Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

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King Kong 2006
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Ankara empfängt iranischen Generalstabschef - Engere regionale Kooperationen

Beitrag von King Kong 2006 »

Das erste Mal seit 1979, als der Iran das strategische Bündnis mit den USA verließ, kommt ein iranischer Generalstabschef (Ranghöchster Militär Irans) nach Ankara.

Es geht um Sicherheitsfragen in Syrien und Irak. Um die verbliebenen Gebiete, die von der syrischen Opposition gehalten werden und um die kurdische PKK/PJAK. Sicher kein einfacher Besuch, da es in vielen Bereichen Unstimmigkeiten bis hin zu massiven Zerwürfnissen geht.
Iran’s Top General Makes Rare Visit to Ankara

The chief of staff of the Iranian armed forces, Major General Mohammad-Hossein Baqeri, arrived in Ankara, leading a high-ranking military and political delegation, for three days of talks. It is the first visit by Iran’s chief of staff since the 1979 Iranian revolution.

https://www.voanews.com/a/iran-top-gene ... 86438.html
Energiepolitisch werden die Türkei, Russland und der Iran enger kooperieren. Ein gemeinsames Konsortium.
Iran, Russia, Turkey mark a new turn with $7 billion drilling deal

Turkey’s Unit International which signed a drilling deal last week with Russia's state-owned Zarubezhneft and Iran's Ghadir Investment Holding says the contract is worth $7 billion.

Iran is Turkey's second-biggest supplier of natural gas after Russia and sells about 10 billion cubic meters a year of gas under a 25-year supply deal to Turkey which it uses for electricity generation.
Chemistry for alliance

The drilling agreement marks a new dawn in cooperation between Iranian, Russian and Turkish companies, reflecting on the rapidly changing geopolitical dynamics in the region.
Die Türkei bietet sich als Dritte im Bunde an, weil das Verhältnis zum Westen deutlich schlechter geworden ist.
Moreover, the fallout in diplomatic relations is widening from the West’s support of Turkish dissidents and Washington’s backing for Kurdish militants in Syria which Ankara views as a security threat.

And with Iran also being under US sanctions, Tehran, Ankara and Moscow might be finding chemistry for an alliance of sorts which explains their first ever joint venture signed in Moscow last Tuesday.
Rahimpour touched on the two countries’ vision to boost trade to $30 billion, expressing hope that the two sides would take effective steps to achieve their goals by allocating appropriate facilities.

http://www.presstv.ir/Detail/2017/08/16 ... -sanctions
Iran, Turkey Target 1m Tons in Rail Cargo Transit

Iran-Turkey transit cargo will be transported via Razi border-crossing in West Azarbaijan Province where Iran’s sole rail connection with the neighboring country passes The volume of rail cargo transit in Iran has risen from 470,676 tons in the fiscal 2013-14 to 1.2 million tons last year (March 2016-17)

https://financialtribune.com/articles/d ... go-transit
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King Kong 2006
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Polizeiliche Zusammenarbeit mit der EU und Bruch mit dieser?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Beziehungen zwischen Deutschland/EU und der Türkei wird nicht besser.
"Ungeheuerlicher Vorgang"

SPD-Kanzlerkandidat Schulz zeigt sich schockiert angesichts der Festnahme des deutschen Schriftstellers Akhanli. Grünen-Chef Özdemir fordert von der EU, ihre polizeiliche Zusammenarbeit mit der Türkei auf den Prüfstand zu stellen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/m ... 63625.html
Erdogan attackiert Gabriel: "Beachten Sie Ihre Grenzen"

Erdogan warnte Gabriel unterdessen in einer scharfen persönlichen Attacke vor weiterer Kritik an der Türkei. "Er kennt keine Grenzen", sagte der Staatschef am Samstag in einer im Fernsehen übertragenen Rede mit Blick auf Gabriel und fügte hinzu: "Wer sind Sie, dass Sie so mit dem Präsidenten der Türkei reden? Beachten Sie Ihre Grenzen!"

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 63632.html
Den Aufruf von Erdogan an seine türkischen Landsleute in Deutschland nicht wählen zu gehen bzw. gegen Merkel zu wählen sehe ich als geplanten Baustein zum eskalierenden Bruch mit der EU an. Im Grunde genommen bahnt sich ein Kalter Krieg an. Anders ist die Aufforderung an die Türken in Deutschland sich in bestimmter Weise zu verhalten nicht zu deuten.
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Ger9374

Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Ger9374 »

Wer tut denn jetzt überrascht!?
Erdogan fährt seit längerem eindeutig einen Anti Deutschen Kurs. Jetzt wiegelt er die Deutsch Türken auf. Tacheles geredet, Freunde sind nicht mehr am Bosporus!!
jellobiafra
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von jellobiafra »

Die türkische Gemeinde in Deutschland hat sich auch Einmischung verbeten. Die wahlberechtigten Türken sind erstens Deutsche und zweitens erwachsen. Die können sich selber eine Meinung bilden.

Wenn wir aber annehmen, die Deutschtürken folgen in großer Zahl Erdogans Aufforderung, dann nutzt das in erster Linie Frau Merkel und der CDU. Deutsche türkischer Herkunft wählen traditionell eher SPD oder Grüne, so dass diese Parteien mehr Stimmen verlieren werden als die CDU. Vielleicht gibt es eine Wanderung von SPD und Grünen zu den Linken, was Merkels Sieg kaum gefährden dürfte.

Irgendwie gibt es kaum eine Entwicklung von der Frau Merkel nicht profitiert.
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imp
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

jellobiafra hat geschrieben:(19 Aug 2017, 20:53)

Die türkische Gemeinde in Deutschland hat sich auch Einmischung verbeten. Die wahlberechtigten Türken sind erstens Deutsche und zweitens erwachsen. Die können sich selber eine Meinung bilden.

Wenn wir aber annehmen, die Deutschtürken folgen in großer Zahl Erdogans Aufforderung, dann nutzt das in erster Linie Frau Merkel und der CDU. Deutsche türkischer Herkunft wählen traditionell eher SPD oder Grüne, so dass diese Parteien mehr Stimmen verlieren werden als die CDU. Vielleicht gibt es eine Wanderung von SPD und Grünen zu den Linken, was Merkels Sieg kaum gefährden dürfte.

Irgendwie gibt es kaum eine Entwicklung von der Frau Merkel nicht profitiert.
Man kann jetzt auch nicht jede Wählerwanderung auf den klugen Rat aus Ankara beziehen, die SPD und etliche andere Parteien nicht zu wählen. Es gibt viele gute Gründe, die SPD nicht oder nicht mehr zu wählen. Die Einmischung mit Vorschlägen ist weltweit nicht so unüblich. Wir alle erinnern uns noch an die Ansagen gegenüber Griechenland, was gefälligst zu wählen sei wenn weiter Kredite kommen sollen.
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Nomen Nescio
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Nomen Nescio »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(30 Aug 2017, 18:41)

Wir alle erinnern uns noch an die Ansagen gegenüber Griechenland, was gefälligst zu wählen sei wenn weiter Kredite kommen sollen.
warum sagte der erdogan nicht »wählt AfD« ? das paßt doch irgendwie...
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(31 Aug 2017, 00:12)

warum sagte der erdogan nicht »wählt AfD« ? das paßt doch irgendwie...
Die AfD zu wählen, ist eine Möglichkeit von Vielen. Nennt sich Demokratie, wäre das nicht auch mal was für dich?
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Nomen Nescio
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Nomen Nescio »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(31 Aug 2017, 08:59)

Die AfD zu wählen, ist eine Möglichkeit von Vielen. Nennt sich Demokratie, wäre das nicht auch mal was für dich?
das paßt doch gut bei erdogans partei?

bedankt daß du mich so einschätzt. darf ich um eine untermauerung fragen ?
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(31 Aug 2017, 09:37)

das paßt doch gut bei erdogans partei?

bedankt daß du mich so einschätzt. darf ich um eine untermauerung fragen ?
Erdogans Partei hat mit AfD Gemeinsamkeiten und Unterschiede wie alle Parteien. Er empfiehlt, bestimmte nicht wählen und sagt, weil. Er sagt nicht, wählen den oder den.
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King Kong 2006
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NATO-Staat Türkei & seine Nachbarn Russland und Iran

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Türkei bzw. das Osmanische Reich hat eine spannungsreiche Zeit mit Russland und dem Iran hinter sich. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Türkei ein NATO-Staat. In den letzten Jahren ist Potential entstanden sich zu, vielleicht sogar einmal mit den Nachbarn Russland und Iran neu zu positionieren.
Turkey Cozying Up to Russia and Iran
What does history teach us about the real prospects of closer Turkish relations with Russia and Iran?

By Soner Cagaptay, September 1, 2017

Can Turkey become good friends, or even allies, with Iran and Russia in Syria and beyond? During six centuries of Ottoman rule, the Turks ruled over all their neighbors, except Russia and Iran.
Since Turkey's accession to the alliance in 1952, NATO has been the bedrock of Turkish security against Russia. The only scenario in which Turkey would shift its historic view of Russia and Iran involves a rupture with NATO.

Recent news stories suggesting that Ankara, Tehran, and Moscow are agreeing to cooperate in Syria’s northern Idlib province and to bury the hatchet in Syria’s civil war have brought to the foreground a key question.

Can Turkey become good friends, or even allies, with Iran and Russia in Syria and beyond? History suggests that any “handshake” between Ankara and its two neighbors will be difficult to sustain — unless a rupture occurs in Turkey-NATO ties.

How the Turks view their neighbors

Turkey has a dozen neighbors, distributed in groups of three: In the Middle East (Iran, Iraq, and Syria), the Caucasus (Armenia, Azerbaijan, and Georgia) and Europe (Cyprus, Greece, and Bulgaria). Added to this are its maritime neighbors across the Black Sea (Russia, Romania, and Ukraine) whose access to international waters goes through the Turkish Straits. Ankara’s relations with these neighbors help explain its current orientation:

Ignoring the larger lot

During six centuries of Ottoman rule (1299-1923), the Turks defeated and ruled over all their neighbors, with the exception of Russia and Iran. This resilience elevates the two populous countries in contemporary Turkish views and also in the Turkish foreign policy weltanschauung.

Whereas Ankara can be patronizing in its foreign policy toward its other neighbors, dismissing their concerns and even interfering in their internal affairs — as has been the case in Iraq, Bulgaria, and Syria recently — historically speaking, Turkey neither confronts nor ignores the Russians or the Iranians.
Fearing the Russians

During the eighteenth and nineteenth centuries, Russia not only evaded conquest by the Ottomans but defeated them numerous times, often instigating such wars. Furthermore, Russian policies contributed in many ways to the decline of the Ottoman Empire from the nineteenth century onward.

As a result of the wars, Russia took vast, and often solidly Turkish and Muslim, territories around the Black Sea from the Ottomans, including the Crimean Khanate (including what is now southern Russia and Ukraine) and large parts of the northern and southern Caucasus.

In the Balkans, the Russian czars supported nationalist movements among the Greeks, Bulgarians, Serbs, and Romanians, helping them split away from the Ottoman Empire and eventually leading to near complete Ottoman withdrawal from Europe.

Pivot to NATO

All this explains Turkey’s deep-rooted historical fear of Russia — and the speed with which Ankara pivoted to become a NATO member at the beginning of the Cold War, following Joseph Stalin’s 1946 demand for territory from Turkey.

Since Turkey’s accession to the alliance in 1952, NATO has been the bedrock of Turkish security against Russia.(...)
Taking the Iranians seriously

Historically speaking, Turkish ties with Iran have differed substantially from Turkey-Russia ties. The Ottoman and Persian Empires became neighbors in the fifteenth century, at which point they started to push against each other for control of what is now eastern Turkey and western Iran.

After fighting 166 years of debilitating and inconclusive wars (between 1473 and 1639), and ending up with bankrupt treasuries — the seventeenth-century version of mutually assured destruction — the Turks and Iranians settled on historic power parity, agreeing to avoid future conflict at any cost.(...)

https://www.theglobalist.com/turkey-rus ... ed-states/
Der Text hat geht dann noch auf weitere Themen ein, bei denen es zwischen Russland bzw. Iran und der Türkei knirscht. Die geostrategische Situation zwischen der Türkei und Russland bzw. Iran auf der anderen Seite ist immer noch in Teilen weit auseinander. Bis hin zur Konfrontation. Sollte sich aber das Verhältnis zum Westen, zur EU oder zur USA weiter verändern (man muß nicht einmal verschlechtern hineininterpretieren, manchmal verändern sich einfach wertfrei Situationen), kann das auch das Verhältnis zu Russland oder dem Iran beeinflussen.
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Nomen Nescio
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Nomen Nescio »

ich frage mich, ob erdogan wieder nach einer großtürkei strebt. denn dann muß er vieles bij rußland holen.
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imp
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(01 Sep 2017, 20:32)

ich frage mich, ob erdogan wieder nach einer großtürkei strebt. denn dann muß er vieles bij rußland holen.
Wiener Vororte und Budapest etwa.
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Nomen Nescio
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Nomen Nescio »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(01 Sep 2017, 20:43)

Wiener Vororte und Budapest etwa.
war die krim nicht auch türkisch ?? und natürlich südrußland.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(01 Sep 2017, 22:55)

war die krim nicht auch türkisch ?? und natürlich südrußland.
Die Krim und auch Südrussland hatten nie eine türkische Bevölkerung heimisch. Du darfst Armenier, Skythen und Griechen nicht mit Türken verwechseln. Eine türkische Bevölkerungsmehrheit ist in vielen Städten Mitteleuropas und des Balkans absehbar. In der Krim dagegen nicht.
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Nomen Nescio
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Nomen Nescio »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(01 Sep 2017, 22:59)

Die Krim und auch Südrussland hatten nie eine türkische Bevölkerung heimisch. Du darfst Armenier, Skythen und Griechen nicht mit Türken verwechseln. Eine türkische Bevölkerungsmehrheit ist in vielen Städten Mitteleuropas und des Balkans absehbar. In der Krim dagegen nicht.
es war aber erobert als katherina zarin war.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(01 Sep 2017, 23:05)

es war aber erobert als katherina zarin war.
Das mag sein, jedoch ist das für Erdogan nicht interessant. Auch Ägypten war unter osmanischer Oberhoheit, doch dort gibt es keine Türken. Erdogan interessiert sich für das Wohl aller Türken in der Welt. So auch in Berlin, das nie osmanisch war. So auch in Wien. So nicht auf der Krim oder in Ägypten.
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King Kong 2006
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Militärische Kooperation zwischen der Türkei und dem Iran

Beitrag von King Kong 2006 »

Offenbar bahnt sich eine enge Zusammenarbeit eines NATO-Staates mit dem Iran auf militärischer Ebene an.
Iran, Turkey Agree to Broaden Military Alliance

The Iranian and Turkish armed forces will broaden cooperation in training, holding war games, and the exchange of experiences, the top Iranian commander said.

https://www.tasnimnews.com/en/news/2017 ... y-alliance
Erdogan wird am 4.10.17 in Teheran erwartet.
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Re: Militärische Kooperation zwischen der Türkei und dem Iran

Beitrag von Olympus »

King Kong 2006 hat geschrieben:(03 Oct 2017, 21:04)

Offenbar bahnt sich eine enge Zusammenarbeit eines NATO-Staates mit dem Iran auf militärischer Ebene an.



Erdogan wird am 4.10.17 in Teheran erwartet.
Tja, Russland, Türkei, Iran machen sich auf den Westen platt zu machen. Aber erst wenn Europa zerbrochen ist.
Beihilfen: Le Pen, Wilders, AfD, Trump etc.
So fügt sich eines zum nächsten.
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King Kong 2006
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Re: Militärische Kooperation zwischen der Türkei und dem Iran

Beitrag von King Kong 2006 »

Olympus hat geschrieben:(03 Oct 2017, 21:18)

Tja, Russland, Türkei, Iran machen sich auf den Westen platt zu machen. Aber erst wenn Europa zerbrochen ist.
Beihilfen: Le Pen, Wilders, AfD, Trump etc.
So fügt sich eines zum nächsten.
Russland hat sicherlich am ehesten ein Interesse "den Westen platt zu machen". Russland ist zerbrochen z.T. auch zerbrochen worden. Das Ende der Sowjetunion. Die NATO ist jetzt im Baltikum, ganz nahe. Moskau wird sicherlich versuchen ähnliches mit dem Westen zu veranstalten. Wahlhilfe für Trump. Die merkwürdige Affinität "der Rechten" mit Russland.

Die Türkei und den Iran sehe ich da nicht in vorderster Front. Erdogan versucht über eine von ihm sicher so gesehenen 5. Kolonne (Türken in Europa) dem Westen zu zeigen wie einflußreich er wäre. Um somit eine Karte in der Hand zu haben gegen die massiven Möglichkeiten des Westens auf die Türkei einwirken zu können. Sicher ist Erdogan politisch gesehen daran interessiert die Europäer zu spalten. So, wie Putin. Der Iran ist zu weit weg. Teheran interessiert Asien (China, Indien, Indonesien, Malaysia, Japan usw.) mindestens soviel wie Europa. Teheran spekuliert eher auf eine Emanzipation oder manche sagen eher Bruch mit den USA. Der Iran von heute sieht die USA als global power als Gegner. Weniger "den Westen" in der Gesamtheit oder die EU. Die Türkei, aufgrund der geostrategischen Verhältnisse und der Verflechtungen geht eher Europa an, weniger die USA.

Mit Trump am Ruder sind die Chancen nicht schlecht. Und einigen Schlafmützen in Berlin.
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Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von King Kong 2006 »

Zwischen den USA und der Türkei verschlechtern sich die Beziehungen ziemlich.
Ankara erkennt US-Botschafter in der Türkei nicht mehr an

Der Visastreit zwischen der Türkei und den USA verschärft sich weiter: Der türkische Präsident Erdogan hat mit einem Abbruch der Beziehungen gedroht und den US-Botschafter John Bass attackiert.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 72306.html
Gleichzeitig hält es Ankara für keine gute Idee, falls Cem Özdemir deutscher Außenminister werden würde.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von imp »

King Kong 2006 hat geschrieben:(10 Oct 2017, 20:13)

Zwischen den USA und der Türkei verschlechtern sich die Beziehungen ziemlich.



Gleichzeitig hält es Ankara für keine gute Idee, falls Cem Özdemir deutscher Außenminister werden würde.
Ja, ich auch nicht. Wenn Trump schon schlecht ist für unsere Rolle in der Welt, jener wäre ein größeres Problem und ein hausgemachtes.
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von Cobra9 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(10 Oct 2017, 20:22)

Ja, ich auch nicht. Wenn Trump schon schlecht ist für unsere Rolle in der Welt, jener wäre ein größeres Problem und ein hausgemachtes.
Sache der Bundesregierung wer Außenminister wird. Hat die Türkei uns gefragt wer ihr neuer Chef wird ?!

Wir dürfen uns nicht erpressbar machen
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von Europa2050 »

Cobra9 hat geschrieben:(11 Oct 2017, 02:22)

Sache der Bundesregierung wer Außenminister wird. Hat die Türkei uns gefragt wer ihr neuer Chef wird ?!

Wir dürfen uns nicht erpressbar machen
Richtig.

Auch Westerwelle wurde in Saudi-Arabien mit dem Respekt behandelt, der einem deutschen Außenminister gebührt, obwohl er als Saudi verfolgt worden wäre.
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von imp »

Cobra9 hat geschrieben:(11 Oct 2017, 02:22)

Sache der Bundesregierung wer Außenminister wird.
Es geht alle in Deutschland an, wenn Deutschland einen schlechten Minister hat. Die wertvollen Hinweise aus der Türkei decken sich mit dem, was man sonst zu der Person weiß.
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von Cobra9 »

Europa2050 hat geschrieben:(11 Oct 2017, 06:57)

Richtig.

Auch Westerwelle wurde in Saudi-Arabien mit dem Respekt behandelt, der einem deutschen Außenminister gebührt, obwohl er als Saudi verfolgt worden wäre.
Um den Respekt geht es Mir gar nicht. Nur wenn neuerdings die Türkei sagt XY wollen Wir nicht und man gibt dem mach, dann öffnet man allen Forderungen die Tür.

@Sole

Oh klar jemand der das Amt nicht mal grundsätzlich hatte kann in der Funktion vorab verurteilt werden. Nö der Türkei passt nur nicht das man gegen den großen Führer mault. Gut soll die Türkei Erdogan rauswerfen. Damn können wir verhandeln
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von imp »

Cobra9 hat geschrieben:(11 Oct 2017, 07:34)
Oh klar jemand der das Amt nicht mal grundsätzlich hatte kann in der Funktion vorab verurteilt werden. Nö der Türkei passt nur nicht das man gegen den großen Führer mault. Gut soll die Türkei Erdogan rauswerfen. Damn können wir verhandeln
Die aussichtsreichen Alternativen zu Erdogan werden zu Deutschland eher nicht devoter sein. Du sagst, man kann Politiker nicht beurteilen? Hast du keine Idee, ob Arppe ein guter oder schlechter Außenminister wäre?
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von Cobra9 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Oct 2017, 07:46)

Die aussichtsreichen Alternativen zu Erdogan werden zu Deutschland eher nicht devoter sein. Du sagst, man kann Politiker nicht beurteilen? Hast du keine Idee, ob Arppe ein guter oder schlechter Außenminister wäre?
Ich beurteile jemand nicht vorab. Mag sein der Türkei passt XyZ nicht. Ist Sache unserer Regierung. Wenn die Türkei wünsch Dir was haben will soll Sie anfangen. Oh geht's nicht ?

So ein Mist das Staaten eigene Entscheidungen treffen. Das ist nun mal grundsätzlich so. Eigenständige Staaten sind für Diktatoren eben schwer zu verstehen
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von imp »

Cobra9 hat geschrieben:(11 Oct 2017, 07:57)

Ich beurteile jemand nicht vorab. Mag sein der Türkei passt XyZ nicht. Ist Sache unserer Regierung.
Ich beurteile Menschen wie Arppe oder Özedir durchaus. Sie haben ihr Verhalten bereits gezeigt. Sowas geht alle in Deutschland an. Die Hinweise aus der Türkei sind da willkommen als das was sie sind: Gute Tipps von guten Freunden der Deutschen. Einen Rechtsradikalen mit Gewaltphantasien und Kinderpornos wie Arppe als Minister? "Oh, da habe ich keine Meinung. Das geht nur die Regierung was an".
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von MySound »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Oct 2017, 07:22)

Es geht alle in Deutschland an, wenn Deutschland einen schlechten Minister hat. Die wertvollen Hinweise aus der Türkei decken sich mit dem, was man sonst zu der Person weiß.
Wertvolle Hinweise.
Ich lach mich tot.
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Re: Beziehungen zum Westen verschlechtern sich rapide

Beitrag von MySound »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Oct 2017, 07:46)

Die aussichtsreichen Alternativen zu Erdogan werden zu Deutschland eher nicht devoter sein. Du sagst, man kann Politiker nicht beurteilen? Hast du keine Idee, ob Arppe ein guter oder schlechter Außenminister wäre?
Kein Mensch will dass die Türkei "devot" gegenüber Deutschland ist - die sollen sich nur um ihren eigenen Kram scheren und dabei nicht unschuldige Menschen einsperren und aus dem Weg räumen, egal welcher Herkunft.
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Die Türkei als Speerspitze in der Akte Jerusalem

Beitrag von King Kong 2006 »

Nachdem Meisterstratege Trump im Alleingang gegen alle Regeln Jerusalem als Hauptstadt Israels Dank der Gnade seiner Macht* erklärt hat, sieht sich ein anderer großer Staatsführer in der Verantwortung gegen den postkolonialen Kreuzzug aufzutreten, der türkischer Sultan. Wie in alten Zeiten, diesmal aber kein Sultan der Seldschuken oder Saladin.
Turkey’s Erdogan seeks to lead Islamic response on Jerusalem

Turkish leader calls President Donald Trump's recognition of holy city as Israel's capital a 'red line' for Muslims

ISTANBUL, Turkey (AFP) — Turkey’s leader is seeking to spearhead Islamic reaction to the US declaration on Jerusalem, but it is uncertain if he can coordinate a meaningful response among often disunited Muslim nations.
With Trump disregarding such warnings, the Turkish president used his position as the current chairman of the Organisation of Islamic Cooperation (OIC) to call a summit of the pan-Islamic group

https://www.timesofisrael.com/turkeys-e ... jerusalem/
Damit risikert Erdogan die empfindlichen Beziehungen zu Israel. Spannend wird sein, wie es die anderen arabischen Staaten hinbekommen. Sie müssten genötigt sein eine harte Haltung gegenüber Israel einzunehmen. Sie haben keine andere Chance. Selbst, wenn die Prinzenelite von Arabien aus persönlichen Gründen vielleicht eine andere Meinung haben.

Erdogan wird diese Situation nutzen, um seinen Führungsanspruch in der islamischen Welt zu demonstrieren. Ob dies zunächst nur ein Papiertiger bleibt, bleibt abzuwarten. Interessant wird die Reaktion der Trump-USA sein. Eigentlich ist die Trump-Administration Erdogan und der Türkei wohlgesonnen. Bleibt es bei diesen Entwicklungen dann dabei?

*fast schon wie ein Papst, der jetzt im aktuellen Fall aber ein Kritiker der Vorkommnisse ist
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Die Türkei als Speerspitze in der Akte Jerusalem

Beitrag von Europa2050 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(09 Dec 2017, 09:47)

Nachdem Meisterstratege Trump im Alleingang gegen alle Regeln Jerusalem als Hauptstadt Israels Dank der Gnade seiner Macht* erklärt hat, sieht sich ein anderer großer Staatsführer in der Verantwortung gegen den postkolonialen Kreuzzug aufzutreten, der türkischer Sultan. Wie in alten Zeiten, diesmal aber kein Sultan der Seldschuken oder Saladin.

Damit risikert Erdogan die empfindlichen Beziehungen zu Israel. Spannend wird sein, wie es die anderen arabischen Staaten hinbekommen. Sie müssten genötigt sein eine harte Haltung gegenüber Israel einzunehmen. Sie haben keine andere Chance. Selbst, wenn die Prinzenelite von Arabien aus persönlichen Gründen vielleicht eine andere Meinung haben.

Erdogan wird diese Situation nutzen, um seinen Führungsanspruch in der islamischen Welt zu demonstrieren. Ob dies zunächst nur ein Papiertiger bleibt, bleibt abzuwarten. Interessant wird die Reaktion der Trump-USA sein. Eigentlich ist die Trump-Administration Erdogan und der Türkei wohlgesonnen. Bleibt es bei diesen Entwicklungen dann dabei?

*fast schon wie ein Papst, der jetzt im aktuellen Fall aber ein Kritiker der Vorkommnisse ist
Dabei waren Trump und Erdogan doch ganz dicke, vor allem wenn es gegen die EU ging.

Das ist das gute an diesen Nationalnarzisten - früher oder später geraten sie ja doch aneinander und lassen uns in Ruhe. Weil ja jeder der schönste sein will... :p
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Re: Die Türkei als Speerspitze in der Akte Jerusalem

Beitrag von JJazzGold »

King Kong 2006 hat geschrieben:(09 Dec 2017, 09:47)



Damit risikert Erdogan die empfindlichen Beziehungen zu Israel. Spannend wird sein, wie es die anderen arabischen Staaten hinbekommen. Sie müssten genötigt sein eine harte Haltung gegenüber Israel einzunehmen. Sie haben keine andere Chance. Selbst, wenn die Prinzenelite von Arabien aus persönlichen Gründen vielleicht eine andere Meinung haben.

Erdogan wird diese Situation nutzen, um seinen Führungsanspruch in der islamischen Welt zu demonstrieren. Ob dies zunächst nur ein Papiertiger bleibt, bleibt abzuwarten. Interessant wird die Reaktion der Trump-USA sein. Eigentlich ist die Trump-Administration Erdogan und der Türkei wohlgesonnen. Bleibt es bei diesen Entwicklungen dann dabei?

*fast schon wie ein Papst, der jetzt im aktuellen Fall aber ein Kritiker der Vorkommnisse ist

Der Führungsanspruch Erdogans im Nahen Osten entbehrt jeder Grundlage und existiert ausschließlich in seinem Gehirn.
Im wachsenden Konflikt der beiden Achsen Saudi Arabien versus Iran spielt die Türkei keine Rolle, weder als Parteinehmer, noch als Vermittler.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Erdogan greift Israel scharf an

Beitrag von King Kong 2006 »

Erdogan bezeichnet Israel als Terrorstaat

Der türkische Präsident Erdogan hat Israel als Terrorstaat bezeichnet, der "Kinder tötet".
Man werde Jerusalem nicht einem Land der "Kindermörder" überlassen. Er werde mit allen Mitteln gegen die Anerkennung kämpfen, sagte Erdogan.

Erdogan hat zurzeit turnusmäßig den Vorsitz der Organisation für Islamische Kooperation (OIC) inne, einem Zusammenschluss von 57 Staaten, der sich als "die kollektive Stimme der muslimischen Welt" versteht. Wegen der Jerusalem-Krise hatte Erdogan einen OIC-Sondergipfel einberufen, dessen Gastgeber er am kommenden Mittwoch in Istanbul sein wird.
Auch TV-Komiker Trump bekommt sein Fett weg.
Erdogan hatte sich in den vergangenen Tagen bereits mehrfach erzürnt über das Vorhaben Trumps geäußert, nach der Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. "Eine solche Entscheidung stürzt die Welt und besonders unsere Region in einen Ring aus Feuer", warnte Erdogan am bereits Donnerstag. "Hey Trump, was machst du? Was soll dieses Vorgehen? Politiker sollten für Versöhnung und nicht für Chaos sorgen!"

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 82613.html
Natürlich muß man zwischen Polemik und Rethorik auf der einen Seite und dem Alltagsbusiness auf der anderen Seite trennen. Das kann manchmal so diametral unterschiedlich sein, das man glauben mag, man wäre in einer anderen Dimension. Aber Israel als "Kindermörder" und "Terrorstaat" zu bezeichnen hat schon ein gewisses Kaliber. Das kann Israel so nicht stehen lassen.
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Re: Die Türkei als Speerspitze in der Akte Jerusalem

Beitrag von tabernakel »

King Kong 2006 hat geschrieben:(09 Dec 2017, 09:47)
Nachdem Meisterstratege Trump im Alleingang gegen alle Regeln Jerusalem als Hauptstadt Israels Dank der Gnade seiner Macht* erklärt hat, sieht sich ein anderer großer Staatsführer in der Verantwortung gegen den postkolonialen Kreuzzug aufzutreten, der türkischer Sultan. Wie in alten Zeiten, diesmal aber kein Sultan der Seldschuken oder Saladin.
Damit riskiert Erdogan vor allem anderen erst mal seine Beziehungen zu den USA. Und das kann für die Türkei böse Folgen haben.

Bisher konnte sich Erdogan sicher sein dass er die Europäer gegeneinander ausspielen kann ohne dass das außenpolitisch größere Folgen hat, denn am Ende entscheidet vor allem die Haltung der USA wo's mit der NATO lang geht. Wenn Erdogan allerdings diese Basis verspielt, dann riskiert er dass es in der NATO zu einem Stimmungswechsel kommt, denn wir werden uns garantiert nicht dagegen sträuben wenn Trump auf die Idee käme die Türkei aus der NATO zu kicken (oder alternativ die NATO durch einen Nachfolger ohne die Türkei zu ersetzen).

Das mag den Sultan erst mal nicht schrecken. Und wenn dann russische Panzerbesatzungen uneingeladen mit ihrem Equipment in Istambul Urlaub machen ist es zu spät ...
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Re: Die Türkei als Speerspitze in der Akte Jerusalem

Beitrag von imp »

tabernakel hat geschrieben:(11 Dec 2017, 20:44)

Damit riskiert Erdogan vor allem anderen erst mal seine Beziehungen zu den USA. Und das kann für die Türkei böse Folgen haben.

Bisher konnte sich Erdogan sicher sein dass er die Europäer gegeneinander ausspielen kann ohne dass das außenpolitisch größere Folgen hat, denn am Ende entscheidet vor allem die Haltung der USA wo's mit der NATO lang geht. Wenn Erdogan allerdings diese Basis verspielt, dann riskiert er dass es in der NATO zu einem Stimmungswechsel kommt, denn wir werden uns garantiert nicht dagegen sträuben wenn Trump auf die Idee käme die Türkei aus der NATO zu kicken (oder alternativ die NATO durch einen Nachfolger ohne die Türkei zu ersetzen).

Das mag den Sultan erst mal nicht schrecken. Und wenn dann russische Panzerbesatzungen uneingeladen mit ihrem Equipment in Istambul Urlaub machen ist es zu spät ...
Das ist von vorne bis hinten ein weltfremdes Szenarium. In der Tat wird niemand die Türkei aus der NATO ausschließen, da dies im NATO-Vertrag gar nicht vorgesehen ist. Andererseits eine neue NATO zu gründen, ist in USA noch unpopulärer als in der bestehenden drin zu bleiben. Und dann müsste man die alte auch noch verlassen.
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Re: Die Türkei als Speerspitze in der Akte Jerusalem

Beitrag von tabernakel »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Dec 2017, 21:27)
Das ist von vorne bis hinten ein weltfremdes Szenarium. In der Tat wird niemand die Türkei aus der NATO ausschließen, da dies im NATO-Vertrag gar nicht vorgesehen ist. Andererseits eine neue NATO zu gründen, ist in USA noch unpopulärer als in der bestehenden drin zu bleiben. Und dann müsste man die alte auch noch verlassen.
Na und? Ich halte ziemlich wenig von Trump, aber wenn diese Art Politiker im Weissen Haus einen Vorteil für die Welt bietet, dann dass "weltfremde Szenarien" und "totale Gewissheiten" eben nicht gelten. Trump traue ich absolut zu die NATO gegebenenfalls durch ein Bündnis ohne die Türkei zu ersetzen. Zumal das für die USA den Anreiz böte die 2% Verteidigungshaushalt-Anteile der Mitglieder nicht nur wie bisher festzuschreiben, sondern auch einen Strafkatalog bei Unterschreitung zu vereinbaren ...
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Re: Die Türkei als Speerspitze in der Akte Jerusalem

Beitrag von imp »

tabernakel hat geschrieben:(11 Dec 2017, 21:58)

Na und? Ich halte ziemlich wenig von Trump, aber wenn diese Art Politiker im Weissen Haus einen Vorteil für die Welt bietet, dann dass "weltfremde Szenarien" und "totale Gewissheiten" eben nicht gelten. Trump traue ich absolut zu die NATO gegebenenfalls durch ein Bündnis ohne die Türkei zu ersetzen. Zumal das für die USA den Anreiz böte die 2% Verteidigungshaushalt-Anteile der Mitglieder nicht nur wie bisher festzuschreiben, sondern auch einen Strafkatalog bei Unterschreitung zu vereinbaren ...
Träum weiter. Du hast offenbar nicht verstanden, was ein US-Präsident ist und was er nicht ist. Merkel hat eine innere 2. Hochrechnung, wenn Trump wirklich die Nato aufkündigt. Die EU hat zügig die nötigen Strukturen, um ohne den Nato-Wasserkopf weiterzumachen.
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Re: Die Türkei als Speerspitze in der Akte Jerusalem

Beitrag von tabernakel »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Dec 2017, 22:01)
Träum weiter. Du hast offenbar nicht verstanden, was ein US-Präsident ist und was er nicht ist.
Wenn Du mich schon zum träumen aufforderst: Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich die NATO gerne durch ein weltweites Militärbündnis der Demokratien ersetzen. Mit klaren Regeln zum Beitritt wie auch zum Rausschmiss, und gerne auch verbunden mit Strafzahlungen an die anderen Mitglieder bei Unterschreitung des vereinbarten Minimums des Verteidigungshaushalts. Gerne wenn diese wollen mit neuen Mitgliedern wie Japan, Südkorea, Australien oder Chile. Und perspektivisch nach Beilegung von spezifischen Konfliktfeldern Länder wie Finnland (Konfliktfeld Russland), Mexiko (Einwanderungsstreit mit den USA), Argentinien (Falklandkonflikt mit GB), Brasilien (interne Stabilität), Indien (Kaschmir, Kastensystem) und Israel (Palästinenserkonflikt). Und beim aktuellen Stand der Dinge ohne die Türkei.

Und zum US-Präsidenten: Er ist vor allem anderen Commander in Chief der USA, und damit hat sein Wort in Verteidigungsfragen extremes Gewicht.
Merkel hat eine innere 2. Hochrechnung, wenn Trump wirklich die Nato aufkündigt. Die EU hat zügig die nötigen Strukturen, um ohne den Nato-Wasserkopf weiterzumachen.
Was soll das sein, eine "innere 2. Hochrechnung"? Dir ist schon klar dass wir in Europa sowieso als Teil des EU-Vertrages ein Verteidigungsbündnis unabhängig von der NATO haben? Und dass wir aktuell sowieso daran feilen dieses auszubauen - siehe Pesco.

Das alles sehe ich als gute und wichtige Entwicklung, aber es ist und bleibt als kontinentales Bündnis komplementär zur NATO, oder eben einem Nachfolger desselben.
Zuletzt geändert von tabernakel am Mo 11. Dez 2017, 22:47, insgesamt 2-mal geändert.
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Erdogan definiert rote Linie für die islamische Welt

Beitrag von King Kong 2006 »

Erdogan sieht sich und die Türkei in der Pflicht und Führungsrolle innerhalb der islamischen Welt. Das macht er in der Frage Jerusalems deutlich.
Konferenz islamischer Staaten

Erdogan fordert Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Palästinas

Nach der Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt durch die USA hat der türkische Präsident Erdogan dazu aufgerufen, die Stadt im Gegenzug als Palästinenserhauptstadt anzusehen
Dieser Schritt sei "eine Belohnung für Israel für seine terroristischen Taten", so Erdogan. Bereits am Montag hatte Erdogan vor Parteifunktionären der AKP dem israelischen Staat vorgeworfen.
Vor dem Treffen hatte Erdogan angekündigt, man werde "die gesamte islamische Welt in Bewegung setzen".

http://m.spiegel.de/politik/ausland/rec ... 83060.html
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Re: Erdogan definiert rote Linie für die islamische Welt

Beitrag von Dieter Winter »

King Kong 2006 hat geschrieben:(13 Dec 2017, 13:44)

Erdogan sieht sich und die Türkei in der Pflicht und Führungsrolle innerhalb der islamischen Welt. Das macht er in der Frage Jerusalems deutlich.
Naja, die Araber hatten bereits das Vergnügen unter türkischer (osmanischer) Herrschaft zu leben. So richtig begeistert waren sie nicht, hört man munkeln.

Jerusalem soll Hauptstadt eines Palästinenserstaates sein? Wo soll sich denn dieser befinden? Und wer ist Präsident oder so was in der Art, der von den Palästinensern als solcher anerkannt wird?
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Re: Erdogan definiert rote Linie für die islamische Welt

Beitrag von King Kong 2006 »

Dieter Winter hat geschrieben:(13 Dec 2017, 14:37)

Naja, die Araber hatten bereits das Vergnügen unter türkischer (osmanischer) Herrschaft zu leben. So richtig begeistert waren sie nicht, hört man munkeln.

Jerusalem soll Hauptstadt eines Palästinenserstaates sein? Wo soll sich denn dieser befinden? Und wer ist Präsident oder so was in der Art, der von den Palästinensern als solcher anerkannt wird?
Abgesehen von den politischen Strategien Erdogans dahinter und der osmanischen Geschichte in deren Tradition sich die heutige Türkei durchaus sieht, gibt es keine arabische Macht (mehr), die überhaupt sich an die Spitze von irgendetwas setzen kann. Das können im Moment nur die alten nicht-arabischen Mächte die Türkei oder der Iran.

Sicher sind die arabischen Staaten keinesfalls dafür, daß die Türkei eine solche Rolle einnimmt. Wie auch beim Iran. Auf der anderen Seite sicherlich dankbar, weil sie es nicht können. Nicht offiziell. Nach 1973 haben sich die arabischen Mächte auf andere Methoden zurückgezogen. Auch die Golfaraber. Die Prinzenelite der Golfaraber sind auf gute Beziehungen zum Westen, um an der Macht zu bleiben, angewiesen. Auch, wenn sie sich etwas anderes denken. Deshalb geht die Unterstützung für radikale Elemente, die auch gegen Israel sind immer eher über private Kanäle. Sie können es sich gar nicht erlauben sich offen gegen die USA oder Israel zu stellen. Deshalb unterhalten z.B. die USA gute Kontakte zu ihnen. Weil sie schwach sind. Nicht weil sie gemäßigt sind. Das darf man keinesfalls verwechseln. Sie unterstützen radikalste Gruppen und betreiben Missionierung weltweit. Sie durchdringen Staaten und Gesellschaften z.B. im Westen viel intensiver. Viel mehr, als vergleichsweise die Türkei (Ausnahme in Deutschland) oder sogar als der Iran.

Wie es mal im Kontext Russlands, Chinas und Irans zu lesen war, sie sind bereit die "Kosten" für so eine Haltung zu bezahlen. Gabriel bemängelt, daß die EU das (noch) nicht ist. Die Türkei zeigt diese Haltung zunehmend auch. Führung zu übernehmen. Man könnte gutmenschlich sagen "Verantwortung übernehmen". Oder je nach Perspektive "unangenehm auffallen", bzw. "Konflikte verstärken”. So wird es jedenfalls von den bisherigen Platzhirschen wahrgenommen. Das man dann unangenehm auffällt, davon kann sich auch der Oberverantwortungsübernehmen ein Liedchen singen, die USA. Aber die ziehen sich ja immer mehr zurück. Jetzt kommen u.a. die Osmanen wieder.
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Re: Erdogan definiert rote Linie für die islamische Welt

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(13 Dec 2017, 17:03)

...

... Jetzt kommen u.a. die Osmanen wieder.
Sollen sie und andere. Halten Sie die politischen, wirtschaftlichen, technologischen, wissenschaftlichen, demographischen Potentiale anderer Machtkonzentrationen daneben. Dann wird doch erst klar, wie dünn die Suppe ist, die dort gelöffelt werden soll. Da liegen schlafende Riesen herum und lassen die Mäuschen gewähren. Wehe, wenn die übel geweckt werden!
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Türkische Botschaft in Ostjerusalem

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(14 Dec 2017, 18:25)

Sollen sie und andere. Halten Sie die politischen, wirtschaftlichen, technologischen, wissenschaftlichen, demographischen Potentiale anderer Machtkonzentrationen daneben. Dann wird doch erst klar, wie dünn die Suppe ist, die dort gelöffelt werden soll. Da liegen schlafende Riesen herum und lassen die Mäuschen gewähren. Wehe, wenn die übel geweckt werden!
Jetzt kommen sie erstmal wieder.
Türkei will Botschaft in Ostjerusalem öffnen

Der türkische Präsident Erdogan provoziert im Streit um Jerusalem weiter: Nachdem die islamischen Staaten Ostjerusalem als Hauptstadt Palästinas anerkannt haben, spricht er vom nächsten Schritt.
Wobei das natürlich rein faktisch etwas schwierig ist. Israel wird das kaum erlauben.
Bislang sei das jedoch nicht möglich, da Jerusalem besetzt sei.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 83783.html
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Re: Türkische Botschaft in Ostjerusalem

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Dec 2017, 21:39)

Jetzt kommen sie erstmal wieder.



Wobei das natürlich rein faktisch etwas schwierig ist. Israel wird das kaum erlauben.
Wäre ich in Israel politisch verantwortlich, würde ich der türkischen Botschaft einen Bauplatz in Ost-Jerusalem anbieten. Zugang nur für israelische Staatsbürger und akkreditierte türkische Diplomaten. :)
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Türkei nimmt Saudi-Arabien ins Visier - Stossrichtung Süden?

Beitrag von King Kong 2006 »

Ankara bekräftigt noch einmal nach der Jerusalem-Abstimmung, daß die UN gestärkt werden müsse und nicht nur aus einem Staat besteht (mutmaßlich ist wohl die USA gemeint). Nun richtet sich das Augenmerk auch auf Saudi-Arabien. Riad war vor nicht allzu langer Zeit noch ein gern gesehener Gesprächspartner. Das scheint sich zu ändern.
Pro-Erdogan media targets Saudis after Trump's Jerusalem decision

Saudi Arabia no longer enjoys immunity from being thrashed by media who favor Erdogan and his Justice and Development Party (AKP). On Nov. 9, speaking at the Organization of Islamic Cooperation (OIC) summit on women’s entrepreneurship, Erdogan targeted Saudi Crown Prince Mohammed bin Salman’s commitment to lead his country to "moderate Islam." Erdogan said, “They are now trying to pump up this idea again. What is that? Moderate Islam! The patent on the term ‘moderate Islam’ belongs to the West." Then Erdogan delivered a line he has said before: “Islam cannot be [classified] as moderate or immoderate.” Erdogan even went on to ridicule the Saudi regime for promoting moderate Islam when it didn't even allow women to drive until recently.
On Dec. 5, pro-AKP newspaper Sabah’s outspoken columnist Hilal Kaplan tweeted about a New York Times article titled “Talk of a Peace Plan That Snubs Palestinians Roils Middle East” and commented, “Now pretending to react, [this piece alleges] Saudi Arabia indeed accepts the agreement where Trump declares Jerusalem Israel's capital, making illegal settlements permanent and destroying the right of return for Palestinians. These are not unexpected from the crown prince.” On Dec. 8, Kaplan retweeted detailed Turkish reporting of the same piece. She then posted in English, commenting on a video about what influenced Trump’s Jerusalem decision. She concluded it was in part the "bromance" between Prince Mohammed and Jared Kushner, Trump's son-in-law and a senior adviser.
“Saudi Arabia along with the UAE openly supports the PKK with the justification of aiding forces against Iran. That is causing direct harm to our national interests,” a junior bureaucrat added. When asked about why Turkey could not work in tandem with Saudi Arabia and its allies in the region, a senior bureaucrat commented, “We cannot keep investing in a losing cause. Saudi Arabia’s allegedly anti-Iran policies in Yemen indeed strengthened Iran’s power in Yemen. Qatar and Iran were pushed together. They [Saudis] caused Sunnis to lose power in Lebanon. So beyond all the talk, indeed, Saudis are pushing for the expansion of Iranian influence in the region.”

Turkish officials and pundits seem to agree the hotheaded crown prince’s sudden rise to power is to blame for the strain on Turkish-Saudi relations. Not long ago, the Turkish political elite was silent about the legitimacy of Saudi Arabia in the Muslim world, but now voices are emerging to urge Erdogan to first reclaim Mecca and Medina (two holy cities of Islam in Saudi Arabia) from the Saudis. As one Twitter user wrote, “Israel will keep winning in Jerusalem as long as we cannot save Mecca and Medina from the Saudis.”
As the Turkish security elite see it, clearly Iran has again emerged as the winner of all these intra-Sunni conflicts. Will blaming it on all Wahhabis help Turks wind up on the winning side? Did Turkey establish a solid basis of cooperation with Iran prior to burning all bridges with the Saudis, or is this another one of Erdogan’s haphazard reactionary bursts?

Read more: http://www.al-monitor.com/pulse/origina ... z524rpWi28
Zunächst war es u.a. der Iran, der Saudi-Arabien ständig im Nacken saß und so die paradoxe Annäherung an die Osmanen stützte. Allerdings ist der Iran im Grunde genommen außer Konkurrenz. Wenn es um die Vorherrschaft der mehrheitlich sunnitischen Muslime geht, müssen das die Türkei und Saudi-Arabien unter sich ausmachen. Das sind die Konkurrenten. Von Europa, über Asien, Zentralasien usw. der Iran hat natürlich auch dort überall politische und wirtschaftliche Interessen. Aber er kann dort nicht konfessionell andocken. Die iranischen Interessen sind geografisch mehr oder weniger klar zu benennen. Der sunnitische Islam erstreckt sich demografisch viel massiver global. Auch, wenn die Türkei und Saudi-Arabien erstmal in ihrer direkten Nachbarschaft klären müssen, ob die Osmanen oder die Familie al-Saud den Ton angeben möchten.

Die Türkei und der Iran sind alte Nachbarn, mit der vielleicht ältesten weltweit unveränderten Grenze. Als große robuste dynamische Staaten müssen sie miteinander auskommen. Alles andere wäre für beide und die Region katastrophal. Die Saudis sind sind da aus Sicht Irans und hier der Türkei etwas anderes. Ein Kunststaat, der einen Deal mit dem Westen gemacht hat. Die Prinzenelite wird geschützt, dafür bedienen sie die westlichen Wirtschaften. Für Riad ist es gefährlich mit der Türkei und dem Iran im Clinch zu liegen. Erdogan spürt, daß eine weitere "Expansion" am ehesten in Richtung des Familienunternehmens al-Saud (Saudi-Arabien) geht. Im Norden ist Russland, im Osten Iran, die Europäer wollen die Türkei nicht, Trump tut alles, um es der Türkei schwer zu machen, dann eben Richtung Süden?
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Re: Türkei nimmt Saudi-Arabien ins Visier - Stossrichtung Süden?

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(23 Dec 2017, 11:17)

.... Für Riad ist es gefährlich mit der Türkei und dem Iran im Clinch zu liegen. Erdogan spürt, daß eine weitere "Expansion" am ehesten in Richtung des Familienunternehmens al-Saud (Saudi-Arabien) geht. Im Norden ist Russland, im Osten Iran, die Europäer wollen die Türkei nicht, Trump tut alles, um es der Türkei schwer zu machen, dann eben Richtung Süden?
Deshalb wird an den Meldungen etwas Wahres dran sein, daß Israel mit Saudi-Arabien zunehmend enger zusammen arbeitet. Da liegt für Erdogan nach Mavi Marmara die nächste Backpfeife in der Luft.
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Re: Türkei nimmt Saudi-Arabien ins Visier - Stossrichtung Süden?

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(24 Dec 2017, 12:15)

Deshalb wird an den Meldungen etwas Wahres dran sein, daß Israel mit Saudi-Arabien zunehmend enger zusammen arbeitet. Da liegt für Erdogan nach Mavi Marmara die nächste Backpfeife in der Luft.
Die Türkei muß unter Erdogan abwägen, wohin und was sie will. Sie sieht sich als Regionalmacht. Und die sprichwörtlich größten Entfaltungsmöglichkeiten gibt es im Süden. Das ist natürlich dahinsichtlich problematisch. Aus drei Gründen. Zum einen erinnert das an osmanische Zeiten und die arabischen Staaten sind davon nicht im Besonderen zu begeistern. Desweiteren kollidiert dies mit iranischen Interessen in Syrien und Irak. Darum wurde das Verhältnis zwischen der Türkei und dem Iran nach einem guten Start (nach Regierungsübernahme durch Erdogan) sehr schnell abgekühlt und die hohen Erwartungen an die Beziehungen zwischen beiden Staaten wurden nicht annähernd erreicht. Jetzt kommt noch Saudi-Arabien dazu. Mit dem Iran hat man sich wo mittelfristig geeinigt. Ankara sieht jetzt den Konkurrenten maßgeblich bei den al-Sauds. Das geht über die Beziehungen zur Hamas über "Rebellengruppen" in Syrien, um die sich beide bemühen müssen. Auch sieht sich die Türkei eher geeignet für eine Führungsposition in der islamischen Welt als Saudi-Arabien. Das macht sich z.B. in der Jerusalemfrage deutlich.

Den europäischen Raum hat die Türkei praktisch abgehakt. Nicht die Beziehungen per se, ganz im Gegenteil, aber ein Teil dessen werden und sein zu können. Bleibt Vorderasien. Nachdem sich herausgestellt hat, daß Ankara die Ziele in Syrien und Irak nicht erreichen konnte (Absetzung Assads und Förderung pro-türkischer Gruppen, sowie im Irak und betreffs der KRG), geht der Blick tiefer auf die arabische Halbinsel. Die höchsten militärischen Spitzen der Türkei und Irans haben sich mehrfach getroffen. Sicher ging es um Fragen strategischen Ausmasses und Interessensausgleichs. Es ging mutmaßlich um Syrien und Irak (inklusive KRG und der Kurdenfrage), aber auch um den Golfkooperationsrat. In Fragen Qatars liessen sie Saudi-Arabien auflaufen. Sie stehen an der Seite Qatars.
Iran and Turkey: Not an Alliance but an Incredibly Meaningful Partnership

The two greatest Imperial foes of the Ottoman Empire were Russia and Iran (Persia). While the Russian Empire collapsed in 1917, the Ottoman Empire in 1922 and the Iranian in 1979, the modern successor states of the Russian Federation, Republic of Turkey and Islamic Republic of Iran continue to constitute towering Eurasian powers whose influence only continues to grow.

This is not surprising in and of itself, but what is surprising is that these three great Eurasian powers continue to expand in terms of regional influence, but not at each others expense.
At the same time, Turkey’s relations with Iran, in the fields of economic, security, diplomatic and now ideological cooperation have grown throughout this same period, although they are less widely discussed
Today, it is fair to say that Iran and Turkey are experience their best bilateral relations since 1979.

While the Astana Peace Process and Turkey’s gradual acceptance of the legitimate right of the Syrian government to remain in power, are often pointed to as key elements which have aided bilateral relations between Iran and Turkey, the fact of the matter is that both countries see a more wide reaching potential for partnership that transcends the Syrian conflict and associated peace process.

Turkish President Erdogan’s trips to Iran are becoming ever more frequent as trade between the two countries rapidly increases. Furthermore, both countries have pledged to begin trading in national currencies, thus allowing Iran to circumvent Dollar based institutions which Washington has forced to sanction the country, while also allowing Turkey to assert financial independence from its former western partners, as part of a broader move to an almost certainly Yuan based One Belt–One Road trading network.

Pragmatically, both countries look set to collaborate on mutual energy initiatives included the proposed ‘Persian Gas Pipeline’. Among the prospective parties to such a project, Turkey and Iran are the only states not in the EU. This means that Iran and Turkey represent the eastern flank of a project linking Eurasian gas to the European mainland.
However, the most important event of the year in respect of solidifying a long lasting Ankara-Tehran partnership, happened in August.

On the 16th of August, Iran’s Chief of Staff Major General Mohammad Baqeri, became the highest ranking Iranian military officer to visit Turkey since prior to the Islamic Revolution. During the meeting, both countries pledged to cooperate further on wider regional security matters beyond affirming existing commitments to cooperate against the threats of regional and international terrorist groups.

The timing was significant as in September of 2017, when Iraqi Kurds unilateral declared independence, both Iran and Turkey worked to isolate the would-be illegal statelet in northern Iraq. Although leading Kurdish parties in Syria and Iraq are not traditionally allied, the duel threat of Kurdish ethno-nationalism in both Arab states have led to Turkey and Iran cooperating against a Kurdish threat which is increasingly pan-regional.
Even before the proper outbreak of Kurdish troubles on the borders of Iran and Turkey, both countries also found themselves on the same side of the Qatar-GCC dispute, thus proving another area in which each state sees eye to eye on a burning issue of Middle Eastern diplomatic relations.
In terms of ideology and the wider war for hearts and minds, Iran and Turkey have taken a clear lead on the cause of Palestine. While Syria remains a stalwart supporter of Palestine, because of Syria’s internal war against foreign terrorists, the most widely resonating support for Palestine now comes from outside the Arab world.

Turkey as a Sunni majority country, has taken the clear lead in offering increasingly bold criticisms of the Zionist regime which have turned Erdogan into something of the religious hero among Sunnis that he always clearly wanted to be.
More broadly, Iran and Turkey form the core non-Arab members of the emerging Northern Bloc of Middle Eastern states. Both countries are cooperating with each other and with Iraq, and through the Astana Format, Turkey is also cooperating with Iran’s Syrian ally (albeit in a one-step-removed fashion). It is clear that Ankara and Tehran have allies in the northern part of the Middle East while countries in the Southern Bloc, including Egypt, Saudi Arabia, Bahrain, the UAE, Jordan and “Israel”m have increasingly poor relations with both of the major non-Arab states of the region.

Iran and Turkey’s partnership is therefore forged on a combination of economic and security necessity as well as similar goals of wider pan-Eurasian trading, energy and commerce initiatives which are increasingly tied together in public by the cause of Palestine and wider pan-Islamic leadership which both states seem to agree upon sharing a compliment role within.

Unless and/or until Turkey leaves NATO, Iran and Turkey may not be formal allies, but in an age where few zero-sum allies exist, Turkey and Iran represent something more realistic and therefore more meaningful: they are new partners in a new Middle East AND a new Eurasia.

https://www.globalresearch.ca/iran-and- ... ip/5623599
Turkey joins Russia and Iran in supporting Syria

http://www.arabnews.com/node/1214166/middle-east
Ankara und Teheran haben weiterhin ihre Reibungspunkte und es bleiben somit auf eine Zukunftsachse Krisen praktisch vorprogrammiert. Dennoch haben sie es seit 500 Jahren geschafft keinen Krieg mehr miteinander zu führen. Das müssen Nachbarn erstmal schaffen! Vielleicht ist die Zeit reif, ähnlich wie auf dem europäischen Kontinent zwischen Frankreich und Deutschland, daß sich aus pragmatischen Gründen es sich so entwickelt, daß man besser vorankommt, wenn man enger zusammenarbeitet, denn gegeneinander. Das wird sicher vielen nicht gefallen.

Es ist völlig utopisch über so etwas wie der EU für Vorderasien zu sprechen, aber wenn es einen Core, einen Kern geben sollte, dann wird das die Türkei und der Iran sein. Wie in Europa Frankreich und Deutschland.

Langfristig wird man in Ankara und Teheran sehen müssen, wie man mit den relativ neuen arabischen Nationalstaaten umgehen wird. Wie bereits im Irak, Syrien, Libanon oder Libyen gesehen sind sie immer noch im Gestaltungsprozess. Viele Grenzen stehen in Frage, Ethnien oder die Staatsform. Vermutlich sehen sich die Türkei und der Iran nicht nur als potentielle Interventionisten und Imperialisten, sondern betrachten das auch als eine gefährliche Situation. Aus der arabischen Wüste ist immer mal ein überwältigender Sturm gekommen. Sei es in Form des Islams oder arabischer Heere. Im Nordosten, aus Zentralasien sind die Mongolenstürme - zumindest im Iran - im kollektiven Gedächtnis. Das die Türkei und der Iran sich koordinieren sollte man auch aus dieser Perspektive betrachten.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Türkei nimmt Saudi-Arabien ins Visier - Stossrichtung Süden?

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(25 Dec 2017, 10:50)
...
... Aus der arabischen Wüste ist immer mal ein überwältigender Sturm gekommen. Sei es in Form des Islams oder arabischer Heere. Im Nordosten, aus Zentralasien sind die Mongolenstürme - zumindest im Iran - im kollektiven Gedächtnis. Das die Türkei und der Iran sich koordinieren sollte man auch aus dieser Perspektive betrachten.
Geschichtlich ist das alles ganz richtig dargestellt. Aber in unserer sehr vernetzten Welt sind derartige "Überraschungen" doch nicht zu erwarten. Anstatt dessen gibt es erkennbare Entwicklungen von Machtblöcken... China, Indien und von vorhandenen Machtblöcken Europa, USA... denen "Ihren" beiden Kandidaten vielleicht lästig sein könnten, aber nie und nimmer nicht gefährlich. Ein Chaos könnte von Afrika her drohen; das kann ich überhaupt nicht abschätzen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von King Kong 2006 »

Jetzt werden "Argumente" für und wieder von Haltungen gegenüber der Türkei zusammengetragen.

Ein türkischer Ex-General in Washington wirbt für Unterstützung für die Türkei bei seinem Vorgehen in Vorderasien. Sonst...
Turkish general warns Washington ‘not to push Turkey toward Iran and Russia’

former Turkish general who is now leading one of Turkey's most important defense companies warned a Washington audience that the U.S. partnership with PKK's Syrian offshoot People's Protection Units (YPG) was pushing Turkey to the side of Iran and Russia.

https://www.dailysabah.com/diplomacy/20 ... and-russia
Ein kurdischer Pastor warnt vor den Plänen Erdogans. Sonst...
Kurdish Pastor: Turkey Bigger Threat to Israel than Iran

Erdogan is preparing the way for the rebirth of the Islamic caliphate by rallying the 'Islamic brotherhood' to surround the Jewish state and destroy it.
Erdogan has mobilized radical Islamic militias to attack the Kurdish population in northern Syria.
Erdogan envisions himself as head of the "last caliphate of Islam" and is bent on redrawing the map of the Middle East.
Majeed believes Erdogan's lack of success (through NATO) of being a "European member" has refocused him on extending his power throughout the Middle East. The Kurds are the only "stumbling stone" to achieving his goal. By accusing them of being infidels and attacking them, he's justifying his own aggression and providing a path to mobilize Islamic militias everywhere to unite against the Kurds. The fact that some of these militias have been trained by international allies and are members of the international coalition complicates the situation even further, he explains.

https://www1.cbn.com/cbnnews/israel/201 ... -than-iran
Demzufolge ist guter Rat teuer. Die Türkei wird in Europa (EU) keine Rolle zugestanden. Es war immer ein Versuch durch die Beitrittsverhandlungen die Türkei von einer selbständigen Rolle abzuhalten. Mit allem was das bedeutet. Irgendwann funzt das nicht mehr. Eine Türkei, das das bevölkerungsreichste Land er EU wäre, mit allen politischen Folgen im EU-Parlament war eigentlich stets ein no-go. Man sieht schon mit Staaten wie Polen, Ungarn oder Slowenien, daß gemeinsame EU-Werte so eine Sache sind. Und die gelten als christlich-abendländische Länder eigentlich noch als einigermassen kompatibel.

Die Türkei sieht seine Zukunft in der Gestaltung Vorderasiens. Mehr denn in Europa. Dort lässt man im EU-Parlament, in dem die Türkei sitzen würde, dies nicht zu. Der kurdische Pastor warnt, der türkischer Ex-General auch. Der eine vor ein einem neuen Kalifat. Der andere vor dem Hinwenden der Türkei gen Osten. Soll sich die Türkei noch weiter entfernen? Ist das nur ein Synonym für eine eigenständige Rolle?
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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