EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

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Wildermuth
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Wildermuth »

Jekyll hat geschrieben:(16 Dec 2016, 20:26)

Die Türkei ist viel zu groß, um in der EU nur ein kleines Rädchen unter vielen anderen zu werden. Das konnte einfach nicht gut gehen. Der EU mangelt es einfach an Größe, daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern.
Imerhin hat die türkei den europäern erlaubt, mit ihnen zu verhandeln. War doch nett. :)
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Jekyll
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Jekyll »

Größe ist eine Charaktereigenschaft. Die EU ist gemessen an Bevölkerung, Fläche und vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht ein Gigant, aber vom Charakter her - und nur das zählt letzten Endes - nur ein Papiertiger in einem Pappkarton. Muss man nicht Ernst nehmen, tut auch keiner.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Cobra9
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Cobra9 »

Jekyll hat geschrieben:(17 Dec 2016, 12:47)

Größe ist eine Charaktereigenschaft. Die EU ist gemessen an Bevölkerung, Fläche und vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht ein Gigant, aber vom Charakter her - und nur das zählt letzten Endes - nur ein Papiertiger in einem Pappkarton. Muss man nicht Ernst nehmen, tut auch keiner.
Ist Erdogan im Ernst die Grundlage für den Charakter der Türken ? Ach Du heiliges Blechle...dann bleibt man lieber Deutscher in einer gemischten GeBevölkerung. Erklär mir aber mal warum meine türkischen Kollegen vieles anders sehen wie Du. Sprechen gar von Veränderungen der Türkei die ungesund sind.
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Ger9374

Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Ger9374 »

Die Türken träumen von Zeiten des Osmanischen
Reiches, inklusive Pascha Erdogan. Die Islamisch
geprägte Bevölkerung unter der AKP Führung rennt jubelnd Richtung FÜHRER Staat. Die Trennung von Staat und Religion so gut wie vorbei. Die Demokratische Türkei schafft sich
selber ab. Ich bleibe lieber in einem Europa der
Meinungsfreiheit und ewiger Streiterei, als das
die ein Mann Türkei mir besser erschiene.
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Cat with a whip
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Cat with a whip »

NMA hat geschrieben:(13 Dec 2016, 13:58)

Ich kann mit dem grünen Argument, dass man den Menschen eher helfe, wenn man weiter Einfluss nimmt, indem man verhandelt, überhaupt nichts anfangen. Wir (auch die Grünen) können nicht allen helfen.

Und wenn die EU nicht auch mal klare Kante zeigt, macht sie sich überflüssig, obsolet. Das hilft auch Niemandem. Die EU ist schon viel zu vorsichtig (oder unvorsichtig, wie mans nimmt) mit Polen und Ungarn.

Erdogan hat die Beitrittsverhandlungen verwirkt. Da muss sich viel ändern (z.B. ein neuer Präsident), um das wieder neu anzufangen. Soweit wenigstens mein Wunsch.
Das ist kein grünes Argument, sondern eine vernünftige, allgemeine politische Strategie die bisher in ALLEN Verhandlungen seit nun 55 Jahren eine gewisse Rolle spielte. Das war z.B. schon im Zypern-Konflikt so, als es die Grünen als etablierte Partei noch nichtmal gab.

Gerade die Grünen haben sich im Sommer bereits dezidiert gegen eine Mitgliedschaft der Türkei ausgesprochen. Insbesondere die überaus scharfe Zurückweisung durch Özdemir gegen Erdogan sollte jedem aufmerksamen Beobachter des politischen Tagesgeschehen nicht entgangen sein!

https://www.tagesschau.de/inland/oezdem ... t-101.html
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NMA
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von NMA »

Ja, das ist richtig, dann ist dieses Argument nicht (mehr) allein grün. Aber es ist auf jeden Fall nicht vernünftig. Die EU verhält sich nicht vernünftig, wenn man konsequenzlos mit ihr herumkaspern kann. Wenn sie keinen Standpunkt hat, wozu soll sie dann gut sein? Es mag sein, dass diese Strategie teilweise zum Tragen kommen kann, wenn nicht eine bestimmte Grenze überschritten wird. Wenn aber das, was in der Türkei geschieht, keine Grenzüberschreitung darstellen soll, was dann?
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Cat with a whip
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Cat with a whip »

Natürlich ist es nicht immer vernünftig. Jedenfalls hat sich die EU-Kommission so deutlich geäussert dass sich Beitrittsverhandlungen bald erledigt haben.

Ich emfpehle sich den geschichtlichen Abriss der Verhandlungen anzusehen. Es wurden schon mehrfach Verhandlungen ausgesetzt und Abkommen nulliert. Immer dann wenns in der Türkei ganz finster aussah. Militärputsch 1980 oder Intervention 1997 zum Beispiel. Da wurde alles gecancelt.

Danach gings aber einigermaßen hoffnungsvoll mit dem Sozialdemokraten Bülent Ecevit weiter. Derzeit machen natürlich Verhandlungen wieder wenig Sinn. Die Geschichte geht aber weiter. Wohin die Türkei geht soll sie selbst entscheiden. Den EU-Beitritt zwingt ja niemand der Türkei auf. Aktuell hat sie ja eine Zollunion mit der EU aus der Regierungszeit Tansu Cillers. Und mehr wirds erstmal nicht werden, wenn die Türkei den politischen Weg geht den sie unter Erdogan eingeschlagen hat.
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H2O
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Cat with a whip hat geschrieben:(18 Dec 2016, 13:35)

Natürlich ist es nicht immer vernünftig. Jedenfalls hat sich die EU-Kommission so deutlich geäussert dass sich Beitrittsverhandlungen bald erledigt haben.

Ich emfpehle sich den geschichtlichen Abriss der Verhandlungen anzusehen. Es wurden schon mehrfach Verhandlungen ausgesetzt und Abkommen nulliert. Immer dann wenns in der Türkei ganz finster aussah. Militärputsch 1980 oder Intervention 1997 zum Beispiel. Da wurde alles gecancelt.

Danach gings aber einigermaßen hoffnungsvoll mit dem Sozialdemokraten Bülent Ecevit weiter. Derzeit machen natürlich Verhandlungen wieder wenig Sinn. Die Geschichte geht aber weiter. Wohin die Türkei geht soll sie selbst entscheiden. Den EU-Beitritt zwingt ja niemand der Türkei auf. Aktuell hat sie ja eine Zollunion mit der EU aus der Regierungszeit Tansu Cillers. Und mehr wirds erstmal nicht werden, wenn die Türkei den politischen Weg geht den sie unter Erdogan eingeschlagen hat.
Das nenne ich einen geschichtlichen Überblick. Was Sie hier darstellen, ist auch aus meiner Sicht völlig richtig. Etwas weh tut mir dieser Umschwung von Europabegeisterung in den ersten Jahren der 2000er Jahre in diesen widerborstigen und teilweise böswilligen Nationalismus in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts. Es tut wirklich weh, wenn man gebildete gute Freunde dort hat und man sich Sorgen machen muß, ob die weiter unbehelligt ihren Geschäften nachgehen können. Unsereiner getraut sich ja noch nicht einmal, mit denen über diese Entwicklung zu sprechen, um sie nicht irgend einer Bedrückung aus zu setzen. Schade, Demokratie ist eben nicht nur "Mehrheit"!
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Rautenberger
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Rautenberger »

Jekyll hat geschrieben:(17 Dec 2016, 12:47)

Größe ist eine Charaktereigenschaft. Die EU ist gemessen an Bevölkerung, Fläche und vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht ein Gigant, aber vom Charakter her - und nur das zählt letzten Endes - nur ein Papiertiger in einem Pappkarton. Muss man nicht Ernst nehmen, tut auch keiner.
...woran aber nicht Brüssel schuld ist, sondern die Mitgliedsstaaten. Ohne die läuft in Brüssel gar nichts, was die politischen Elite aber nicht daran hindert, im Wahlkampf auf "Brüssel" zu schimpfen. Schäbig...
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Rautenberger
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Rautenberger »

Viel brisanter ist eigentlich die Frage nach der NATO-Mitgliedschaft der Türkei. Dass die Türkei keine Demokratie ist, damit konnte die NATO jahrzehntelang leben. Aber kann sie auch mit einer Türkei leben, die mit Russland anbändelt? Und was will die Türkei überhaupt noch in der NATO?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Rautenberger hat geschrieben:(21 Dec 2016, 09:48)

Viel brisanter ist eigentlich die Frage nach der NATO-Mitgliedschaft der Türkei. Dass die Türkei keine Demokratie ist, damit konnte die NATO jahrzehntelang leben. Aber kann sie auch mit einer Türkei leben, die mit Russland anbändelt? Und was will die Türkei überhaupt noch in der NATO?
Letzten Endes die Gewissheit, daß die Umarmung durch Rußland nicht so heftig ausfällt. :D
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Provokateur »

Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Ger9374 »

Die Türkei hat auf beängstigende Weise gezeigt
wie schnell Demokratie zur Autokratie umfunktioniert werden kann.Ohne das die Wähler
ausgeschaltet wurden.Ganz im Gegenteil.
Mit Erdogan hat Europa einen Demokratisch gewählte Autokraten vor sich.Rein gefühlsmäßig
würde ich sagen, Nein Danke, Als Verhandlungspartner ja aber! Es kann auch in der
e.u zu so etwas kommen. Was machen wir dann?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von tabernakel »

Ger9374 hat geschrieben:(29 Jan 2017, 22:00)Die Türkei hat auf beängstigende Weise gezeigt wie schnell Demokratie zur Autokratie umfunktioniert werden kann.Ohne das die Wähler ausgeschaltet wurden.Ganz im Gegenteil.
Hitler hat Anfang der Dreißiger hierzulande schon mal vorgemacht wie schnell Demokratie zur Autokratie umfunktioniert werden kann, da ist Erdogan eher Nachläufer. In beiden Fällen war die Demokratie nicht fest verankert, in weiten Teilen der Bevölkerung umstritten, und daher anfällig.

Aus meiner Sicht bleibt es aber dabei, das ist nicht das Kernproblem bei den Beitrittsverhandlungen. Das Kernproblem ist dass diese niemals hätten begonnen werden dürfen: Die EU ist nicht groß genug einen 80 Millionen Staat am Rande Europas aufzunehmen der vom Osmanischen Reich träumt, und zudem mit dem Islam einer Religion frönt gegen die sich Europa 1500 Jahre lang gewehrt hat, um schließlich beim Atheismus zu landen. Und selbst ohne diesen Aspekt wären wir genauso wenig fähig Russland oder die USA aufzunehmen, auch bei solchen Beitritten wäre die EU erledigt. Je eher das in den Köpfen und in der Realpolitik ankommt und Ausdruck findet, umso besser.
Ger9374

Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Ger9374 »

tabernakel hat geschrieben:(30 Jan 2017, 02:25)

Hitler hat Anfang der Dreißiger hierzulande schon mal vorgemacht wie schnell Demokratie zur Autokratie umfunktioniert werden kann, da ist Erdogan eher Nachläufer. In beiden Fällen war die Demokratie nicht fest verankert, in weiten Teilen der Bevölkerung umstritten, und daher anfällig.

Aus meiner Sicht bleibt es aber dabei, das ist nicht das Kernproblem bei den Beitrittsverhandlungen. Das Kernproblem ist dass diese niemals hätten begonnen werden dürfen: Die EU ist nicht groß genug einen 80 Millionen Staat am Rande Europas aufzunehmen der vom Osmanischen Reich träumt, und zudem mit dem Islam einer Religion frönt gegen die sich Europa 1500 Jahre lang gewehrt hat, um schließlich beim Atheismus zu landen. Und selbst ohne diesen Aspekt wären wir genauso wenig fähig Russland oder die USA aufzunehmen, auch bei solchen Beitritten wäre die EU erledigt. Je eher das in den Köpfen und in der Realpolitik ankommt und Ausdruck findet, umso besser.


Eine Erdokei auf keinen Fall, der Islam ? Es gibt auch moderne Islamisten. Aber die sind in der Minderheit. Was wird mit der Türkei ohne E.U werden? Aber sie haben Recht, das Risiko ist zu hoch. Es gilt Europa zu einen und nicht weiter zu trennen. Europa ohne Türkei ist Realpolitik!
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Wasteland »

Glaubt irgendwer ernsthaft das Erdogan jemals der EU beitreten wollte? Ernsthaft? Ich kann mir nicht vorstellen das jemand so blind ist.
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Zinnamon
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Zinnamon »

Wasteland hat geschrieben:(30 Jan 2017, 14:32)

Glaubt irgendwer ernsthaft das Erdogan jemals der EU beitreten wollte? Ernsthaft? Ich kann mir nicht vorstellen das jemand so blind ist.
Dennoch fällt auf, dass er grössten Wert darauf legt, dass der endgültige cut von der EU ausgeht. Über die Auswirkungen für seine Wählerschaft scheint er sich also immerhin bewusst zu sein.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Wasteland »

Zinnamon hat geschrieben:(31 Jan 2017, 08:24)

Dennoch fällt auf, dass er grössten Wert darauf legt, dass der endgültige cut von der EU ausgeht. Über die Auswirkungen für seine Wählerschaft scheint er sich also immerhin bewusst zu sein.
Na klar, dann wird sein Narrativ bestätigt. "Seht ihr, die hassen uns und den Islam." Darum geht es ihm.
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H2O
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Wasteland hat geschrieben:(30 Jan 2017, 14:32)

Glaubt irgendwer ernsthaft das Erdogan jemals der EU beitreten wollte? Ernsthaft? Ich kann mir nicht vorstellen das jemand so blind ist.
Doch, ich meine schon, daß in der Türkei einige Jahre eine Stimmung vorherrschte, möglichst bald in die EU hinein zu kommen. Das Land war ja nicht durchgehend Hinterwald. Mit diesen verdammten Islamismus hat Erdogan letztlich die europäische Unterstützung des Beitritts verspielt und wohl auch bei den schlichteren Gemütern seines Landes gepunktet. Das wird die Türkei teuer zu stehen kommen, denn besonders viele innige Freunde sind um die Türkei herum nicht zu finden.

Es gab eine Art Rubikon der türkischen Europa-Politik. Das war die klare Parteinahme für Hamas und der sinnlose Streit mit Israel nach dem mißglückten Durchbruch der israelischen Blockade des Gaza-Streifens. Schließlich noch die verdeckte Unterstützung der Terrorgruppen in Syrien.

Das war das endgültige Aus für eine Türkei als Partner im "Westen". Eine Wiederannäherung kann nur einer laizistischen Türkei gelingen, in der Islamismus in der Bevölkerung keine Grundlage mehr findet. Ansonsten ist tiefstes Mißtrauen in türkische Absichten geboten... in der NATO und in der EU. Mindestens eine Armlänge Abstand halten!
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Zinnamon hat geschrieben:(31 Jan 2017, 08:24)

Dennoch fällt auf, dass er grössten Wert darauf legt, dass der endgültige cut von der EU ausgeht. Über die Auswirkungen für seine Wählerschaft scheint er sich also immerhin bewusst zu sein.
Warum sollte die EU ohne Not diesen Schlußstrich ziehen? Die Beitrittsbedingungen sind nicht erfüllt, weil die Türkei keine Demokratie nach europäischem Muster geworden ist. Also warten wir darauf, daß der Kandidat diese eindeutige Vorbedingung erfüllt, warten auf die Öffnung türkischer Häfen für Schiffe der Republik Zypern, entwickeln wirtschaftliche Beziehungen, deren Abbruch für die Türkei schmerzhaft ist, und halten unsere Außengrenzen dicht, so daß noch nicht einmal die Drohung mit einer neuen Flüchtlingswelle ernst zu nehmen ist. Dann gibt es eben kein Geld mehr aus Brüssel.

Vielleicht fällt den türkischen Heißspornen irgendwann auch auf, daß ihnen durch kluge und vorausschauende Politik gelungen ist, an ihrer Südgrenze für weitere 99 Jahre einen russischen Flottenstützpunkt ein zu richten. Eine strategische Superleistung!
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Audi »

AKP Politiker beleidigen die NATO als Terroristen.
Erdogan hat Beweise, dass USA IS unterstützt
Erdogan sagte der Westen will nur Muslime Tod sehen usw

1. Wie kann Merkel kritiklos Erdogan Unterstützung geben obwohl man zig aber tausende einsperrt oder anders beseitigt. (Man erinnere sich an pussy Riot oder chordokowsk,) Menschen 2. Klasse?
2. Wieso lässt man sich mit Flüchtlingen erpressen?
3. Wieso wird die NATO Mitgliedschaft nicht infrage gestellt?

Hat Erdogan Recht, dass die EU hinterhältig ist und nur heucheln?
Ger9374

Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Ger9374 »

Merkel hat den Flüchtlingsdeal der ihr alles verbietet abgeschlossen. Sie muss mit Erdogan zurechtkommen. Sonst geht die Party wie 2016 ab. Sie könnte es auf einen Streit mit dem Mini Adolf vom Bosporus ankommen lassen, aber sie zieht das aussitzen vor. Jeder kann sich denken was passieren wird.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Adam Smith »

Ger9374 hat geschrieben:(31 Jan 2017, 23:45)

Merkel hat den Flüchtlingsdeal der ihr alles verbietet abgeschlossen. Sie muss mit Erdogan zurechtkommen. Sonst geht die Party wie 2016 ab. Sie könnte es auf einen Streit mit dem Mini Adolf vom Bosporus ankommen lassen, aber sie zieht das aussitzen vor. Jeder kann sich denken was passieren wird.
Der Deal sieht vor, dass Griechenland entlastet wird, weil die griechische Grenze zu Mazedonien und Bulgarien zu ist. Die griechische Grenze zur Türkei ist offen. Wenn Flüchtlinge Griechenland verlassen und in die Türkei gehen nimmt Deutschland Flüchtlinge aus der Türkei auf. Nur gibt es bisher kaum Flüchtlinge die sich Richtung Türkei bewegen.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Ger9374

Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Ger9374 »

Adam Smith hat geschrieben:(01 Feb 2017, 07:23)

Der Deal sieht vor, dass Griechenland entlastet wird, weil die griechische Grenze zu Mazedonien und Bulgarien zu ist. Die griechische Grenze zur Türkei ist offen. Wenn Flüchtlinge Griechenland verlassen und in die Türkei gehen nimmt Deutschland Flüchtlinge aus der Türkei auf. Nur gibt es bisher kaum Flüchtlinge die sich Richtung Türkei bewegen.
Wenn Erdogan die Grenzen öffnet, oder sie durchlässiger wird rechne ich mit Problemen.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Wasteland »

Audi hat geschrieben:(31 Jan 2017, 19:32)

AKP Politiker beleidigen die NATO als Terroristen.
Erdogan hat Beweise, dass USA IS unterstützt
Erdogan sagte der Westen will nur Muslime Tod sehen usw

1. Wie kann Merkel kritiklos Erdogan Unterstützung geben obwohl man zig aber tausende einsperrt oder anders beseitigt. (Man erinnere sich an pussy Riot oder chordokowsk,) Menschen 2. Klasse?
2. Wieso lässt man sich mit Flüchtlingen erpressen?
3. Wieso wird die NATO Mitgliedschaft nicht infrage gestellt?

Hat Erdogan Recht, dass die EU hinterhältig ist und nur heucheln?
Chodorkowski und Pussy Riot war Putin.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Adam Smith »

Die Grenze zu Griechenland ist offen. Mehr öffnen geht gar nicht.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Audi »

Wasteland hat geschrieben:(01 Feb 2017, 07:49)

Chodorkowski und Pussy Riot war Putin.
Ah das ist also der Unterschied?
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Wasteland »

Audi hat geschrieben:(01 Feb 2017, 15:01)

Ah das ist also der Unterschied?
Ich kann dir nicht folgen. Bei Erdogan gibt's andere Beispiele (Can Dündar etc.). Chodorkowski und Pussy Riot haben nichts mit Erdogan zu tun.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(01 Feb 2017, 08:05)

Die Grenze zu Griechenland ist offen. Mehr öffnen geht gar nicht.
Irgendwie paßt ihre Anmerkung aber nicht dazu, daß man Schlepper braucht, um aus der Türkei nach Griechenland zu gelangen. Die Landgrenze zu Griechenland und Bulgarien scheint dicht zu sein; andernfalls könnten Leute ja ohne zu ertrinken in die EU eindringen... geht aber nicht so leicht! Der Seeweg ist auch nicht offen; allerdings funktioniert bisher der Trick mit der Seenot. Dagegen hat die Türkei aber nach einem Vertrag mit der EU einen wirksamen Riegel vorgeschoben.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Ger9374 »

Wenn ich nachdenke , in den 90er Jahren habe ich spekuliert das die Türkei bei dem Reform Tempo
in spätestens 10 Jahren in der E.U wäre.
Das hätte auch ins Auge gehen können.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(01 Feb 2017, 07:35)

Wenn Erdogan die Grenzen öffnet, oder sie durchlässiger wird rechne ich mit Problemen.
Wenn sich die EU davon überraschen ließe, dann wären bei ihr wirklich die unfähigsten Politiker im Einsatz. Fast machen Sie mich neugierig! :)
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(02 Feb 2017, 17:33)

Wenn ich nachdenke , in den 90er Jahren habe ich spekuliert das die Türkei bei dem Reform Tempo
in spätestens 10 Jahren in der E.U wäre.
Das hätte auch ins Auge gehen können.
Hatte ich bis 2005 auch so gesehen und damals noch gedacht: Ja, warum denn nicht? Wer weiß heute, was danach geschehen wäre? Hätte ja auch gut gehen können. Ein Land in 10 Jahren zum Saustall regieren, das schafft auch nicht jeder!
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(02 Feb 2017, 17:30)

Irgendwie paßt ihre Anmerkung aber nicht dazu, daß man Schlepper braucht, um aus der Türkei nach Griechenland zu gelangen. Die Landgrenze zu Griechenland und Bulgarien scheint dicht zu sein; andernfalls könnten Leute ja ohne zu ertrinken in die EU eindringen... geht aber nicht so leicht! Der Seeweg ist auch nicht offen; allerdings funktioniert bisher der Trick mit der Seenot. Dagegen hat die Türkei aber nach einem Vertrag mit der EU einen wirksamen Riegel vorgeschoben.
Die Flüchtlinge wollen ganz bestimmt weiter reisen.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(02 Feb 2017, 17:40)

Hatte ich bis 2005 auch so gesehen und damals noch gedacht: Ja, warum denn nicht? Wer weiß heute, was danach geschehen wäre? Hätte ja auch gut gehen können. Ein Land in 10 Jahren zum Saustall regieren, das schafft auch nicht jeder!
Die ersten Jahre hat Erdogan übrigens durchaus erfolgreich regiert. Danach ist er dann übergeschnappt.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(02 Feb 2017, 17:44)

Die Flüchtlinge wollen ganz bestimmt weiter reisen.
Sie meinen sicher die Flüchtlinge, die derzeit in Griechenland gestrandet sind?

Klar wollen die aus der Öde der Lager heraus und eine Zukunft aufbauen; ist ja eigentlich auch sinnvoll, wenn sie denn erkennungsdienstlich eindeutig erfaßt wurden und Asylgründe ohne jeden Zweifel bestehen. Aber ohne solche Voraussetzung, das darf sich nie mehr wiederholen.

Und dann bitte auf die gesamte EU nach gerechtem Verteilungsschlüssel verteilt, und nicht nur auf Österreich, Deutschland und Schweden. Ist ja auch wieder klar, daß bösartige Zeitgenossen diese ausbleibende Solidarität bei der Lastenverteilung nutzen werden, um innere Unruhen zu schüren.

Oder meinen Sie Flüchtlinge in der Türkei? Auch das ist klar, weil ihr Überleben in der Türkei meist nur noch unter Qualen möglich ist: Oft genug berichtet. Bei erkennungsdienstlich eindeutig erfaßten Syrern kann man aus meiner Sicht darüber reden, aber nicht über die vielen anderen Flüchtlinge aus Pakistan, Afghanistan, Afrika. Da würde eine neue Welle von Flüchtlingen in die Türkei hinein schwappen.

Auf jeden Fall scheinen die Grenzen Griechenlands dicht zu sein; sicher auch unter Mitwirkung der Türkei.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Kardux »

Adam Smith hat geschrieben:(02 Feb 2017, 17:49)

Die ersten Jahre hat Erdogan übrigens durchaus erfolgreich regiert. Danach ist er dann übergeschnappt.
Die absolute Mehrheit der türkischen Bevölkerung macht es aber erst möglich, dass er "überschnappt". Wer einem Narzissten dabei behilflich ist die Gewaltenteilung aufzuheben ist an erster Stelle für diese Entwicklung verantwortlich. Man sollte aufhören alles an einzelnen Personen festzumachen.

Die Türkei hat niemals in die sogenannte EU gepasst und wird es auch nie. Die Türkei hat eine andere Geschichte und hat keinen realen Bezug zu den griechisch-römischen bzw. christlich-jüdischen Denkern. Platon, Aristoteles, Horaz, Machiavelli, Descartes, Locke, Rousseau, Voltaire, Hobbes, Kant, Nietzsche, Lacan, Freud, Foucault, Judith Butler sind kein Teil der türkischen Kultur und haben auch niemals die türkische Gesellschaft beeinflusst. Atatürk war ein Narr der keinen realen Bezug zu "seinem" Volk hatte. Er wollte etwas Künstliches schaffen. Und heute, knapp 100 Jahre danach, bekommt er die Rechnung präsentiert...
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Kardux hat geschrieben:(03 Feb 2017, 13:07)

Die absolute Mehrheit der türkischen Bevölkerung macht es aber erst möglich, dass er "überschnappt". Wer einem Narzissten dabei behilflich ist die Gewaltenteilung aufzuheben ist an erster Stelle für diese Entwicklung verantwortlich. Man sollte aufhören alles an einzelnen Personen festzumachen.

Die Türkei hat niemals in die sogenannte EU gepasst und wird es auch nie. Die Türkei hat eine andere Geschichte und hat keinen realen Bezug zu den griechisch-römischen bzw. christlich-jüdischen Denkern. Platon, Aristoteles, Horaz, Machiavelli, Descartes, Locke, Rousseau, Voltaire, Hobbes, Kant, Nietzsche, Lacan, Freud, Foucault, Judith Butler sind kein Teil der türkischen Kultur und haben auch niemals die türkische Gesellschaft beeinflusst. Atatürk war ein Narr der keinen realen Bezug zu "seinem" Volk hatte. Er wollte etwas Künstliches schaffen. Und heute, knapp 100 Jahre danach, bekommt er die Rechnung präsentiert...
Warum "sogenannte" EU? Der Verein nennt sich so! Mag sein, daß 99,9% der Menschen in der EU keine Vorstellung davon haben, welche Gedanken die Geistesgrößen Ihrer langen Aufzählung bewegt haben. Ich sehe mich da auch matt gesetzt. Vielleicht ist das auch ein Grund für den beklagenswerten Zustand der EU? Da wäre es auf die paar Türken auch nicht mehr angekommen. ;) Wenn sie doch nur die Beitrittsbedingungen erfüllt hätten. Das aber wollten sie nicht, und deshalb sind sie nicht in der EU. Man kann also diese Sache völlig frei von hohem Blutdruck abhandeln. Genau so geht die Sache mit den Reiseerleichterungen. Die Bedingungen dafür sind genannt, aber nicht erfüllt. Also gibt es die Erleichterungen nicht.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Kardux »

H2O hat geschrieben:Warum "sogenannte" EU?
Weil die EU zu Bröckeln beginnt und das mitunter auch daher rührt weil einzelne Staaten innerhalb der EU ihre transatlantischen Beziehungen den gesamteuropäischen Interessen vorziehen.
H2O hat geschrieben:Mag sein, daß 99,9% der Menschen in der EU keine Vorstellung davon haben, welche Gedanken die Geistesgrößen Ihrer langen Aufzählung bewegt haben. Ich sehe mich da auch matt gesetzt. Vielleicht ist das auch ein Grund für den beklagenswerten Zustand der EU? Da wäre es auf die paar Türken auch nicht mehr angekommen.
Das glaube ich eher weniger, dass Sie kein Grundwissen zu diesen Geistesgrößen haben. ;)

Abgesehen davon kann man doch nicht von einem Prozentsatz 99,9 ausgehen. Diese Geistesgrößen haben mitunter das Staatswesen und das demokratische Grundgerüst der europäischen Staaten mitaufgebaut. Diese Denker werden rauf und runter analysiert aber (ganz wichtig) auch hinterfragt an den europäischen Universitäten. Der Ottonormal-Verbraucher hat zwar nichts über Montesquieu oder Locke gelesen, weiß aber sehr wohl wie wichtig es ist deren ausgearbeites Prinzip, also die Gewaltenteilung, zu verteidigen. Diese Prinzipien haben sich über die Jahrhunderte in der europäischen Gesellschaft konsolidiert. Das war ein langwieriger Prozeß mit vielen Tiefen, wie zum Beispiel dem Aufkeimen der autokratischen Systeme in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die türkische Gesellschaft hat einen ganz anderen Bezug zu wichtigen Ereignissen der europäischen Geschichte, wie zum Beispiel der Französischen Revolution oder eben den großen europäischen Philosophen aber auch Wissenschaftlern. Erst mit Atatürk wurde der Versuch unternommen sich dieser europäischen Gesellschaft anzupassen. Er veränderte die Schrift, Sprache, Tracht, und die Sitten der türkischen Gesellschaft. Die Türken waren zwar niemals in ihrer Geschichte streng religiös, aber über Jahrhunderte hinweg war man die leitende Kraft der muslimischen Welt, sozusagen der Kopf des Islams. Das hat die türkische Gesellschaft geprägt. Der Islam und ihre führende Position in dieser Religion aber auch ihre Stellung als eine der Weltmächte. Als dies nach der Zerschlagung des Reiches verloren ging und Atatürk seine Gesellschaft ins kalte Wasser warf, war es nicht verwunderlich das die Menschen dies ohne einen Prozeß bzw. natürlichen Übergang nicht gut aufnehmen würden. Jede türkische Massenbewegung nach Atatürk nutzte den Islam um die türkischen Massen anzuwerben.

Das passt einfach nicht zu den Wertevorstellungen der Europäer. Und natürlich kommt es dann auch auf die "paar Türken" an. Es ist ja nicht so, dass die Türkei die Stellung eines baltischen Staates innerhalb der EU einnehmen würde. Man wäre, alleine wegen der Bevölkerung, mit Deutschland und Frankreich gleichgestellt.
H2O hat geschrieben:Wenn sie doch nur die Beitrittsbedingungen erfüllt hätten. Das aber wollten sie nicht, und deshalb sind sie nicht in der EU.
Genau weil die türkische Gesellschaft nicht zu dieser EU passt, haben sie die Beitrittsverhandlungen nicht erfüllt. Das ändert aber nichts an der Tatsache dass jeder Türke gerne ein Teil der EU wäre. Die Vorteile sind sehr lukrativ, sowohl wirtschaftlich als auch reisetechnisch. Der Punkt ist, dass man nur die Vorteile haben möchte ohne etwas dafür zu tun. ;)

Ihr Optimismus und Ihre Weltoffenheit in allen Ehren, aber ein muslimisches Land mit der Größe und Geschichte der Türkei hätte sich niemals in der EU integrieren können, dass merkt man schon an den türkischen Migranten die derzeit in Europa leben. ;)
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H2O
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von H2O »

Sicher, die für das europäische Projekt bereitgestellten Mittel sind ein hoher Anreiz sich als Europäer aus zu geben. Das sehen wir ja handfest in der EU... kassieren ohne sich weiter zu entwickeln, etwa bei der Bekämpfung der Korruption, derzeit in aller Munde Rumänien, vermutlich nicht besser Bulgarien. Vielleicht glaubten die Obertürken, daß die EU bei ihnen dann auch Gnade vor Recht ergehen ließe... wer weiß. Auf jeden Fall hat die Kanzlerin von vornherein ihre Bedenken genannt und am Ende ergebnisoffenen Beitrittsverhandlungen zugestimmt. Das Ergebnis ist derzeit so, daß ein Beitritt ausgeschlossen ist. Mehr gibt es dazu doch gar nicht zu sagen.

Es gibt nicht "die türkischen Migranten" in Europa. Die große Mehrzahl hat sich bestens in unsere Gesellschaft eingefügt. Ziemlich ärgerlich sind natürlich Zuwanderer, die hier einen Staat im Staate bilden, um Einfluß auf die Bundesregierung aus zu üben, oder in unserem Lande türkische Innenpolitik betreiben. Das geht auf Dauer nicht gut. Das Theater mit DITIB war vorhersehbar; das wollte offenbar aber kein Innenpolitiker hören. Aber jetzt ist der Schutthaufen ins Rutschen gekommen. Das Spiel ist noch nicht beendet.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Provokateur »

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Ger9374

Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Ger9374 »

Wenn es schon schlecht um den Beitritt der Türkei zur E.U stand, so gibt der Fall Yücel keinen Hinweis darauf das es eine Wende zu Gunsten
der Türkei geben wird!
elmore

Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von elmore »

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 09974.html

Man kann über die Haltung Österreichs, ihres SPÖ-Kanzlers Kern, zwar diskutieren und sie für zu stringent halten, seine deutlichen Worte und Forderungen
sind jedoch sehr realistisch und nachvollziehbar:
1. Beendigung der EU-Beitrittsgespräche
2. Wahlkampfauftrittsverbot türkischer Politiker in der gesamten !! EU
3. Beendigung der Beitrittsvorableistungen von 4,5 Mrd. Euro, die die Türkei immer noch bekommt.

Angesichts der Ausfälle türkischer Politiker sind deutlichere Signale angebracht. Wie gerade jüngst wieder durch Erdogan selbst. Der dreist genug ist,
Deutschland, wg. der aus Sicherheitsgründen und aufgrund von türkischer Täuschung abgesagten Auftritte, mit dem Vorgehen und den
Methoden Nazi-Deutschlands gleichzusetzen. Wobei er auch Österreich schon als faschistisch
bezeichnete. Irgendwann helfen "gute" Worte der Mahnung so gut wie nichts mehr.
Statt einer Rückkehr zu halbwegs demokratischen und rechtsstaatlichen Zuständen
entfernt sich die Türkei mehr denn je von diesen "frommen" EU-Wünschen. Schert sich
- noch - ziemlich großkotzig einen feuchten Kehricht um die Mahnungen seiner politischen
Partner und Freunde in Europa.

Gabriel sprach - eben erst - von einer tiefen türkisch-deutschen Freundschaft, die man
sich nicht kaputtmachen lassen dürfe…

Fakt ist, dass Erdogan und sein AKP-gesteuertes Regime alles systematisch kaputtmachen. Die Türkei selbst. Nicht nur politisch, auch wirtschaftlich. Und
auch nicht davor zurückschrecken, Länderfreundschaften kaputtzureiten. Unfrieden, Angst und Bedrohung in andere Länder zu tragen.
Da darf man sich schon fragen, ob die Beschwichtigungslinie des Herrn Bundesaussenministers das nicht einseitig sieht. Zu einseitig.

Geht man so mit Freunden um?
Wie das bis in die höchsten Staatsspitzen derzeit die Türkei praktiziert: Indem man D als ein Land hinstellt, das rechtsstaatliche Grundsätze und Menschenrechte mit Füßen trete, freie Meinungsäusserung
mit Nazimethoden verhindere und staatlicherseits eine Terrorunterstützung (der PKK) nicht nur duldet, sondern aktiv befördert…

Wann also ist es genug? - Oder anders ausgedrückt, an der Zeit, der Türkei des Erdogan nicht nur mit Worten, sondern
auch mit wirksameren Taten ihre Grenzen deutlich zu machen. Vor allem auch klar zu zeigen,
dass es eine Sache ist, wie man in dem tief gespaltenen, zerstrittenen und von innertürkischen, ungelösten!!! Konflikten gebeuteltem Land selbst - mit welchen Maßnahmen auch immer - politische Stabilität und
Verlässlichkeit mit halbwegs rechtsstaatliche Strukturen gewährleisten kann. Eine andere Sache wiederum ist es, diese innertürkischen, selbstverursachten Konflikte und deren Eskalation in andere
Länder zu tragen und dort die friedliche Koexistenz zu stören. Zwischen jenen Türken, die nur türkisches Staatsbürger mit Gaststatus sind und folglich in der Türkei wählen dürfen. Übrigens auch, ob sie nicht lieber
doch in Erdogans Türkei leben möchten. Es steht ihnen frei. Niemand zwingt sie, in Deutschland zu leben. Erdogan kann sie sehr wohl auch aus der Türkei auffordern: "kommt in meine Türkei zurück. Dort werdet
ihr gerecht, fair und mit Respekt behandelt." - Dazu braucht er nicht nach Deutschland oder in andere EU-Gastländer zu reisen. Genausowenig wie seine Marionettenminister.

Eine weitere Sache ist es, Unfrieden durch diesen aufgeputschten türkischen Erdogan-Nationalismus auch noch in jenem Teil
der türkischen Menschen hierzulande zu stiften, die entweder doppelte Staatsbürgerschaft haben, oder sogar die deutsche. Die türkische Gemeinschaft in Gastländern aufzustacheln und das Zusammenleben derart übel zu vergiften.

Und damit auch die deutsche Bevölkerung (oder die anderer Gastländer) auf eine harte Toleranz-Bewährungsprobe zu stellen. Indem man praktisch machtlos zusehen soll, wie Erdogan und seine völlig
in totalitäre Strukturen abdriftende AKP-Türkei die innertürkischen Konflikte exportieren will. Diese innertürkische Konflikte in Gastländer trägt. Konflikte zumal, deren Versäumnisse einer Lösung (mit
dauerhaften Befriedung, Meinungsfreiheit incl. der politischen Machtteilhabe und des Schutzes von Minderheiten) allein in der Verantwortung des Herrn Erdogan liegen und
seiner ihm dackelhaft unterwürfig ergebenen AKP samt seiner alles abnickenden Marionettenregierung. Genauso wie eines Teils der "Opposition", die sich freiwillig dem Diktat
Erdogans unterwirft. Wohl aus Opportunitäts-und Vorteilsgründen. Wie auch immer …

Wer die eigenen innertürkischen Probleme zu lösen versucht, indem er mit Gewalt, Repression, Massenverhaftungen und einem pauschaler Terrorismusverdächtigung
alles und jeden massiv und existenzvernichtend verfolgt …nicht nur im Inland, sondern auch in Gastländern, und dabei alle rechtsstaatlichen Prinzipien über Board wirft … sollte durchaus nachhaltig daran erinnert
werden, dass diese Politik des Totalitarismus spätestens an den Grenzen der Türkei enden muss. So traurig das für das Land Türkei und viele seiner Menschen auch sein mag,
die der Politik des furchtbaren Rachesultans Erdogan ebensowenig zustimmen.

Statt immer nur zu mahnen, sollten tatsächlich auch wirkungsvolle Schritte unternommen werden, wie beispielsweise das Einfrieren jener 4,5 Mrd. EU-Geld,
mit denen die EU eigentlich den Umbau oder die Weiterentwicklung demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen incl. Schutz und Gewährleistung der Menschenrechte
nach der EU-Charta unterstützend fördern wollte.

Solange die EU keine Konsequenzen zieht, Erdogan weiter finanziert und dabei zusieht, wie er (auch diese Gelder einsetzt), und statt mehr Demokratie zu schaffen,
das Gegenteil erreichen will, macht man sich unglaubwürdig und bestärkt letztlich diesen gelernten Despoten und Machtpsychopathen in seinem Tun.

Meiner Meinung nach liegt Bundeskanzler Kern mit seinen Forderungen richtig. Wie auch z.B. der Regierungschef der Niederlande, Rutte, der immerhin auch
ein Wahlkampfauftrittsverbot türkischer Politiker für sein Land forderte und für angebracht hält.

Denn im Gegensatz zur Türkei können sich die Wahlberechtigten Türken und Türkinnen in europäischen Gastländern auch ohne die AKP_Vergiftungs- und
Aufstachelungsauftritte sehr wohl über Medien, TV und Internet eine gute Meinung dazu bilden, wieweit sie dieser in eine Präsidialdiktatur
führenden Verfassungsänderung in dem anstehenden Referendum zustimmen wollen oder das - aus guten Gründen - ablehnen.

Dazu braucht es wahrlich keine sog. Informationsveranstaltungen von Ministern oder gar Erdogan selbst in Gastländern. Auftritte, bei denen ohnehin nur
der kranke, spaltende und egomanische Nationalismus des Herrn Erdogan gefeiert wird. Er seine ganzen politischen Lügen und Hinterhältigkeiten zur Alleinwahrheit
hinbiegen kann, weil in diesem Angstklima, das seine fanatisierte Anhängerschaft erzeugt, keiner auch nur den Hauch einer Chance hat, Kritik zu üben…sofern im Leib und Leben lieb ist.
Vor, während und vor allem auch - nach! solchen Veranstaltungen.
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Dieter Winter
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Dieter Winter »

Angeblich droht er mit einem Aufstand, sollte ihm die Einreise verweigert werden.

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 11059.html

Schön langsam nimmt das Züge offener Feindseligkeit an. Warum wird der türkische Botschafter nicht einbestellt? Haben unsere Volksvertreter so viel Schiss?
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elmore

Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von elmore »

Die Bundesregierung hat sich mittlerweile durch Reg.-Sprecher Seibbert deutlich geäussert.
Ausdrücklich auch im Namen von Kanzlerin Merkel selbst.

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 37506.html
Auszug aus dem verlinkten SPON-Artikel:
"Bundesregierung weist Erdogans Nazi-Vergleich als "absurd" zurück
Eine Gleichsetzung der Politik des demokratischen Deutschlands mit der des Nationalsozialismus weisen wir entschieden zurück", erklärte Merkels Sprecher zu Erdogans Äußerungen.
EU-Zahlungen an die Türkei müssten geprüft werden.

Die EU werde prüfen müssen, ob die Zahlungen an die Türkei für einen EU-Beitritt ihren Zweck erfüllten, fügte Seibert hinzu. Wie es mit den sogenannten Heranführungsmitteln weitergehe, sei aber eine europäische Entscheidung.

Zitatende

--------------

Wie schon als Möglichkeit dargestellt, scheint es jetzt ernsthafte Überlegungen innerhalb der EU zu geben bzw. scheint die Bundesregierung das innerhalb der EU
deutlich angestoßen zu haben, ggf. die sog. Vorbeitrittshilfen der EU für die Türkei zu stoppen, auszusetzen oder gar bis auf weiteres zu streichen.

Sicherlich derzeit nur leise und hinter den Kulissen diskutiert, ist das m.M.n. eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten, Erdogan ins "Denken" zu bringen…
Die Türkei hat mit einem drastischen wirtschaftlichen Abschwung zu kämpfen. Der Tourismus, speziell des mit Abstand
größten diesbezüglichen Devisenbringers, den deutschen Türkei-Touristen (ca. 3,6 Mio. im Normalfall), hat 2016 um über 30% abgenommen, die türk. Lira hat
den niedrigsten Wert seit 1981. Nicht nur deutsche, europäische, sondern generell auch internationale Investoren sind angesichts der zunehmend
unsicheren Rechtslage mit einer regierungswilligen Erfüllungsjustiz vorsichtig geworden, und ziehen eher Mittel ab als sie in der Türkei
zu investieren.

Zu schnell sind auch Unternehmer** unter Verdacht, mit der von Erdogan als Terrororganisation eingestuften Gülen-Bewegung
gemein zu sein...oder eine andere Terrorgruppe wie die Kurdische PKK zu unterstützen ...oder ein Agent Deutschlands zu sein … oder beides…oder was auch
immer. Die türkische Regierung unter Erdogan und die gleichgeschaltete Justiz des Landes sind zwar nicht einfallsreich in Ihren Tat- oder Schuldvorwürfen,
um jemanden einfach mal so bis zu fünf Jahre hinter Gitter zu bringen, ohne je einen konkreten Tatvorwurf oder auch eine Anklage auf den Tisch zu bringen,
dafür um so flexibler, mit ihren Pauschalverdächtigungen alles und jeden einfach entgegen jeder rechtsstaatlichen Gepflogenheit ins Gefängnis zu werfen,
sofern er es wagt, Erdogans Marsch in die Präsidialdiktatur das zu nennen, was es ist: Die Zerstörung der modernen Türkei, die der damalige Staatsgründer
Kemal Atatürk in einer historischen politischen Wende vollzog, um das Land zukunftsfähig zu machen.

Das spricht sich herum, besonders Finanz- und Investorenkreise sind hochsensibel hinsichtlich zweifelhafter politischer Stabilität, unsicherer Rechtlage und
regierungsunterworfener Rechtsprechung und Gerichtsbarkeit. Finanzfachleute, Wirtschaftsbosse und Investoren können er und seine AKP nicht so einfach täuschen und hinters Licht führen
wie vergleichsweise uninformierte Bevölkerungsteile in ländlichen türkischen Regionen oder generell politisch anfällige, weil einfacher gestrickte türkische Patrioten und -innen.
Wenn also bei Erdogan etwas wirkt und Eindruck hinterlässt, dann der drohende, weiter zunehmende Niedergang der Wirtschaft. Sein Erfolg ist mehr als alles andere von wirtschaftlichem Aufschwung
der Türkei abhängig und geprägt.

Wozu natürlich auch großzügige Finanzmittel wie jene bis zu 4,5 Mrd. Euro Vorbeitrittshilfen der EU zählen, die dessen Regime immer noch ungestraft einstreicht und sich auch damit
eine antidemokratischen Wahlkampf finanziert und gewaltigen Unfrieden in andere Länder Europas trägt: mit dem Ziel einer totalitären Präsidialdiktatur.

Wirtschaftliche Abwärtsentwicklung ist im übrigen etwas, was auch Otto-Normaltürke in seinem Geldbeutel spürt und damit auch, wie sehr ihn diese Erdogan-Raserei
und dessen Marsch in die Präsidialdikatur treffen, statt seine Lebenssituation zu verbessern. Das könnte so manchen "glühenden" Erdogan- oder AKP-Anhänger zu denken geben…
Sollte der wirtschaftliche Abschwung in der Türkei weitergehen, hat Erdogan ein Problem, das er nicht so einfach einem "Nazi-Deutschland" in die
Schuhe schieben kann.

Sofern die EU klare Demokratie-Kante zeigt, wird dieser für die Türkei enorm wichtige Handelsraum EU auch Erdogan
zur Mäßigung bringen, sofern er das Land nicht vollends in eine wirtschaftliche Abwärtsspirale reissen will. Er wird wohl schwerlich die gesamte
EU unter "Nazimethoden"-Kuratel stellen können. Obwohl ich diesem türkischen Diktator fast jede Schweinerei zutraue, um sein krankes
Machtego auszuleben. Geht es aber wirtschaftlich abwärts, könnte das auch schnell das Ende Erdogans sein oder das Land tatsächlich
in einem bürgerkriegsähnlichem Zustand enden. Wobei der Ausgang eines solchen Machtkampfes offenbleibt. Wünschen kann man das
der Türkei keinesfalls. Nicht einmal jenen blindgläubigen Erdoganisten und AKP-Wählern, die den Schuß weder hören noch sehen wollen.

Erdogans Regierung hat ja erst vor kurzem, da offenbar in gesittetem Ton, um wirtschaftliche Unterstützung und Hilfe seitens der Bundesregierung
angesucht.

Wenn etwas Geld kostet, ist die Sensibilität durchaus höher. Auch bei Erdogan. Und ich denke, auch in der Bevölkerung
der Türkei. Diejenigen AKP-Türken und -innen, die in D wohnen und leben, aber dieser Präsidialdikatur zustimmen wollen, haben ja nichts
zu befürchten. Bei uns sind sie rechtsstaatlich geschützt und sie können (staatlich) unbedroht ihr Ding machen. Ihren Landsleuten im Heimatland allerdings
erweisen sie einen Bärendienst. DAS sollten sie bedenken, bei allem Nationalbewusstsein und patriotischen Stolz. Letzterer war noch nie ein guter Ratgeber, das nur nebenbei.

Fazit: Wer nicht hören will, muss fühlen. Am besten im Geldsackerl.

** (Ein deutscher! Unternehmer sitzt sei gut vier Monaten in der Türkei in Haft, ohne das man etwas dazu in den Medien hört)
elmore

Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von elmore »

Allgemein noch eine Anmerkung zum türk. Verfassungsreferendum:

Aktuell hört und liest man in den freien Medien, wohl auch EU-weit, dass der Ausgang
knapp sein könnte, vielleicht sogar Erdogan scheitern könne. Das glaube ich nicht,
es sind schon ganz andere Referenden oder Wahlen (z.B. G.W.Bushs erster Wahlsieg) soweit behindert oder gar seltsam
ausgezählt worden, dass es am Ende reichte. Und Erdogan und sein AKP-Regime werden
das auch hinbekommen … Für mich ist der Ausgang klar: Erdogan wird sein Ziel erreichen.

Dass eine so große Mehrheit gegen das Referendum stimmt, dass selbst Erdogan und seine
Regimetreuen das nicht mehr verfälschen oder vertuschen könnten, halte ich für so gut wie ausgeschlossen.
Und angesichts des wohl knappen Entscheids wird man schon soviele Stimmenabgaben von "Nein"-Sagern
entweder "bürokratisch" verhindern, dass es reicht ... oder ein "JA" im Umfeld der Wahllokals mit "sanftem" Nachdruck
im privaten Umfeld von Wählern oder Wählerinnen herbeiführen. In der Türkei selbst, aber auch hier in Deutschland...
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Vongole
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Vongole »

In den letzten Tagen hab ich viel diskutiert, weniger in Foren als in RL, und zwar mit türkischen Freunden, die wirklich nicht pro Edogan sind.
Und ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass diese vermeintlichen Auftrittsverbote unter vorgeschobenen Sicherheitsbedenken gleich welcher Art kontraproduktiv sind.
Das Argument meiner Freunde: "In der Türkei dürfen wir unseren Protest nicht artikulieren, das können wir nur hier beim Auftritt türkischer Politiker".
Es gibt, relativ unbemerkt von deutscher Wahrnehmung, durchaus viele türkischstämmige Menschen, die Erdogan ablehnen.
Andererseits trifft Edogan mit seiner Rhetorik hier auf viele Menschen, die sich qua mangelnder Bildung, Sprache plus Ablehnung durch die deutsche Mehrheit immer noch als Türken fühlen, als Verlierer unserer Gesellschaft.
Es gibt auch die anderen, vorwiegend junge Männer, beruflich durchaus erfolgreich, aber Erdogan zugeneigt, weil er den vom Elternhaus unterstützen Machismo unterstützt.
Aus meiner Sicht sollten wir Erdogan auf politischer, sprich Regierungsebene, schon die Grenzen aufzeigen, aber wir sollten uns hüten, ihm in die Hände zu spielen, indem wir "die Türkei und die Türken" mit ihm gleichstellen.
Denn das ist die Botschaft, die bei vielen Deutsch-Türken ankommt, und das hilft ihm.
Und bitte, kommt nicht mit der Antwort, wenn diese Menschen die Türkei so toll finden, warum leben sie dann hier?
Wer "ausländische" Wurzeln hat, kennt diese Spaltung, besonders, wenn er/sie sich hier aus welchen Gründen auch immer nicht akzeptiert fühlt.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
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Dieter Winter
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Dieter Winter »

Sollte Deutschland nicht besser seine Soldaten aus der TR abziehen?

Es kann doch unmöglich im Interesse der Türken sein, Nazitruppen im Land zu haben. Zumindest mal keine aus Deutschland.

Die Veranstaltungen der türkischen Regierungsmitglieder schaden wohl nicht. Die Erdogan - Anhänger werden sowieso für die Verfassungsänderung stimmen, die Gegner besuchen die Propagandaevents ohnehin nicht.
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Alter Stubentiger
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Alter Stubentiger »

Dieter Winter hat geschrieben:(08 Mar 2017, 09:56)

Sollte Deutschland nicht besser seine Soldaten aus der TR abziehen?

Es kann doch unmöglich im Interesse der Türken sein, Nazitruppen im Land zu haben. Zumindest mal keine aus Deutschland.

Die Veranstaltungen der türkischen Regierungsmitglieder schaden wohl nicht. Die Erdogan - Anhänger werden sowieso für die Verfassungsänderung stimmen, die Gegner besuchen die Propagandaevents ohnehin nicht.
Einfach nicht ernst nehmen. Man muß das verstehen. Erdogan braucht sein Präsidialsystem um den Personenkult verpflichtend für alle Türken einführen zu können. Und der Personenkult ist nötig um jede Kritik dauerhaft als Terrorismus bezeichnen zu können. Deshalb muß Erdogan es jetzt schaffen bevor die selbstgemachte Wirtschaftskrise die Brieftasche des kleinen Mannes in der Türkei erreicht. Denn dann wird der Türke unzufrieden. Und Erdogan abgewählt. Aber mit dem neuen System kann er jede Wahl verhindern und Präsident auf Lebenszeit werden. Das ist sein Ziel.

"Demokratie ist ein Zug der einen zum Ziel führt"
( Recep Erdogan)
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...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
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Zinnamon
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Zinnamon »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(08 Mar 2017, 11:39)

Einfach nicht ernst nehmen. Man muß das verstehen. Erdogan braucht sein Präsidialsystem um den Personenkult verpflichtend für alle Türken einführen zu können. Und der Personenkult ist nötig um jede Kritik dauerhaft als Terrorismus bezeichnen zu können. Deshalb muß Erdogan es jetzt schaffen bevor die selbstgemachte Wirtschaftskrise die Brieftasche des kleinen Mannes in der Türkei erreicht. Denn dann wird der Türke unzufrieden. Und Erdogan abgewählt. Aber mit dem neuen System kann er jede Wahl verhindern und Präsident auf Lebenszeit werden. Das ist sein Ziel.

"Demokratie ist ein Zug der einen zum Ziel führt"
( Recep Erdogan)
Aus der brandaktuellen Wahlkampfrede des türkischen Wirtschaftsministers in D

"Wer hat die Türkei zu einer internationalen Wirtschaftsmacht gemacht?!"

frenetischer Jubel des Publikums : "Erdogan!!!!!!!!!!!!!"

Die ersten neuen Tourismuszahlen sind übrigens raus. Kannst ja mal auf der letzten Seite des Wahlkampfstranges/Türkei gucken, habe verlinkt und zitiert.

:x
Zuletzt geändert von Zinnamon am Mi 8. Mär 2017, 20:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EU und Türkei: Die Scheidung unvermeidlich

Beitrag von Teeernte »

Vongole hat geschrieben:(08 Mar 2017, 00:49)

In den letzten Tagen hab ich viel diskutiert, weniger in Foren als in RL, und zwar mit türkischen Freunden, die wirklich nicht pro Edogan sind.
Und ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass diese vermeintlichen Auftrittsverbote unter vorgeschobenen Sicherheitsbedenken gleich welcher Art kontraproduktiv sind.
Das Argument meiner Freunde: "In der Türkei dürfen wir unseren Protest nicht artikulieren, das können wir nur hier beim Auftritt türkischer Politiker".
Es gibt, relativ unbemerkt von deutscher Wahrnehmung, durchaus viele türkischstämmige Menschen, die Erdogan ablehnen.
Andererseits trifft Edogan mit seiner Rhetorik hier auf viele Menschen, die sich qua mangelnder Bildung, Sprache plus Ablehnung durch die deutsche Mehrheit immer noch als Türken fühlen, als Verlierer unserer Gesellschaft.
Es gibt auch die anderen, vorwiegend junge Männer, beruflich durchaus erfolgreich, aber Erdogan zugeneigt, weil er den vom Elternhaus unterstützen Machismo unterstützt.
Aus meiner Sicht sollten wir Erdogan auf politischer, sprich Regierungsebene, schon die Grenzen aufzeigen, aber wir sollten uns hüten, ihm in die Hände zu spielen, indem wir "die Türkei und die Türken" mit ihm gleichstellen.
Denn das ist die Botschaft, die bei vielen Deutsch-Türken ankommt, und das hilft ihm.
Und bitte, kommt nicht mit der Antwort, wenn diese Menschen die Türkei so toll finden, warum leben sie dann hier?
Wer "ausländische" Wurzeln hat, kennt diese Spaltung, besonders, wenn er/sie sich hier aus welchen Gründen auch immer nicht akzeptiert fühlt.
Merkst Du selbst - wie Du Dir widersprichst ?

Hier hat keiner VORGESCHOBENE Sicherheitsbedenken.....
Es gibt, relativ unbemerkt von deutscher Wahrnehmung, durchaus viele türkischstämmige Menschen, die Erdogan ablehnen.
Es ist doch ein UNTERSCHIED ob sich
Verlierer unserer Gesellschaft
treffen,
oder doch irgendein Auslandspolitiker - den hier die MEHRHEIT...der UREINWOHNER hier - nicht mag ??
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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