Zunder » Sa 25. Okt 2014, 22:49 hat geschrieben:
Wenn das eine Mär sein soll, mußt du ja wohl wissen, wie die Geschichte ohne Mufti und Nazis verlaufen wäre.
Das muss ich nicht, denn sie ist bereits ohne Mufti und Nazis verlaufen. Die Kräfte, die am Werk waren, sah man am arabischen Aufstand in Palästina und an den Ländern drumherum: sozialistischer Nationalismus, wie bei den Zionisten. Den Meisten dieser Kräfte gingen die Geschichten mit den Göttern ziemlich am popo vorbei. Das waren die, die überall im arabischen Raum die Macht übernahmen mit der Masse im Schlepptau. Der Mufti hatte ja nicht mal den arabischen Aufstand angezettelt, was hier tatsächlich ein Wendepunkt war.
Die zionistischen Versuche um einen gemeinsamen arabisch-jüdischen Staat wurden mit dem Araberaufstand von 1936-1939 endgültig begraben.
Ja, sie sahen wohl ein, dass es mit ihnen als Herrscher-Klasse doch nicht mehr geht.
Überall in den arabischen Ländern fand ein Dekolonialisierungsprozess statt, nur nicht in Palästina. Da sollten die Zionisten die staatlichen Einrichtungen übernehmen und die von ihnen geschriebene Verfassung des zukünftigen Staates wurde auch noch von den Briten abgesegnet, was den Aufstand auslöste. Hier wurden die Positionen vorgegeben und der Konflikt war unausweichlich, denn die übermittelte Botschaft war deutlich: nein, ihr als einzige dürft nicht unabhängig werden und das sind eure "Herren". Findet euch damit ab.
Wenn du darüber spekulieren willst, warum die meisten Opfer Aschkenasi waren, brauchst du dir keinen Zwang aufzuerlegen. Im Gegenteil - es wäre eventuell aufschlußreich. Eine Rolle könnte möglicherweise gespielt haben, daß die meisten dieser Opfer, im Unterschied zu den Sepharden, europäisch gekleidet waren und kein arabisch sprachen und demnach leicht als Juden zu identifizieren waren, was bei antijüdischen Ausschreitungen den Job für den Mob leichter macht. Aber vielleicht kennst du dich in dieser Frage besser aus.
Ich wollte nicht darüber spekulieren, sondern damit sagen, dass die Ashkenazi von Anfang an das Ziel waren. Die Sepharden sind zwischen die Fronten geraten.
Dir geht es hier gar nicht darum zu ergründen, ob der heutige arabische Antisemitismus eine Folge des Konflikts war. Es geht nur noch darum ihn einzuordnen und irgendwohin reinzuquetschen.
Wie stellst du dir eigentlich den Konflikt ohne Antisemitismus vor?. Kannst du das überhaupt?.
Ich sage nicht, dass er nicht existent war, sondern dass er keinen politischen Einfluss auf den Konflikt hatte, denn genauso hätten es Chinesen sein können.
In Ägypten, im Irak, in Syrien, überall gab es bewaffneten Widerstand gegen die Kolonialmächte, sprich Italien, Frankreich und GB, mit Massaker und Toten, ganz ohne Juden oder Antisemitismus, und überall hat man die Unabhängigkeit angestrebt, mit Waffengewalt. Hier war Palästina nicht anders als alle drumherum, und gerade weil die anderen dabei waren sich abzukoppeln, wollten es die Palästinenser erst recht.
Das Hervorgehobene ist natürlich eine Lüge.
Flucht und Vertreibung fanden während des Bürgerkrieges und dem darauffolgenden Angriff der arabischen Staaten statt. Der Bagdad-Farhud von 1941 und die Ausschreitungen von 1947 lagen vorher.
Die Geschichte verfälschen Leute, die behaupten, es hätte vor dem Zionismus keinen arabischen Antisemitismus gegeben, sondern dieser sei eine Folge und keine Ursache des Konflikts.
Die Geschichte verfälschen Leute, die behaupten, der vollkommen legale Landkauf der Juden sei eine Landnahme gewesen.
Die Geschichte verfälschen Leute, die behaupten, die Zionisten hätten einen binationalen Staat grundsätzlich abgelehnt.
Die Geschichte verfälschen Leute, die behaupten, die Gründung eines arabischen Staates im Jahr 1947 resp. 1948 sei von den Juden und den westlichen Staaten verhindert worden.
Die Geschichte verfälschen Leute, die behaupten, es hätte während des Krieges 1948 keine Aufforderung an die palästinischen Araber gegeben, das Land zu verlassen.
Die Geschichte verfälschen Leute, die die Araber grundsätzlich nur als Opfer sehen, auch dann, wenn der Westen und der Jud' nicht einmal beim übelsten Willen haftbar gemacht werden kann.
Hast du sonst andere Diktate?.
Dass jede Seite eines Konflikt eine eigene Sicht hat, ist mir auch klar, nur entscheidest nicht du darüber, wie die Palästinenser einen Landkauf zu bewerten haben, oder dies und jenes.
Ich muss nicht ständig über den Konflikt diskutieren. Die zionistische Sicht kenne ich mittlerweile und muss meine Neugierde nicht mehr befriedigen. Dafür gibt es auch -zig andere Threads, also werde ich dir ein paar rhetorische Fragen stellen. Rhetorisch, weil es erstens in einem Politikforum gar nicht um Argumente geht sondern um Prinzipien, und zweitens weil ich die Antwort auch gar nicht hören will.
Wenn es darum geht, ob eine Aussage rassistisch ist, fragst du da denjenigen, der sie getätigt hat?, oder die Person, die sich dadurch beleidigt fühlt? (du kannst meinetwegen Antisemitismus und Juden hier als Beispiel nehmen, wenn es dadurch deutlicher wird). Entscheidet der Türsteher vor einer Disco darüber, ob es ok war, den Schwarzen wegzuschicken?, oder die weggeschickte Person?. Wiegt die Aussage eines Schlägers, ob sein Schlag weh getan hat, schwerer als die des Geschlagenen?. Fragst du eine neu dazu gekommene Gruppe, ob sie gerade kolonialisieren?, oder die einheimische Bevölkerung, wie sie das empfindet?.
Was mich interessiert hat, war die Aussage, dass Araber von Natur aus sich die Köpfe gegenseitig einschlagen und ob Araber und Juden nebeneinander hätten leben können. Hast du in die Richtung was zu erzählen, wenn wir schon off topic bereden?. Das hat mich nämlich dazu gebracht was zu schreiben. Was den Rest angeht, reichen mir die letzten 400 Beiträge, die ich dazu verfasst hab.