EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

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harry52
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von harry52 »

H2O hat geschrieben: Das gemeinsame Schicksal von 450 Mio Menschen hängt stark von der Weisheit unserer Führungskräfte ab.
Sie hängt noch viel mehr von uns allen ab, die die Führungskräfte wählen, oder abwählen.
Wenn es nach den Führungskräften bzw. Eliten gegangen wäre, wäre so jemand wie Trump niemals Präsident geworden. Erdogan, Trump, Putin ... werden von den Wutbürgern und den vielen ungebildeten Menschen in ländlichen Gebieten gewählt und nicht von den Menschen mit Abi.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
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Hyde
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

H2O hat geschrieben:(27 Mar 2017, 16:15)

Erdogan will das "Nein" zum Anlaß nehmen, die Tür zur EU knallend zu zu schlagen. Der EU kann's Wurst sein.
Wurst sein? Nein, für die EU ist es nicht egal, sondern ein Glücksfall, wenn ein türkischer EU-Beitritt vom Tisch ist.

Oder glaubt hier ernsthaft jemand, der EU würde ein Beitritt der Türkei irgendwelche Vorteile bringen?
Im Gegenteil: ein Beitritt der Türkei wäre in der EU-Bevölkerung äußerst unpopulär (nicht nur unter den islamophoben Osteuropäern) und dürfte zu verstärkten Austrittsbestrebungen in den Bevölkerungen vieler EU-Ländern führen. Nicht zufällig wurde in GB auch mit der Furcht vor einem EU-Beitritt der Türkei für den Brexit mobilisiert.

Aber auch wirtschaftlich wäre die EU mit dem Beitritt eines armen, fast 100 Mio Volkes völlig überfordert.

Und politisch würde die EU sich mit der Türkei vermutlich einen Integrationsbremsklotz ins Boot nehmen, wenn man bedenkt, wie skeptisch schon die Osteuropäer gegenüber einem weiteren europäischen Einigungsprozess eingestellt sind, und die sind mit uns Westeuropäern kulturell und politisch noch deutlich mehr verwandt als die Türken aus 1001 Nacht.
Mit der Türkei wäre, auch langfristig, die Möglichkeit eines föderalen europäischen Bundesstaates vom Tisch.

Es kann keinen Zweifel geben: für die EU wäre ein Nicht-Beitritt der Türkei ein Glücksfall, wenn nicht sogar überlebensnotwendig für das Fortbestehen der EU.

Die EU und die Türkei sollten die Beitrittsverhandlungen endlich einstellen und stattdessen auf Partnerschaftsebene eine Zusammenarbeit finden.
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H2O
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

harry52 hat geschrieben:(17 Apr 2017, 01:33)

Sie hängt noch viel mehr von uns allen ab, die die Führungskräfte wählen, oder abwählen.
Wenn es nach den Führungskräften bzw. Eliten gegangen wäre, wäre so jemand wie Trump niemals Präsident geworden. Erdogan, Trump, Putin ... werden von den Wutbürgern und den vielen ungebildeten Menschen in ländlichen Gebieten gewählt und nicht von den Menschen mit Abi.
Das ist auch wahr. Und dennoch stimmt meine Aussage; denn ohne die Weisheit der Führungskräfte ist nichts zu erreichen. Daß es "Nieten in Nadelstreifen" gibt, das ist leider auch wahr.
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H2O
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(17 Apr 2017, 02:41)

Wurst sein? Nein, für die EU ist es nicht egal, sondern ein Glücksfall, wenn ein türkischer EU-Beitritt vom Tisch ist.

Oder glaubt hier ernsthaft jemand, der EU würde ein Beitritt der Türkei irgendwelche Vorteile bringen?
Im Gegenteil: ein Beitritt der Türkei wäre in der EU-Bevölkerung äußerst unpopulär (nicht nur unter den islamophoben Osteuropäern) und dürfte zu verstärkten Austrittsbestrebungen in den Bevölkerungen vieler EU-Ländern führen. Nicht zufällig wurde in GB auch mit der Furcht vor einem EU-Beitritt der Türkei für den Brexit mobilisiert.

Aber auch wirtschaftlich wäre die EU mit dem Beitritt eines armen, fast 100 Mio Volkes völlig überfordert.

Und politisch würde die EU sich mit der Türkei vermutlich einen Integrationsbremsklotz ins Boot nehmen, wenn man bedenkt, wie skeptisch schon die Osteuropäer gegenüber einem weiteren europäischen Einigungsprozess eingestellt sind, und die sind mit uns Westeuropäern kulturell und politisch noch deutlich mehr verwandt als die Türken aus 1001 Nacht.
Mit der Türkei wäre, auch langfristig, die Möglichkeit eines föderalen europäischen Bundesstaates vom Tisch.

Es kann keinen Zweifel geben: für die EU wäre ein Nicht-Beitritt der Türkei ein Glücksfall, wenn nicht sogar überlebensnotwendig für das Fortbestehen der EU.

Die EU und die Türkei sollten die Beitrittsverhandlungen endlich einstellen und stattdessen auf Partnerschaftsebene eine Zusammenarbeit finden.
Eine islamisch ausgerichtete Türkei mit gelenkter Demokratie paßt nicht in die EU. Dazu ist sie viel zu volkreich und hilfsbedürftig. Das war schon vor 40 Jahren klar. Jetzt hat der "Volkswille" entschieden. Die Zusammenarbeit muß sich auf wirtschaftliche Fragen beschränken. Bestehende Verträge müssen dementsprechend "entrümpelt" werden.

Tut mir wirklich leid für die vielen Türken mit europäischer Grundeinstellung. Aber das ist so wie beim BREXIT. Mehrheit ist Mehrheit.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Nomen Nescio »

sowieso kann die türkei nicht mitglied werden.

kaum war das resultat bekannt, da wiederholte erdogan seine wille die todesstrafe erneut einzuführen.
länder die die todesstrafe haben, können kein mitglied der EU werden, dachte ich.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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H2O
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(17 Apr 2017, 07:49)

sowieso kann die türkei nicht mitglied werden.

kaum war das resultat bekannt, da wiederholte erdogan seine wille die todesstrafe erneut einzuführen.
länder die die todesstrafe haben, können kein mitglied der EU werden, dachte ich.
Erdogan muß die Todesstrafe nun wirklich nicht mehr einführen, um einen EU-Beitritt der Türkei zu verhindern. Das Thema ist beendet. Die EU kann ihre Beitrittsbedingungen auf den Tisch legen mit der Bitte, sich bei ihr erst wieder in dieser Sache zu melden, wenn das Land nachweislich diese Bedingungen seit Jahren erfüllt.
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Hyde
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

H2O hat geschrieben:(17 Apr 2017, 07:38)
Tut mir wirklich leid für die vielen Türken mit europäischer Grundeinstellung. Aber das ist so wie beim BREXIT. Mehrheit ist Mehrheit.
Nicht jeder, der gegen Erdogans Verfassungsreform gestimmt hat, hat deshalb gleich eine europäische Grundeinstellung.

Wenn man sich in der Türkei Umfragen zu Themen wie Homosexualität, Scharia usw anschaut, dann erkennt man, dass sehr viele in der türkischen Bevölkerung sehr weit von einer europäischen Einstellung entfernt sind.
Gewissermaßen mache ich ihnen das auch nicht zum Vorwurf, denn die Türkei ist historisch nunmal (im Gegensatz zu Westeuropa und Osteuropa) kein wirklich europäisch geprägtes Land, sondern vor allem ein islamisch und osmanisch geprägtes Land, ein Mittelding zwischen Europa und Nahem Osten. Dass es ihnen also an europäischen Einstellungen mangelt, kann man ihnen aufgrund ihrer Historie kaum vorwerfen, nur muss man dann eben auch so ehrlich sein zu sagen, dass es zwischen EU und Türkei, zwischen Europäern und Türken nicht genügend Gemeinsamkeiten gibt, als dass ein Beitritt zur europäischen Gemeinschaft Sinn machen würde.

Das heißt ja nicht, dass man deswegen Feinde sein müsste. Man kann auch auf anderer Ebene Partner sein. Aber es wird dringend Zeit, endlich Realitäten anzuerkennen, und dazu gehört auch (und das nicht erst seit dem Verfassungsreferendum), dass Europa und die Türkei kulturell nicht in dem Maße zusammenpassen, dass eine Mitgliedschaft in der europäischen Gemeinschaft Sinn machen würde.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Kardux »

Hyde hat geschrieben:(17 Apr 2017, 13:44)

Nicht jeder, der gegen Erdogans Verfassungsreform gestimmt hat, hat deshalb gleich eine europäische Grundeinstellung.

Wenn man sich in der Türkei Umfragen zu Themen wie Homosexualität, Scharia usw anschaut, dann erkennt man, dass sehr viele in der türkischen Bevölkerung sehr weit von einer europäischen Einstellung entfernt sind.
Gewissermaßen mache ich ihnen das auch nicht zum Vorwurf, denn die Türkei ist historisch nunmal (im Gegensatz zu Westeuropa und Osteuropa) kein wirklich europäisch geprägtes Land, sondern vor allem ein islamisch und osmanisch geprägtes Land, ein Mittelding zwischen Europa und Nahem Osten. Dass es ihnen also an europäischen Einstellungen mangelt, kann man ihnen aufgrund ihrer Historie kaum vorwerfen, nur muss man dann eben auch so ehrlich sein zu sagen, dass es zwischen EU und Türkei, zwischen Europäern und Türken nicht genügend Gemeinsamkeiten gibt, als dass ein Beitritt zur europäischen Gemeinschaft Sinn machen würde.

Das heißt ja nicht, dass man deswegen Feinde sein müsste. Man kann auch auf anderer Ebene Partner sein. Aber es wird dringend Zeit, endlich Realitäten anzuerkennen, und dazu gehört auch (und das nicht erst seit dem Verfassungsreferendum), dass Europa und die Türkei kulturell nicht in dem Maße zusammenpassen, dass eine Mitgliedschaft in der europäischen Gemeinschaft Sinn machen würde.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(17 Apr 2017, 13:44)

Nicht jeder, der gegen Erdogans Verfassungsreform gestimmt hat, hat deshalb gleich eine europäische Grundeinstellung.

Wenn man sich in der Türkei Umfragen zu Themen wie Homosexualität, Scharia usw anschaut, dann erkennt man, dass sehr viele in der türkischen Bevölkerung sehr weit von einer europäischen Einstellung entfernt sind.
Gewissermaßen mache ich ihnen das auch nicht zum Vorwurf, denn die Türkei ist historisch nunmal (im Gegensatz zu Westeuropa und Osteuropa) kein wirklich europäisch geprägtes Land, sondern vor allem ein islamisch und osmanisch geprägtes Land, ein Mittelding zwischen Europa und Nahem Osten. Dass es ihnen also an europäischen Einstellungen mangelt, kann man ihnen aufgrund ihrer Historie kaum vorwerfen, nur muss man dann eben auch so ehrlich sein zu sagen, dass es zwischen EU und Türkei, zwischen Europäern und Türken nicht genügend Gemeinsamkeiten gibt, als dass ein Beitritt zur europäischen Gemeinschaft Sinn machen würde.

Das heißt ja nicht, dass man deswegen Feinde sein müsste. Man kann auch auf anderer Ebene Partner sein. Aber es wird dringend Zeit, endlich Realitäten anzuerkennen, und dazu gehört auch (und das nicht erst seit dem Verfassungsreferendum), dass Europa und die Türkei kulturell nicht in dem Maße zusammenpassen, dass eine Mitgliedschaft in der europäischen Gemeinschaft Sinn machen würde.
Vielleicht habe ich Ihnen gegenüber den Vorteil, mit sehr gebildeten Türken jahrzehntelang in technischen Verhandlungen zusammengearbeitet zu haben. Meine türkischen Gesprächspartner unterschieden sich in ihren europäischen Auffassungen in überhaupt nichts von ihren griechischen, italienischen und spanischen Kollegen. Sollen wir jetzt auch konstruieren, daß diese europäischen Europäer ebenfalls nicht so recht zu Europa passen? :)

Mir tut weiterhin es leid um diese vielen Türken mit europäischer Gesinnung und Gesittung!
Ger9374

Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Ger9374 »

Die Erdowahn Türkei hat entschieden.
Demokratisch war die Wahl wohl auch.
Lasst sie ihren Weg beschreiten. Seien wir doch ehrlich, das passt doch der E.U gut. Gründe für
einen Beitritt sehe ich nicht mehr. Kommt jetzt noch die Todesstrafe geht es aus dem Europarat auch noch raus. Wirtschaftlich gibt es noch Möglichkeiten über Verhandlungen. Politisch ist der Beitritt auf Jahre vom Tisch!
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(19 Apr 2017, 07:22)

Die Erdowahn Türkei hat entschieden.
Demokratisch war die Wahl wohl auch.
Lasst sie ihren Weg beschreiten. Seien wir doch ehrlich, das passt doch der E.U gut. Gründe für
einen Beitritt sehe ich nicht mehr. Kommt jetzt noch die Todesstrafe geht es aus dem Europarat auch noch raus. Wirtschaftlich gibt es noch Möglichkeiten über Verhandlungen. Politisch ist der Beitritt auf Jahre vom Tisch!
Na ja, das wäre die eine Schlußfolgerung aus diesem Geschehen. Die Verträge mit der EU müssen befreit werden von dem Ballast eines angestrebten Beitritts. Dazu gehören auch Zahlungen, für die es künftig gar keinen vertretbaren Hintergrund mehr gibt. Will sagen "privilegierte Partnerschaft" war gestern. Verträge zum gegenseitigen Vorteil müssen als Nachfolge verhandelt werden.

Der dickere Hammer wird die NATO betreffen. Ich kann mir militärische Planungen und Planungen für den Zivilschutz mit führenden Vertretern einer Diktatur überhaupt nicht vorstellen.

Die nächste bange Frage wird sein, wie wir in Europa mit den Teilen der türkischen Mitbürger umgehen, die sich offen oder doch klar erkennbar für die Diktatur Erdogans einsetzen. Warum diesen gewollt ausländischen Leuten eine Auftrittsmöglichkeit einräumen? Was tun mit jenen, die ihre demokratisch gesonnenen Landsleute bespitzeln und verraten... oder gleich auch noch tätlich werden? Was mit den "roten Flaggenmeeren" bei Sportveranstaltungen?

Alle diese Folgefragen werden wir in Deutschland und in der EU zu klären haben... leider!
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Bielefeld09 »

H2O hat geschrieben:(19 Apr 2017, 18:11)

Na ja, das wäre die eine Schlußfolgerung aus diesem Geschehen. Die Verträge mit der EU müssen befreit werden von dem Ballast eines angestrebten Beitritts. Dazu gehören auch Zahlungen, für die es künftig gar keinen vertretbaren Hintergrund mehr gibt. Will sagen "privilegierte Partnerschaft" war gestern. Verträge zum gegenseitigen Vorteil müssen als Nachfolge verhandelt werden.

Der dickere Hammer wird die NATO betreffen. Ich kann mir militärische Planungen und Planungen für den Zivilschutz mit führenden Vertretern einer Diktatur überhaupt nicht vorstellen.

Die nächste bange Frage wird sein, wie wir in Europa mit den Teilen der türkischen Mitbürger umgehen, die sich offen oder doch klar erkennbar für die Diktatur Erdogans einsetzen. Warum diesen gewollt ausländischen Leuten eine Auftrittsmöglichkeit einräumen? Was tun mit jenen, die ihre demokratisch gesonnenen Landsleute bespitzeln und verraten... oder gleich auch noch tätlich werden? Was mit den "roten Flaggenmeeren" bei Sportveranstaltungen?

Alle diese Folgefragen werden wir in Deutschland und in der EU zu klären haben... leider!
Na ja, Gelassenheit ist auch jetzt noch erste Bürgerpflicht.
Wirtschaftlich behindert Erdogan jetzt schon EU Importe.
Politisch scheint Putin ein "neuer Freund" zu sein und
militärisch betrachtet, weiß keiner,
wo Erdogans osmanisches Reich endet.
Trump beglückwünscht diesen Präsidenten zu seinem Erfolg.
So what?
Darauf kann es nur eine eindeutige europäische Antwort geben.
Und die kommt.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Bielefeld09 hat geschrieben:(19 Apr 2017, 19:03)

Na ja, Gelassenheit ist auch jetzt noch erste Bürgerpflicht.
Wirtschaftlich behindert Erdogan jetzt schon EU Importe.
Politisch scheint Putin ein "neuer Freund" zu sein und
militärisch betrachtet, weiß keiner,
wo Erdogans osmanisches Reich endet.
Trump beglückwünscht diesen Präsidenten zu seinem Erfolg.
So what?
Darauf kann es nur eine eindeutige europäische Antwort geben.
Und die kommt.
Ja, das darf man nie vergessen: Vaterländisch gesonnene Kreise der Türkei trauern dem untergegangenen Osmanischen Reich nach, das im 17. Jahrhundert von Marokko bis Jemen und Iran reichte. Nach damaligen Verhältnissen ein Weltreich. Freund Putin muß sehen, daß auch die Gebiete um das Schwarze Meer herum diesem Reich angehörten. Vielleicht kann er sich denken, was Freund Erdogan denken könnte.

Auf die eindeutige europäische Antwort werden wir warten müssen. Besser einige Stunden über eine erträgliche Lösung nachgedacht, als in 5 Minuten einen dauerhaften Schaden angerichtet.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Bielefeld09 »

H2O hat geschrieben:(19 Apr 2017, 19:17)

Ja, das darf man nie vergessen: Vaterländisch gesonnene Kreise der Türkei trauern dem untergegangenen Osmanischen Reich nach, das im 17. Jahrhundert von Marokko bis Jemen und Iran reichte. Nach damaligen Verhältnissen ein Weltreich. Freund Putin muß sehen, daß auch die Gebiete um das Schwarze Meer herum diesem Reich angehörten. Vielleicht kann er sich denken, was Freund Erdogan denken könnte.

Auf die eindeutige europäische Antwort werden wir warten müssen. Besser einige Stunden über eine erträgliche Lösung nachgedacht, als in 5 Minuten einen dauerhaften Schaden angerichtet.
Deswegen schreibe ich ja auch von Gelassenheit.
Erdogan und Putin haben die wirtschaftlichen Folgen ihren Treibens
auch in ihren Ländern zu verantworten.
Das Feindbild Europa wackelt aber nur,
wenn sich dieses Europa durch Nationalisten schwächen lässt.
Das ist zu vermeiden!
Und Griechenland ist heute das kleinste Problem!
Es geht um die Freiheit und Menschenrechte der EU Bürger.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Bielefeld09 hat geschrieben:(19 Apr 2017, 19:39)

Deswegen schreibe ich ja auch von Gelassenheit.
Erdogan und Putin haben die wirtschaftlichen Folgen ihren Treibens
auch in ihren Ländern zu verantworten.
Das Feindbild Europa wackelt aber nur,
wenn sich dieses Europa durch Nationalisten schwächen lässt.
Das ist zu vermeiden!
Und Griechenland ist heute das kleinste Problem!
Es geht um die Freiheit und Menschenrechte der EU Bürger.
Dem kann ich im ersten Teil zustimmen. Immerhin hat die EU sich gegenüber Rußland zu Einschränkungen im Waren- und Dienstleistungsverkehr durchgerungen, um klares Fehlverhalten nicht ungestraft durchgehen zu lassen. Vergleichbares dürfte künftig auch gegen die Türkei eingesetzt werden, wenn es für westliche Demokratien allzu dicke kommt.

Sie haben auch Recht damit, daß die EU selbst erst einmal ihre inneren Verhältnisse ordnen muß, gerade was den Umgang mit vorsätzlichen Vertragsverletzungen betrifft. Im Fall Griechenland erkenne ich ein Land, das seine Angelegenheiten in keiner Weise selbst ordnen kann. Staatsversagen auf der ganzen Linie... denn Staatskunst kann nicht daraus bestehen, sich schlicht den Nachbarn aggressiv bettelnd auf zu drängen und jeden Versuch der Abhilfe von offensichtlichen Fehlentwicklungen ab zu blocken. Das Ding geht in die Hose!

Ja, andere Ärgernisse zeichnen sich ab... aber noch befinden sie sich in der Klärung durch die EU-Kommission und den EuGH. Das Ergebnis müssen wir abwarten, während wir die EU weiter entwickeln. Auch dabei dürfte sich einiges klären.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Bielefeld09 »

H2O hat geschrieben:(19 Apr 2017, 20:17)

Dem kann ich im ersten Teil zustimmen. Immerhin hat die EU sich gegenüber Rußland zu Einschränkungen im Waren- und Dienstleistungsverkehr durchgerungen, um klares Fehlverhalten nicht ungestraft durchgehen zu lassen. Vergleichbares dürfte künftig auch gegen die Türkei eingesetzt werden, wenn es für westliche Demokratien allzu dicke kommt.

Sie haben auch Recht damit, daß die EU selbst erst einmal ihre inneren Verhältnisse ordnen muß, gerade was den Umgang mit vorsätzlichen Vertragsverletzungen betrifft. Im Fall Griechenland erkenne ich ein Land, das seine Angelegenheiten in keiner Weise selbst ordnen kann. Staatsversagen auf der ganzen Linie... denn Staatskunst kann nicht daraus bestehen, sich schlicht den Nachbarn aggressiv bettelnd auf zu drängen und jeden Versuch der Abhilfe von offensichtlichen Fehlentwicklungen ab zu blocken. Das Ding geht in die Hose!

Ja, andere Ärgernisse zeichnen sich ab... aber noch befinden sie sich in der Klärung durch die EU-Kommission und den EuGH. Das Ergebnis müssen wir abwarten, während wir die EU weiter entwickeln. Auch dabei dürfte sich einiges klären.
Und ich teile ihre Einschätzungen,
aber Griechenland ist klarer EU und Natopartner,
das kostet wieviel Geld an der Grenze zur Türkei?
Nee, Griechenland ist nicht das Problem!
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Bielefeld09 hat geschrieben:(19 Apr 2017, 20:35)

Und ich teile ihre Einschätzungen,
aber Griechenland ist klarer EU und Natopartner,
das kostet wieviel Geld an der Grenze zur Türkei?
Nee, Griechenland ist nicht das Problem!
Ich bin mir aufgrund vieler Jahre Erfahrung mit Griechenland gar nicht so sicher, ob das Land wirklich der Partner ist... weder in der EU noch in der NATO. In Sachen Türkei verfalle ich allmählich in ungerührtes Abwarten. Mal sehen, was kommt... :cool:
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Bielefeld09 »

H2O hat geschrieben:(19 Apr 2017, 20:59)

Ich bin mir aufgrund vieler Jahre Erfahrung mit Griechenland gar nicht so sicher, ob das Land wirklich der Partner ist... weder in der EU noch in der NATO. In Sachen Türkei verfalle ich allmählich in ungerührtes Abwarten. Mal sehen, was kommt... :cool:
Wo sehen sie denn Kerneuropa?
Bei allem abwarten, was ist denn die Nato für Sie?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Mehmet »

Leute, jetzt mal ehrlich!

Das ist zwar ganz süß, wir ihr nun darüber diskutiert, was nun alles
passieren sollte, könnte oder wird - aber es wird nichts dergleichen
passieren oder eintreffen! Es wird alles normal weiterlaufen! Warum
sollte sich auch etwas ändern? Die USA oder Frankreich haben auch ein
Präsidialsystem. Die USA hat in dem Fall sogar auch die Todesstrafe.

Im Falle der Todesstrafe, wäre der EU-Beitritt, laut Politiker, erstmal
vom Tisch. Aber ein EU-Beitritt hätte es doch sowieso nie gegeben, also
was soll dieser ganze heuchlerische Mist? Es wird sich also nichts ändern.

Und ebenso wenig wird sich innerhalb der NATO etwas ändern. Die Türkei
bleibt weiterhin zweitstärkste Kraft in der NATO, hinter den USA. :thumbup:
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Bielefeld09 hat geschrieben:(19 Apr 2017, 21:07)

Wo sehen sie denn Kerneuropa?
Bei allem abwarten, was ist denn die Nato für Sie?
Das Thema sollten wir aber besser im Strang "Die "neue EU"? Chance in der Krise?" behandeln. Hier geht es doch um das Verhältnis EU und Türkei. Das ist durch Erdogans Vorgehen inzwischen europäische Außenpolitik geworden.
Zuletzt geändert von H2O am Mi 19. Apr 2017, 21:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Mehmet hat geschrieben:(19 Apr 2017, 21:24)

Leute, jetzt mal ehrlich!

Das ist zwar ganz süß, wir ihr nun darüber diskutiert, was nun alles
passieren sollte, könnte oder wird - aber es wird nichts dergleichen
passieren oder eintreffen! Es wird alles normal weiterlaufen! Warum
sollte sich auch etwas ändern? Die USA oder Frankreich haben auch ein
Präsidialsystem. Die USA hat in dem Fall sogar auch die Todesstrafe.

Im Falle der Todesstrafe, wäre der EU-Beitritt, laut Politiker, erstmal
vom Tisch. Aber ein EU-Beitritt hätte es doch sowieso nie gegeben, also
was soll dieser ganze heuchlerische Mist? Es wird sich also nichts ändern.

Und ebenso wenig wird sich innerhalb der NATO etwas ändern. Die Türkei
bleibt weiterhin zweitstärkste Kraft in der NATO, hinter den USA. :thumbup:
Im dunklen Keller singen auch Türken ganz laute Lieder! :)
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Bielefeld09 »

Mehmet hat geschrieben:(19 Apr 2017, 21:24)

Leute, jetzt mal ehrlich!

Das ist zwar ganz süß, wir ihr nun darüber diskutiert, was nun alles
passieren sollte, könnte oder wird - aber es wird nichts dergleichen
passieren oder eintreffen! Es wird alles normal weiterlaufen! Warum
sollte sich auch etwas ändern? Die USA oder Frankreich haben auch ein
Präsidialsystem. Die USA hat in dem Fall sogar auch die Todesstrafe.

Im Falle der Todesstrafe, wäre der EU-Beitritt, laut Politiker, erstmal
vom Tisch. Aber ein EU-Beitritt hätte es doch sowieso nie gegeben, also
was soll dieser ganze heuchlerische Mist? Es wird sich also nichts ändern.

Und ebenso wenig wird sich innerhalb der NATO etwas ändern. Die Türkei
bleibt weiterhin zweitstärkste Kraft in der NATO, hinter den USA. :thumbup:
Nein,die Türkei ist ein dritte Welt Land in Europa.
Da wird anscheinend was falsch verstanden?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

H2O hat geschrieben:(17 Apr 2017, 20:55)

Vielleicht habe ich Ihnen gegenüber den Vorteil, mit sehr gebildeten Türken jahrzehntelang in technischen Verhandlungen zusammengearbeitet zu haben. Meine türkischen Gesprächspartner unterschieden sich in ihren europäischen Auffassungen in überhaupt nichts von ihren griechischen, italienischen und spanischen Kollegen.
Das zweifle ich nicht an. Die Schicht der sehr gebildeten Menschen ist in jedem Land ziemlich fortschrittlich. Auch im Iran oder in Pakistan wirst du sicherlich unter der Schicht der Bildungselite viele Leute mit westlicher, säkularer Gesinnung finden. Aber die Masse der Landbevölkerung und die Masse der gesellschaftlichen Mitte in diesen Ländern ist nicht europäisch geprägt, sondern konservativ-islamisch.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(20 Apr 2017, 00:46)

Das zweifle ich nicht an. Die Schicht der sehr gebildeten Menschen ist in jedem Land ziemlich fortschrittlich. Auch im Iran oder in Pakistan wirst du sicherlich unter der Schicht der Bildungselite viele Leute mit westlicher, säkularer Gesinnung finden. Aber die Masse der Landbevölkerung und die Masse der gesellschaftlichen Mitte in diesen Ländern ist nicht europäisch geprägt, sondern konservativ-islamisch.
Das stimmt so ungefiltert auch wieder nicht. Im Westen der Türkei lebt auch eine "ganz normale" Wohnbevölkerung, die sich vor etwa 20 Jahren in fast nichts von der in Griechenland oder Süditalien unterschied. Da konnte man schon einmal leicht bekleidete Badenixen am Strand des Marmarameers beobachten... und kein Sittenwächter sorgte dort etwa für Ärger. In den Gastwirtschaften trank man zum Essen Bier und Raki mit Wasser als Apéritiv.

Diese Bevölkerung hat auch jetzt mit "Nein" gestimmt. Man muß natürlich wissen, daß es in der Türkei eine ganz erhebliche Landflucht aus Anatolien in den türkischen Westen gab; mit Schwerpunkt Istanbul. Das ist schon eine Weltstadt, auchn nach heutigen Maßstäben. Diese Binnenwanderer entsprechen eher dem Bild, das Sie hier zeichnen.

Die Entwicklung der Türkei hätte nicht unbedingt so verlaufen müssen, wie Präsident Erdogan das nun zu verantworten hat. Irgendwann haben die gebildeten Kreise der Türkei nichts mehr zu verlieren... und diese Leute sind wahrlich nicht dumm, meist auch mehrsprachlich in der Lage, sich weltweit zu unterrichten. Dazu genügt heute ein Smartphone und ein WLAN-Anschluß.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

H2O hat geschrieben:(20 Apr 2017, 07:39)

Das stimmt so ungefiltert auch wieder nicht. Im Westen der Türkei lebt auch eine "ganz normale" Wohnbevölkerung, die sich vor etwa 20 Jahren in fast nichts von der in Griechenland oder Süditalien unterschied. Da konnte man schon einmal leicht bekleidete Badenixen am Strand des Marmarameers beobachten... und kein Sittenwächter sorgte dort etwa für Ärger. In den Gastwirtschaften trank man zum Essen Bier und Raki mit Wasser als Apéritiv.
Das bezweifle ich, dass sich die dortige Wohnbevölkerung kaum von Südeuropa unterschied. Zudem sind ja Bikinis und Bier keine Zeichen von europäischer Gesinnung, sondern absolute Selbstverständlichkeiten, die man nicht extra betonen muss.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(21 Apr 2017, 06:41)

Das bezweifle ich, dass sich die dortige Wohnbevölkerung kaum von Südeuropa unterschied. Zudem sind ja Bikinis und Bier keine Zeichen von europäischer Gesinnung, sondern absolute Selbstverständlichkeiten, die man nicht extra betonen muss.
Tut mit leid, war aber so. Was heute dort gilt, das kann ich natürlich nicht sagen. Vor allem war das europäisch Selbstverständliche dort alltägliche Übung. Das europäische Leben spielte sich in einer Wohngegend ab, nicht etwa in einer von ausländischen Touristen stark besuchten Gegend.

Der Streit um Burkinis und getrennten Schwimmunterricht für türkische Mädchen in Deutschland ist Ihnen gar nicht aufgefallen?
immernoch_ratlos
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von immernoch_ratlos »

Nicht wirklich lustig, die FR titelt am 21.04.2017 : „Die Ja-Sager sind türkische Reichsbürger“ Damit das keiner verwechselt, gemeint sind die wenigen (wahlberechtigten) Türken die derzeit noch in D leben, welche es gut finden, dass ihre Brüder und Schwestern in der Türkei leben, nun ganz offiziell in eine Diktatur leben "dürfen" :?:

Da hat mal jemand nachgerechnet und ist zu diesem Ergebnis gelangt :
...Die seit dem Referendum ständig diskutierte Frage, warum die Türken in Deutschland mehrheitlich für Erdogan gestimmt hätten, wurde angemessen differenziert erörtert: Von den dreieinhalb Millionen Türken in diesem Land haben nämlich gerade mal 14 Prozent, etwa 450.000, mit „Ja“ gestimmt. Viele seien wohl bewusst nicht zur Wahl gegangen, hätten Angst gehabt, die Konsulate nähmen ihnen die Pässe weg – so sei es einigen ergangen,
Eine "Wahl" im Ausnahmezustand - was allerdings "nur" die 55,3 - 3,5 Millionen Türken "Zuhause" betrifft. Ach ja warum alle "Türken" - auch Deutsche die lediglich durch ihre "Wurzeln" für Herrn Erdowan als "Türken" gelten - oder als "Vaterlandverräter", falls sie nicht seiner skurrilen Vorstellung von "wahrer Demokratie" zu folgen bereit sind :dead:

Dazu der passende Link ohne Umwege : "Erdogans deutsche Fans - Stolz, frustriert und fremd?" Eine Stunde zum leidigen Thema. Wann werden die ~450.000 endlich heim ins "Neo-Osmanische Reich" kehren ? Heim in eine "totale Demokratie" totaler als es sie jemals auf dieser Welt gab ? Heim zu dem "Sultan to be" - wer ist eigentlich auf den Bildern mit IHM das geradezu verhärmt wirkende Frauchen das wohl die künftige Rolle türkischer Weiblichkeit demonstrieren soll ?

Nun ja, schade um die andere Hälfte türkischer Menschen, die womöglich mehrheitlich diese abschließende Machtergreifung mit einem klaren "Hayir" beantwortet haben - jedenfalls überall wo es ohne Bedrohung durch die inzwischen linientreu Polizei - Militär und was sonst noch dem "Föhrer" in Treue fest ergeben ein "Hayir eher nicht zu dulden bereit waren....

Was "Brainwashing" anrichten kann, lässt sich an den Mitdiskutanten Herrn Bülent Bilgi, Generalsekretär der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) in erschreckender Deutlichkeit beobachten... :(
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

H2O hat geschrieben:(21 Apr 2017, 08:35)

Tut mit leid, war aber so.
Nur mal ein Beispiel: in Italien ist über die Hälfte der Bevölkerung dafür, die Homo-Ehe einzuführen. In der Türkei bewegt sich die Zustimmung dazu im einstelligen Prozentbereich. Das sind schon gewaltige kulturelle Unterschiede, nur als ein Beispiel.

Man sieht ja auch, dass selbst die zweite und dritte Generation an Deutschtürken noch teils große Probleme hat, sich gut in Deutschland zu integrieren, während Polen oder Italiener das schon in der ersten Generation wesentlich reibungsloser schaffen. Auch das ist ein Zeichen für die großen kulturellen Unterschiede zwischen Europa und der Türkei.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Adam Smith »

Hyde hat geschrieben:(21 Apr 2017, 18:23)

Man sieht ja auch, dass selbst die zweite und dritte Generation an Deutschtürken noch teils große Probleme hat, sich gut in Deutschland zu integrieren, während Polen oder Italiener das schon in der ersten Generation wesentlich reibungsloser schaffen. Auch das ist ein Zeichen für die großen kulturellen Unterschiede zwischen Europa und der Türkei.
Vietnamesen schaffen das im Durchschnitt problemlos, obwohl das Land sehr entfernt ist. Iraner dürften hinsichtlich der Integration auch sehr viel anpassungsfähiger sein.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

Umfrage: Fast zwei Drittel für Ende der EU-Türkei-Beitrittsgespräche

Nach dem umstrittenen Verfassungsreferendum in der Türkei haben sich fast zwei Drittel der Bundesbürger für ein Ende der Verhandlungen über einen EU-Beitritt des Landes ausgesprochen. Das geht aus dem neuen "Deutschlandtrend" für das ARD-"Morgenmagazin" hervor. In der Umfrage vertraten 64 Prozent die Ansicht, dass sich die Bundesregierung für einen Abbruch der Verhandlungen einsetzen sollte. 28 Prozent waren dagegen. Die restlichen acht Prozent machten keine Angaben. Das Präsidialsystem verleiht dem Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdogan künftig deutlich mehr Macht.
http://www.zeit.de/news/2017-04/21/wahl ... e-21045606

Die klare Mehrheit der Deutschen ist für einen Abbruch der Verhandlungen mit der Türkei. Vermutlich ist das in anderen europäischen Ländern ähnlich oder vielleicht sogar noch höher.

Die EU täte gut daran, die Meinung der klaren Bevölkerungsmehrheit der EU-Bürger nicht zu ignorieren, wenn sie verhindern will, dass ihre Legitimation in der Bevölkerung weiteren Schaden nimmt.

Es nützt nämlich nichts, wenn die EU zwanghaft an einem Beitritt der Türkei festhält und ihn durchboxt, dadurch dann aber die Unterstützung in der eigenen Bevölkerung verliert.
Die EU ist nicht unbedingt in der Position momentan, es sich leisten zu können, dem Willen klarer Bevölkerungsmehrheiten zuwider zu handeln.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(21 Apr 2017, 18:23)

Nur mal ein Beispiel: in Italien ist über die Hälfte der Bevölkerung dafür, die Homo-Ehe einzuführen. In der Türkei bewegt sich die Zustimmung dazu im einstelligen Prozentbereich. Das sind schon gewaltige kulturelle Unterschiede, nur als ein Beispiel.

Man sieht ja auch, dass selbst die zweite und dritte Generation an Deutschtürken noch teils große Probleme hat, sich gut in Deutschland zu integrieren, während Polen oder Italiener das schon in der ersten Generation wesentlich reibungsloser schaffen. Auch das ist ein Zeichen für die großen kulturellen Unterschiede zwischen Europa und der Türkei.
Freundlicher Widerspruch: Mir ist das Thema "Homo-Ehe" äußerst unangenehm. Das sollte Privatsache bleiben. Das Thema einer oft aufdringlichen und lauten Minderheit. Nix für mich! Ich erkenne im Auftritt dieser Minderheit keine kulturelle Leistung.

Bleiben wir bei besser überschaubaren Dingen: Ja, es ist auffällig, daß Türken besonders lange brauchen, um sich in die deutsche Gesellschaft so ein zu fügen, so daß sie dann insgesamt unauffällig sind.

Das hat aber gesellschaftliche Gründe; denn das sind genau jene Anatolier, die in den 60er bis 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Hilfskräfte angeworben wurden, und die dann noch bis vor wenigen Jahren ihre Lebenspartner immer wieder aus der Türkei frisch nachzogen. Das Thema hat zu einigen neuen Regeln in unseren Zuwanderungsgesetzen geführt. Heute muß der Lebenspartner Volljährig nach unserer Gesetzeslage sein, und er muß in einem deutschen Konsulat in der Türkei brauchbare deutsche Sprachkenntnisse nachweisen. Ohne diese Nachweise keine Einreise.

Und das sind wieder genau jene Anatolier, die so zahlreich mit "Ja" gestimmt hatten... in D und in TR.

Ich hatte es dagegen mit Türken, Italienern und Spaniern zu tun, die gute Schulen und Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen hatten. Da werden auch Sie keine "kulturellen Unterschiede" feststellen... wie denn auch? Das sind Menschen auf gleicher Augenhöhe!

Übrigens als Binsenweisheit: Auch unsere Deutsch-Italiener fallen häufig durch unangepaßtes Verhalten auf und durch Schulversagen. Da gebe ich allerdings nur wieder, was ich in vielen Diskussionen über Integrationsprobleme zur Kenntnis zu nehmen hatte. Eigene Forschungen habe ich dazu nicht durchgeführt. Es ist also ganz offenbar so, daß es eben auch weniger gut gebildete Italiener gibt, mit denen ich aber nie etwas gemeinsam leisten mußte.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(21 Apr 2017, 20:31)
Ich hatte es dagegen mit Türken, Italienern und Spaniern zu tun, die gute Schulen und Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen hatten. Da werden auch Sie keine "kulturellen Unterschiede" feststellen... wie denn auch? Das sind Menschen auf gleicher Augenhöhe!
Stimmt. Könnte ich hier ja auch mal wieder länger ausführen.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Kardux »

H2O hat geschrieben:Freundlicher Widerspruch: Mir ist das Thema "Homo-Ehe" äußerst unangenehm. Das sollte Privatsache bleiben. Das Thema einer oft aufdringlichen und lauten Minderheit. Nix für mich! Ich erkenne im Auftritt dieser Minderheit keine kulturelle Leistung.
Doch, der freie Auftritt von Homosexuellen ist sehr wohl eine kulturelle Leistung - es nennt sich Toleranz. Und das ist wohl die größte Errungenschaft des Westens.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Adam Smith »

Kardux hat geschrieben:(21 Apr 2017, 21:32)

Doch, der freie Auftritt von Homosexuellen ist sehr wohl eine kulturelle Leistung - es nennt sich Toleranz. Und das ist wohl die größte Errungenschaft des Westens.
Das dürfte der Kapitalismus sein. Noch vor der Demokratie. Denn die Demokratie hat ja mit dem Kapitalismus sehr viel zu tun.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

Adam Smith hat geschrieben:(21 Apr 2017, 21:36)

Das dürfte der Kapitalismus sein. Noch vor der Demokratie. Denn die Demokratie hat ja mit dem Kapitalismus sehr viel zu tun.
Ich würde sagen, der herausragende Beitrag des Westens für die Welt war die Aufklärung. Aus ihr leiten sich alle folgenden Entwicklungen ab, sei es Kapitalismus und Industrialisierung (Überwinden des Feudalsystems), sei es Demokratie, sei es Toleranz und Menschenrechte. Das alles leitet sich aus den Ideen der Aufklärung ab.

Als Europäer können wir stolz sagen: wir sind der Kontinent der Aufklärung. Und das muss auch zukünftig der Anspruch der EU sein: die Ideen der Aufklärung zu wahren, zu schützen und umzusetzen, die aufgeklärteste und progressivste Weltregion zu sein.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Kardux hat geschrieben:(21 Apr 2017, 21:32)

Doch, der freie Auftritt von Homosexuellen ist sehr wohl eine kulturelle Leistung - es nennt sich Toleranz. Und das ist wohl die größte Errungenschaft des Westens.
Ich halte Aufdringlichkeit nicht für eine kulturelle Leistung. Aber Aufdringlichkeit beschränkt sich nicht allein auf bestimmte Ausprägungen der Homo-Szene... aber sie ist eben auch dort zu finden. Warum marktschreierische Aufdringlichkeit gut heißen? Toleranz für Belästigung?

Dann schon eher die Aufklärung als ganz entscheidende Errungenschaft des Westens, wobei ich meine, daß damit letzlich die Freiheit gemeint ist, sich bei der Beurteilung von Ereignissen und Verhältnissen des eigenen Verstandes zu bedienen... so vorhanden :) Populismus gibt es schließlich auch.

Und damit wären wir denn doch wieder bei den Veränderungen in Erdogans Türkei angelangt. Wem dienen diese Veränderungen?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Kardux »

Adam Smith hat geschrieben:(21 Apr 2017, 21:36)

Das dürfte der Kapitalismus sein. Noch vor der Demokratie. Denn die Demokratie hat ja mit dem Kapitalismus sehr viel zu tun.
Der Kaptialismus ist keine Errungenschaft, sondern ein Wirtschaftsmodell das am besten auf die menschlichen Triebe zugeschnitten ist. Und Demokratie hat mit Kapitalismus überhaupt nichts zu tun - zumindest nicht in der Praxis. Die Staaten die heute keinen Kapitalismus betreiben könnte man wohl an einer Hand abzählen - würde das im Umkehrschluss bedeuten das es an die 190 demokratische Staaten auf der Welt gibt? Nehmen wir da die Türkei als Beispiel. Gilt dort nicht auch das kapitalistische Wirtschaftsmodell?
Hyde hat geschrieben:Ich würde sagen, der herausragende Beitrag des Westens für die Welt war die Aufklärung.
Das bestimmt. Wie Sie bereits erwähnten, ist die Aufklärung das Fundament dieser Entwicklung. Nichtsdestotrotz würde ich dabei noch die Toleranz hervorheben, weil diese Eigenschaft Freiheit bzw. die Unantastbarkeit der menschlichen Würde ermöglicht. Für mich ist die Toleranz deshalb die größte Errungenschaft weil die Aufklärung den Stein lediglich zum Rollen gebracht hat. Es ist ja nicht so, dass die abendländische Gesellschaft vom 17. bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts wirklich progressiv war. So viel Blut wie in dieser Zeit geflossen ist sucht Seinesgleichen in der Menschheitsgeschichte.

Erst mit dem Ende der beiden Weltkriege und der gefestigten Neuordnung in Europa konnte die Gesellschaft aufatmen und sich dann während der 60er und 70er Jahre endgültig demokratisieren. Auf dem Gipfel dieser Entwicklung stand stets die Toleranz.

Das größte gegenwärtige Defizit des nahöstlichen Kulturkreises hingegen ist die grenzenlose Intoleranz. Sei es gegenüber anderen Religionen, sexuellen Ausrichtungen, dem anderen Geschlecht, Minderheiten, usw. Darin liegt das Kernproblem.
H2O hat geschrieben:Ich halte Aufdringlichkeit nicht für eine kulturelle Leistung. Aber Aufdringlichkeit beschränkt sich nicht allein auf bestimmte Ausprägungen der Homo-Szene... aber sie ist eben auch dort zu finden. Warum marktschreierische Aufdringlichkeit gut heißen? Toleranz für Belästigung?

Dann schon eher die Aufklärung als ganz entscheidende Errungenschaft des Westens, wobei ich meine, daß damit letzlich die Freiheit gemeint ist, sich bei der Beurteilung von Ereignissen und Verhältnissen des eigenen Verstandes zu bedienen... so vorhanden :) Populismus gibt es schließlich auch.

Und damit wären wir denn doch wieder bei den Veränderungen in Erdogans Türkei angelangt. Wem dienen diese Veränderungen?
Ich weiß zumindest wem diese Veränderungen nicht dienen werden. All jenen in der Türkei die ein Gehör für "laute" Minderheiten haben oder selbst zu diesen aufdringlichen Minderheiten zählen. Und damit meine ich ja nicht nur die Homosexuellen oder Transgender, sondern auch Atheisten, westlich-orientierte Türken, linke Türken, Kurden, und orientalische Christen (dazu zähle ich auch all jene die christliche Wurzeln haben, aber sich offiziell als Muslime ausgeben). Und am wenigsten wird es allen Freidenkern in der Türkei dienen - egal mit welchem Hintergrund. Denn für einen Freidenker kann der Feudalismus, der gerade in der Türkei wieder eingeführt wird, keine Option sein. All jene die mit Ja gestimmt haben, egal was deren Intention auch gewesen sein mag, sind keine Freidenker.

Das Erschreckende ist, das viele Ja-Wähler ganz bewusst für diesen Feudalismus gestimmt haben. Indem man einem Mann die ganze Macht überträgt wird die Türkei gestärkt - das ist der Tenor der Mehrheit dieser Ja-Wähler. Auch viele Deutsch-Türken dachten so.
Zuletzt geändert von Kardux am Sa 22. Apr 2017, 11:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Teeernte »

Kardux hat geschrieben:(22 Apr 2017, 11:13)
Ich weiß zumindest wem diese Veränderungen nicht dienen werden. All jenen in der Türkei die ein Gehör für "laute" Minderheiten haben oder selbst zu diesen aufdringlichen Minderheiten zählen. Und damit meine ich ja nicht nur die Homosexuellen oder Transgender, sondern auch Atheisten, westlich-orientierte Türken, linke Türken, Kurden, und orientalische Christen (dazu zähle ich auch all jene die christliche Wurzeln haben, aber sich offiziell als Muslime ausgeben).
Hach alles ---- "Einzelfälle" ....
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

H2O hat geschrieben:(22 Apr 2017, 04:28)

Ich halte Aufdringlichkeit nicht für eine kulturelle Leistung. Aber Aufdringlichkeit beschränkt sich nicht allein auf bestimmte Ausprägungen der Homo-Szene... aber sie ist eben auch dort zu finden. Warum marktschreierische Aufdringlichkeit gut heißen? Toleranz für Belästigung?
Was ist mit Aufdringlichkeit und Belästigung konkret gemeint?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(23 Apr 2017, 19:14)

Was ist mit Aufdringlichkeit und Belästigung konkret gemeint?
Schamlose Darbietungen und Andeutungen von Handlungen in der Öffentlichkeit, die ihren Platz im sehr privaten Bereich haben sollten. Das ist unabhängig von der geschlechtlichen Prägung. Mich ekelt das an; da komme ich aus meiner Haut nicht heraus.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Nomen Nescio »

Kardux hat geschrieben:(21 Apr 2017, 21:32)

Doch, der freie Auftritt von Homosexuellen ist sehr wohl eine kulturelle Leistung - es nennt sich Toleranz. Und das ist wohl die größte Errungenschaft des Westens.
sorry, aber da ich einige homosexuellen freunde/bekannten habe (he, alle sind musikliebhaber ... :D ) will ich ganz klar stellen, daß ich sie nicht toleriere.
mein bester freund, ein deutscher, ist homo. ich toleriere ihn nicht, nein. er ist ein freund. freundschaft ist der band. nicht toleranz.
es soll aber beginnen mit akzeptanz und nicht toleranz. nach und nach merkte ich bei meinen bekannten daß sie schwul sind. das hat mich nie interessiert. ich frage in meinen bekanntenkreis nicht »wie oft tust du es und mit wen«. das einzige was mich interessiert ist »seid ihr anständig und könnt ihr interessant reden/diskutieren«?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

H2O hat geschrieben:(23 Apr 2017, 21:24)

Schamlose Darbietungen und Andeutungen von Handlungen in der Öffentlichkeit, die ihren Platz im sehr privaten Bereich haben sollten. Das ist unabhängig von der geschlechtlichen Prägung. Mich ekelt das an; da komme ich aus meiner Haut nicht heraus.
Nun, wenn es mich beispielsweise anekelt, dass zwei Leute sich in der Öffentlichkeit küssen, dann ist das ja mein Problem, nicht das der anderen. Dann habe ich die Aufgabe, an meiner Toleranz zu arbeiten bzw. meine Toleranz zu verbessern, anstatt andere für mein Problem verantwortlich zu machen und andere in ihren freien Handlungen einschränken zu wollen.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(23 Apr 2017, 22:40)

Nun, wenn es mich beispielsweise anekelt, dass zwei Leute sich in der Öffentlichkeit küssen, dann ist das ja mein Problem, nicht das der anderen. Dann habe ich die Aufgabe, an meiner Toleranz zu arbeiten, anstatt andere für mein Problem verantwortlich zu machen und andere in ihren freien Handlungen einschränken zu wollen.
Wollen Sie mir verbieten, meine höchst eigenen Empfindungen zum Ausdruck zu bringen? Oder soll ich lügen, damit Sie beruhigt sind? Wobei das verliebte Küssen in der Öffentlichkeit sicher die harmlosere Übung ist. Die übersehe ich ganz einfach, freue mich sogar für die jungen Leute.

Wir sollten vielleicht doch zur Scheidung von der Türkei zurück kehren.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Hyde »

H2O hat geschrieben:(23 Apr 2017, 22:44)

Wollen Sie mir verbieten, meine höchst eigenen Empfindungen zum Ausdruck zu bringen?
Verbieten kann ich es Ihnen nicht, allerdings bin ich schon der Meinung, dass Ihre Meinung aus rationaler Sicht nicht verteidigt werden kann. Denn Menschen, die in der Öffentlichkeit "schamlos" sind wie Sie es nennen (was auch immer damit genau gemeint ist), schaden damit niemandem und machen nichts kaputt. Ihre Abneigung dagegen beruht hingegen lediglich auf engstirnigen, irrationalen Denkmustern aus der Vergangenheit, wonach Sexualität eine "Sünde" sei und niemals Aspekte davon öffentlich gezeigt werden dürften.

Somit kann man sicherlich sagen, dass offensichtlich Sie hier ein Toleranzproblem haben oder ein Problem des Selbstwertgefühls, Sie sind derjenige der hier die irrationale Position einnimmt, welche noch von traditionellen mittelalterlichen Moralvorstellungen beeinflusst ist, die logisch keinen Sinn (mehr) ergeben.

Ist genauso wie bei Menschen, die generell Homosexualität ablehnen. Auch diesen kann man ja nicht verbieten, ihre "eigenen Empfindungen zum Ausdruck zu bringen". Und trotzdem kann man natürlich sagen, dass ihre Ansichten rational nicht haltbar sind, unlogisch sind, und meiner Meinung nach ihre Homophobie auch eine Folge mangelnder Reflektionsfähigkeit ist, da sie sonst erkennen würden, dass es schlicht unlogisch und irrational ist, andere Menschen bloß aufgrund ihrer angeborenen sexuellen Orientierung abzulehnen.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(23 Apr 2017, 23:11)

Verbieten kann ich es Ihnen nicht, allerdings bin ich schon der Meinung, dass Ihre Meinung aus rationaler Sicht nicht verteidigt werden kann. Denn Menschen, die in der Öffentlichkeit "schamlos" sind wie Sie es nennen (was auch immer damit genau gemeint ist), schaden damit niemandem und machen nichts kaputt. Ihre Abneigung dagegen beruht hingegen lediglich auf engstirnigen, irrationalen Denkmustern aus der Vergangenheit, wonach Sexualität eine "Sünde" sei und niemals Aspekte davon öffentlich gezeigt werden dürften.

Somit kann man sicherlich sagen, dass offensichtlich Sie hier ein Toleranzproblem haben oder ein Problem des Selbstwertgefühls, Sie sind derjenige der hier die irrationale Position einnimmt, welche noch von traditionellen mittelalterlichen Moralvorstellungen beeinflusst ist, die logisch keinen Sinn (mehr) ergeben.

Ist genauso wie bei Menschen, die generell Homosexualität ablehnen. Auch diesen kann man ja nicht verbieten, ihre "eigenen Empfindungen zum Ausdruck zu bringen". Und trotzdem kann man natürlich sagen, dass ihre Ansichten rational nicht haltbar sind, unlogisch sind, und meiner Meinung nach ihre Homophobie auch eine Folge mangelnder Reflektionsfähigkeit ist, da sie sonst erkennen würden, dass es schlicht unlogisch und irrational ist, andere Menschen bloß aufgrund ihrer angeborenen sexuellen Orientierung abzulehnen.
Mit dem Vorhalt werde ich leben müssen. Komme mir verdammt minderwertig dabei vor!
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Sozialdemokrat »

"Ich wäre dafür, gerade jetzt erleichterte Reisemöglichkeiten für die uns wichtigen Teile der türkischen Gesellschaft einzuführen-für Intellektuelle, Wissenschaftler, Schriftsteller.. " sagte Gabriel den Kieler Nachrichten.
Tja, wenn die EU schon keine Visa-Freiheit für das Volk von Erdogan einführen will, dann können Mama Merkel und Genosse Gabriel ja wenigstens dafür sorgen, dass die Einreise nach doof Deutschland erleichtert wird, oder?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(25 Apr 2017, 18:04)

"Ich wäre dafür, gerade jetzt erleichterte Reisemöglichkeiten für die uns wichtigen Teile der türkischen Gesellschaft einzuführen-für Intellektuelle, Wissenschaftler, Schriftsteller.. " sagte Gabriel den Kieler Nachrichten.
Tja, wenn die EU schon keine Visa-Freiheit für das Volk von Erdogan einführen will, dann können Mama Merkel und Genosse Gabriel ja wenigstens dafür sorgen, dass die Einreise nach doof Deutschland erleichtert wird, oder?
Hat der Außenminister Gabriel denn nicht gelesen, daß die Türkei genau diesem Teil der türkischen Gesellschaft systematisch die Ausreise verweigert? Ansonsten ist die Überlegung des Ministers ja gar nicht so schlecht. Als Außenminister könnte er seine Botschaften und Konsulate anweisen, dieser Gruppe von Bewerbern sofort Visa aus zu stellen oder Asyl zu gewähren. Wagt er das nicht?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Sozialdemokrat »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 19:31)

Hat der Außenminister Gabriel denn nicht gelesen, daß die Türkei genau diesem Teil der türkischen Gesellschaft systematisch die Ausreise verweigert? Ansonsten ist die Überlegung des Ministers ja gar nicht so schlecht. Als Außenminister könnte er seine Botschaften und Konsulate anweisen, dieser Gruppe von Bewerbern sofort Visa aus zu stellen oder Asyl zu gewähren. Wagt er das nicht?
Vor den Wahlen im September sind sie alle sehr vorsichtig, aber dann geht es los.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(25 Apr 2017, 19:43)

Vor den Wahlen im September sind sie alle sehr vorsichtig, aber dann geht es los.
Wer zu spät kommt, muß essen das was übrig ist.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Nomen Nescio »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 20:07)

Wer zu spät kommt, muß essen das was übrig ist.
war es nicht gorbatschow, der ungefähr sagte, daß die geschichte mit ihm abrechnen würde ?
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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