Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

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Wasteland
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Wasteland »

apartofme hat geschrieben:(01 Aug 2016, 05:36)

Ich persönlich denke ja, dass es die Zeugen Jehovas waren. Der Verein war mir noch nie ganz geheuer.


http://www.haaretz.com/middle-east-news/1.639994

Erdogan: "There might be other countries involved as well. The Gülenist Terrorist Organzation also has another superior mind, if you will, and I think the time will come, when these connections will be decyphered, we have to be patient. And those superior minds are guiding them." [1]
Erdogan hat nun offiziell zugegeben, dass die Türkei keine Beweise hat für die Verstrickung Gülens in den Coup und das sie auch keine vorlegen werden. Das sei nicht nötig, so in etwa, die USA sollen spuren wenn die Türkei das verlangt.
In einem Interview mit dem mexikanischen Fernsehen sagte er das.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Wasteland »

Kardux hat geschrieben:(01 Aug 2016, 08:56)
Das verstehe ich jetzt nicht. Du hast doch immerhin diesen Strang eröffnet der u.a. den Rassismus thematisieren soll. Was auch richtig ist. Und ich habe in diesem Forum auch schon so oft die Gründe für den Rassismus innerhalb der türkischen Gesellschaft so gut es ging erläutert. Es geht nicht darum die Türken zu dämonisieren. Während dem Osmanischen Reich hielten sie sich zumindest nicht für eine edle Herrenrasse, auch wenn sie damals andere Völker knechteten. Der überhöhte Rassismus hat wie du es treffend nochmal aufgezählt hast (Sevres- Syndrom) seine Gründe. Da sitzt ein Stachel sehr fest im türkischen Fleisch. Aber was habe ich denn so Abneigendes geschrieben das du mir Unsachlichkeit vorwirfst? Waren meine Aussagen zum Tiefen Staat nicht korrekt?
Unsachlich bist du noch nie gewesen, aber aus deinen Zwischentönen spricht schon eine Abneigung gegen den türkischen Staat. Was aus deiner Perspektive ja auch verständlich ist.
Kardux hat geschrieben:(01 Aug 2016, 08:56)
Ich habe immer vom Ziel einer friedlichen Koexistenz auf einer Augenhöhe gesprochen. Von einer demokratischen Türkei profitieren nicht nur die Türken, sondern der gesamte Nahe Osten aber auch der Balkan. Was gerade in der Türkei geschieht ist ein sehr großer Rückschritt für den Nahen Osten, die muslimische Welt. Die Türkei war quasi das einzige Land wo es noch einen Funken von Rechtstaatlichkeit gab. Die Gewaltenteilung wurde zumindest aufrechterhalten. Davon entfernt sich die Türkei jedoch gerade. Und gleichzeitig demotiviert es demokratische Kräfte in anderen muslimischen Ländern.

Ich glaube, es bricht sich gerade in der Türkei etwas Bahn, das die wirkliche Stimmung im Großteil des Volkes widerspiegelt und vorher unterdrückt war. Extremer Nationalismus, Verschwörungsdenken und Überlegenheitsdünkel.
Aber solche Tendenzen müssen raus, erst dann können sie thematisiert werden. Wie überall wird auch die Türkei mit solchem Denken eine Bauchlandung machen und dann erst kann ein Umdenken beginnen.
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Cat with a whip
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Cat with a whip »

Wasteland hat geschrieben:(01 Aug 2016, 00:52)

Ich kann das nicht beurteilen, aber es macht durchaus Sinn das Gülen dahinter steht. Die eine Mafia bekämpft die andere. Wer soll es sonst gewesen sein?
Der Zionismus wurde ja diesmal ausnahmsweise nicht als Strippenzieher benannt, oder irre ich mich da?
Das ist ein gutes Bild von zwei konkurrierenden Mafias zu sprechen, die die Politik unter ihre Kontrolle bringen wollten.

Apropos Mafia, las gerade im Tagesspiegel dass Italien gegen Erdogans Sohn Bilal wegen Geldwäsche ermittelt.

Für die Kuriositätensammlung aus dem Hause Erdogan:
„Wenn mein Sohn heute nach Italien zurückkehren würde, könnte er festgenommen werden“, zitierten italienische Medien Erdogan am Dienstag. Das könne sogar die Beziehungen beider Länder gefährden. Italien möge sich lieber um die Mafia kümmern, sagte Erdogan.
http://www.tagesspiegel.de/politik/vorw ... 62242.html

Eigentlich extrem peinlich wenn sich jemand so geriert wie es vielleicht gemeinen Waschweiber aus der Unterstand oder einer Cindy aus Mahrzahn aus der Gosse zustünde. Da reagiert doch ein echter Staatsmann eher gelassen und zurückhaltend, wenn eh nix dran wäre. Aber nein, das ist ja nur wieder ein Beispiel der Ungerechtigkeit gegen die armen Erdogans. Welche euopäischen Länder fehlen eigentlich die sich noch nicht gegen Erdogan verschworen haben?
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Wasteland »

Cat with a whip hat geschrieben:(03 Aug 2016, 14:46)

Das ist ein gutes Bild von zwei konkurrierenden Mafias zu sprechen, die die Politik unter ihre Kontrolle bringen wollten.

Apropos Mafia, las gerade im Tagesspiegel dass Italien gegen Erdogans Sohn Bilal wegen Geldwäsche ermittelt.

Für die Kuriositätensammlung aus dem Hause Erdogan:
„Wenn mein Sohn heute nach Italien zurückkehren würde, könnte er festgenommen werden“, zitierten italienische Medien Erdogan am Dienstag. Das könne sogar die Beziehungen beider Länder gefährden. Italien möge sich lieber um die Mafia kümmern, sagte Erdogan.
http://www.tagesspiegel.de/politik/vorw ... 62242.html

Eigentlich extrem peinlich wenn sich jemand so geriert wie es vielleicht gemeinen Waschweiber aus der Unterstand oder einer Cindy aus Mahrzahn aus der Gosse zustünde. Da reagiert doch ein echter Staatsmann eher gelassen und zurückhaltend, wenn eh nix dran wäre. Aber nein, das ist ja nur wieder ein Beispiel der Ungerechtigkeit gegen die armen Erdogans. Welche euopäischen Länder fehlen eigentlich die sich noch nicht gegen Erdogan verschworen haben?
Es ist ja nicht nur Europa, es ist die ganze Welt. Die ganze Welt lügt über die Türkei und Erdogan und will sie alle verunglimpfen und kleinhalten. :|
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Wasteland »

Da ist es wieder. Laut Erdogans Berater Ibrahim Karagül, steckt der Westen dahinter und das Gülen-Netzwerk ist sein Handlanger.
They were the gunmen of the West's plan to end and destroy Turkey through a military coup.
http://www.yenisafak.com/en/columns/ibr ... it-2030888

Da stellt sich dann die Frage warum Erdogan mit Gülen bis 2013 eng verbündet war.
Erdogan verbündet sich mit Handlangern des Westens? Macht keinen Sinn.
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Kardux
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Kardux »

Wasteland hat geschrieben:Unsachlich bist du noch nie gewesen, aber aus deinen Zwischentönen spricht schon eine Abneigung gegen den türkischen Staat. Was aus deiner Perspektive ja auch verständlich ist.
Ich habe eine Abneigung gegenüber Rassismus, das stimmt. Und genau dieser Rassismus ist ein Bestandteil der türkischen Staatsdoktrin. Aber ich hege keine Abneigung gegen das türkische Volk, auch wenn sie nicht ganz unschuldig sind am Festhalten dieser Staatsdoktrin. Grenzen und Staatsausrichtungen waren und sind stets veränderbar, aber sofern man kein Genozidbefürworter ist (was ich nicht bin!) muss man nach Wegen und Lösungen suchen für eine friedliche Koexistenz. Ich glaube an den Wandel der türkischen Gesellschaft - nichts anderes bleibt mir auch übrig.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von apartofme »

Kardux hat geschrieben:(03 Aug 2016, 00:35)

Politisches Kapital? Woraus? Etwa das Millionen Kurden in den Westen der Türkei oder nach Europa geflohen sind? Das Jahr für Jahr immer mehr Kurden assimiliert werden? In den 90er Jahren sind zehntausende Menschen in Kurdistan spurlos verschwunden oder wurden auf offener Strasse ermordet, das sind Tatsachen. Die Menschen wurden eingeschüchtert. Was für ein Kapital soll man daraus schlagen? Das Bestreben nach kurdischem Selbstbestimmungsrecht gab es schon seit dem 19. Jahrhundert, es benötigt keiner Menschenopfer um Kapital daraus zu schlagen.

Welche Zivilgesellschaft? Das müssen Sie jetzt erklären. Von welcher Zivilgesellschaft ist hier die Rede? Die Türkei befand sich ein paar Jahre auf einem guten Weg, aber Erdogan war nicht bereit den Konflikt langfristig zu lösen. Es läuft nämlich auf eine Dezentralisierung hinaus. Das akzeptiert diese türkische "Zivilgesellschaft" nicht. Weshalb wurde auch die Immunität von fast allen kurdischen MPs der HDP aufgehoben? Weshalb haben der Teile der CHP (rechter Flügel), die MHP, und die AKP da an einem Strang gezogen? In der Kurdenfrage ist man sich einig. Als der politische Prozess in Gang war, hat die AKP die Handbremse gezogen. Nicht die Kurden behindern die Entwicklung einer Zivilgesellschaft. Nicht die Kurden dämonisieren und entwürdigen das Leitvolk. Umgekehrt ist dies der Fall.
Vielleicht erkläre ich wirklich zunächst einmal, warum ich das ganze für so akut halte und was genau ich meine.

Verschwörungstheorien konstatieren, dass der politische Gegner

(1) Übermächtig ist,
(2) Aus dem Verborgenen heraus agiert, sowie
(3) In Zahl und Stärke unbekannt ist und daher
(4) Mit politischen Mitteln nicht zu bekämpfen ist

Darüber hinaus gibt es Verschwörungstheorien, die

(1) die offiziellen politischen Vertreter von gegenteiligen politischen Positionen als Marionetten einer Schattenregierung und daher nicht als Angriffspunkte für den politischen Wandel sehen und den politischen Prozess daher für eine Farce halten oder
(2) Organisationen als von undurchschaubaren Netzwerken durchdrungen betrachten, die die Unterscheidung zwischen Schuldigen und Unschuldigen innerhalb dieser Organisation unmöglich machen und daher massive Willkürmaßnahmen gegen diese Organisationen rechtfertigen

Das ist es, was ich hier mit politischem Kapital meine. Radikale Elemente können aus dem Verschwörungsglauben weiter Teile der türkischen Bevölkerung politisches Kapital schlagen. Das gilt für die derzeitige politische Regierung, das gilt für die MHP, aber das gilt auch für die PKK. Der Verschwörungsglaube ist es hier, der die Illusion herstellt, zivilgesellschaftliches Bemühen sei nutzlos und nur der gewaltsame Widerstand könnte zur Überwindung der politischen Verhältnisse führen.

Und das ist die Gefahr.
Zum Tiefen Staat in der Türkei zählen der JITEM, die Spezialeinheiten, diverse Armee- Generäle, PKK- Abschwörer, Hizbollah- Anhänger, und türkische Rechtsextreme. Speziell der JITEM ist hier hervor zu heben. Sie wollen doch nicht ernsthaft behaupten das es keinen JITEM gab/gibt? Offiziell gab es ihn nicht. Und genau das macht einen "Tiefen Staat" aus.
Dass es den JITEM gibt, leugne ich nicht. Es wurde ja auch mehr oder weniger versucht, ihn formalrechtlich zu institutionalisieren. Was ich allerdings leugne, ist, dass Armee-Generäle, PKK-Abschwörer, Hizbollah-Anhänger und türkische Rechtsextreme eine Verschwörung bilden, die im Hintergrund der Türkei einen Parallelstaat errichtet haben, der eigene konspirative Ziele verfolgt.
Der Tiefe Staat in der Türkei wird nicht einmal von Türken geleugnet, also ich weiß echt nicht woraus Sie hinaus wollen...
Natürlich wird der Tiefe Staat nicht einmal von Türken geleugnet. Merkwürdigerweise projizieren Türken, die an dieses Konzept glauben, in diesen Tiefen Staat aber zumeist genau das, was ihrer eigenen politischen Überzeugung zuwider läuft. Schon allein das sollte wenigstens ein kleines Indiz für den wahnhaften Charakter dieses Volksglaubens sein.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von apartofme »

Kardux hat geschrieben:Die Türkei befand sich ein paar Jahre auf einem guten Weg, aber Erdogan war nicht bereit den Konflikt langfristig zu lösen. Es läuft nämlich auf eine Dezentralisierung hinaus. Das akzeptiert diese türkische "Zivilgesellschaft" nicht. Weshalb wurde auch die Immunität von fast allen kurdischen MPs der HDP aufgehoben?
Hierzu nochmal eine kleine Bemerkung. Die türkische Regierung glaubt, dass der Kurdenkonflikt von westlichen (sprich: jüdischen) Mächten genutzt wird, um die Türkei zu destabilisieren. Das ist auch der Grund, weshalb sich die türkische Regierung auf einen Friedensprozess nicht mehr einlässt: Weil der einzige Weg, die jüdische Weltverschwörung loszuwerden die Vernichtung der Juden ist. Und derer kann der Erdogan ja nicht habhaft werden, weil sie in den USA und in Israel sitzen.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Kardux »

apartofme hat geschrieben:Natürlich wird der Tiefe Staat nicht einmal von Türken geleugnet. Merkwürdigerweise projizieren Türken, die an dieses Konzept glauben, in diesen Tiefen Staat aber zumeist genau das, was ihrer eigenen politischen Überzeugung zuwider läuft. Schon allein das sollte wenigstens ein kleines Indiz für den wahnhaften Charakter dieses Volksglaubens sein.
Vielleicht reden wir ja aneinander vorbei, aber ich spreche nicht von dem "Tiefen Staat" der, wie es die Türken gerne sehen, von äußeren Mächten geleitet wird. Unterstützung beim Aufbau ihrer Konterguerilla gab es zwar schon von der Nato (Stichwort: Gladio) aber es geht primär um türkisch-nationale Interessen. Die Türkei hatte einen sehr großen Stellenwert für die Nato während des Kalten Krieges und das hat die Türkei gekonnt für sich ausgenutzt. Bis zum heutigen Tag ist es noch nicht ganz genau geklärt weshalb sich die kurdische Freiheitsbewegung in der Türkei so sehr am Kommunismus orientiert hat und das in den späten 70er Jahren (also dem Höhepunkt des Kalten Krieges). Als die Kurden im Irak ab den späten 50er Jahren wieder die kurdische Karte ins Spiel brachten wurden auch die Kurden in der Türkei inspiriert. Hierbei handelte es sich noch um eine Mischung aus einer links-orientierten Intelligentsia und einflussreichen patriotischen Stammesführern. Von einer marxistischen kurdischen Massenpartei war keine Rede. Der Fokus der Kurden im Irak lag auf die Ausübung ihrer Sprache und Kultur aber auch einer politischen Selbstbestimmung in einem schwachen Irak der von politischen Umstürzen gezeichnet war (König Faisal I, König Faisal II, Abdulkareem Qasim, usw.). In den 60er Jahren gab es dazu auch in der Türkei Tendenzen, jedoch nicht was die Selbstbestimmung betrifft. Man unternahm lediglich den Versuch die kurdische Identität am Leben zu halten. Das war natürlich Horrorszenario für die Türkei - wohin das Aufkeimen eines kurdischen Volksbewusstsein führen sollte war ihnen bewusst. Man hatte schon während des Osmanischen Reiches Erfahrungen damit gemacht. Interessant ist hier dann das Erstarken der türkischen Dev-Genc, einer marxistisch-leninistischen Jugendbewegung in den 60er Jahren - der Vorgängerbewegung aller extremen linken Strömungen in der Türkei (darunter auch die PKK). Die Rolle von "linken" Türken wie Dogu Perincek, innerhalb der Dev-Genc und ihrer späteren Splitterung ist hierbei interessant. Perincek entpuppte sich im Laufe der Zeit dann als türkischer Nationalist und war laut türkischer Justiz ebenfalls ein Teil der Ergenekon- Truppe. Auch interessant sind die Beziehungen zwischen Öcalan und dem MIT die es schon in den 60er Jahren gab. Sein Schwiegervater war sogar ein MIT- Offizier. Der türkische Enthüllungsjournalist Ugur Mumcu (der unter mysteriösen Umständen starb) als auch der Kurde Kemal Burkay griffen dieses Thema immer wieder auf. Alles an den Haaren herbei gezogen? In dem Kontext muss man sich dann betrachten wie die PKK in den Anfangsjahren aufgetreten ist.

1. Man stoss die tribalistische kurdische Landbevölkerung vor den Kopf mit ihrem linken Atheismus und der Forderung Töchter für den Kampf bereit zu stellen.
2. Die Verkehrssprache der PKK war Türkisch, man dachte auch auf Türkisch. Von einer kurdisch- nationalen Bewegung, die ja eigentlich notwendig war, war keine Rede. Auch wenn das Ziel eine kurdisch-sozialistische Republik war, standen stets der Kosmopolitismus und der Kampf gegen den internationalen Kapitalismus auf der Agenda.
3. Anders als die kurdischen Freiheitsbewegungen im Irak und im Iran setzte die PKK auf Terrorismus. Zivilisten und Unschuldige wurden angegriffen und somit spaltete man das kurdische Volk. Teile des kurdischen Volkes profitierten eben vom Staat und waren ihm gegenüber loyal. Das gab es auch im Irak und Iran, aber die kurdischen Parteien dort gingen nicht so rigoros gegen die Familien derer vor die mit der Zentralregierung paktierten. Ein fataler Fehler, der sich bis heute bemerkbar macht.
4. Die PKK griff andere marginale kurdische Parteien an, bevorzugt natürlich solche die kurdischen Nationalismus verkörperten. Man entledigte sich somit der "Konkurrenz" bzw. liess keine Parteien am Leben welche die Anwendung der kurdischen Sprache und Kultur fokusierten. Stattdessen sprachen PKK-Kader auf Türkisch von Kurdistan, Stalin, Lenin, usw.
5. PKK-Kämpfer wurden für den israelisch- palästinensischen Konflikt verheizt und somit zog man den Fokus Israels auf sich.

Das sich danach innerhalb der PKK eine Eigendynamik entwickelt hat ist nicht weiter verwunderlich, aber bis heute noch kommt es einem so vor das innerhalb der PKK Fremdkörper existieren. Die Ermordung von Sakine Cansiz in Paris sollte hierbei unter Betracht gezogen werden.

Was ich damit sagen möchte ist das die kurdische Bewegung ins linke Lager gedrängt wurde und so entwickelte sich die Kriminalisierung der kurdischen Freiheitsbewegung. Die Mehrheit der Türken weisen auch immer auf die Themen Stalinismus, Terrorismus, usw. hin wenn es darum geht den kurdisch-türkischen Konflikt zu analysieren. Es soll den Kolonialismus Kurdistans rechtfertigen, speziell im Westen. Das hat auch ziemlich gut funktioniert, sogar bis heute. Wenn Türken vor kurdischem Publikum reden müssen, dann wird die PKK als Armenierbande oder Yezidenbande hingestellt. Damit möchte man beweisen das wahre Kurden gar nicht gegen den türkischen Staat vorgehen könnten. Die PKK hat ihnen dazu natürlich auch viel Futter gegeben, zumindest in den Anfangsjahren. Also während die Türkei von der Nato ausgenutzt wurde im Kampf gegen den Kommunismus brachte man die Kurden mit ans "Boot". Der Tiefe Staat wurde niemals von Außen dirigiert, er handelte stets nach den Interessen der türkischen Leitkultur, aber verdeckt.
apartofme hat geschrieben:Darüber hinaus gibt es Verschwörungstheorien, die

(1) die offiziellen politischen Vertreter von gegenteiligen politischen Positionen als Marionetten einer Schattenregierung und daher nicht als Angriffspunkte für den politischen Wandel sehen und den politischen Prozess daher für eine Farce halten oder
(2) Organisationen als von undurchschaubaren Netzwerken durchdrungen betrachten, die die Unterscheidung zwischen Schuldigen und Unschuldigen innerhalb dieser Organisation unmöglich machen und daher massive Willkürmaßnahmen gegen diese Organisationen rechtfertigen


Der Tiefe Staat der Türkei in den 90er Jahren beispielsweise konnte nicht ohne das Einverständnis der Premierministerin Tansu Ciller agieren. Ciller war keine Marionette dieser Schattenregierung, der Tiefe Staat war/ist auch keine Regierung, sondern lediglich eine dubiose Struktur innerhalb des Staates um sich der lästigen Bürokratie zu entziehen. Man wollte immerhin eine Rechtsstaatlichkeit aufrechterhalten. Wenn man Leute wie Mehmet Agar, Cem Ersever, und Veli Kücük nicht aktiviert hätte, so hätte sich der türkische Staat offiziell gegen die Kurden richten müssen was wiederum dem Versuch eines geplanten Völkermordes gleich kam.
apartofme hat geschrieben:Dass es den JITEM gibt, leugne ich nicht. Es wurde ja auch mehr oder weniger versucht, ihn formalrechtlich zu institutionalisieren. Was ich allerdings leugne, ist, dass Armee-Generäle, PKK-Abschwörer, Hizbollah-Anhänger und türkische Rechtsextreme eine Verschwörung bilden, die im Hintergrund der Türkei einen Parallelstaat errichtet haben, der eigene konspirative Ziele verfolgt.
1. Die Existenz des JITEM obwohl es diesen offiziell nicht geben darf, ist schon ein Beweis dafür das hinter den Kulissen etwas stattfindet.
2. Veli Kücük hat diesen JITEM aufgebaut, ein pensionierter Brigadegeneral.
3. Der Vorfall in Shemdîn als zwei Gendamerie-Polizisten und ein PKK-Abschwörer (Veysel Ates) Handgranaten in einen Buchladen warfen und dann von Zivilisten gestellt wurden ist ein eindeutiger Beweis für die Verstrickungen zwischen PKK-Abschwörern und dem JITEM
4. Die "kurdische" Hizbollah war ein Instrument der Regierung und war niemals eine unabhängige Bewegung. Die Nachfolger dieser Islamisten wurden dann während den letzten Parlamentswahlen wieder aktiviert um Unruhe im HDP- Südosten zu erzeugen und Angst zu schüren. Was ja in den Neuwahlen gut geklappt hat.
5. Zu den türkischen Rechtsextremen brauch ich wohl nicht viel sagen. Man nehme als Beispiel nur den Mörder von Hrant Dink. Recherchieren dürfen Sie hier selber.

Lange Rede kurzer Sinn, der Tiefe Staat versucht nicht, wie es die AKP behauptet, einen Parallelstaat aufzubauen. Es geht einzig und allein um eine asymetrische Kriegsführung. Man entledigt sich seiner Feinde auf eine schnelle und kompromislose Art und Weise - ohne langes hin und her und bürokratischem Papierkram. Die Angriffe der armenischen ASALA auf türkische Diplomaten haben hierzu beigetragen. Nichtsdestotrotz ist das Hauptanliegen des Derin Devlet, die asymetrische Kriegsführung gegen das kurdische Volk - dem einzig verbliebenen inneren Feind der türkischen Leitkultur.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von HugoBettauer »

apartofme hat geschrieben:(04 Aug 2016, 08:33)

Hierzu nochmal eine kleine Bemerkung. Die türkische Regierung glaubt, dass der Kurdenkonflikt von westlichen (sprich: jüdischen) Mächten genutzt wird, um die Türkei zu destabilisieren. Das ist auch der Grund, weshalb sich die türkische Regierung auf einen Friedensprozess nicht mehr einlässt: Weil der einzige Weg, die jüdische Weltverschwörung loszuwerden die Vernichtung der Juden ist. Und derer kann der Erdogan ja nicht habhaft werden, weil sie in den USA und in Israel sitzen.
Die rund 26.000 türkischen Juden genießen seit den 20er Jahren umfassende Minderheitenrechte.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von apartofme »

HugoBettauer hat geschrieben:(04 Aug 2016, 16:15)

Die rund 26.000 türkischen Juden genießen seit den 20er Jahren umfassende Minderheitenrechte.
Ich hab' mal freiwillig in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge gearbeitet. Dort lernte ich Yuri kennen, vom Sicherheitsdienst. Yuri war Deutschrusse und erzählte mir, er habe früher immer Russen verprügelt, wenn sie sagten, er sei ein Nazi. Später, als er nach Deutschland kam, hat er angefangen, Deutsche zu verprügeln, die sagten, er sei ein Russe.

Yuri war auch mal in Afghanistan und hat dort für die Russen gekämpft. Gegen die Mujehedin. Seinen Orden hat er mir auch gezeigt. Und einem afghanischen Flüchtling, der selbst mal bei den Mujahedin war. "Ich habe gegen euch gekämpft", prahlte er, "Und getroffen".

Im großen Speisesaal erzählte er mir dann, was er über die Flüchtlinge denkt. 50% der Flüchtlinge, die nach Deutschland kämen, wären Terroristen. Ich sah mich dann so vorsichtig um und flüsterte leise: "Meinst du wirklich, also, die alle?" - "Nein, nein", sagte Yuri. Bei unseren Flüchtlingen sind keine Terroristen dabei, aber generell, ja, das glaube ich schon."

Naja. Wie auch immer. Deine Zahlen stimmen ja auch nicht und sind mal eben um ein gutes Viertel getürkt. Etwa 18.500 Juden sind es noch in der Türkei. Vor zehn Jahren waren es noch etwa 20.000, vor 70 Jahren noch 80.000. An mancher Stelle munkelt man, die bösen unter ihnen wären schon ausgewandert, an anderer Stelle hört man verlauten, die Juden wären für das Grubenunglück 2014 verantwortlich.

Es ist natürlich richtig, dass die Türkische Regierung ihre Minderheiten schützt. Auch vor Hetze. Selbst nach der Enterung der Mavi Marmara. Genau so, wie Yuri natürlich auch unsere lieben Flüchtlinge gegen Nazis beschützen würde. Das macht er gerne, der Yuri.

:)
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Kardux »

HugoBettauer hat geschrieben:(04 Aug 2016, 16:15)

Die rund 26.000 türkischen Juden genießen seit den 20er Jahren umfassende Minderheitenrechte.
Und täglich grüßt das Murmeltier:
Judenhass hat türkischen Schulunterricht erreicht
Judenhass ist in der Türkei ein Alltagsphänomen geworden. Obwohl ich in Izmir, der demokratischsten Stadt der Türkei, wohne, wächst auch hier der Antisemitismus. Überall treffe ich auf Judenhasser und Feinde Israels, lausche ihren Vorurteilen auf der täglichen Busfahrt oder beim Besuch eines populären Fast-Food-Restaurants.

Nicht wenige von ihnen bewundern Hitler, wünschen sich, er hätte seine "Mission" zu Ende gebracht und nicht bei sechs Millionen ermordeter Juden aufgehört. Obwohl es mich anwidert, kann ich nichts dagegen unternehmen. Ich gehöre zu einer Minderheit in diesem Land und weiß, dass der Staat meine Rechte nicht schützen will und nicht schützen wird, weshalb es keine gute Idee wäre, darauf zu reagieren.

Ich besuche die zwölfte Klasse eines Gymnasiums. Um hier zu lernen, muss man eine Eintrittsprüfung bestehen. Die Lehrer sind deshalb ausgesprochen gebildet und anständig. Dieses Umfeld hebt sich von der türkischen Gesellschaft positiv ab. Dennoch musste ich diese Woche feststellen, dass sich selbst in diesem Umfeld etwas verändert hat.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... eicht.html
„In der Türkei existiert heute Antisemitismus. Wer dies verleugnet, der lügt“, sagt der Chefredakteur der türkisch-jüdischen Zeitung Salom und Berater des Chef-Rabbiners der Türkei, Ivo Molinas im Gespräch in einem schicken Café in Nisantasi, einem der säkular-modernen und edlen Vierteln Istanbuls. „Alles was ihnen zuwider ist, Musik, Kunst oder eine Lebensart wird „zur jüdischen Musik, jüdischen Kunst“ gemacht. Es findet eine Dämonisierung statt“, erzählt Molinas weiter.

Die türkische Regierung schaut tatenlos zu, wie ihre eigenen jüdischen Staatsbürger von Popstars, regierungsnahen Journalisten und Twitter-Usern für den Israelisch-Palästinensischen Konflikt, für kritischen Journalismus und sogar den PKK-Terror angefeindet werden.
http://www.tagesspiegel.de/politik/anti ... 97310.html

Weshalb heute nur mehr so wenige Juden in der Türkei leben sollte wohl auch nicht weiter hinterfragt werden, oder?
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Marmelada »

Spam entfernt.
HugoBettauer

Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von HugoBettauer »

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Solche Geisteshaltung lebt von realen politischen Frontstellungen gestern und heute und von einem starken Nationalismus. Dagegen hilft nur, kein Nationalist zu sein. Den Nationalismus auszutauschen und antitürkischer Fan eines Kurdenstaates zu sein hilft nicht. Natürlich könnte auch Ausland Druck aus Kessel nehmen aber wie real ist der?
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Jekyll
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Jekyll »

Kardux hat geschrieben:(04 Aug 2016, 22:31)

Und täglich grüßt das Murmeltier:
Na, immerhin werden sie nicht vertrieben wie so manche unliebsame Ethnien im Norden Iraks oder Syriens.
Weshalb heute nur mehr so wenige Juden in der Türkei leben sollte wohl auch nicht weiter hinterfragt werden, oder?
Der Hauptgrund dürfte die Gründung des Staates Israel sein. Und die USA übte schon immer eine Anziehungskraft auf Minderheiten aus aller Welt aus (in den USA leben etwa genau so viel Juden wie in Israel). So rosig wie die Zustände in den Herkunftsländern auch sein mögen, mit denen in den USA kann es kein Land der Erde aufnehmen. Das kann man, glaube ich, neidlos anerkennen.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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JJazzGold
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von JJazzGold »

À propos Verschwörungsmentalität in der Türkei.

Angeblich wurde laut Erdogan in Deutschland die Video-Zuschaltung von PKK Protagonisten gestattet, in Köln. Da mir nur bekannt ist, dass die PKK in Deutschland als terroristische Organisation geführt wird und mir keine solche Zuschaltung bekannt ist, meine Fragen an die hier versammelten Erdogantürkeispezialisten. Wann und wo wurde welcher PKK Vertreter bei welcher Veranstaltung in Köln per Video zugeschaltet, um eine Rede an wen gerichtet zu halten?


Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Deutschland bei einer Großkundgebung heftig attackiert. Er kritisierte, dass er sich bei der türkischen Kundgebung in Köln am Sonntag vor einer Woche nicht per Videoleinwand zuschalten durfte. „Wo ist die Demokratie?“, fragte er. Den deutschen Behörden warf er vor, bei einer früheren Veranstaltung in Köln eine Videoschalte der PKK zugelassen zu haben. „Sollen sie die Terroristen nur ernähren“ , sagte er. „Wie ein Bumerang wird es sie treffen.“

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 76790.html

Wie ein Bumerang soll uns der Terrorismus treffen, von dem mir noch nicht einmal bekannt ist, wann dieser PKK Terrorismus angeblich durch Videozuschaltung von uns "genährt" wurde. Nur gut, dass Erdogan ein Handelspartner ist und kein Freund und sich selbst auch nicht als solcher betrachtet, ansonsten sähe ich mich gezwungen festzustellen, "wer solche Freunde hat, benötigt keine Feinde mehr".
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Wasteland »

JJazzGold hat geschrieben:(08 Aug 2016, 11:20)

À propos Verschwörungsmentalität in der Türkei.

Angeblich wurde laut Erdogan in Deutschland die Video-Zuschaltung von PKK Protagonisten gestattet, in Köln. Da mir nur bekannt ist, dass die PKK in Deutschland als terroristische Organisation geführt wird und mir keine solche Zuschaltung bekannt ist, meine Fragen an die hier versammelten Erdogantürkeispezialisten. Wann und wo wurde welcher PKK Vertreter bei welcher Veranstaltung in Köln per Video zugeschaltet, um eine Rede an wen gerichtet zu halten?


Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Deutschland bei einer Großkundgebung heftig attackiert. Er kritisierte, dass er sich bei der türkischen Kundgebung in Köln am Sonntag vor einer Woche nicht per Videoleinwand zuschalten durfte. „Wo ist die Demokratie?“, fragte er. Den deutschen Behörden warf er vor, bei einer früheren Veranstaltung in Köln eine Videoschalte der PKK zugelassen zu haben. „Sollen sie die Terroristen nur ernähren“ , sagte er. „Wie ein Bumerang wird es sie treffen.“

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 76790.html

Wie ein Bumerang soll uns der Terrorismus treffen, von dem mir noch nicht einmal bekannt ist, wann dieser PKK Terrorismus angeblich durch Videozuschaltung von uns "genährt" wurde. Nur gut, dass Erdogan ein Handelspartner ist und kein Freund und sich selbst auch nicht als solcher betrachtet, ansonsten sähe ich mich gezwungen festzustellen, "wer solche Freunde hat, benötigt keine Feinde mehr".

Hier:

http://www.nachrichtenxpress.com/07/201 ... t-erlaubt/

Diese Seite, Nex, ist übrigens ein ziemliches Propagandasprachrohr Erdogans unter Deutsch-Türken. Sowas wie RussiaToday.
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JJazzGold
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von JJazzGold »

Wasteland hat geschrieben:(08 Aug 2016, 12:57)

Hier:

http://www.nachrichtenxpress.com/07/201 ... t-erlaubt/

Diese Seite, Nex, ist übrigens ein ziemliches Propagandasprachrohr Erdogans unter Deutsch-Türken. Sowas wie RussiaToday.
Danke Dir, nachdem ich jetzt einen Namen habe, bin ich auch beim Münchner Merkur fündig geworden.
Mir ist es nicht verständlich, dass einem PKK Führer in Deutschland eine Videoübertragung gestattet wurde, selbst wenn es im Rahmen eines Kulturfestivals geschah. Das ist doch ein eklatanter Widerspruch zu der Einordnung der PKK als terroristische Organisation in Deutschland.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Wasteland »

JJazzGold hat geschrieben:(08 Aug 2016, 13:16)

Danke Dir, nachdem ich jetzt einen Namen habe, bin ich auch beim Münchner Merkur fündig geworden.
Mir ist es nicht verständlich, dass einem PKK Führer in Deutschland eine Videoübertragung gestattet wurde, selbst wenn es im Rahmen eines Kulturfestivals geschah. Das ist doch ein eklatanter Widerspruch zu der Einordnung der PKK als terroristische Organisation in Deutschland.
Ich habe keine Ahnung wie das gerechtfertigt wurde. Vielleicht Ahnungslosigkeit? Oder die Veranstalter haben nicht offengelegt wer da sprechen wird.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von JJazzGold »

Wasteland hat geschrieben:(08 Aug 2016, 14:35)

Ich habe keine Ahnung wie das gerechtfertigt wurde. Vielleicht Ahnungslosigkeit? Oder die Veranstalter haben nicht offengelegt wer da sprechen wird.

Ich habe kurz einige Verfassungsschutzberichte NRW überflogen, aber dort wird die Videoansprache entweder nicht erwähnt, oder ich habe sie nicht gefunden. Nur die Veranstaltung in Straßburg, zu der er ebenfalls zugeschaltet war, war im Verfassungsschutzbericht BW erwähnt. Eigenartig. Vor fünf Jahren, das war 2011, da war, wenn ich mich richtig erinnere, von Entspannung und Friedensprozess noch nichts in Sicht. Das kann also nicht der Grund gewesen sein.

Bleibt uns nur die Spekulation.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von HugoBettauer »

JJazzGold hat geschrieben:(08 Aug 2016, 13:16)

Danke Dir, nachdem ich jetzt einen Namen habe, bin ich auch beim Münchner Merkur fündig geworden.
Mir ist es nicht verständlich, dass einem PKK Führer in Deutschland eine Videoübertragung gestattet wurde, selbst wenn es im Rahmen eines Kulturfestivals geschah. Das ist doch ein eklatanter Widerspruch zu der Einordnung der PKK als terroristische Organisation in Deutschland.
Ich bin ja auch nicht für die PKK, aber die aktive Handlung wäre hier das Verbot. Öffentliche Demonstrationen, ob nun mit Videoschalte oder sonstwie, sind nur anzeigepflichtig und ein Verbot oder eine Auflage wäre zu rechtfertigen, nicht die Demo mit Video.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von JJazzGold »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Aug 2016, 20:38)

Ich bin ja auch nicht für die PKK, aber die aktive Handlung wäre hier das Verbot. Öffentliche Demonstrationen, ob nun mit Videoschalte oder sonstwie, sind nur anzeigepflichtig und ein Verbot oder eine Auflage wäre zu rechtfertigen, nicht die Demo mit Video.

Was nach wie vor die Frage aufwirft, weshalb einem PKK Führer ein Auftritt per Videozuschaltung genehmigt wurde, oder dieser unbeobachtet und unkommentiert blieb und Erdogan nicht. Letztendlich wird nach meiner Einschätzung der Unterschied im formellen Bereich gelegen haben.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von HugoBettauer »

Das denke ich auch. Evtl war es einfach so, dass bei Erdogan eher jemand drauf kam, wer das ist und dass es ihm nicht behagt und dass der PKK-Mann unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle passierte.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von X3Q »

JJazzGold hat geschrieben:(09 Aug 2016, 10:49)


Was nach wie vor die Frage aufwirft, weshalb einem PKK Führer ein Auftritt per Videozuschaltung genehmigt wurde, oder dieser unbeobachtet und unkommentiert blieb und Erdogan nicht. Letztendlich wird nach meiner Einschätzung der Unterschied im formellen Bereich gelegen haben.
Ich meine, die Aktion der PKK damals war eine private Veranstaltung und nicht als politische Demonstration angemeldet.

--X
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Wasteland »

Passt dazu. Die türkische Zeitung Yeni Söz behauptet, dass der Westen die Türkei mit "künstlichen Erdbeben" bedroht.

Ausserdem schützt die jüdische Familie Rothschild die Gülen-Bewegung. :dead:



https://www.facebook.com/photo.php?fbid ... =3&theater
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Keoma »

Ist ja auch nicht schlecht:

http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 83744.html

"Auf Twitter schrieb Burhan Kuzu, Chefberater des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, über Österreichs Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ): „Verpiss dich, Ungläubiger!“ "
So macht man sich Freunde.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von JJazzGold »

X3Q hat geschrieben:(09 Aug 2016, 16:57)

Ich meine, die Aktion der PKK damals war eine private Veranstaltung und nicht als politische Demonstration angemeldet.

--X
Guter Gedanke, das könnte tatsächlich den Unterschied ausmachen, die Veranstaltung in Straßburg z.B. war auch eine kulturelle Veranstaltung.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Atheist »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Aug 2016, 14:34)

Guter Gedanke, das könnte tatsächlich den Unterschied ausmachen, die Veranstaltung in Straßburg z.B. war auch eine kulturelle Veranstaltung.
Private Neonazi-Festivals werden auch öfters auf gefahrenabwehrrechtlicher Grundlage aufgelöst, hier wurde jedoch nicht eingegriffen. Die Frage ist wohl eher, ob es eine Straftat ist, das Führungs- oder sonstiges Personal der PKK auf einer nichtöffentlichen Veranstaltung live zuzuschalten. Vom § 86 StGB wird es nicht erfasst. Volksverhetzungen, Aufforderungen zu Straftaten etc. scheinen wohl auch unterblieben zu sein. Vielleicht wollte man lieber beobachten, was da so vor sich geht, und Daten über die Besucher sammeln...

Der Vergleich zu Erdogan hinkt aber sowieso, weil bei Erdogan völlig andere Gründe gegriffen haben, namentlich juristisch: Versammlungsfreiheit nur für physisch Anwesende (im digitalen Zeitalter fragwürdig!); politisch: Zuständigkeit der Bundesregierung (verständlich!); ablaufbezogen: Sicherheitsbedenken (eher fragwürdig!).
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Kardux
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Kardux »

Keoma hat geschrieben:"Auf Twitter schrieb Burhan Kuzu, Chefberater des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, über Österreichs Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ): „Verpiss dich, Ungläubiger!“ "
So macht man sich Freunde.
Ja, und der türkische Außenminister bezeichnete Wien als die „Hauptstadt des radikalen Rassismus“.

Ich meine was soll man dazu genau sagen? Auf der einen Hand behaupten viele Türken das man eigentlich gar nicht an einem EU- Beitritt interessiert ist und türkische Politiker steuern ja auch in die entgegen gesetzte Richtung welche die EU vorgegeben hat, aber dann reagiert man immer so dünnhäutig wenn bestimmte EU-Staaten das aussprechen was sich wohl die Mehrheit in der EU mittlerweile denkt. Bundeskanzler Kern hat natürlich mit seiner Aussage Recht, aber ich denke das er auch irgendwo Wahlpropaganda betreibt. Die FPÖ wird nämlich immer stärker. Auf der anderen Seite wird die SPÖ mit diesen Massnahmen damit rechnen müssen das viele Österreich-Türken, die traditionell rot wählen, bei kommenden Wahlen wohl boykottieren werden. Ein Ritt auf der Rasierklinge für Bundeskanzler Kern. Ich würde aus türkischer Sicht solche Sprüche aus Wien anders aufnehmen.

Abgesehen davon wird Wien seit mehreren Jahren zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt. Davon profitieren auch Auslandstürken. Wenn Wien die Hauptstadt des radikalen Rassismus wäre, gäbe es kaum so viele türkische Idealistenvereine und Islamistenvereine (nicht unbedingt radikal-islamisch aber zum Teil fanatische AKP-Anhänger).
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Jekyll »

JJazzGold hat geschrieben:(10 Aug 2016, 14:34)

Guter Gedanke, das könnte tatsächlich den Unterschied ausmachen, die Veranstaltung in Straßburg z.B. war auch eine kulturelle Veranstaltung.
Ja, wirklich clever, Terrorismus unter "kultureller Veranstaltung" zu subsumieren. Das macht in der Tat ein Unterschied aus, insbesondere was die Hohlheit angeht.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Atheist »

Kardux hat geschrieben:(10 Aug 2016, 20:16)

Ja, und der türkische Außenminister bezeichnete Wien als die „Hauptstadt des radikalen Rassismus“.

Ich meine was soll man dazu genau sagen?
Dass Sebastian Kurz angefangen hat und er nicht der einzige ist, der seine Gedanken undiplomatisch äußern kann. Ansonsten zurücklehnen und das Theater genießen. :D
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Marmelada »

Lernen müsst ihr alle, das Strangthema zu beachten. Auch hier muss ich themenfremdes wegräumen.
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Kardux
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Kardux »

Nachdem die türkische Armee, das besetzte Nordkurdistan (Südostanatolien) vor drei Jahren mit Krieg und Zerstörung überzog, zeigten einige türkische Akademiker Zivilcourage und starteten eine Petition die sich gegen den Krieg richtet. Viele dieser Akademiker wurden daraufhin wegen "Terrorunterstützung" (weil man gegen Krieg ist) angeklagt. Nun wurde das Urteil für drei dieser Akademiker bekannt:
Turkey Hands Suspended Jail Sentences to Three Academics Over Kurdish Letter: Lawyers

A Turkish court sentenced three academics on Friday to suspended prison terms on terrorism charges for signing a 2016 petition calling for an end to state violence against Turkey's Kurds, two lawyers in the case said.

The three from Istanbul University, who each received suspended jail sentences of 15 months, were the first to be convicted of 148 academics now being prosecuted for signing the open letter to the Turkish government.

The three were found guilty of using the media to spread terrorist propaganda.

The letter, entitled "We will not be a party to this crime!", was published in January 2016 in reaction to months of fighting between the state and the outlawed Kurdistan Workers Party (PKK), after a 2-1/2-year ceasefire broke down in 2015.

The government put large parts of the southeast under curfew and some largely Kurdish areas were bombarded by heavy weapons.

Calling themselves "Academics for Peace", the 1,128 signatories included Turkish scholars and prominent overseas academics such as American linguist Noam Chomsky.

They said Turkey was condemning residents of towns in the southeast to hunger through the use of curfews and also called for a solution to the conflict that included talks with the Kurdish political movement.

The government says its measures were necessary to root out Kurdish militants who had dug trenches and laid explosives. The United Nations has estimated the security operations left 2,000 people dead and up to half a million displaced.

NO APPEAL PLANNED

"I do not think the verdict is lawful," said one of the lawyers who declined to be named due to the sensitivity of the issue. "What they did does not constitute a crime under terror laws. There needs to be a call to violence for it to be a crime."

The lawyer said there would not be an appeal, citing a lack of trust in the Turkish judicial system.

The trials of seven other academics who also appeared before a court on Friday were adjourned until April, the lawyers said.

The PKK, considered a terrorist organization by Turkey, the United States and the European Union, has waged a three-decade insurgency against the state that has killed more than 40,000 people.

Since a failed coup in July 2016, Turkish President Tayyip Erdogan has embarked on a large-scale crackdown that has seen more than 50,000 people arrested and some 150,000, including many academics, sacked or suspended from their jobs.

The government says its clampdown is necessary given the security threats that Turkey faces.
https://www.usnews.com/news/world/artic ... er-lawyers

Diese Akademiker haben bewiesen, dass es in der Türkei auch noch Menschen gibt, die sich diesem kurdophoben Rassismus nicht anschliessen möchten.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von tabernakel »

Kardux hat geschrieben:(24 Feb 2018, 09:36) Diese Akademiker haben bewiesen, dass es in der Türkei auch noch Menschen gibt, die sich diesem kurdophoben Rassismus nicht anschliessen möchten.
Daran hätte ich auch ohne diese Akademiker nicht gezweifelt. Und auch nicht daran dass dieser Teil der Türkei unter der Entwicklung der letzten 10 Jahre am meisten leidet.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Nomen Nescio »

tabernakel hat geschrieben:(25 Feb 2018, 05:41)

Daran hätte ich auch ohne diese Akademiker nicht gezweifelt. Und auch nicht daran dass dieser Teil der Türkei unter der Entwicklung der letzten 10 Jahre am meisten leidet.
und wieder wird ein land in der vergangenheit gestürzt. 15-20 jahre brauchte china um das ungetan zu machen.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Kardux »

Erdogan has released the genealogy of thousands of Turks – but what is his motive?

In 2003, the Armenian newspaper Agos, whose editor Hrant Dink was assassinated outside his office in 2007, reported that the Turkish government was secretly coding minorities in registers.

Only in Turkey is the identity of a citizen a matter of national security. That’s why the population registry in Ankara was until now a closed book, its details a state secret. Mustafa Kemal Ataturk’s definition of “Turkishness” was “anyone who is attached to the Turkish state as a citizen”. Turks came from a clear ethnic identity, untainted by racial minorities or doubtful lineage. That’s one reason why the Nazis lavished praise on Ataturk’s republic, their newspapers mourning his death in black-bordered front pages.

After all, as Hitler was to ask in several newspaper interviews – and to his generals before he invaded Poland – who now remembers the Armenians? Ataturk had supposedly inherited an Armenian-free Turkey, just as Hitler intended to present his followers with a Jew-free Europe. The Armenian genocide of 1915 – denied by the Turkish government today – destroyed a million and a half Christian Ottoman citizens in the first industrial holocaust of the 20th century. Almost the entire Armenian community had been liquidated. Or had it?

For the stunned reaction of Turks to the sudden and unexpected opening of population registers on an online genealogy database three weeks ago was so immediate and so vast that the system crashed within hours. Rather a lot of Turks, it turned out, were actually Armenians – or part-Armenians – or even partly Greek or Jewish. And across the mountains of eastern Anatolia – and around the cities of Istanbul, Izmir, Erzurum, Van and Gaziantep and along the haunted death convoy routes to Syria, ancient ghosts climbed out of century-old graves to reassert their Armenian presence in Turkish history. For the registry proved that many of them – through their families – were still alive.

Until now, for at least two decades – at least before Sultan Erdogan’s post-coup autocracy – thousands of Turks spoke freely, albeit in private, about their ancestry. They knew that amid the mass slaughter and rape of the Armenians, many Christian families sought sanctuary in conversion to Islam, while tens of thousands of young Armenian women were given in marriage to Turkish or Kurdish Muslim men. Their children grew up as Muslims and regarded themselves as Turks but often knew that they were half-Armenian. Tens of thousands of Armenian orphans were placed in Muslim schools, forced to speak Turkish and change their names. One of the largest schools was in Beirut, organised for a time by one of Turkey’s leading feminists who wrote of her experience and was later to die in America.

The Armenian diaspora – the 11 million Armenians living outside Turkey or Armenia itself, and who trace their ancestry back to the survivors of the 1915 genocide – were the first to understand the significance of the newly-opened population registers, noting that some information dated back to the early 1800s. Up to four million Turkish citizens were reported to have sought access to their family tree within 48 hours – which is why the system crashed – and in the days since it was re-established, according to retired statistician and Armenian demographer George Aghjayan, eight million Turks have requested their pedigrees. That’s 10 per cent of the entire Turkish population.

The documents can be vague. And they are not complete. There are examples of known Armenian ancestors listed as Muslim without reference to their origin. The names shown for those known to have converted during the 1915 genocide are Muslim names – but the Christian names of their parents are also shown. There will always be discrepancies and unknown details. Many Ottoman registrars did not give accurate details of birthdays: Turkish officials might travel to a village once a month and simply list its newborn under the date of their visit. There are still centenarians alive in Lebanon and Syria, for example, who all possess the same birth date, whatever their origin.

So why has Turkey released these files now? Erdogan is quoted to have once complained that Turks were “accused of being Jews, Armenians or Greeks”. Tayfun Atay, a columnist for the Turkish newspaper Cumhuriyet, wrote that he was “advised in a friendly matter not to admit that I am a Georgian…What about those who risk learning that they are of Armenian ancestry or a convert? Just think: you think you are a red-blooded Turk but turn out to be a pure-blood Armenian.”

Journalist Serdar Korucu told Al-Monitor that “if they had done this a few years ago when we were [becoming more tolerant], conspiracy theories would not have been as strong as today, when the state believes we are in a struggle for existence. This is how Turkey reinvigorates the spirit of the Independence War” – to inspire patriotism and pro-government thinking.

In 2003, the Armenian newspaper Agos, whose editor Hrant Dink was assassinated outside his office in 2007, reported that the Turkish government was secretly coding minorities in registers: Greeks were one, according to the paper. Armenians were two. Jews were three. Korucu recalled how the director of the Turkish Historical Society threatened minorities in 2007. “Don’t make me angry. I have a list of converts I can reveal down to their streets and homes.” The director later became a politician in the rightist Nationalist Action Party.

Ethnic Armenian columnist Hayko Bagdat placed this in a story he told the Al-Monitor website – including an individual family tale which might be humorous if it was not so charged with tragedy. “During the 1915 genocide, along with mass conversions, there were also thousands of children in exile…The society is not yet ready to deal with this reality.” Imagine, Bagdat said, that Lutfi Dogan, who had served as Turkey’s director of religious affairs, was the brother of someone who was the Armenian patriarch, Sinozk Kalustyan.

“Kalustyan, who returned to Turkey from Beirut in 1961, was remembered as a saint in the Turkish Armenian Patriarchate and as someone who had served in the most difficult times after 1915. During the genocide, his mother sent the children away and converted to Islam. Later she married [a man called] Dogan, who was of high social standing, and had two girls and a boy. The boy was Lutfi Dogan. When the mother, who was then with the Nationalist Action Party…died, his uncle came in priest garb from Beirut to attend the funeral. Nobody could say anything.”

This predicament was eloquently conveyed in Fethiye Cetin’s memoir of her grandmother, a respected Muslim housewife in the small Turkish town of Maden, who revealed to her granddaughter that she was Armenian. Most of the men in her village were slaughtered, Seher (her real Armenian name was Heranus) said. A Turkish gendarme had adopted her. Fethiye Cetin, a human rights lawyer who acted for the soon-to-be-murdered Hrant Dink, posted her grandmother’s death announcement in Dink’s paper, Argos: “Heranus lost her entire family and never saw them again,” she wrote. “She was given a new name, to live in a new family. She forgot her mother tongue and her religion…she never ever forgot her name, her village, her mother, her father…She lived until the age of 95.” Relatives in America read the death notice and Heranus’ sister – still alive – called Cetin in Istanbul. A family reunited.

Perhaps two million Turks have Armenian grandmothers. But they are supposed to believe that the genocide never happened.
http://www.independent.co.uk/voices/tur ... 34346.html
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Orbiter1 »

Jetzt schaltet sich Trump ein um einen inhaftierten Priester aus den USA freizubekommen. Selbstverständlich kommt von ihm gleich eine ordentliche Breitseite.

"The United States will impose large sanctions on Turkey for their long time detainment of Pastor Andrew Brunson, a great Christian, family man and wonderful human being. He is suffering greatly. This innocent man of faith should be released immediately!" Quelle: Guidants News https://news.guidants.com

Bin schon gespannt wie lange es dauert bis er frei kommt. Ich tippe mal auf max 48 Stunden.
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Tom Bombadil »

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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Cat with a whip »

Der Faschismus in der Türkei bezeichnet Individuen bereits als Besitz der Nation. Es wird Zeit in der NATO den Status der Türkei als Mitglied der Wertegemeinschaft infragezustellen.

Soylu schrieb am Donnerstagmorgen auf Twitter, dass man sich in Amerika holen werde, was der Türkei gehöre. „Wir haben in Amerika einen Besitz: Fetö. Den werden wir nicht dort lassen. Wir werden ihn holen!“ Als „Fetö“ bezeichnet die Türkei die Gülen-Bewegung. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wirft Gülen vor, hinter dem Putschversuch von 2016 zu stecken, und verlangt seine Auslieferung.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 19457.html
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Tom Bombadil »

Ein hochrangiges Opfer packt aus:
Den türkischen Behörden gilt er als "Terrorist". Nach dem Putsch wurde er inhaftiert, dann gelang ihm die Flucht. Teri Schultz berichtet, was er zu erzählen hat, und warum er nicht länger über das Erlebte schweigen will.
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/p ... ntp#page=1
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Re: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit & Verschwörungsmentalität in der Türkei

Beitrag von Vongole »

In der Türkei häufen sich Angriffe auf Kurden durch organisierten Lynchmord.
Jetzt fielen dem sieben Mitglieder einer Familie in Konya zum Opfer:
Bewaffnete Angreifer haben in der Türkei sieben Mitglieder einer kurdischen Familie getötet. Die Angreifer drangen nach türkischen Medienberichten am Freitag in das Haus der Familie in Konya im Zentrum des Landes ein, töteten die Bewohner und versuchten, das Haus in Brand zu setzen. Menschenrechtler sprachen von einem rassistischen Verbrechen.
Die Mitglieder der Familie waren bereits im Mai angegriffen und schwer verletzt worden. Ein jetzt getötetes Familienmitglied hatte der Nachrichtenwebsite „Gazete Duvar“ vor wenigen Tagen gesagt, Nachbarn hätten die Familie bedroht und gesagt, sie würden „hier keine Kurden wohnen lassen“. Die gesamte Familie fürchtete demnach um ihr Leben, zumal Polizei und Justiz nicht gegen die damaligen Angreifer vorgegangen seien.
https://www.welt.de/vermischtes/article ... oetet.html
https://www.rudaw.net/english/middleeas ... /300720212
Unter Erdogan werden Kurden zum Freiwild, und die EU schaut zu.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
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