Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

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King Kong 2006
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Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Türkei scheint sich zu verschieben. Wenn nicht geografisch signifikant messbar. Denn geopolitisch. Nach dem 1. Weltkrieg, spätestens nach dem 2. Weltkrieg wurde die Türkei im Rahmen des Kalten Krieges u.a. durch die NATO und einer Aussicht zu einem Beitritt zur EG/EU an den Westen herangeführt. Manche meinen, gebunden. Nach dem Ende des Kalten Krieges verändern sich die Verhältnisse, die Bedürfnisse und die Umstände. In der Türkei, in der Region und darüber hinaus.

Ägypten erschien als idealer Partner unter den Muslimbrüdern und Mursi. Dann wurde er gestürzt. Das Verhältnis zum Nachbarn Iran ist ambivalent. Auf der einen Seite mit der vermutlich ältesten Grenze weltweit, was auf Stabilität hinweist, auf der anderen Seite teilweise unverhohlenen Differenzen und einem stagnierenden Verhältnis dadurch bedingt. Was für beide Seite Schade ist. Da wäre viel Potential. Russland ist ein Thema und dann wären da noch die arabischen Staaten am Persischen Golf.

Führt die Entwicklung, der Disput, mit der EU die Türkei näher an die arabischen Golfstaaten?
Erdogans Nahost-Politik

Der Sultan hat es sich verscherzt

Der türkische Präsident vergrätzt Europa. Umso wichtiger wären Erdogans Beziehungen zu den Ländern des Nahen Ostens. Doch auch dort liegen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander.
Als Bittsteller bei den Golfmonarchen

In Ermangelung anderer Partner in der Region wendet sich die türkische Regierung verstärkt den Golfstaaten zu. Im Februar besuchte Erdogan Saudi-Arabien, Katar und Bahrain. Dort trat er jedoch weniger wie der Präsident einer Regionalmacht auf, sondern eher wie ein Bittsteller. Die Zahl der Auslandsinvestitionen in der Türkei ist 2016 um 42 Prozent gefallen, europäische Unternehmen beobachten den Kurs des Landes mit großem Argwohn. Erdogan setzt darauf, dass die wohlhabenden Golfstaaten diese Lücke füllen.

In knapp fünf Wochen stimmen die Türken in einem Referendum darüber ab, ob sie Staatschef Erdogan mit noch größeren Befugnissen ausstatten wollen. Das Gezerre um Wahlkampfauftritte türkischer Regierungsvertreter in Europa hat das Verhältnis zwischen Türkei und EU schon jetzt massiv beschädigt. Ein autoritär regierender Erdogan dürfte die Beziehungen nach dem 16. April noch weiter verschlechtern - mit negativen Folgen für die türkische Wirtschaft. Der starke Mann aus Ankara wird zukünftig wohl noch mehr auf Partner am Golf angewiesen sein.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 38738.html
Der Vorteil der arabischen Monarchien ist, daß sie keine blöden Fragen stellen. Die Europäer kommen immer mit dem Zeigestock. Das müsse besser werden, dies müsse geändert werden usw. Und dann ist "klar", daß ein Beitritt sowieso praktisch utopisch ist. Das werden die Könige, Sultane und Scheichs vom Persischen Golf kaum so machen. Andererseits sind diese Länder als Partner, egal zu welchem Thema nicht wirklich ein gleichwertiger Partner zur EU. Das muß man klar sagen. Und die wollen für Kohle und Kredite auch Gegenleistungen.

Ist es wahrscheinlich, daß sich die Türkei von der EU weiter entfernt und gleichzeitig näher an Staaten des vorderen Orients heranrückt? Wenn ja, in welcher Form und Qualität? Der Weg zur Regionalmacht ist hart. Und wird niemanden geschenkt. Erdogan hat von einer superben Politik am Anfang seiner Regierungszeit es geschafft die Türkei in unsichere Gewässer zu führen. Aber, die Frage lautet auch, ist das nicht normal? Wenn man sich verändert? Wenn man umzieht? Sind das nicht Geburtswehen, die normal sind? Ist es nicht immer schlauchend, wenn man sich aus einer alten Haut windet oder aus einer Verpuppung? Das bleibt abzuwarten.

Quo vadis Türkei?
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Bobo »

King Kong 2006 hat geschrieben:(15 Mar 2017, 20:46)

Die Türkei scheint sich zu verschieben. Wenn nicht geografisch signifikant messbar. Denn geopolitisch. Nach dem 1. Weltkrieg, spätestens nach dem 2. Weltkrieg wurde die Türkei im Rahmen des Kalten Krieges u.a. durch die NATO und einer Aussicht zu einem Beitritt zur EG/EU an den Westen herangeführt. Manche meinen, gebunden. Nach dem Ende des Kalten Krieges verändern sich die Verhältnisse, die Bedürfnisse und die Umstände. In der Türkei, in der Region und darüber hinaus.

Ägypten erschien als idealer Partner unter den Muslimbrüdern und Mursi. Dann wurde er gestürzt. Das Verhältnis zum Nachbarn Iran ist ambivalent. Auf der einen Seite mit der vermutlich ältesten Grenze weltweit, was auf Stabilität hinweist, auf der anderen Seite teilweise unverhohlenen Differenzen und einem stagnierenden Verhältnis dadurch bedingt. Was für beide Seite Schade ist. Da wäre viel Potential. Russland ist ein Thema und dann wären da noch die arabischen Staaten am Persischen Golf.

Führt die Entwicklung, der Disput, mit der EU die Türkei näher an die arabischen Golfstaaten?





Der Vorteil der arabischen Monarchien ist, daß sie keine blöden Fragen stellen. Die Europäer kommen immer mit dem Zeigestock. Das müsse besser werden, dies müsse geändert werden usw. Und dann ist "klar", daß ein Beitritt sowieso praktisch utopisch ist. Das werden die Könige, Sultane und Scheichs vom Persischen Golf kaum so machen. Andererseits sind diese Länder als Partner, egal zu welchem Thema nicht wirklich ein gleichwertiger Partner zur EU. Das muß man klar sagen. Und die wollen für Kohle und Kredite auch Gegenleistungen.

Ist es wahrscheinlich, daß sich die Türkei von der EU weiter entfernt und gleichzeitig näher an Staaten des vorderen Orients heranrückt? Wenn ja, in welcher Form und Qualität? Der Weg zur Regionalmacht ist hart. Und wird niemanden geschenkt. Erdogan hat von einer superben Politik am Anfang seiner Regierungszeit es geschafft die Türkei in unsichere Gewässer zu führen. Aber, die Frage lautet auch, ist das nicht normal? Wenn man sich verändert? Wenn man umzieht? Sind das nicht Geburtswehen, die normal sind? Ist es nicht immer schlauchend, wenn man sich aus einer alten Haut windet oder aus einer Verpuppung? Das bleibt abzuwarten.

Quo vadis Türkei?

Es ist anzunehmen, dass Erdogan ohnehin mehr auf den Nahen Osten schielt, als nach Europa. Mir erscheint es nur logisch, dass der Versuch, Länder zu kaufen, indem man ihnen z. B. Geld für bis dahin nicht vorhandene demokratische Entwicklungen zahlt, scheitern muss. Das führt vorhersehbar zum Auftritt mit Taktstock und gefühlter Bevormundung. Anders herum wird ein Schuh draus. Die unumkehrbare demokratische Entwicklung einschließlich der dazugehörigen Tradition sollten vorhanden und über Jahrzehnte gefestigt sein, bevor über eine Aufnahme in die EU auch nur nachgedacht wird. Alles andere führt zu dem, was die EU heute ist. Ein monetär orientierter Klub, in dem Moral nur Normalbürgern und Wählervolk abverlangt wird. Derweil liefert die deutsche Rüstungsindustrie mithilfe der deutschen Politik weiter Waffen an Diktatoren und Verbrecherstaaten und das moralisch gefestigte Wählervolk spendet weiter für das Überleben der Geschundenen und dem Wiederaufbau der zerbombten Länder. Wenn das nicht vorbildliche demokratische Gewaltenteilung ist. Was Erdogan betrifft: Hat er es nicht oft und deutlich genug gesagt? Die Demokratie ist nur unser Vehikel. Was haben die Europäer daran denn bloß nicht verstanden?
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King Kong 2006
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von King Kong 2006 »

Bobo hat geschrieben:(16 Mar 2017, 09:11)

Es ist anzunehmen, dass Erdogan ohnehin mehr auf den Nahen Osten schielt, als nach Europa. Mir erscheint es nur logisch, dass der Versuch, Länder zu kaufen, indem man ihnen z. B. Geld für bis dahin nicht vorhandene demokratische Entwicklungen zahlt, scheitern muss. Das führt vorhersehbar zum Auftritt mit Taktstock und gefühlter Bevormundung. Anders herum wird ein Schuh draus. Die unumkehrbare demokratische Entwicklung einschließlich der dazugehörigen Tradition sollten vorhanden und über Jahrzehnte gefestigt sein, bevor über eine Aufnahme in die EU auch nur nachgedacht wird. Alles andere führt zu dem, was die EU heute ist. Ein monetär orientierter Klub, in dem Moral nur Normalbürgern und Wählervolk abverlangt wird. Derweil liefert die deutsche Rüstungsindustrie mithilfe der deutschen Politik weiter Waffen an Diktatoren und Verbrecherstaaten und das moralisch gefestigte Wählervolk spendet weiter für das Überleben der Geschundenen und dem Wiederaufbau der zerbombten Länder. Wenn das nicht vorbildliche demokratische Gewaltenteilung ist. Was Erdogan betrifft: Hat er es nicht oft und deutlich genug gesagt? Die Demokratie ist nur unser Vehikel. Was haben die Europäer daran denn bloß nicht verstanden?
Ich war schon skeptisch bei der Aufnahme der osteuropäischen Staaten. Staaten wie Russland oder eben die Türkei aufnehmen sind meiner Meinung nach nicht wirklich gut. Russland will eh nicht. Das ist ein eigener Block. Die Türkei wurde an der Stange gehalten. Acquis communautaire u.ä. sollten die Türkei soweit transformieren, damit sie nicht abgleitet. So wie der Iran. Das Problem ist aber, daß die Türkei nicht nur transformiert werden will, sondern auch mal aufgenommen. Das ist aber ein großer Fake. Natürlich hat die Türkei auch sehr profitiert von der Westanbindung. Zur EU und in der NATO. Das muß klar gesagt werden. Aber mehr geht eben nicht. Von BEIDEN Seiten. Will die Türkei mehr, dann muß man es gen Osten versuchen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von X3Q »

Aber wer soll im Osten auf die Türkei warten?

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Bobo
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Bobo »

King Kong 2006 hat geschrieben:(16 Mar 2017, 22:14)

Ich war schon skeptisch bei der Aufnahme der osteuropäischen Staaten. Staaten wie Russland oder eben die Türkei aufnehmen sind meiner Meinung nach nicht wirklich gut. Russland will eh nicht. Das ist ein eigener Block. Die Türkei wurde an der Stange gehalten. Acquis communautaire u.ä. sollten die Türkei soweit transformieren, damit sie nicht abgleitet. So wie der Iran. Das Problem ist aber, daß die Türkei nicht nur transformiert werden will, sondern auch mal aufgenommen. Das ist aber ein großer Fake. Natürlich hat die Türkei auch sehr profitiert von der Westanbindung. Zur EU und in der NATO. Das muß klar gesagt werden. Aber mehr geht eben nicht. Von BEIDEN Seiten. Will die Türkei mehr, dann muß man es gen Osten versuchen.

Das schnelle Vorpreschen war wohl möglich voreilig, sicher wirtschaftlich getrieben, wird sich aber einpendeln. Die Türkei aber war ein spezieller Fall. Sie selbst beweist aktuell, dass die herrschende Skepsis zu ihrer Aufnahme mehr als berechtigt war, indem sie sich gerade noch rechtzeitig als monetär bedingtes demokratisches Lügenkonstrukt mit Tendenz zur lupenreinen Diktatur outetet. Niemand anders, als die Türken selbst werden darunter leiden. Unter Erdogan ist der Drops „Europa“ für die Türkei endgültig gelutscht und die Türkei versinkt für Europa in Bedeutungslosigkeit.

Zurzeit bangen große Teile der europäischen Politik vor dem Zerfall Europas und jubeln, wann immer die Rechtspopulisten eine Wahl nicht für sich entscheiden, als wäre es ein Glücksfall. In ganz Europa schwellen nationalistische Bestrebungen. Rechtspopulisten schießen aus dem Boden und fahren Erfolge ein. Austritte werden gefordert, einer ist bereits so gut wie vollzogen. Die Rechtspopulisten sind aber nicht aus dem Boden geschossen. Sie sind die direkte Folge der Missachtung der Tatsache, dass die europäische Bereitschaft zum Leben in Multikultigesellschaften innerhalb Europas in Jahrzehnten gewachsen ist und deshalb große Akzeptanz erfährt. Deshalb ist sie aber nicht in gleicher Weise global übertragbar. Die Entstehung der EU forderte den Mitgliedern einen hohen Blutzoll ab, sicherte Frieden und darf schon deshalb nicht von kurzsichtigen Politikern auf Spiel gesetzt werden. Wer jetzt nicht erkennt, dass die europäische Bereitschaft zu Multikulti endet, wo grundsätzliche kulturelle europäische Gemeinsamkeiten sträflich missachtet werden oder fremde Kulturen zur Bildung von Parallelgesellschaften mit unübersehbaren Auswirkungen führen, der ist Teil der Ursache, der Erkrankung des wankenden Patienten Europas.

Weder taugt Europa zum Retter der Welt noch will Europas Bevölkerung die Welt retten, noch will die Welt von Europa gerettet werden. Sämtliche europäischen Errungenschaften enden eine Handbreit hinter den europäischen Außengrenzen. Punkt. Führende Politiker werden nicht müde, die EU eine Wertegemeinschaft zu nennen, Politiker jüngerer Mitgliedsstaaten widersprechen dem offen und liegen damit richtig. Der Gründergedanke war eine Wertegemeinsaft. Haltet Frieden und arbeitet zusammen für Frieden in Freiheit und Wohlstand. Doch das ist längst Geschichte! Rüstungskonzerne wie der Leoparden Bauer erpressen deutsche Politiker ganz offen. Entweder genehmigen sie Exporte in beliebige Drittländer und Verbrecherstaaten oder sie verlegen ihre Panzerfabriken außerhalb ihrer politischen Einflussbereiche. Dank der umweltbewussten Weltenretter „die Grünen“ werden in Afrika riesige Agrarflächen, die dringender zur Ernährung der dortigen Bevölkerungen gebraucht würden, zu umweltschädlichen Monokulturen zwecks Herstellung europäischen Biodiesels. Und um irgendwelchen „Menschenrechten“ genüge zu tun, oder vielleicht auch nur, um als toller Verbündeter zu gelten, helfen wir Deutsche unverdrossen beim bombardieren Syriens, obwohl die Ziele der Aktion nicht einmal mit den NATO-Verbündeten Türkei übereinstimmen, deren Flugbasen wir dafür nutzen und die ganz nebenbei einen neuerlichen Terrorkrieg gegen die Kurden vom Zaun gebrochen haben. Die Liste europäischer Gaunereien ließe sich noch lange fortführen. Am Ende könnte die Erkenntnis stehen, dass Europa in der Tat nur noch eine Vertragsgemeinschaft ist, deren Werte längst den Interessen der Wirtschafts- und Rüstungslobby zum Opfer gefallen sind. Denn Massenzuwanderung wird offenbar europaweit nicht toleriert, ist aber beweisbar die direkte Folge europäischer Wirtschafts- und Kriegspolitik. Letztere natürlich mit besten Grüßen der Rüstungslobby. Hoffentlich ist niemand überrascht, wenn der Flüchtlingsstrom direkt nach dem Referendum in der Türkei erneut einsetzt. Denn so wird es kommen, wenn hinter den Kulissen kein weiterer Kuhhandel abgeschlossen wird. Erdogans Hauptinteresse wird es sein, Europa so effektiv wie möglich zu destabilisieren. Wie immer es kommen mag, die Ursache ist nicht Erdogan, sondern die Politik, die ihm diese Waffe in die Hand spielte. Nicht allein Merkel, sondern die gesamteuropäische Politik, die z. B. Hungersnöte und Kriege erzeugen und die natürlich zu den Massenfluchten führen. Egal wie viel wir spenden, um das Gewissen zu beruhigen. Eine Krankheit endet nicht, wenn die Ursachen nicht behandelt werden. Europa ist ziemlich krank und sollte langsam beginnen, seine Politik wirklich wieder nach den oft zitierten Werten auszurichten. Wenn Frieden für alle schon nicht durchsetzbar ist, dann doch wenigstens keine unnötig langen Scheinkriege zu Lasten anderer Völker unter europäischer Beteiligung. Obwohl ich nichts anderes als die EU kenne, fallen mir grad keine existenzbedrohenden oder nicht egoistischen Argumente ein, warum Europa wie es heute ist, unbedingt gerettet werden müsste. Zumindest Deutschland und Frankreich halte ich auch als Nationalstaaten für stabile Demokratien. England wird es vormachen. Sie werden nach dem Austritt nicht vom Erdboden verschwinden oder zur Elendszone verkümmern.

Sorry, aber es ist schwer, nicht über die Dörfer zu kurven, weil die Themen so eng miteinander verbunden sind.


So
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von King Kong 2006 »

Erstmal die Lage sondieren.
Ankara holds symposium on North Africa, Iran, Turkey

More than 200 experts from around the world will gather in Ankara on Thursday to discuss political, social, economic and security issues in the region.

The Ankara Center for Iranian Studies and Ankara Yildirim Beyazit University are the co-organizers of the three-day International Symposium on Continuity and Change in North Africa, Turkey and Iran.

http://aa.com.tr/en/turkey/ankara-holds ... key/800966
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Türkei - SCO

Beitrag von King Kong 2006 »

China looks to deepen relations with Turkey in SCO

Chinese Foreign Ministry Spokesperson Hua Chunying hinted at the possibility of deeper relations with Turkey within the Shanghai Cooperation Organization (SCO).
China, Russia, Kazakhstan, Kyrgyzstan, Tajikistan and Uzbekistan formed the Shanghai Cooperation Organization (SCO) in 2001 to fight threats posed by radicalism and drug trafficking from neighboring Afghanistan.

In 2015, the SCO decided to admit India and Pakistan as full members. Even though the SCO is referred to as an Eurasian political, economic, and military organization, the cooperation between member states centers upon the fight against threats posed by terrorism and security issues that include drug trafficking across Asia.

Mongolia, India, Iran, Pakistan and Afghanistan are observers of the SCO, while Belarus, like Turkey, is a dialogue partner

https://www.dailysabah.com/diplomacy/20 ... key-in-sco
Die türkische Seite hat - erstmal - in offiziellen Aussagen daraufhin gewiesen, daß man keine Vollmitgliedschaft anstrebe, oder gar einen Art Austausch SCO-NATO. Diese beiden Organisationen sind auch kaum vergleichbar. Ernsthafte Schritte zu einer Vollmitgliedschaft wären auch praktisch problematisch. NATO und SCO gleichzeitig ist schwierig.
Head of the Presidency's Foreign Relations Department Ayşe Sözen Usluer said the April 16 referendum will be the beginning of a new era in foregin relations. She underlined that the U.K., despite leaving the EU is still a part of the Western alliance and the same will be applied for Turkey. She also said Turkey doesn't see the Shanghai Cooperation Organization as an alternative for NATO or the EU

DS: As the future of relations with the EU are being questioned, some are suggesting that the Shanghai Cooperation Organization (SCO) as an alternative. What is your take on this subject?

Turkey sees the SCO as an alternative for neither NATO nor the EU. I don't believe that we are in an age where we have to choose between the SCO and the EU. On the contrary, I think that Turkey is a country that diversifies its foreign policy and employs its capacity. Turkey is definitely one of the countries that has benefited most from the multipolar system that emerged at the end of Cold War. The SCO is one of the examples of the diversification of foreign policy.

https://www.dailysabah.com/eu-affairs/2 ... referendum
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Audi »

Natürlich nicht. Man hat meistens nur NATO Gerät, Stelle dir vor es kommen keine Ersatzteile mehr. Hat Erdogan keine Armee mehr.
Mit Russland und China hat man sich im Clinch wegen Assad und Syrien
China beschneidet rechte der Muslime im eigenen Land, während Erdogan ein Muslim mit islamistischen Zügen ist

Die NATO sagt kaum was dazu um Erdogan nicht zu vergraulen und das nutzt er aus. Man hat ja auch null Probleme mit Saudi Arabien als strategischer Partner

China und Russland vertretenen Knall hart eigene Interessen und Türkei wird nicht sonderlich gemocht. Sco einfach unrealistisch
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H2O
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von H2O »

Die Sache mit der Türkei als Bewerber um eine EU-Mitgliedschaft hat sich inzwischen ja erledigt; Nachzuckungen nicht ausgeschlossen, aber der Gaul ist tot.

Nun frage ich mich allen Ernstes, ob die Türkei mit ihrer gewählten Herrschaftsform überhaupt noch Mitglied der NATO sein kann. Daß die USA weltpolitisch nicht wählerisch sein können, das ist hinreichend oft bewiesen. Aber die NATO ist als Verteidigungsbündnis demokratischer westlicher Staaten gegen den sowjetischen Block entstanden. Nachdem nun die Türkei zunehmend in das islamistische Lager entschwindet, wird sie zumindest weltanschaulich zum neuen Gegenspieler der NATO.

Verblüffend finde ich das tiefe Schweigen der NATO über diese Entwicklung! Welche westlichen Werte teilt die Türkei jetzt noch mit den Europäern und den USA?
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Audi »

H2O hat geschrieben:(23 Apr 2017, 12:11)

Die Sache mit der Türkei als Bewerber um eine EU-Mitgliedschaft hat sich inzwischen ja erledigt; Nachzuckungen nicht ausgeschlossen, aber der Gaul ist tot.

Nun frage ich mich allen Ernstes, ob die Türkei mit ihrer gewählten Herrschaftsform überhaupt noch Mitglied der NATO sein kann. Daß die USA weltpolitisch nicht wählerisch sein können, das ist hinreichend oft bewiesen. Aber die NATO ist als Verteidigungsbündnis demokratischer westlicher Staaten gegen den sowjetischen Block entstanden. Nachdem nun die Türkei zunehmend in das islamistische Lager entschwindet, wird sie zumindest weltanschaulich zum neuen Gegenspieler der NATO.

Verblüffend finde ich das tiefe Schweigen der NATO über diese Entwicklung! Welche westlichen Werte teilt die Türkei jetzt noch mit den Europäern und den USA?
Ich finde es interessant wie man naiv sein kann bezüglich der NATO??????
Die NATO ist ein Machtblock, wenn nötig dann ist eine islamistische Türkei NATO Partner. Wir sehen es doch in der Ukraine, Saudi Arabien, Türkei. Islamisten Unterstützung in Syrien. Wie kommt man auf eine NATO die irgendwelche Werte fordert? In Sachen russland ganz klar Werte. Bei China und besonders der Türke ist es halt nicht wichtig, da befreundet. Was ist mit 60 000 Gefangenen der Türkei? Mit Journalisten? Da kann ja ein Putin richtig neidisch werden.

Btw Erdogan sagt ja selber, dass die EU und NATO Heuchler sind. Er sagt es öffentlich und ihr fragt euch sie die NATO die Türkei die Stange hält? NATO Chef hat ja Erdogan schon Unterstützung zugesagt.
Erdogan entlarvt unseren Westen wo es nur geht
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H2O
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von H2O »

Audi hat geschrieben:(23 Apr 2017, 12:26)

Ich finde es interessant wie man naiv sein kann bezüglich der NATO??????
Die NATO ist ein Machtblock, wenn nötig dann ist eine islamistische Türkei NATO Partner. Wir sehen es doch in der Ukraine, Saudi Arabien, Türkei. Islamisten Unterstützung in Syrien. Wie kommt man auf eine NATO die irgendwelche Werte fordert? In Sachen russland ganz klar Werte. Bei China und besonders der Türke ist es halt nicht wichtig, da befreundet. Was ist mit 60 000 Gefangenen der Türkei? Mit Journalisten? Da kann ja ein Putin richtig neidisch werden.

Btw Erdogan sagt ja selber, dass die EU und NATO Heuchler sind. Er sagt es öffentlich und ihr fragt euch sie die NATO die Türkei die Stange hält? NATO Chef hat ja Erdogan schon Unterstützung zugesagt.
Erdogan entlarvt unseren Westen wo es nur geht
Meiner Meinung nach sollte die NATO sich bezüglich ihrer Mitglieder zu ihren Zielen bekennen, ohne Wenn und Aber. Das bedeutet ja nicht, daß sie nicht zur Not auch mit dem Teufel einen Pakt schließen sollte, wenn das ihren Zielen dient.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Audi »

H2O hat geschrieben:(23 Apr 2017, 12:47)

Meiner Meinung nach sollte die NATO sich bezüglich ihrer Mitglieder zu ihren Zielen bekennen, ohne Wenn und Aber. Das bedeutet ja nicht, daß sie nicht zur Not auch mit dem Teufel einen Pakt schließen sollte, wenn das ihren Zielen dient.
Stell dir mal vor Erdogan überwindet seine Probleme mit Putin und bricht mit der NATO. Das wäre eine Katastrophe. Basen wären weg, Rüstungsgüter wären nicht mehr an Erdogan zu verkaufen, Russlands Süd Flanke wäre offen usw.
Da nimmt man schon erdogan in kauf und verrät seine nicht vorhanden Werte und 60 000 Türken und Journalisten. Nur hat der Westen seine Moral Gedöns in Richtung Moskau und andere Orte der Welt zum wiederholten male verloren und sollte so etwas wie Demokratie und werte nicht mehr in den Mund nehmen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von H2O »

Audi hat geschrieben:(23 Apr 2017, 12:51)

Stell dir mal vor Erdogan überwindet seine Probleme mit Putin und bricht mit der NATO. Das wäre eine Katastrophe. Basen wären weg, Rüstungsgüter wären nicht mehr an Erdogan zu verkaufen, Russlands Süd Flanke wäre offen usw.
Da nimmt man schon erdogan in kauf und verrät seine nicht vorhanden Werte und 60 000 Türken und Journalisten. Nur hat der Westen seine Moral Gedöns in Richtung Moskau und andere Orte der Welt zum wiederholten male verloren und sollte so etwas wie Demokratie und werte nicht mehr in den Mund nehmen.
Mir kommt Ihre Gedankenentwicklung doch sehr unsachlich vor. Meine Welt ist das jedenfalls nicht!
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Audi »

H2O hat geschrieben:(23 Apr 2017, 12:59)

Mir kommt Ihre Gedankenentwicklung doch sehr unsachlich vor. Meine Welt ist das jedenfalls nicht!
Haben doch die Medien schon spekuliert was passiert wenn Erdogan sich Moskau zu wendet.
Das ist bis jetzt nicht machbar wegen Syrien. Lass Mal den Konflikt beenden und schwups ist ein Wechsel zu Moskau möglich. Was der NATO Kopfzerbrechen bereitet. Deswegen auch die Totenstille
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von H2O »

Audi hat geschrieben:(23 Apr 2017, 13:07)

Haben doch die Medien schon spekuliert was passiert wenn Erdogan sich Moskau zu wendet.
Das ist bis jetzt nicht machbar wegen Syrien. Lass Mal den Konflikt beenden und schwups ist ein Wechsel zu Moskau möglich. Was der NATO Kopfzerbrechen bereitet. Deswegen auch die Totenstille
Das sind doch wieder nur Spekulationen. Am 30. Mai ist der Weltuntergang... Diese Totenstille halte ich allerdings für skandalös!
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Audi »

H2O hat geschrieben:(23 Apr 2017, 13:45)

Das sind doch wieder nur Spekulationen. Am 30. Mai ist der Weltuntergang... Diese Totenstille halte ich allerdings für skandalös!
Natürlich sind das Spekulationen, ich finde es logisch das in der NATO Totenstille herrscht. Die NATO ist ein Machtblock und als solches sind Mitglieder wichtig und das egal welche Einstellung man hat.
Merkel ist sehr ruhig, gerade die, die andere Länder Demokratie lehrte
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Mehmet
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Mehmet »

Ich verstehe gar nicht warum einige immer die NATO mit heranziehen...

Die Türkei bleibt weiterhin NATO-Mitglied und daran wird sich auch rein gar nichts ändern!
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Audi »

Mehmet hat geschrieben:(23 Apr 2017, 14:43)

Ich verstehe gar nicht warum einige immer die NATO mit heranziehen...

Die Türkei bleibt weiterhin NATO-Mitglied und daran wird sich auch rein gar nichts ändern!
Genau so ist es.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von H2O »

Mehmet hat geschrieben:(23 Apr 2017, 14:43)

Ich verstehe gar nicht warum einige immer die NATO mit heranziehen...

Die Türkei bleibt weiterhin NATO-Mitglied und daran wird sich auch rein gar nichts ändern!
Das mag durchaus so sein; nur könnte sich die NATO dann ändern.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Audi »

H2O hat geschrieben:(23 Apr 2017, 17:50)

Das mag durchaus so sein; nur könnte sich die NATO dann ändern.
Wozu denn? Was und wie sollte die sich ändern? :?:
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Moses »

Könnt Ihr das Thema NATO bitte in einem anderen Strang vertiefen? Hier geht es um die Türkei, die EU und/oder Vorderasien.

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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von H2O »

Audi hat geschrieben:(23 Apr 2017, 18:02)

Wozu denn? Was und wie sollte die sich ändern? :?:
Die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
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Pax Ottomana und das Leiden der Araber und Jerusalems

Beitrag von King Kong 2006 »

Der stellvertretender Ministerpräsident Numan Kurtulmuş verweist noch einmal auf die Rolle und Bedeutung des Osmanischen Reiches in der Region und die Verantwortung, die sich daraus auch für Jerusalem ableitet.
Turkey Deputy PM: ‘The Muslim world must not forget Jerusalem’

Policies in Muslim countries pushed Jerusalem into background over the last decade, says Numan Kurtulmus, Turkey's deputy PM
“Unfortunately, we see a Jerusalem that is under the occupation of Zionism, as well as Israel’s violation of international law,” said Numan Kurtulmus. “But it is also important that the Islamic world needs to look at itself as well.”
Innere Krisen und Konflikte in der islamischen Welt hätten von dem Thema Jerusalem abgelenkt. Wobei interessant ist, was genau für Jerusalem steht.
Speaking at a conference in Istanbul on Jerusalem in the Ottoman era, Kurtulmus said that over the last decade, no Muslim country has made Jerusalem a top issue, partially as a result of the conflicts plaguing Muslim regions.

But now Jerusalem’s importance for the Muslim world is growing, he added.
Dabei weist er noch einmal auf die Zeit des Osmanischen Reiches hin, die nach seiner Auffassung vorbildlich war.
“Humanity needs to learn lessons from Pax Ottomana,” Kurtulmus said, referring to the centuries of peace in the Middle East under Ottoman rule.
Israel occupied the West Bank, including East Jerusalem, during the 1967 Middle East War. It annexed the entire city in 1980, claiming it as Israel’s “eternal” capital – a move never recognised by the international community.

International law views the West Bank and East Jerusalem as “occupied territory” and considers all Jewish settlement-building activity on the land illegal.

Palestinians accuse Israel of waging an aggressive campaign to “Judaise” the historic city with the aim of erasing its Arab and Islamic identity and driving out its Palestinian inhabitants.

Kurtulmus also stressed how some 1,500 Palestinians in Israeli prisons are now on hunger strikes. The Israelis “are trying to end the hunger strikes with every kind of torture and pressure,” he said. “These Palestinians are spiritually offended.”

https://www.middleeastmonitor.com/20170 ... jerusalem/
Offenbar sieht sich Ankara als eine Schutzmacht der islamischen Welt. Die Erinnerung des Osmanischen Reiches wird wachgerufen. Am Beispiel Jerusalems wird dies thematisiert.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ein wichtiger Punkt ist die Revitalisierung der Religion. In der Türkei speziell die Neuausrichtung des laizistischen Staatsmodells. Dies war früher mal vom Vorbild Frankreich geprägt, In dieser Hinsicht jedenfalls bildet die Türkei zusammen mit Russland und Osteuropa einen auch geographisch zusammengehörenden Block. Auch dort gibt es eine massive Revitalisierung der Religion. Wenn auch einer anderen.
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Ordnungsmacht oder Auffangbecken?

Beitrag von King Kong 2006 »

Fehler der türkischen Außenpolitik

Erdogans Syrien-Debakel

Die Türkei wollte den Nahen Osten nach ihren Wünschen umbauen. Das geht schief - auch weil Präsident Erdogan in Syrien einen Fehler nach dem anderen macht. Nun droht die nächste Eskalation.
Führt die Krise mit Europa die Türkei näher an Handlungsoptionen in Vorderasien? Oder verkompliziert die Situation dort vor Ort das Verhältnis zum Westen?
Der frühere türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu hat einen Begriff geprägt, der heute fast wie eine Parodie klingt: "Null Probleme mit Nachbarn", sagte der AKP-Politiker vor einigen Jahren, sei das Leitmotiv türkischer Außenpolitik.

Inzwischen hat sich dieses Prinzip ins Gegenteil verkehrt: Die Türkei war noch nie so einsam wie im Jahr 2017.

Recep Tayyip Erdogan hat viel dafür getan, sein Land zu isolieren: Er unterdrückt die Opposition in der Türkei, beschimpft die Europäer als "Faschisten" und "Terror-Unterstützer". Sein gefährlichstes, und möglicherweise folgenschwerstes Spiel betreibt der türkische Präsident aber gegenwärtig im Nahen Osten - im Irak und in Nordsyrien.
Hat Erdogan noch genügend Bodenhaftung, oder fühlt er sich legitimiert durch das Referendum, seine Politik fortzuführen?
Der türkischen Regierung ist es durch ihre Attacken gegen die YPG gelungen, gleich zwei Weltmächte, die USA und Russland, gegen sich aufzubringen.

Erdogan scheint das nicht zu kümmern. Er hat weitere Angriffe "über Nacht" in Syrien angekündigt. Sein Berater, Ilnur Cevik, drohte am Mittwoch sogar damit, die Türkei könnte US-Truppen in Syrien bombardieren, sollten diese weiter die YPG unterstützen.
Erdogan ist ein brillanter Innenpolitiker. Er versteht es besser als jeder seiner Rivalen, die türkische Gesellschaft zu lesen. Doch in der Außenpolitik reiht er seit Jahren eine Fehlentscheidung an die andere. In Syrien hat er sein Land auf diese Weise in eine Sackgasse manövriert, aus der es nun kaum mehr einen Ausweg gibt.
Tasächlich könnte man den Eindruck gewinnen, das er Innen- mit Außenpolitik verwechselt. Sprich den Erfolg seines Machterhalts und Ausschaltung der Opposition ähnlich mit der Ausschaltung von Kräften, die ihm im Weg stehen im Ausland anzuwenden.
Die imperialistischen Ambitionen der Türkei, von Beobachtern als "Neo-Osmanismus" beschrieben, haben sich nie erfüllt. Dies liegt vor allem daran, dass Erdogan die Dynamiken in der Region nicht verstanden hat - und bis heute nicht versteht
.
Türkei schafft es nicht syrische Gebiete zu sichern

Erdogan sah auch eine zweite Entwicklung nicht kommen: Den Vormarsch der YPG in Nordsyrien. Die Kurden waren unter Assad marginalisiert. Doch sie erkämpften sich im Laufe des Kriegs Territorium und, durch ihre säkulare Rhetorik, Sympathien des Westens.

US-Präsident Donald Trump betrachtet, wie schon sein Vorgänger Barack Obama, die YPG, trotz aller Drohungen aus Ankara, als Schlüsselpartner beim Sturm auf die IS-Hochburg Rakka. Erdogan versucht, diesen Vorstoß unbedingt zu verhindern. Er weiß, dass den Kurden nach einer erfolgreichen Operation in Rakka Gebietsansprüche kaum noch streitig zu machen wären.
Die Türkei läuft Gefahr, sämtliche Ziele in Syrien zu verfehlen: Sie wird Assad nicht los und muss stattdessen zusehen, wie die PKK/YPG einen eigenen Staat errichtet.

Die Koalition aus Assad, Russland und Iran hat von der Türkei unterstützten Rebellen zudem bis in die Provinz Idlib zurückgedrängt. Experten gehen davon aus, dass das Regime früher oder später auch Idlib einnehmen wird. Den Aufständischen, darunter etliche Dschihadisten, bliebe nur noch die Flucht über die Grenze - in die Türkei.

Erdogan wollte sein Land zu einer Ordnungsmacht im Nahen Osten machen. Nun droht es zu einem Auffangbecken für Extremisten zu werden.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 46223.html
Aber wie könnte sich die Türkei anders verhalten? Eine Maßnahme wäre die "Nullprobleme Politik" mit den Nachbarn wieder aufzunehmen. Das bedeutet aber automatisch Ambitionen aufzugeben. Dafür ist Erdogan nicht (mehr) der Typ. Und wenn die Reise nicht gen EU geht, muß es in der Region sein?
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Israel erhofft sich eine Klarstellung

Beitrag von King Kong 2006 »

ANALYSIS: TURKEY'S ERDOGAN STAKES HIS CLAIM TO JERUSALEM

Jerusalem affords Turkey’s leaders a destination, to renew talk of “Al-Aqsa” and the need to play a role in the Israel-Palestinian negotiations

According to local reports, Erdogan called Israel racist and discriminatory, while describing the blockade of Gaza as having “no place in humanity.”
Es sollten auch mehr Muslime nach Jerusalem pilgern.

Offenbar spielt es auch eine Rolle, daß Ankara einen Freund in der Trump-Administration verloren hat. General Flynn galt als Türkeifreundlich. Das Problem war aber, daß er auch mit dem Kremel zu gut konnte. Ankara will etwas in die Hand bekommen, was die USA von der kurdischen YPG wegzieht.
Erdogan also called on Muslims to visit Jerusalem.

“We should be visiting Al-Quds more often,” he said referring to Jerusalem by its Islamic name. He claimed that while 400,000 Russians had visited the holy city in 2015, Turks only numbered 26,000.

If Turkey can show that it is playing a role in the Palestinian issue, perhaps claiming to bring Hamas on board a peace agreement, this will position Turkey in the good graces of Trump. Turkey lost one of its key avenues to Trump when US General Michael Flynn was forced out. Erdogan will be in the US on May 16 and his advance team is in Washington trying to coax the US back into the Turkey camp, away from the Syrian Kurdish YPG. Jerusalem will be on the agenda.

http://www.jpost.com/Israel-News/Analys ... lem-490217
Derweil hat Israel für diese Manöver kein Verständnis.
AFTER ERDOGAN RANT, ISRAEL QUESTIONS TURKISH AMBASSADOR

http://www.jpost.com/Middle-East/After- ... try-490202
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Ger9374

Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Ger9374 »

Die Kurden , vor allem die YPG wird für ihr
Wohlverhalten gebietsambitionen hegen dürfen.
Da wird es nur um die Lage der Gebiete gehen.
Da darf dann vielleicht die Türkei was zu sagen.
Verdient oder nicht soll jeder selbst beurteilen.
Aber ohne die Kurden gäbe es weiter den IS Staat.
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Grenzbefestigungen

Beitrag von King Kong 2006 »

Also erstmal wird gen Vorderasien eine Wallanlage gebaut. Gegen Syrien, Irak und Iran.
Turkey plans to build walls along borders with Iraq, Iran

ANKARA, Turkey — Turkish President Recep Tayyip Erdogan says his country plans to build walls along its borders with Iraq and Iran, similar to the one currently being erected along the frontier with Syria.

Erdogan said Thursday that Turkey has so far completed the construction of a 650-kilometer (403-mile) stretch of the wall along the 911-kilometer border with Syria.

https://www.washingtonpost.com/world/mi ... f980d34d0c
Ein Großteil der Grenzen der Türkei sind dann befestigt. Die Kurdenproblematik und der IS wird genannt. Primär wird es wohl der am südlichen Horizont immer größer werdenden Schatten Kurdistans sein, als Auslöser.
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Bessere Beziehungen zwischen der Türkei und dem Iran?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Beziehungen der Beiden sind in den letzten Jahren kontinuierlich schlechter geworden. In Fragen Syriens, Iraks, der Kurden, Hamas usw. Jetzt, über die Krise zwischen Qatar und Saudi-Arabien, könnten sie wieder besser werden. Sicher nicht als Auslöser. Aber beide unterstützen Doha gegen Riad.

TURKEY’S POWER-PLAY IN QATAR LEADS TO WARMER RELATIONS WITH IRAN

Interessant ist die Kombination Qatar, Türkei und Iran in Sachen Konfessionalität. Bis dato gilt die Türkei als Vertreter der Sunniten, ebenso Qatar. Saudi-Arabien ebenso. Die Beziehungen zu Salafisten sagt man allen Dreien nach. Der Iran gilt als Vertreter der Schia (und gerne anderer Minderheiten wie Christen etc.).
In recent years the Middle East has been seen through a sectarian lens. Iran, Syria, Hezbollah and Houthis in Yemen on one side are opposed by Sunni states. Conflict in Iraq and Syria symbolize this cleavage. However the relations between Qatar, Iran and Turkey creates a third sphere and counterbalance to the sectarian divide. Both Turkey and Qatar supported the rebels against Assad and both have close relations with Hamas. Iran also support Hamas financially. Qatar has had cordial relations with Hezbollah in the past.

http://www.jpost.com/Arab-Israeli-Confl ... ran-498468
Diese Kombination eröffnet Räume, die Konfessionsübergreifend sind.
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Ankara veröffentlicht Details zur US-Präsenz

Beitrag von King Kong 2006 »

Was hat das zu bedeuten?
USA verärgert über Preisgabe militärischer Details

Ortsangaben zu zehn Einsatzbasen, teilweise mit Besatzungsstärke: Die staatliche türkische Nachrichtenagentur hat Details über das US-Militär in Syrien veröffentlicht. Das Pentagon äußerte sich besorgt.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/u ... 58802.html
Ist das eine Retourkutsche dafür, daß die USA Gülen beherbergen und die Waffenlieferungen an die Anti-Assad Gegner einstellen?
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Re: Ankara veröffentlicht Details zur US-Präsenz

Beitrag von Adam Smith »

King Kong 2006 hat geschrieben:(20 Jul 2017, 07:41)

Was hat das zu bedeuten?



Ist das eine Retourkutsche dafür, daß die USA Gülen beherbergen und die Waffenlieferungen an die Anti-Assad Gegner einstellen?
Es könnte sein, dass es hier eher um die Kurden geht. Die erobern gerade zum Unwillen von Erdogan Rakka.
Das ist Kapitalismus:

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Beitrag von King Kong 2006 »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Jul 2017, 08:31)

Es könnte sein, dass es hier eher um die Kurden geht. Die erobern gerade zum Unwillen von Erdogan Rakka.
Auf jedenfall ist es ein Konfrontationskurs mit dem Westen. Mit den USA und der EU/Deutschland (siehe jüngste Krise). Das kann auch ein Zeichen stärkerer Emanzipation sein. Das klassische Rollenmodel der Türkei in der Nachkriegsordnung des WWII erscheint obsolet.

Passend zu den veröffentlichten Details der Basen eines weiteren NATO-Mitglieds, hier den USA sind die Äußerungen des iranischen Chefs der IRGC General Jafari (dort eingliedert sind auch die Raketenstreitkräfte), daß die USA nach den weiteren Ankündigungen von Sanktionen die US-Basen doch vielleicht außerhalb eines 1000 km Radius um den Iran herum aufbauen sollten. ;)
Iran warns US to 'disassemble military bases within 1,000km' over sanctions

http://news.sky.com/story/iran-warns-us ... s-10954354
Die Beziehungen der beiden Regionalmächte Türkei und Iran in Vorderasien sind wieder besser geworden. Natürlich ist vieles zweckgebunden.
The growing partnership between Turkey and Iran

http://www.nrttv.com/EN/birura-details.aspx?Jimare=6669
As Turkey and NATO Drift Apart, Russia, China, and Iran Stand to Gain

Read more at: http://www.nationalreview.com/article/4 ... imir-putin
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Re:

Beitrag von Adam Smith »

King Kong 2006 hat geschrieben:(20 Jul 2017, 16:39)

Auf jedenfall ist es ein Konfrontationskurs mit dem Westen. Mit den USA und der EU/Deutschland (siehe jüngste Krise). Das kann auch ein Zeichen stärkerer Emanzipation sein. Das klassische Rollenmodel der Türkei in der Nachkriegsordnung des WWII erscheint obsolet.
Die Türkei hat die zweitgrößte Armee der NATO. Sie hält sich aus dem Grund für stärker als Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Eher auf Augenhöhe mit den USA. Aus dem Grund darf sie dann auch gestaltend eingreifen.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Re:

Beitrag von King Kong 2006 »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Jul 2017, 18:16)

Die Türkei hat die zweitgrößte Armee der NATO. Sie hält sich aus dem Grund für stärker als Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Eher auf Augenhöhe mit den USA. Aus dem Grund darf sie dann auch gestaltend eingreifen.
Das mag sein, das dies eine gewisse Haltung mitbegründet, ist aber Rethorik.

Ähnlich sieht es wohl auch GB und Frankreich (die weitaus Einsatzstärker mit ihren Flotten und Rüstungsindustrie sind - oder Atomstreitkräften). Sie haben theoretisch nicht nur regionale, sondern auch globale Fähigkeiten. Da hat sogar Russland Schwierigkeiten mitzuziehen. Sie hängen glorreichen alten Zeiten nach. Gerade die Briten. Reine Zahlen sagen nichts. Demnach müsste China und Indien den USA überlegen sein. Auch sagen sogar Waffensysteme nicht viel aus. Saudi-Arabien hat feinste Waffensysteme. Faktisch ist ihre Kampfkraft gleich Null.

Natürlich hat die Türkei bedeutende Streitkräfte. Aber ich glaube, daß ihre Haltung eher aus der Osmanischen Tradition heraus zu sehen ist. Auch gestaltend. Faktisch ist sie aber in der Region nicht in dem Maße gestaltend wie es die USA, Iran oder Russland sind. Das mag ein Grund sein, weshalb man in Ankara nicht mehr zufrieden mit der Rolle ist, die man zugedacht bekommen hat. Innerhalb des westl. Bündnisses. Es hat ganz klar Vorteile in der NATO zu sein oder EU-Aspirant. Aber es bringt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Während der Iran quasi vogelfrei dort Truppen und Material vom Libanon bis zu Irak hin und herschiebt, weil er praktisch niemanden Rechenschaft schuldig ist (auch vertraglich), kann/muß die Türkei im Rahmen der Interessen des westlichen Bündnisses und der EU Rücksicht nehmen. Natürlich hat es auch seinen Preis "Vogelfrei" zu sein. Einen sehr hohen.

Ich kann mir vorstellen, daß im Angedenken der großen Zeit des Osmanischen Reiches die heutige Türkei sich sehr in Ketten hängend fühlt. Symbolisch gesprochen. Die Türkei muß sich erst finden, wer sie ist und wohin die Reise geht. Und sich das Recht zu nehmen stärker gestaltend in Eigenregie zu sein hat einen Preis. Es ist die Frage, was man will und was man bereit ist dafür zu bezahlen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Die Türkei muss der EU keine Rücksichten nehmen.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von King Kong 2006 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(20 Jul 2017, 23:53)

Die Türkei muss der EU keine Rücksichten nehmen.
Naja, Brüssel und die versammelten Hauptstädte liegen Ankara natürlich sofort in den Ohren, wenn sie zwielichtige Gruppen dort unterstützen. Wie gehen sie mit den Flüchtlingen um? Produzieren sie durch ihre Politik diese mit? Menschenrechte usw. Das sind die Themen die muß sich die Türkei anhören. Wenn sie weiterhin Interesse an einer vertieften Zusammenarbeit mit der EU hat oder gar mit bilateralen Beziehungen mit Einzelstaaten, wie Deutschland hat.

Die Türkei kann natürlich - im Rahmen bestehender Verträge und Gesetze - machen was sie will. Aber dann ist auch mit Ärger mit der EU und anderen Projekten dahinsichtlich zu rechnen. Da muß sich die Türkei entscheiden. Genauso wie man als dt. Staatsbürger eigentlich nicht zwei Herren dienen kann. Entweder man lebt als dt. Staatsbürger oder als türkischer und akzeptiert eher Erdogan als Berlin. Entweder die Türkei nimmt ihre Rolle als Regionalmacht wahr oder sie ist ein Rad in der NATO bzw. im Kontext der EU. Beides ist schwer zu vereinbaren. Freizeit und Beruf(ung).
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

King Kong 2006 hat geschrieben:(21 Jul 2017, 08:01)

Naja, Brüssel und die versammelten Hauptstädte liegen Ankara natürlich sofort in den Ohren, wenn sie zwielichtige Gruppen dort unterstützen. Wie gehen sie mit den Flüchtlingen um? Produzieren sie durch ihre Politik diese mit? Menschenrechte usw. Das sind die Themen die muß sich die Türkei anhören. Wenn sie weiterhin Interesse an einer vertieften Zusammenarbeit mit der EU hat oder gar mit bilateralen Beziehungen mit Einzelstaaten, wie Deutschland hat.
Ich denke, dieses Kapitel ist abgeschlossen. Die EU kann die Kündigung von Verhandlungen androhen und auch durchführen, sicher wird die türkische Regierung dazu auch entrüstete Antworten schicken, aber einen wichtigen Effekt hat es nicht. Erdogan die Chance zu geben, aus der EU-Nummer rauszukommen und die anderen auch noch als Verursacher zu haben, das ist große Kunst.
Genauso wie man als dt. Staatsbürger eigentlich nicht zwei Herren dienen kann. Entweder man lebt als dt. Staatsbürger oder als türkischer und akzeptiert eher Erdogan als Berlin.
Das sehe ich weniger als Problem an. Der Mensch mit seiner Privatmeinung kann doch zujubeln, wie er will. Vor ein paar Jahren haben manche noch vor Freude ejakuliert, wenn der Obamba irgendwo aufgetreten ist und eine Rede geredet hat. Ganz so hart ist die Freude heute indessen nicht mehr. Die 68er haben ständig irgendwelchen ausländischen Staatsonkels zugewunken, wenn Gelegenheit war. Mit einer Staatsbürgerschaft ist man nicht auf ein politisches Programm eingeschworen. Die PKK, das sind ja letztlich auch alles irgendwo Staatsbürger.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Powerwolf »

Nachdem die Türken mehrheitlich Erdogan unterstützen und damit auf westliche Werte pfeifen, wäre es imho das Beste, wenn sie sich Russland annähern, die EU vergessen und aus der Nato austreten.
Im Gegenzug tritt mittelfristig die Ukraine EU und Nato bei.
Dann sind alle zufrieden, oder? ^^
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Powerwolf hat geschrieben:(21 Jul 2017, 12:09)

Nachdem die Türken mehrheitlich Erdogan unterstützen und damit auf westliche Werte pfeifen, wäre es imho das Beste, wenn sie sich Russland annähern, die EU vergessen und aus der Nato austreten.
Im Gegenzug tritt mittelfristig die Ukraine EU und Nato bei.
Dann sind alle zufrieden, oder? ^^
Die Ukraine kann der NATO nicht brei täten, da sie ungeklärte Grenzkonflikte mit Kleinrussland hat.
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von King Kong 2006 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(21 Jul 2017, 08:12)

Ich denke, dieses Kapitel ist abgeschlossen. Die EU kann die Kündigung von Verhandlungen androhen und auch durchführen, sicher wird die türkische Regierung dazu auch entrüstete Antworten schicken, aber einen wichtigen Effekt hat es nicht. Erdogan die Chance zu geben, aus der EU-Nummer rauszukommen und die anderen auch noch als Verursacher zu haben, das ist große Kunst.
Solange die Kündigung der Beitrittsverhandlungen nicht ausgesprochen ist, gilt die Aufgabe der Türkei den gemeinsamen Besitzstand auf dem von der EU definierten Level zu erreichen. Da kann sich die Türkei, ja, da muß sie sich ständig etwas anhören. Wenn die Türkei darauf keine Lust mehr hat, dann muß sie die Beitrittsverhandlungen und Bemühungen kündigen. Tut sie nicht, also gelten entsprechende Prozedere. Daran muß sich die Türkei orientieren. Und das kann die EU dann auch ständig einfordern.
Das sehe ich weniger als Problem an. Der Mensch mit seiner Privatmeinung kann doch zujubeln, wie er will. Vor ein paar Jahren haben manche noch vor Freude ejakuliert, wenn der Obamba irgendwo aufgetreten ist und eine Rede geredet hat. Ganz so hart ist die Freude heute indessen nicht mehr. Die 68er haben ständig irgendwelchen ausländischen Staatsonkels zugewunken, wenn Gelegenheit war. Mit einer Staatsbürgerschaft ist man nicht auf ein politisches Programm eingeschworen. Die PKK, das sind ja letztlich auch alles irgendwo Staatsbürger
Natürlich kann man zujubeln wenn man will. Ich kann auch Trevor Philips aus Los Santos zujubeln und trotzdem Deutschland als maßgeblich betrachten. Aber ich käme nicht auf die Idee den und seine Interessen maßgeblicher als die meines realen Lebensmittelpunktes zu betrachten. Wenn aber ein Mitbürger in Deutschland, ein Türke Ankara als "Heimat" und maßgeblich sieht, ist das ein ganz anderes Thema als aus Begeisterung einen Promi zuzujubeln. Aus TV oder der Politik. Das ist ein großes Integrationsthema. Wenn in Deutschland jemand Obama zujubelt, egal ob "Biodeutscher" oder mit türkischen Hintergrund ist das die Kategorie Jubel für ein Individuum, einen Promistar. Nicht Integration. Auf der Mikroebene ist das das Thema Integration. Auf nationalstaatlicher, genauer gesagt, supranationaler Ebene ist das die "Integration der Türkei" in der EU.

Ärgerlich ist nur, daß nicht offen ausgesprochen wird, daß das Thema obsolet ist. Brüssel versucht durch die Beitrittsverhandlungen die Türkei zu steuern. Ankara hat so lange mitgemacht, wie es sich ebenso davon Vorteile verspricht. Unter Erdogans Sicht zumindest überwiegen nun die Nachteile. Somit stellt die AKP-Führung immer mehr die Rücksichtnahme auf die EU in Frage. Regionalmacht und was das praktisch bedeutet, Innenpolitisch und Außenpolitisch, die Ambitionen sind nicht so gut kompatibel mit "ein Teil der großen EU" zu sein.
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Ankara empfängt iranischen Generalstabschef - Engere regionale Kooperationen

Beitrag von King Kong 2006 »

Das erste Mal seit 1979, als der Iran das strategische Bündnis mit den USA verließ, kommt ein iranischer Generalstabschef (Ranghöchster Militär Irans) nach Ankara.

Es geht um Sicherheitsfragen in Syrien und Irak. Um die verbliebenen Gebiete, die von der syrischen Opposition gehalten werden und um die kurdische PKK/PJAK. Sicher kein einfacher Besuch, da es in vielen Bereichen Unstimmigkeiten bis hin zu massiven Zerwürfnissen geht.
Iran’s Top General Makes Rare Visit to Ankara

The chief of staff of the Iranian armed forces, Major General Mohammad-Hossein Baqeri, arrived in Ankara, leading a high-ranking military and political delegation, for three days of talks. It is the first visit by Iran’s chief of staff since the 1979 Iranian revolution.

https://www.voanews.com/a/iran-top-gene ... 86438.html
Energiepolitisch werden die Türkei, Russland und der Iran enger kooperieren. Ein gemeinsames Konsortium.
Iran, Russia, Turkey mark a new turn with $7 billion drilling deal

Turkey’s Unit International which signed a drilling deal last week with Russia's state-owned Zarubezhneft and Iran's Ghadir Investment Holding says the contract is worth $7 billion.

Iran is Turkey's second-biggest supplier of natural gas after Russia and sells about 10 billion cubic meters a year of gas under a 25-year supply deal to Turkey which it uses for electricity generation.
Chemistry for alliance

The drilling agreement marks a new dawn in cooperation between Iranian, Russian and Turkish companies, reflecting on the rapidly changing geopolitical dynamics in the region.
Die Türkei bietet sich als Dritte im Bunde an, weil das Verhältnis zum Westen deutlich schlechter geworden ist.
Moreover, the fallout in diplomatic relations is widening from the West’s support of Turkish dissidents and Washington’s backing for Kurdish militants in Syria which Ankara views as a security threat.

And with Iran also being under US sanctions, Tehran, Ankara and Moscow might be finding chemistry for an alliance of sorts which explains their first ever joint venture signed in Moscow last Tuesday.
Rahimpour touched on the two countries’ vision to boost trade to $30 billion, expressing hope that the two sides would take effective steps to achieve their goals by allocating appropriate facilities.

http://www.presstv.ir/Detail/2017/08/16 ... -sanctions
Iran, Turkey Target 1m Tons in Rail Cargo Transit

Iran-Turkey transit cargo will be transported via Razi border-crossing in West Azarbaijan Province where Iran’s sole rail connection with the neighboring country passes The volume of rail cargo transit in Iran has risen from 470,676 tons in the fiscal 2013-14 to 1.2 million tons last year (March 2016-17)

https://financialtribune.com/articles/d ... go-transit
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Polizeiliche Zusammenarbeit mit der EU und Bruch mit dieser?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Beziehungen zwischen Deutschland/EU und der Türkei wird nicht besser.
"Ungeheuerlicher Vorgang"

SPD-Kanzlerkandidat Schulz zeigt sich schockiert angesichts der Festnahme des deutschen Schriftstellers Akhanli. Grünen-Chef Özdemir fordert von der EU, ihre polizeiliche Zusammenarbeit mit der Türkei auf den Prüfstand zu stellen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/m ... 63625.html
Erdogan attackiert Gabriel: "Beachten Sie Ihre Grenzen"

Erdogan warnte Gabriel unterdessen in einer scharfen persönlichen Attacke vor weiterer Kritik an der Türkei. "Er kennt keine Grenzen", sagte der Staatschef am Samstag in einer im Fernsehen übertragenen Rede mit Blick auf Gabriel und fügte hinzu: "Wer sind Sie, dass Sie so mit dem Präsidenten der Türkei reden? Beachten Sie Ihre Grenzen!"

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 63632.html
Den Aufruf von Erdogan an seine türkischen Landsleute in Deutschland nicht wählen zu gehen bzw. gegen Merkel zu wählen sehe ich als geplanten Baustein zum eskalierenden Bruch mit der EU an. Im Grunde genommen bahnt sich ein Kalter Krieg an. Anders ist die Aufforderung an die Türken in Deutschland sich in bestimmter Weise zu verhalten nicht zu deuten.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Ger9374

Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Ger9374 »

Wer tut denn jetzt überrascht!?
Erdogan fährt seit längerem eindeutig einen Anti Deutschen Kurs. Jetzt wiegelt er die Deutsch Türken auf. Tacheles geredet, Freunde sind nicht mehr am Bosporus!!
jellobiafra
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von jellobiafra »

Die türkische Gemeinde in Deutschland hat sich auch Einmischung verbeten. Die wahlberechtigten Türken sind erstens Deutsche und zweitens erwachsen. Die können sich selber eine Meinung bilden.

Wenn wir aber annehmen, die Deutschtürken folgen in großer Zahl Erdogans Aufforderung, dann nutzt das in erster Linie Frau Merkel und der CDU. Deutsche türkischer Herkunft wählen traditionell eher SPD oder Grüne, so dass diese Parteien mehr Stimmen verlieren werden als die CDU. Vielleicht gibt es eine Wanderung von SPD und Grünen zu den Linken, was Merkels Sieg kaum gefährden dürfte.

Irgendwie gibt es kaum eine Entwicklung von der Frau Merkel nicht profitiert.
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imp
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

jellobiafra hat geschrieben:(19 Aug 2017, 20:53)

Die türkische Gemeinde in Deutschland hat sich auch Einmischung verbeten. Die wahlberechtigten Türken sind erstens Deutsche und zweitens erwachsen. Die können sich selber eine Meinung bilden.

Wenn wir aber annehmen, die Deutschtürken folgen in großer Zahl Erdogans Aufforderung, dann nutzt das in erster Linie Frau Merkel und der CDU. Deutsche türkischer Herkunft wählen traditionell eher SPD oder Grüne, so dass diese Parteien mehr Stimmen verlieren werden als die CDU. Vielleicht gibt es eine Wanderung von SPD und Grünen zu den Linken, was Merkels Sieg kaum gefährden dürfte.

Irgendwie gibt es kaum eine Entwicklung von der Frau Merkel nicht profitiert.
Man kann jetzt auch nicht jede Wählerwanderung auf den klugen Rat aus Ankara beziehen, die SPD und etliche andere Parteien nicht zu wählen. Es gibt viele gute Gründe, die SPD nicht oder nicht mehr zu wählen. Die Einmischung mit Vorschlägen ist weltweit nicht so unüblich. Wir alle erinnern uns noch an die Ansagen gegenüber Griechenland, was gefälligst zu wählen sei wenn weiter Kredite kommen sollen.
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Nomen Nescio
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Nomen Nescio »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(30 Aug 2017, 18:41)

Wir alle erinnern uns noch an die Ansagen gegenüber Griechenland, was gefälligst zu wählen sei wenn weiter Kredite kommen sollen.
warum sagte der erdogan nicht »wählt AfD« ? das paßt doch irgendwie...
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(31 Aug 2017, 00:12)

warum sagte der erdogan nicht »wählt AfD« ? das paßt doch irgendwie...
Die AfD zu wählen, ist eine Möglichkeit von Vielen. Nennt sich Demokratie, wäre das nicht auch mal was für dich?
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von Nomen Nescio »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(31 Aug 2017, 08:59)

Die AfD zu wählen, ist eine Möglichkeit von Vielen. Nennt sich Demokratie, wäre das nicht auch mal was für dich?
das paßt doch gut bei erdogans partei?

bedankt daß du mich so einschätzt. darf ich um eine untermauerung fragen ?
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Re: Die Türkei nach dem Ende des Kalten Krieges - Vorderasien statt EU?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(31 Aug 2017, 09:37)

das paßt doch gut bei erdogans partei?

bedankt daß du mich so einschätzt. darf ich um eine untermauerung fragen ?
Erdogans Partei hat mit AfD Gemeinsamkeiten und Unterschiede wie alle Parteien. Er empfiehlt, bestimmte nicht wählen und sagt, weil. Er sagt nicht, wählen den oder den.
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NATO-Staat Türkei & seine Nachbarn Russland und Iran

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Türkei bzw. das Osmanische Reich hat eine spannungsreiche Zeit mit Russland und dem Iran hinter sich. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Türkei ein NATO-Staat. In den letzten Jahren ist Potential entstanden sich zu, vielleicht sogar einmal mit den Nachbarn Russland und Iran neu zu positionieren.
Turkey Cozying Up to Russia and Iran
What does history teach us about the real prospects of closer Turkish relations with Russia and Iran?

By Soner Cagaptay, September 1, 2017

Can Turkey become good friends, or even allies, with Iran and Russia in Syria and beyond? During six centuries of Ottoman rule, the Turks ruled over all their neighbors, except Russia and Iran.
Since Turkey's accession to the alliance in 1952, NATO has been the bedrock of Turkish security against Russia. The only scenario in which Turkey would shift its historic view of Russia and Iran involves a rupture with NATO.

Recent news stories suggesting that Ankara, Tehran, and Moscow are agreeing to cooperate in Syria’s northern Idlib province and to bury the hatchet in Syria’s civil war have brought to the foreground a key question.

Can Turkey become good friends, or even allies, with Iran and Russia in Syria and beyond? History suggests that any “handshake” between Ankara and its two neighbors will be difficult to sustain — unless a rupture occurs in Turkey-NATO ties.

How the Turks view their neighbors

Turkey has a dozen neighbors, distributed in groups of three: In the Middle East (Iran, Iraq, and Syria), the Caucasus (Armenia, Azerbaijan, and Georgia) and Europe (Cyprus, Greece, and Bulgaria). Added to this are its maritime neighbors across the Black Sea (Russia, Romania, and Ukraine) whose access to international waters goes through the Turkish Straits. Ankara’s relations with these neighbors help explain its current orientation:

Ignoring the larger lot

During six centuries of Ottoman rule (1299-1923), the Turks defeated and ruled over all their neighbors, with the exception of Russia and Iran. This resilience elevates the two populous countries in contemporary Turkish views and also in the Turkish foreign policy weltanschauung.

Whereas Ankara can be patronizing in its foreign policy toward its other neighbors, dismissing their concerns and even interfering in their internal affairs — as has been the case in Iraq, Bulgaria, and Syria recently — historically speaking, Turkey neither confronts nor ignores the Russians or the Iranians.
Fearing the Russians

During the eighteenth and nineteenth centuries, Russia not only evaded conquest by the Ottomans but defeated them numerous times, often instigating such wars. Furthermore, Russian policies contributed in many ways to the decline of the Ottoman Empire from the nineteenth century onward.

As a result of the wars, Russia took vast, and often solidly Turkish and Muslim, territories around the Black Sea from the Ottomans, including the Crimean Khanate (including what is now southern Russia and Ukraine) and large parts of the northern and southern Caucasus.

In the Balkans, the Russian czars supported nationalist movements among the Greeks, Bulgarians, Serbs, and Romanians, helping them split away from the Ottoman Empire and eventually leading to near complete Ottoman withdrawal from Europe.

Pivot to NATO

All this explains Turkey’s deep-rooted historical fear of Russia — and the speed with which Ankara pivoted to become a NATO member at the beginning of the Cold War, following Joseph Stalin’s 1946 demand for territory from Turkey.

Since Turkey’s accession to the alliance in 1952, NATO has been the bedrock of Turkish security against Russia.(...)
Taking the Iranians seriously

Historically speaking, Turkish ties with Iran have differed substantially from Turkey-Russia ties. The Ottoman and Persian Empires became neighbors in the fifteenth century, at which point they started to push against each other for control of what is now eastern Turkey and western Iran.

After fighting 166 years of debilitating and inconclusive wars (between 1473 and 1639), and ending up with bankrupt treasuries — the seventeenth-century version of mutually assured destruction — the Turks and Iranians settled on historic power parity, agreeing to avoid future conflict at any cost.(...)

https://www.theglobalist.com/turkey-rus ... ed-states/
Der Text hat geht dann noch auf weitere Themen ein, bei denen es zwischen Russland bzw. Iran und der Türkei knirscht. Die geostrategische Situation zwischen der Türkei und Russland bzw. Iran auf der anderen Seite ist immer noch in Teilen weit auseinander. Bis hin zur Konfrontation. Sollte sich aber das Verhältnis zum Westen, zur EU oder zur USA weiter verändern (man muß nicht einmal verschlechtern hineininterpretieren, manchmal verändern sich einfach wertfrei Situationen), kann das auch das Verhältnis zu Russland oder dem Iran beeinflussen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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