherlich ernsthaft an die Grenze zum Atomwaffeneinsatz gehen. Allerdings ist das wohl allen klar, so dass hier im Kleinen einige Mechanismen des Kalten Krieges funktionieren. Noch gibt es bei allem Wahnsinn in der Region noch kein Land mit todesbereiten Vollirren an der Macht...
Die Abschreckung funktioniert. Syrien soll eines der ältesten Chemiewaffenprogramme der Region besitzen. Biowaffen ungewiß. Nuklear, naja. Ägypten ebenso, nur vermutlich mehr Know-How, gerade nuklear. Auch besitzen sie die Trägersysteme, um theoretisch ABC-Waffen einzusetzen. Israel ist keine Frage.

Alle wissen, daß es extrem dramatisch bei einer erneuten Auseinandersetzung werden kann. Wie "besonnen" beide Seiten selbst im Hitze des Gefechts reagieren, zeigen zwei Beispiele. Als der Libanonkrieg tobte, kam der Nachschub wie gehabt aus Syrien. Auch werden Kommunikationslinien zu Syrien hin bestanden haben, über die Aufklärungsergebnisse der militärischen Führung der Hisbollah wertvolle Hinweise über die Standorte und Bewegungen der IDF gaben. Bis hin zu einzelnen IDF-Panzern. Israel "ignorierte" dies in Sinne von Kampfeinsätzen dagegen. Sie hätten auch um die Kommunikationslinien und Nachschub zu kappen Ziele in Syrien versuchen bombardieren zu können. Aber man achtete genau darauf Syrien nicht mithineinzuziehen. Obwohl Syrien wichtig für die Hisbollah ist.

Als dieser ominöse Zwischenfall in Syrien stattfand, reagierte Syrien nicht mit irgendwelchen militärischen Gegenmaßnahmen. Vielleicht haben sie geheimdienstlich irgendwie zurückgeschlagen, wie Israel es auch lautlos oft tut.

In beiden Fällen, aktive syrische Unterstützung der Hisbollah im Libanonkrieg und ein einzelner gezielter Luftschlag gegen Syrien hat keiner von beiden mit blindwütiger Vergeltung beantwortet. Oder Einsatz von ABC-Waffen.

Wenn aber durch widrige Umstände ein regelrechter Krieg dort ausbricht und es hinter den Kulissen die USA, Russland, China oder EU nicht schaffen mit abzubremsen (wie beim Yom-Kippur Krieg), dann kann das in dieser hochgerüsteten Ecke schon haarig werden.
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von adal »

King Kong 2006 hat geschrieben:Alle wissen, daß es extrem dramatisch bei einer erneuten Auseinandersetzung werden kann.
Wovon redet ihr eigentlich? Im Moment finden israelisch-syrische Friedensgespräche statt, wann auch immer sie zum Abschluß kommen. Ich kann hier keine Eskalation erkennen, allerdings habe ich auch noch nichts darüber gelesen, dass sich Syrien von der Hisbollah distanziert.
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King Kong 2006
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von King Kong 2006 »

adal hat geschrieben:Wovon redet ihr eigentlich? Im Moment finden israelisch-syrische Friedensgespräche statt, wann auch immer sie zum Abschluß kommen. Ich kann hier keine Eskalation erkennen, allerdings habe ich auch noch nichts darüber gelesen, dass sich Syrien von der Hisbollah distanziert.
Es geht um eine hypothetische, durchaus nicht völlig unrealistische Auseinandersetzung Israels mit seinen Nachbarn, hier Syrien. Ist schon mehrmals vorgekommen.

Israel und Syrien sind in Kontakt. Kein Problem. Währenddessen versorgt Syrien die Hisbollah und entwickelt neue Militärtaktiken im Ernstfall gegen Israel, wie Israel neue Abwehrsysteme und Angriffstaktiken probt und auch mal ein Ziel in Syrien beschiesst. Rein diplomatisch. Der israelische Vize Mofaz sagt, daß es keine Rückgabe des Golan geben wird. Deswegen kann man ja trotzdem in Kontakt sein. Solche Situationen sind diplomatische Routine. Syrien will erst direkte Gespräche, mit offenen Ende, wenn Israel den Golan auf den Tisch legt.

Kann durchaus sein, daß in der gesamten Region etwas in Bewegung kommt. Bush geht bald, neue Gesprächsmöglichkeiten eröffnen sich.
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King Kong 2006
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von King Kong 2006 »

Assad äußert sich dahinsichtlich, daß Israel die Erkenntnis gewonnen hätte, daß Sicherheit nur durch Frieden erlangt wird. Dies begründet er damit, daß Israel die letzten Jahre versucht habe, die Situation mit militärischen Mitteln zu lösen. In der Annahme, daß Israel immer stärker werden würde und der Widerstand bröckeln. Der Libanonkrieg 2006 gegen einen Gegner in Milizstärke hätte Israel allerdings die Grenzen klar gemacht. Der Libanonkrieg mit weitreichenden Folgen für die Sicherheitsstruktur der Region sozusagen.
Assad: Israel has learned it needs peace for safety

By Haaretz Service

Damascus suspects that Israel decided to return to negotiations after an eight-year hiatus as a result its failings in the Second Lebanon War and the realization that it could not live securely among its neighbors without peace, Syrian President Bashar Assad said in an interview published Friday by The Hindu.

"The Israelis used to think that with time they are going to be stronger and any opposition to their policies will be weaker, but actually what happened was the opposite," Assad told the Indian newspaper. "Now, the Israelis learned that without peace they cannot live safely and Israel cannot be safe."


"I think this is true especially after the war on Lebanon and because of the result of that war inside the Israeli society; this is the main incentive for the Israelis to move toward peace," he added.

Assad also said that Israel never asked Syria to cuts its relations with Hamas, Hezbollah and Iran as a pre-condition for peace negotiations.

When asked by The Hindu what the Syrian response was to such a request, Assad said: "Nobody asked us to do this. The Israelis have been talking about negotiations without pre-conditions. So, they cannot ask for conditions for the negotiations, and they have not asked either."

"Iran does not interfere in Syrian issues," Assad told The Hindu. "They support the Syrian cause whether we are happy or they are happy, and that's why the relations between Syria and Iran are very strong."

Israel and Syria announced last month that they had agreed to hold indirect peace talks through Turkish mediation. At the heart of the negotiations is the return by Israel to Syria of the Golan Heights, a strategic plateau captured by Israel in the 1967 Six-Day War.

In the interview with The Hindu, Assad reiterated the Syrian demand that Israel return the Golan Heights in exchange for peace.

When asked what Syria could give Israel in return, Assad said: "We [Syria] don't have something to give but we have something to achieve together, which is peace... It is something we achieve together, but Israel has the land and should give it back."

In the interview, Assad refuted claims that a Syrian facility bombed by Israel in September was allegedly being used for nuclear development under the guidance of North Korea.

Assad said the story "was fabricated 100 percent," adding: "How could it be nuclear, where are the radiations, where are the protections of this facility? How can you build such a facility under the daily watch of satellites?"

The Syrian president responded affirmatively to the question of whether the U.S. was trying to create an atmosphere of suspicion against Damascus.

"This is the image of this [U.S.] administration; everybody in the world still remembers what happened in Iraq when they had all that evidence, but then it was proved that everything was fabricated; even Colin Powel confessed in an interview that he was not truthful, and we all know the same, and most of the countries know about the problem between Syria and the U.S., and they always try to find traps for Syria. This is reality."

http://www.haaretz.com/hasen/spages/992581.html
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von King Kong 2006 »

Die syrische Position noch einmal bekräftigt. Aufgabe des Golan von Israel, dann direkte Gespräche.
Syrian official: First agree to give up the Golan, then we'll talk directly

By Israel Insider staff June 11, 2008

A senior Syrian official said Tuesday that direct peace negotiations would not be held with Israel until it agrees to the full return of the Golan Heights captured from Syria during the 1967 Six-Day War.

http://web.israelinsider.com/Articles/D ... /12912.htm
Das ist immer so eine Sache mit der Anbindung von Vorbedingungen an einer direkten Gesprächseröffnung. Vielleicht kann man den erprobten Krisenpräsidenten Bush bitten dazuzukommen und zu helfen?
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von Liegestuhl »

King Kong 2006 hat geschrieben:Vielleicht kann man den erprobten Krisenpräsidenten Bush bitten dazuzukommen und zu helfen?
:mrgreen:

Ich bin mir sicher, dass sich bald die gesamte Liga der Ex-Präsidenten darum kümmern wird.

Wir brauchen mehr Ex-Präsidenten.
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petronius
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Re: Golan - militärstrategische und politische Bedeutung

Beitrag von petronius »

Useldinger hat geschrieben:
Hat jemand nachvollziehbare Gründe für die oben beschriebene Haltung der israelischen Mehrheit (die Typen die jetzt damit kommen wollen, dass Israelis halt genetisch bedingt gerne Land rauben, sollen mal die Schnauze halten) oder ist dies einfach durch das tiefe Mißtrauen gegen Syrien und sein Regime bedingt?


dieses mißtrauen besteht allen arabern gegenüber, spiegelverkehrt genauso auf der anderen seite, entsprechend geht friedensmäßig nix weiter
quamquam ridentem dicere verum
quid vetat?
(horaz)
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