Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

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Abensberg
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Abensberg »

Blickwinkel » Mo 14. Dez 2015, 22:18 hat geschrieben:
Tja, da wäre doch eine Wiederbelebung des Nato-Russlands-Rates nützlich oder der Petersburger Dialog. Aber Washington blockt da ab und unterbindet auch jeden Versuch der dt. Regierung nach einem Dialog. Warum nur machen die das nicht, um den irren Iwan zu stoppen?
Wann fliegt der islamistische erdogan aus der nato um den irrsinn zu stoppen
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Blickwinkel
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Blickwinkel »

Abensberg » Di 15. Dez 2015, 12:03 hat geschrieben: Wann fliegt der islamistische erdogan aus der nato um den irrsinn zu stoppen
Warum sollte er denn rausfliegen? Er macht doch alles richtig, aus Sicht Washingtons. Er kriegt eher einen Orden für herausragende Leistung. Das ist übrigens keine Satire.
Nichts ist in der Regel unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken läßt. (Ludwig Erhard)
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zollagent
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von zollagent »

Blickwinkel » Di 15. Dez 2015, 11:49 hat geschrieben:
Warum sollte er denn rausfliegen? Er macht doch alles richtig, aus Sicht Washingtons. Er kriegt eher einen Orden für herausragende Leistung. Das ist übrigens keine Satire.
Eher die Verkündung einer recht schrägen Weltsicht. :p
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King Kong 2006
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Es soll signifikante Hackerangriffe auf türkische Einrichtungen gegeben haben.
Türkei: Hacker-Attacken auf Banken

In der Türkei sind Banken und öffentliche Institutionen Opfer großangelegter Cyberattacke geworden. Lokale Medien spekulieren, die Cyberangriffe würden von Russland oder der Hackergruppe Anonymus gesteuert.

"Die Hackerangriffe sind schwerwiegend", sagte ein Sprecher des türkischen Internetanbieters Turk Telekom am Freitag. Die Banken Isbank, Garanti und Ziraat Bank bestätigten die Attacken. Es gebe vereinzelt Störungen von Kreditkarten-Transaktionen. Schon seit zwei Wochen komme es immer wieder zu Angriffen auf IT-Systeme, die Intensität habe in den vergangenen zwei Tagen aber extrem zugenommen. Offizielle Angaben gab es dazu nicht.

http://www.dw.com/de/türkei-hacker-atta ... a-18942465
Sicher wird sich Moskau dazu nicht äußern. Die Leute von Anonymus schon.
"Operation ISIS"

Anonymous erklärt Türkei den Krieg

Das Hacker-Kollektiv Anonymous hat der Türkei den Krieg erklärt. Weil die Regierung den IS unterstütze, hat dias Hacker-Kollektiv die digitale Infrastruktur des Landes ins Visier genommen. Doch was bringt so eine Kriegserklärung?

http://www.stern.de/panorama/weltgesche ... 18786.html
Russland stellt Zusammenarbeit mit Türkei auf rechtlichem Gebiet ein © AP Photo/ Emrah Gurel

Das Ministerkabinett Russlands wird Präsident Wladimir Putin vorschlagen, die Türkei über die Einstellung der Zusammenarbeit in den Bereichen Zivil-, Handels- und Strafrecht in Kenntnis zu setzen. Die entsprechende Verordnung hat das Internet-Portal für Rechtsinformationen veröffentlicht.

Das Kabinett bittet Putin, den vom Justizministerium der Russischen Föderation vorgelegten Vorschlag zu befürworten, „der türkischen Seite eine Benachrichtigung über die Absicht der Russischen Seite zu schicken, nicht Teilnehmer des Vertrages zwischen der Russischen Föderation und der Republik Türkei über gegenseitigen Rechtsbeistand in Zivil-, Handels- und Strafsachen zu werden, der in Ankara am 15. Dezember 1997 unterzeichnet wurde“, heißt es in dem Dokument.

Weiterlesen: http://de.sputniknews.com/politik/20151 ... z3vNE7m5R5
Russland spielt die Kurdenkarte. Natürlich müssen sich "die Kurden" auch darauf einrichten, daß sie von Russland in der Frage Türkei vermutlich nur instrumentalisiert werden. Zumal Damaskus, Bagdad und Teheran sich das genau anschauen, was Moskau da veranstaltet. In diesem aktuellen Kontext zielt es einfach auf Ankara. Ich kann mir nicht vorstellen, daß da etwas substantielles in der Kurdenfrage herauskommt. Könnte dies - auch - ein Grund für die Türkei gewesen sein Truppen in den Nordirak zu entsenden? Was geschieht dort (aus Sicht der Türkei)? Besser man hat Beobachter vor Ort.
Wladimir Putin nähert sich Kurden an - für Erdogan fatal

Russland bekundet Sympathie für kurdische Autonomiebestrebungen, Außenminister Lawrow empfängt kurdische Spitzenpolitiker. Was bedeutet das für die Türkei?

Wie ist das Verhältnis der Türkei mit anderen Akteuren der Region?

„Null Probleme mit den Nachbarn“: Das war die politische Maxime von Ahmet Davutoglu, als er 2009 das Außenministerium in Ankara übernahm. Sechs Jahre später – Davutoglu ist inzwischen Ministerpräsident – könnte man sagen: Die Türkei hat nicht null, sondern nur Probleme mit ihren Nachbarn. Mit fast allen liegt sie im Streit, darunter früheren Verbündeten wie Israel und Ägypten. Im Nahen Osten und Nordafrika hat sie ihren Einfluss weitgehend verloren.

http://www.tagesspiegel.de/politik/russ ... 56884.html
Wie Eingangs berichtet will/muß die Türkei in der veränderten Weltlage aus ihrer ehemaligen NATO-Rolle heraus. Sie will eine aktivere Rolle spielen. Eine Null-Probleme Politik kann man damit natürlich nicht fahren. Das macht man, wenn man eher passiv ist. Und sich da einfügt, wo Groß- und Supermächte die Rollen zuschieben. Wenn man über sich hinauswachsen will und Macher sein möchte, wird man anderen auf die Füsse treten. Ende der Null-Probleme Ära. Hat die Türkei aber eine andere Wahl? Die Zeiten und die Rollen ändern sich. Man muß mitschwimmen. Fragt sich nur wie.
Analysis: Turkey's dangerous ambitions

The confrontation with Russia has given Moscow an excuse to augment its military deployment in Syria and the eastern Mediterranean, and weaken allied air strikes against Islamic State (ISIS).

Russia has increased its military assets in the region, including deploying S-400 air and anti-missile defense systems, probably ready to shoot down the first Turkish fighter jet flying over Syrian skies.

Waiting for Turkish-Russian tensions to ease, and trying to avoid a clash between NATO member Turkey and Russia, US officials have quietly put on hold a request for Turkey to more actively join the allied air missions in Syria against ISIS. After having lost its access to Syrian soil, Turkey also has been declared militarily non grata in Iraq.

As Professor Norman Stone, a prominent expert on Turkish politics, explained in a recent article: "Erdogan's adventurism has been quite successful so far, but it amounts to an extraordinary departure for Turkish foreign policy, and maybe even risks the destruction of the country. How on earth could this happen? The background is an inferiority complex, and megalomania. For centuries, and even since the Mongols, sensible Islam has asked: 'What went wrong? Why has God forsaken us, and allowed others to reach the moon?'"

With the inferiority complex and megalomania still gripping the country's Islamist polity, Erdogan's Islam is not sensible; it is perilous.

Burak Bekdil, based in Ankara, is a Turkish columnist for the Hürriyet Daily and a Fellow at the Middle East Forum.

http://www.jpost.com/Middle-East/Analys ... ons-438320
Zuletzt geändert von King Kong 2006 am Fr 25. Dez 2015, 23:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Russland spielt die Kurdenkarte. Natürlich müssen sich "die Kurden" auch darauf einrichten, daß sie von Russland in der Frage Türkei vermutlich nur instrumentalisiert werden. Zumal Damaskus, Bagdad und Teheran sich das genau anschauen, was Moskau da veranstaltet. In diesem aktuellen Kontext zielt es einfach auf Ankara. Ich kann mir nicht vorstellen, daß da etwas substantielles in der Kurdenfrage herauskommt.
Da teile ich, ausnahmsweise, Ihre Meinung. Russlands Engagement ist nichts weiter als ein Vortasten bzw. als eine Warnung an die Türkei. Fest steht, falls Russland die PKK aktiv unterstützen würde (mit speziellen Waffenlieferungen), wäre das Resultat eine enorme Zuspitzung des Konflikts und da würde Russland dann nicht mehr so leicht heraus kommen. Die Türkei hat eben das Glück das der Westen ein erstarktes Russland fürchtet, sonst hätten die Russen schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts die beiden entscheidenden Meeresengen am Bosporus und an den Dardanellen eingenommen. Inwieweit sich Russland einen offenen Konflikt mit der Türkei erlauben kann erschließt sich mir nicht, aber aus kurdischer Sicht sollte man über die russischen Annäherungsversuche sehr skeptisch sein. Wirklich handfestes gab es bis jetzt auch noch nicht, was auch nicht für die Russen spricht.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux » Sa 26. Dez 2015, 14:08 hat geschrieben:
Da teile ich, ausnahmsweise, Ihre Meinung. Russlands Engagement ist nichts weiter als ein Vortasten bzw. als eine Warnung an die Türkei. Fest steht, falls Russland die PKK aktiv unterstützen würde (mit speziellen Waffenlieferungen), wäre das Resultat eine enorme Zuspitzung des Konflikts und da würde Russland dann nicht mehr so leicht heraus kommen. Die Türkei hat eben das Glück das der Westen ein erstarktes Russland fürchtet, sonst hätten die Russen schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts die beiden entscheidenden Meeresengen am Bosporus und an den Dardanellen eingenommen. Inwieweit sich Russland einen offenen Konflikt mit der Türkei erlauben kann erschließt sich mir nicht, aber aus kurdischer Sicht sollte man über die russischen Annäherungsversuche sehr skeptisch sein. Wirklich handfestes gab es bis jetzt auch noch nicht, was auch nicht für die Russen spricht.
Die Türkei wird als Brückenkopf in der Region Naher- Mittlerer Osten von den USA genutzt. Seit sich Ankara durch den Wegfall des Kalten Krieges (oder sagen wir eher Abschwächung...) aus der Rolle innerhalb der NATO herauskämpft gibt es allerdings zahllose Konflikte mit den USA dadurch. Die USA hat eben ihre Rollen für alle Staaten in ihrer Geostrategie. Man springt der Türkei nicht nur aus NATO-Vertragswerken bei, sondern natürlich wegen/gegen Russland. Und Russland will sicherlich keine maßlose Eskalation mit der Türkei. Nur das Selbstverständnis Russlands und der Türkei lässt keine Handlungen zu, die als Schwäche ausgelegt werden könnten. Zumal auch in jeder Krise ziemliche Vorteile gezogen werden können. Russland macht das gerade. Im übrigen auch gegenüber dem Iran in Syrien.

Die Kurden können sich meiner Meinung weiterhin primär erstmal nur auf sich verlassen. Tendenziell grundsätzlich im bestimmten Rahmen auch auf die USA. Alles andere wie jetzt im Falle Russlands ist wohl eher temporär. Da muß Erbil schauen, was man kriegen kann, solange es läuft.

Aber die Auflösung der Staaten Syrien und Irak bieten den Kurden jetzt die besten Chancen seit langem auf Autonomie. Wenn ich mir die kurdisch kontrollierten Gebiete in Syrien anschaue, sind sie ja ziemlich kohärent und mit Anschluß an die Gebiete der KRG im Irak.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Offenbar vertieft sich die angespannte Lage zwischen den beiden Nachbarn.
Wirtschaftliche Verluste: Teurer türkischer Fehler mit dem russischen Bären

Auf wenigstens vier Milliarden Dollar wird der Schaden für die türkische Wirtschaft durch Sanktionen geschätzt Wenn sie nur könnten, dann würden sie jenen 24. November rückgängig machen: den Moment, als der türkische Pilot auf den Knopf drückte und den russischen Kampfjet abschoss, der ganze 17 Sekunden den Luftraum verletzt hatte. Die Türken bekommen seither Wladimir Putins Zorn zu spüren. Nichts, so scheint es, kann den russischen Präsidenten besänftigen – außer einer schlichten Entschuldigung für den Abschuss der Maschine und den Tod des russischen Piloten im syrischen Rebellengebiet. Dazu aber ist die türkische Führung noch nicht bereit. 0,3 bis 0,7 Prozentpunkte könnten Russlands Sanktionen das Wachstum der türkischen Wirtschaft in diesem Jahr kosten, so schätzt die Europäische Bank für Wiederaufbau (EBRD). 0,44 Prozentpunkte hat der Thinktank Tepav in Ankara in einer gerade erschienenen Studie errechnet.
Der Krieg in den Kurdenstädten im Südosten der Türkei schadet jetzt schon Handel und Tourismus; eine Parteinahme für Saudi-Arabien im neuen Konflikt am Golf könnte auch noch die Wirtschaftsbeziehungen der Türkei zum Iran ruinieren.
Einseitige Abhängigkeit

Die Türkei exportiert nichts, was sich russische Abnehmer nicht auch auf anderen Märkten relativ einfach besorgen könnten: Nutzfahrzeuge, Obst, Gemüse, Maschinen. Andersherum sieht es schwieriger aus: Mehr als 70 Prozent ihrer Energielieferungen bezieht die Türkei aus Russland. Dass es bei dem fatalen Luftzwischenfall im vergangenen November weniger ums Prinzip als um Politik ging, hat der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu mittlerweile zu erkennen gegeben. Es waren die russischen Bombenangriffe gegen Rebellen der turkmenischen Minderheit in Syrien nahe der türkischen Grenze, die Ankara aufgebracht hatten und für die Russland eine Lektion erteilt werden wollte.

http://derstandard.at/2000028852562/Wir ... hem-Baeren
Gibt es im Moment Anzeichen der Entspannung in den Beziehungen der Türkei zu Russland?
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Cobra9 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(12 Jan 2016, 08:30)

Offenbar vertieft sich die angespannte Lage zwischen den beiden Nachbarn.







Gibt es im Moment Anzeichen der Entspannung in den Beziehungen der Türkei zu Russland?

Nicht wirklich. Ich will jetzt keine Schuld zuschieben, aber ich behaupte mal mit den beiden Herren an den Landesspitzen wird es keine pragmatische Lösung geben. Das Verhälniss wird einige Zeit leiden noch.
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Liegestuhl
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Liegestuhl »

King Kong 2006 hat geschrieben:(12 Jan 2016, 08:30)
Der Krieg in den Kurdenstädten im Südosten der Türkei schadet jetzt schon Handel und Tourismus;
Naja, nicht nur im Südosten.
"Der Tourismus in Antalya ist tot"

Russen waren nach den Deutschen die größte Touristengruppe in der Türkei. Die Einheimischen in Antalya sind überzeugt, dass ihr Fehlen durch Putins Sanktionen einen schweren Schaden hinterlassen wird.
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... t-tot.html

Aber eine Entschuldigung von Erdogan wird es nicht geben. Das würde bedeuten, dass man einen Fehler gemacht hat. Und das passt nicht zum regionalen Verständnis von Stärke.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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King Kong 2006
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Angeblich errichten die russischen Streitkräfte in einem von der PYD kontrolliertem Gebiet in Syrien einen Militärstützpunkt. Falls dies stimmt, ist nicht davon auszugehen, daß die russischen Einheiten dort sind, um die PYD zu bekämpfen, sondern um diese u.a. zu schützen. Das kann durchaus als Affront gegenüber der Türkei gewertet werden. Moskau hat im Rahmen der bilateralen Krise zwischen beiden Staaten auch die kurdische Karte ausgespielt.
Russen stehen an der Grenze zur Türkei

Moskau soll Soldaten und Ingenieure in syrische Grenzstadt Qamishli verlegt haben Ankara – Russland baut in der syrischen Stadt Qamishli, unmittelbar an der Grenze zur Türkei, einen neuen Stützpunkt für seine Militäreinsätze aus. Hundert Soldaten und ein Team von Ingenieuren seien mit dem Ausbau des Flughafens der Stadt beschäftigt, meldeten türkische Medien unter Berufung auf die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London und Oppositionsgruppen im Bürgerkriegsland.
Zentrum der Kurden Qamishli ist ein Zentrum der syrischen Kurden der PYD, die entlang eines großen Teils der Grenze zur Türkei ihr selbst verwaltetes Gebiet Rojava errichtet haben. Die türkische Regierung sieht darin eine Bedrohung für die territoriale Einheit ihres eigenen Landes, weil die Erfolge der syrischen Kurden auch die Kurden auf der türkischen Seite zu separatistischen Bestrebungen anspornten.
In Nusaybin liefern sich Bewaffnete der kurdischen Untergrundarmee PKK und türkische Sicherheitskräfte seit Monaten immer wieder Gefechte. Der Flughafen von Qamishli wird noch von Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad kontrolliert, was für Ankara ein weiterer Beleg ist, dass die syrischen Kurden der PYD gemeinsame Sache mit Assad machen. Russland und die USA unterstützen die PYD als Bündnispartner im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat". Ankara gegen PYD Die Türkei dagegen hat auch die PYD zu einer Terrororganisation erklärt. Premier Ahmet Davutoglu lehnt eine Teilnahme der PYD bei den anstehenden Verhandlungen zwischen den syrischen Bürgerkriegsparteien kategorisch ab, wie er beim Weltwirtschaftsforum in Davos am Donnerstag erklärte. Großen Einfluss auf die Besetzung am Verhandlungstisch hat Ankara freilich nicht.

http://derstandard.at/2000029525787/Rus ... ur-Tuerkei
Für "die kurdische Sache" ist das Engagement Russlands vor Ort sicher sehr willkommen. Auch die USA haben die PYD als Bündnispartner.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von H2O »

Da bahnt sich doch eine Möglichkeit für eine friedliche
Lösung der seit Ewigkeiten schwelenden Auseinander-
setzungen mit den Kurden an:

Die Russen unterstützen die syrischen Kurden,
um die Türken daran zu hindern, ihren selbst-
gewählten Erzfeinden höchstselbst an die Gurgel
zu gehen. Die USA unterstützen die syrischen
Kurden als verlässliche Kämpfer gegen den IS
und gegen Assad.

Irgendwann muß es ja zu einem Beschluß kommen,
ob Syrien als Zentralstaat wieder hergestellt werden
soll, oder ob eine weitgehend autonome kurdische
Provinz in Syrien vertraglich zugelassen wird. Wenn
es zur zweiten Lösungsvariante kommt, dann böte
sich diese Lösung auch für die Türkei an, um dort den
Bürgerkrieg zu beenden. In Irak wäre so auch ein zu
befürchtender Bürgerkrieg um den Erhalt des Gesamt-
staats zu vermeiden. Dann gäbe es drei autonome
Kurdenprovinzen, die aneinander grenzen. Mit gutem
Willen könnte daraus etwas Gutes werden, wenn die
Kurden sich darauf einigen könnten, ihren jeweiligen
Gesamtstaaten keinen Schaden zu zu fügen.

Hoffen wir das Beste, lieber Leser...
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zollagent
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von zollagent »

Das wäre eine Lösung, wie sie mir auch vorschwebte, aber die Nationalismen in der Region werden es nicht zulassen, daß ein Kurdistan entsteht, das wäre Gesichtsverlust. Da bin ich sehr pessimistisch.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von H2O »

zollagent hat geschrieben:(25 Jan 2016, 14:25)

Das wäre eine Lösung, wie sie mir auch vorschwebte, aber die Nationalismen in der Region werden es nicht zulassen, daß ein Kurdistan entsteht, das wäre Gesichtsverlust. Da bin ich sehr pessimistisch.
Nein, das werden die beteiligten Zentralstaaten nicht zulassen;
ein unabhängiges Kurdistan war deshalb auch nicht mein Gedanke
in diesem Tohuwabohu der Interessen. Ich dachte an Autonomie-
Statute in den Zentralstaaten für 3 aneinandergrenzende kurdisch
besiedelte Provinzen. Wenn alle Beteiligten treu mitspielten, dann
könnte daraus vielleicht mehr werden als ein kurdischer National-
staat je bewirken könnte... die Kurden als Brücke zwischen diesen
Nachbarn: Zugleich Staatsbürger im jeweiligen Zentralstaat, und
durch gemeinsames Schicksal verbunden, mit Provinzgrenzen ohne
Stacheldraht als Verwaltungsgrenzen.

Na ja, das ist wohl eher ein süßer Traum als eine echte Möglichkeit!
Kohlmeise

Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Kohlmeise »

Putin spielt wieder mit Feuer.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/g ... 74863.html

Russland ist bald völlig pleite. Darum will Putin wieder einen Krieg vom Zaun brechen. Er kann sich damit trösten, nicht der erste Diktator zu sein, der so was tut.
Shadowrunner

Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Shadowrunner »

Der Putin ist schon Geisteskrank.
Am Ende wird er abdanken wie Gorbatschow.
Die Zeit tickt gegen Russland.
Die Frage ist nur, wann der wahnsinnige Zar Russland zum Bankrott treibt.
Kohlmeise

Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Kohlmeise »

Erdogan droht Russland.

Erdogan issues warning to Moscow after warplane allegedly violated Turkish airspace.

http://www.foxnews.com/world/2016/01/31 ... space.html

Nach dem erfolgreichen Überfall auf Krim überschätzt sich nun Herr Putin masslos.
Seine Devisen aus dem Ölgeschäft sind im Schwinden begriffen.
Einen Krieg gegen den Nato-Staat kann er nicht gewinnen.

http://www.fr-online.de/brennpunkt-tuer ... 81976.html
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Abensberg »

Fast hätte Putin mit EINER Su-34 der Türkei den Krieg erklärt. Nochmal glück gehabt
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von H2O »

Abensberg hat geschrieben:(31 Jan 2016, 19:24)

Fast hätte Putin mit EINER Su-34 der Türkei den Krieg erklärt. Nochmal glück gehabt
Ganz so witzig ist dieses dämliche Spiel hier wirklich nicht:

Die Türkei hat gegen Assad Partei ergriffen und mit Saudi-
Arabien Islamisten gefördert, die drauf und dran waren,
Assad nieder zu ringen. Den Nebel um den IS will ich lieber
nicht lüften!

Iran stützte Assad mit der libanesischen Hisbollah, aber konnte
der sunnitisch-islamistischen Front nicht Stand halten.

Jetzt kommt Russland ins Spiel und dreht die Lage wieder,
schon um seine Einflußsphäre im östlichen Mittelmeer zu
behalten, natürlich gegen die Interessen der Türkei. Und hält
mit den syrischen Kurden noch ein Ass im Ärmel, das es bei
Bedarf ausspielen kann, auch wieder gegen die Interessen der
Türkei.

Die USA und einige Partner halten aus der Luft den IS nieder,
die Kurden in Syrien und Irak gehen am Boden erfolgreich gegen
diese Mörderbande vor.

Desgleichen die Regierungstruppen mit von Iran unterstützten
schiitischen Milizen Bagdads im Irak.

Die Türkei befindet sich in einer unangenehmen Lage: Verfeindet
mit den Russen, unklar in Richtung USA, im Streit mit der Regierung
in Bagdad, und Bürgerkrieg im Inneren gegen die PKK und die mit
ihr sympathisierenden Kurden.

Da kann ein unbedachter "Schachzug" der Russen einen sehr ern-
sten Krieg auslösen. Dabei ist die Frage von Gewinnen oder Verlieren
gar kein Thema. Verlieren werden alle Beteiligten!
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Kardux
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Kardux »

TURKISH GOVERNMENT DECLARES: WE CAN OCCUPY RUSSIA IN SEVEN DAYS…RUSSIAN GOVERNMENT: LOL!
“Since the crash of” Sukhoi-24 “russian, Russia has taken every conceivable opportunity to undermine Turkey. Certainly my government behaves like a mature and experienced government, but our patience has limits. Faced with Russian efforts, we have, no fear, no remorse. We act with moderation, to bring our relations back to normal, if necessary, I assure you ,we can can occupy Russia in less than seven days with NATO and our regional allies ”

The Pentagon has responded to a globally-released ‘Kill List’, asking law enforcement to give extra protection for military personnel whose personal information was released, News Channel 10 reports.
http://www.jewsnews.co.il/2015/12/18/tu ... nment-lol/

Woher kommt eigentlich dieser Größenwahn ? Die Türken haben in ihrer gesamten Geschichte fast keine wichtige Schlacht gegen die Russen gewonnen, ohne den Westen hätte man Istanbul und weite Teile der heutigen Türkei schon im 19. Jahrundert an die Russen verloren. Der Westen wollte schon damals das Gleichgewicht halten.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Abensberg »

Weil die nato hinter dem rücken steht. Lass mal die ersatzteile fur die luftwaffe ausgehen. Dann hat die türkei verloren ohne feindeinwirkung. Erdogan ist verrückt und unterstütz islamisten an der seite von den saudis. Türkische armee schießt kurden nieder, [...]. Er versucht assad nach zu machen. Die nato bleibt sehr still anstatt mal kritik zu üben. Aber man heilt lieber rum wenn ein russischer jet entlang der grenze bzw sekbsternannten pufferzone fliegt. Ja, in 7 tagen russland erober... Was soll man dazu sagen.... Lol
[...]
Erdogan ist ein [...] und hält sich daran was der mann im weisen haus sagt. Im irak hat man es schon 2 mal gesehen. Alleine würde er nicht mal das wort besetzen und russland in den mund nehmen
Zuletzt geändert von Marmelada am Di 2. Feb 2016, 10:22, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Unterstellungen ohne Beleg und Gepöbel entfernt
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von H2O »

Mir gefällt zwar auch nicht dieses großmäulige Getue;
aber da nehmen sich die beiden Kampfhähne nicht viel.
Der eine wollte mit seinen Panzern in wenigen Tagen
in Kiew einmarschieren, der andere besetzt gleich ganz
Rußland in einer Woche.

Dabei ist die Mitwirkung der NATO an solchen Abenteu-
ern überhaupt nicht gesichert. Allerdings soll das keine
Aufforderung sein, diesen Fall etwa zu testen, sowohl in
Richtung Rußland als auch in Richtung Türkei gemeint!

Man sollte die Fähigkeiten der Türkei nicht unterschätzen,
sich ihr Wehrmaterial selbst her zu stellen. Da haben in
den letzten 10 Jahren etliche industrielle Entwicklungen
stattgefunden.
Abensberg
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Abensberg »

Bestimmte Techniken schon, dennoch ist die türkische Luftwaffe ausländisch. Aber ich denke nicht das es dort knallt. Erdogan ist halt sauer, dass Assad nicht weg ist
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland scheinen sich eher zu verschlechtern, denn zu entspannen.
Eskalation droht

Türkei und Russland verschärfen den Ton

"Verbrechen gegen die Menschlichkeit", "Unterstützung des Terrorismus": Der Ton zwischen Ankara und Moskau ist rauer denn je. Der Westen fürchtet eine Eskalation im Streit der beiden Ländern. Konfliktpunkt ist das jeweilige militärische Engagement in Syrien.

Im Syrien-Konflikt schlagen die Türkei und Russland schärfere Töne an. Moskau warf Ankara wegen seiner Angriffe auf kurdische Einheiten und syrische Regierungstruppen Unterstützung des "internationalen Terrorismus" vor. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bezichtigte Russland, sich wie "eine Terrororganisation" zu verhalten. Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützt den bislang vor allem von der Türkei vorgebrachten Vorschlag einer Flugverbotszone in Syrien.

"Moskau äußert seine ernste Besorgnis über das aggressive Vorgehen der türkischen Regierung gegen einen Nachbarstaat", erklärte das russische Außenministerium. Russland betrachte dies als "offene Unterstützung des internationalen Terrorismus".

Die türkische Armee beschießt seit Tagen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) im Norden Syriens, um zu verhindern, dass sie ihr Gebiet ausdehnen. Ankara betrachtet die YPG als syrischen Ableger der Arbeiterpartei Kurdistans, während der Westen sie als wichtigen Verbündeten gegen die Dschihadisten sieht. Russland fliegt seit Ende September zur Unterstützung der syrischen Armee Luftangriffe auf Dschihadisten und andere Rebellen in Syrien.

Davutoglu warnte, sollte sich "Russland weiter wie eine Terrororganisation verhalten und Zivilisten zur Flucht zwingen, werden wir eine extrem entschlossene Antwort geben". Russland und "andere Terrororganisationen" verübten "zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Der türkische Ministerpräsident warnte im türkischen Fernsehen, die Türkei werde nicht zulassen, dass die Kurdenkämpfer die Stadt Asas im Nordwesten Syriens erobern.

http://www.n-tv.de/politik/Tuerkei-und- ... 05916.html
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von H2O »

Vor diesem Hintergrund muß die NATO der Türkei
zusichern, daß ihr der Schutz der Gemeinschaft sicher ist,
wenn sie nicht ihrerseits als Partei im syrischen Bürgerkrieg
auf syrischem Boden gegen Rußland, Assad und Kurden
antritt.

Irgendjemand muß auch die schmerzhafte Botschaft über-
mitteln, daß es für die Türkei auf syrischem Boden derzeit
nichts zu kämpfen gibt, auch nicht gegen Kurden, die dort
vielleicht eine wichtige Stadt einnehmen... nachdem sie den
IS zurück gedrängt haben und nun auch andere Islamisten
verjagen. Al Kaida-nahe Kampfgruppen in der Türkei? Da
geht einem Westler doch der Hut hoch!

Die NATO kann nicht dazu dienen, osmanische Träume zu
verwirklichen. Dazu hatte die Türkei viel Zeit, bevor der
Einsatz Rußlands begann. Aber da päppelte die Türkei
die islamistischen Gegenkräfte hoch, wobei nie richtig
klar wurde, wie weit damit auch der IS gefördert wurde...
bis er im Westen durch Terror gegen unsere Lebensart
in Ungnade fiel.
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King Kong 2006
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Ankara hat den mutmaßlichen Mörder des russisches Piloten in Izmir gefasst. Der Pilot konnte lebendig den Abschuß überleben. Wurde dann aber am Boden getötet. Das pikante daran ist, daß der Schütze Sohn eines MHP-Politikers ist.
Abgeschossener Kampfjet: Türkei verhaftet mutmaßlichen Mörder des russischen Piloten

Der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei hatte im November massive Spannungen ausgelöst. Die türkische Polizei nahm nun einen Verdächtigen fest, der den russischen Piloten getötet haben soll.

C. ist der Sohn eines hohen Politikers der nationalistischen Partei MHP und kämpft seit 2014 für die turkmenischen Rebellen in Syrien.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 84910.html
Ob sich das positiv auf die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland auswirken wird, bleibt abzuwarten. Zuviel scheint passiert zu sein. Derweil soll Russland taktische Iskander Raketen in Latakia/Syrien stationiert haben. Vermutlich sind diese Waffensysteme weniger gegen Israel oder IS-Jeep Kolonnen gedacht. Aus Sicht Russlands robbt sich die NATO an seine Nordwestflanke heran. Im Baltikum, aber auch in der Ukraine. Scheint so, als ob Russland sich nun an die Südwestflanke der NATO heranrobbt. Diese Waffen können nur Richtung NATO/Türkei verstanden werden.
Analysis: Iskander missile launcher spotted in Syria
http://www.janes.com/article/59182/anal ... d-in-syria
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Cat with a whip »

Sind eigentlich ein großer Teil der Türken die auf Seite der Turkmenen in Syrien mit der Waffe kämpfen Rechtsextremisten? Gibt es dazu Schätzungen?
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Erdogan versucht offenbar wieder die Kontakte in der Region zu verbessern. Zuletzt wirkte die Türkei durch die Politik Erdogans etwas umzingelt.
Erdoğan entschuldigt sich für Kampfjetabschuss

Der türkische Staatspräsident bedauert den Angriff auf einen russischen Kampfjet vor einem Jahr an der Grenze zu Syrien. Beide Länder wollen ihren Streit beenden.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... chuldigung
Ich kann mir zwar nicht vorstellen, daß sich die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland jetzt schlagartig "positiv" entwickeln. Aber besser als tüchtig negativ...
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von ciesta »

King Kong 2006 hat geschrieben:(27 Jun 2016, 21:37)

Erdogan versucht offenbar wieder die Kontakte in der Region zu verbessern. Zuletzt wirkte die Türkei durch die Politik Erdogans etwas umzingelt.



Ich kann mir zwar nicht vorstellen, daß sich die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland jetzt schlagartig "positiv" entwickeln. Aber besser als tüchtig negativ...
Ggf. noch ein kleines Goodie für Putin ala Southstreamzusagen dazu und die gesamte russische Regierung verbringt ihren Urlaub in der Türkei.
:D

Interessant ist ja auch die Dreiecksbeziehung Israel/Russland/Türkei.
Die nächste Dimension:
Die Ukraine wollte wegen der RUsslandbeziehungen gerne eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Türkei erreichen.
Doktor Schiwago

Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Doktor Schiwago »

King Kong 2006 hat geschrieben:(27 Jun 2016, 21:37)

Erdogan versucht offenbar wieder die Kontakte in der Region zu verbessern. Zuletzt wirkte die Türkei durch die Politik Erdogans etwas umzingelt.
Ich kann mir zwar nicht vorstellen, daß sich die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland jetzt schlagartig "positiv" entwickeln. Aber besser als tüchtig negativ...
Ich denke schon, wenn dazu noch dem Todesschützen der Prozeß gemacht wird.
Die türkische Tourismus-Industrie leidet offenbar sehr.
http://www.badische-zeitung.de/ausland- ... 89176.html
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Dieser Schritt muß Erdogan sehr schwer gefallen sein. Das kann nur durch die negativen Implikationen ausgelöst sein.

Wie jede Beziehung zwischen den Staaten dort, bleibt die Beziehung Türkei-Russland sicher immer etwas angespannt. Sie sind einfach Platzhirsche dort. Da muß es zwangsläufig knallen. Wie auch geschehen.
Russia-Turkey ties will not mend overnight, warns Moscow

It will take time to mend ties between Russia and Turkey following the downing of a military jet, a spokesman for Russian President Vladimir Putin has said.

http://home.bt.com/news/world-news/russ ... 4070465609
Der Tod des russischen Piloten wird noch einmal von türkischer Seite untersucht. Dabei geht es auch um die Tötung eines Mitgliedes der Rettungsmannschaft. Ein Verdächtiger ist Alparslan Celik.
Turkey reopens probe into suspected killer of Russian pilot

https://www.rt.com/news/348556-celik-in ... ed-turkey/
Offenbar hat man in Ankara ein paar Überstunden gemacht und sich eine neue Direktive für die Region ersonnen. Das mündet in den Gesprächen mit Israel und Russland.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von HugoBettauer »

Abensberg hat geschrieben:(31 Jan 2016, 19:24)

Fast hätte Putin mit EINER Su-34 der Türkei den Krieg erklärt. Nochmal glück gehabt
Inzwischen haben sie sich wieder lieb.
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Summers
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Summers »

Dazu schreibt der Spiegel:
Erdogan und Putin: Macho bezwingt Macho

[…]
http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 00323.html

Wobei ich die Überschrift ziemlich bescheuert finde.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Wo könnte ein zukünftiges Verhältnis der Türkei zu Russland beginnen und wo hört es auf? Und wie schauts dann mit dem Westen aus?
Erdogan umschmeichelt Putin: "Mein teurer Wladimir!"

Der türkische Präsident fühlt sich verraten: vom Westen, US-Generälen und der CIA. Die erste Auslandsreise nach dem Putschversuch in der Heimat führt Erdogan deshalb nach Russland. Kann der Kreml die Nato schwächen?
Wenn Wladimir Putin am Dienstag Erdogan in Sankt Petersburg empfängt, soll möglichst wenig die gerade wiedergewonnene Harmonie stören. Dem Westen, Partner der Türkei in der Nato, bietet sich ein verstörendes Bild. Während Erdogan fast täglich gegen Berlin, Wien oder Washington austeilt, findet er für Moskau freundliche Worte. Der russische Präsident mag Erdogan eben noch als Helfershelfer des Terrorismus beschimpft haben. Der türkische Staatschef nennt Putin dennoch konsequent "meinen teuren Freund Wladimir".
Putin und Erdogan verbindet dabei auch ein Gefühl. Beide fühlen sich verraten: vom Westen, der Nato und der CIA. Putin wettert gegen die Osterweiterung des westlichen Militärbündnisses und wirft den Amerikanern vor, in Russland eine Revolution gegen ihn anzetteln zu wollen.
Entfremdung des Nato-Mitglieds

Dem Oberbefehlshaber des US-Zentralkommandos, Joseph Votel, warf er vor, mit den Putschisten unter einer Decke zu stecken. Türkische Medien behaupten, ehemalige CIA-Mitarbeiter hätten während der Militärrevolte Strippen gezogen. Ilker Basbug, bis 2010 Chef des türkischen Generalstabs und 2012 selbst der Verschwörung gegen Erdogan bezichtigt, ist sich sicher: "Amerikanische Geheimdienste benutzen die Gülen-Bewegung".
Die Frage ist, wie groß der Schaden ist, den die Verstimmungen zwischen dem Westen und der Türkei der Nato zufügen. In Moskau wird davon geträumt, Ankara könnte gemeinsam mit Russland zu einem "Motor der eurasischen Integration werden", so hat das der Politologe Wladimir Sotnikow formuliert. Erdogans immer autoritärer werdende Türkei könnte sich vom Westen ab- und dem ebenfalls autoritären Russland zuwenden.

Fjodor Lukjanow, Herausgeber der Fachzeitschrift "Russia in Global Affairs" glaubt nicht an einen Bruch zwischen Ankara und der Militärallianz. Die Türkei sei auf die Schutzmacht Amerika angewiesen. Washington wiederum wolle Erdogan auf keinen Fall verprellen, dafür sei die Türkei in der Region zu wichtig. Andererseits habe das Land tatsächlich viel mit Russland gemein. Beide Staaten lägen in Europas Peripherie, "sind vom Westen aber nie als seinesgleichen anerkannt worden. Sie sind herausgefallen aus dem europäischen Projekt."

http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... com-plista
Es wird spannend, wie es weitergeht. Auf lange Sicht wird da sicher kein enges Bündnis Russland-Türkei entstehen können. Sie waren und sind primär Konkurrenten in der Region. Zur Erinnerung, vor kurzem schoß die türkische Luftwaffe noch einen russischen Bomber ab. Aber es gibt einige Parameter die daraufhin deuten, daß sich etwas dauerhaft verschieben könnte.

Die EU spielt zwar immer noch treu so, als ob die Türkei jemals Mitglied in der EU werden könnte, aber das ist eher unwahrscheinlich. Der Knaller war die Aussage von Gabriel, die Türkei bräuchte wohl noch Jahrzehnte. Soweit so realistisch. Aber dann führte er aus, daß selbst dann die Türkei nicht Mitglied werden könnte! Die EU könnte in ihrem Zustand nicht mal einen Zwergstaat aufnehmen. So, Siegmar. Ich schmeiß mich weg... Selbst wenn die Türkei alle Punkte erfüllt kommt sie nicht rein... Man spielt dies, um genau das, was sich jetzt mit Russland anbahnt zu verhindern. Oder das türkische Sultanat. Vergebens. Die Türkei ist eben nicht mehr in der Rolle der Südostflanke der NATO. Ankara fordert und praktiziert mehr Bewegungsspielraum, was sich auch im Kontext des Verhältnisses zur Moskau auswirkt. Russland war, ist und bleibt Paria und kein europäisches Land im Sinne der EU, weder zu Zeiten Napoleons noch heute. Die Türkei schon gar nicht. Sie haben innerhalb dieser Definition im Kontext der EU Gemeinsamkeiten. Das reicht für Kooperationen, aber natürlich nicht für ein enges Bündnis. Dies könnte nur auf Kosten der Beziehungen zum Westen gehen. Das sollte sich dann Ankara schwer überlegen. Nur wenige Staaten, wie z.B. Indien können auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

In Fragen Syriens ist man sich immer noch nicht einig, aber in Fragen der Energie. Russland will die Ukraine umgehen und die Türkei seine Bedeutung als Transitland für Energie erhöhen. Was ist das für ein Verhältnis?
Putin und Erdogan besiegeln Gaspipeline

http://www.fr-online.de/tuerkei/tuerkei ... 43306.html
Türkei und Russland

"Präsident Erdogan ist nur der Juniorpartner"

Präsident Erdogan habe mit der Wiederannäherung an Russland "eine Art realpolitische Rückkehr vollzogen", sagte Kristian Brakel von der Heinrich-Böll Stiftung im DLF. Durch die russischen Sanktionen sei die türkische Wirtschaft ins Straucheln geraten. Das habe die Machtposition von Präsident Erdogan gefährdet.

Kristian Brakel: Es ist ein Zweckbündnis. Russland hat ein großes Interesse daran, sein Gas zu exportieren. Es hat ein großes Interesse daran, das auch auf die europäischen Märkte zu tun. Wir sehen ja auch gerade die Kontraktion dieser Northstream-II-Pipeline, an der ja Gerhard Schröder unter anderem mitgeholfen hat, nach Deutschland. Das ist jetzt ein weiterer Absatzweg, den die Russen brauchen, um wieder endlich mehr Geld ins Land zu schaffen. Und die Türken brauchen es, denn die Türkei hat einen unglaublichen Energiehunger und den muss man aus verschiedenen Quellen befriedigen, und Russland ist da zumindest für die Gasimporte der wichtigste Partner.

"Ohne russische Hilfe gerät die türkische Wirtschaft ins Straucheln"

Schweizer: Also eine Zweckfreundschaft, die es sich gönnen kann, die große Frage aus reinem Pragmatismus auszuklammern. Beide Länder haben ja konträre Interessen in Syrien: Die Türkei will Assad stürzen, Russland stützt ihn.

Brakel: Ja, zumindest für die Türkei. Ich denke, die Russen haben klar bewiesen, dass sie ihre Interessen durchsetzen können. Man hat mit den Türken jetzt einen Modus Vivendi gefunden, wo wieder ganz klar ist, wo auch Präsident Erdogan klar geworden ist, dass er nur der Juniorpartner ist und dass es nicht um eine Partnerschaft auf Augenhöhe geht. Das ist eine bittere Pille, die Erdogan schlucken musste, aber er hat es getan. Er hat es ja schon im Sommer getan, vor dem Putschversuch, weil er gesehen hat, dass es einfach ohne die russische Hilfe beziehungsweise mit den russischen Sanktionen die türkische Wirtschaft noch intensiver ins Straucheln gerät, als sie es ohnehin schon vorher war.
"Es stehen knallharte realpolitische Interessen im Vordergrund"

Schweizer: Was sind denn aus Ihrer Sicht die ausschlaggebenden Gemeinsamkeiten, die Abgrenzung da zu den USA, oder doch der Regierungsstil?

Brakel: Der Regierungsstil ist sicherlich in vielen Dingen ähnlich, beziehungsweise die Situation in der Türkei nähert sich immer stärker dem an, was wir in Russland schon haben, einer gelenkten Demokratie. Aber im Prinzip stehen knallharte realpolitische Interessen im Vordergrund. Die Türkei hat einfach gesehen, dass das letzte Jahr ein verheerendes für sie war, sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch, was die Sicherheitslage angeht. Das Land ist sehr nahe an einer wirklich verheerenden Destabilisierung und das bedeutet natürlich auch, dass die Machtposition der AKP-Regierung von Präsident Erdogan gefährdet ist, und da hat man einfach zurückgerudert, hat auf einen gewissen Pragmatismus gesetzt und ich denke, das ist das, was die beiden Partner im Moment verbindet, nämlich dass die Türken eingesehen haben, dass sie ihre hochtrabenden Ziele nicht durchsetzen können, und dass die Russen sich bewusst sind, dass sie diejenigen sind, die in dieser Partnerschaft diktieren können, in welche Richtung es hauptsächlich geht.

Und ich vermute, die großen Interessensunterschiede, die bleiben vermutlich weiterhin ausgeklammert beziehungsweise die wird man nicht lösen können. Aber anscheinend begnügt sich die Türkei im Moment damit, dass die Russen ihnen zumindest gestatten, das kurdische Projekt im Norden Syriens zu vereiteln, dass sie ihnen erlauben, gegen den Islamischen Staat vorzugehen. Das scheint zumindest jetzt erst mal genug zu sein für die Türken.
Russland könne die NATO nicht ersetzen

Schweizer: Denken Sie, dass der Westen nervös sein muss ob dieser Annäherung, oder ist das einfach jetzt wieder hochgeköchelt, hat sich erwärmt auf die normale diplomatische Betriebstemperatur?

Brakel: Ich glaube, für den "Westen" oder vor allem natürlich für die NATO-Staaten ist sehr tröstlich zu sehen, dass das Szenario, dass eine weitere Konfrontation mit Russland an der Südostflanke der NATO ausbricht, dass das erst mal vom Tisch ist, beruhigt auf jeden Fall erst mal die Strategen in Brüssel. Das andere ist: Natürlich möchte man die Türkei nicht näher am russischen Einfluss-Sektor sehen, als das schon der Fall ist, aber ich glaube, auch da sind viele in der EU, sind viele in der NATO relativ ruhig, denn sie wissen, dass der zentrale Ankerpunkt oder die beiden zentralen Ankerpunkte, die es gibt, nämlich einmal die Wirtschaftspräferenzen, die wirtschaftliche Partnerschaft, die die Türkei mit der EU hat, die kann Russland, auch wenn es ein wichtiger wirtschaftlicher Partner ist, nicht ersetzen, allein schon, weil die Wirtschaft Russland ebenfalls ins Straucheln geraten ist.

Und das andere ist die Sicherheitspartnerschaft und da bleibt die NATO der zentrale Pfeiler der türkischen Sicherheitsarchitektur. Denn das, was die NATO bietet, diesen Schutz, das kann Russland nicht bieten. Ganz im Gegenteil! Die Türkei ist inzwischen von drei Seiten direkt von russischen Truppen oder Truppenstützpunkten eingekreist. Der türkische strategische Raum ist durch die russische Truppenpräsenz sehr stark beschnitten. Da wird sich nicht in nächster Zeit etwas entwickeln, wo die Türkei in die Arme Russlands läuft und dafür die NATO-Bindung aufgeben würde. Von daher, glaube ich, sind im Moment noch nicht so viele Leute oder noch nicht so viele Strategen bei der NATO, bei der EU beunruhigt.

http://www.deutschlandfunk.de/tuerkei-u ... _id=368157
Türkei-Russland

Grenzen der Harmonie

Zwischen Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan ist eine politische Freundschaft entstanden - doch in Syrien haben sie unterschiedliche Ziele.

http://www.sueddeutsche.de/politik/tuer ... -1.3198419
Das Verhältnis der Türkei und Russland ist sehr komplex. Gerade regional und auch im globalen Zusammenhang zu sehen. Das pragmatischste ist erstmal der schnöde Mammon. Da kann man anfangen. Geld stinkt bekanntlich nicht.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von King Kong 2006 »

Das Verhältnis könnte an der Syrien- bzw. Assadfrage wieder leiden.
Erdoğan tanzt in Syrien auf einem dünnen Seil

Die Türkei kündigte bereits an, vor der Einnahme der syrischen Stadt al-Bab zu stehen. Aber die Regeln für das türkische Engagement in Syrien werden in Moskau gemacht

Am Donnerstag ist alles wieder anders: Die Intervention der türkischen Bodentruppen in Syrien sei allein gegen Terrororganisationen gerichtet und nicht gegen ein Land oder eine Person, sagte der türkische Präsident Tayyip Erdoğan in Ankara – nicht zufällig während im südtürkischen Alanya Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow empfing.

Die Russen hatten sich schwer irritiert gezeigt, nachdem sich Erdoğan am Dienstag zu folgendem Statement hatte hinreißen lassen: "Wir sind dort (in Syrien, Anm.), um Gerechtigkeit zu bringen. Wir sind dort, um die Herrschaft des grausamen Staatsterroristen Assad zu beenden." Das entspricht Erdoğans Haltung zu Assad seit dem Ausbruch des Aufstands in Syrien im Jahr 2011. Aber um in Syrien mit russischer Duldung mitspielen zu können, war der Sturz Assads zumindest offiziell nicht mehr Erdoğans Thema.
Die russischen Sanktionen gegen die Türkei sind noch immer nicht alle aufgehoben: Am 5. Dezember fährt Premier Binali Yıldırım nach Moskau und versucht die Normalisierung voranzutreiben. Deshalb erstaunte Erdoğans Ausbruch gegen Assad am Dienstag umso mehr.

derstandard.at/2000048618859/Erdogan-tanzt-in-Syrien-auf-einem-duennen-Seil
Moskau und Ankara können es sich eigentlich beide nicht leisten ein angespanntes Verhältnis zu haben. Das Problem ist aber, daß die Türkei und Russland von jeher eher Konkurrenten, denn Partner in der Region sind. Und Erdogan, wie auch Putin Platzhirsche sind.
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Ger9374

Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

Kleinkram, die geben sich bald wieder Küsschen,
Realpolitik, Trommeln für zu Hause, arschkriecher
Wenn man bei Putin ist .
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Kardux
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Kardux »

Erdogan das Großmaul rudert wieder zurück. Am Dienstag noch sprach er wieder vom Sturz Assads, in derselben Woche revidiert er seine Aussagen - natürlich nachdem die Russen ihm wie so oft auf die Finger schlugen. Das ist schon eine selten dumme Aussenpolitik die er führt. Große Töne spucken bis er seine Grenzen aufgezeigt bekommt. Die Europäer können sich im Umgang mit Erdogan etwas von den Russen abschauen.
Erdogan backtracks on call to 'end rule of Assad' after Kremlin protest
http://www.middleeasteye.net/news/turke ... 1167661241
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Audi »

Kardux hat geschrieben:(02 Dec 2016, 22:05)

Erdogan das Großmaul rudert wieder zurück. Am Dienstag noch sprach er wieder vom Sturz Assads, in derselben Woche revidiert er seine Aussagen - natürlich nachdem die Russen ihm wie so oft auf die Finger schlugen. Das ist schon eine selten dumme Aussenpolitik die er führt. Große Töne spucken bis er seine Grenzen aufgezeigt bekommt. Die Europäer können sich im Umgang mit Erdogan etwas von den Russen abschauen.


http://www.middleeasteye.net/news/turke ... 1167661241
So lange Türkei NATO Mitglied ist, wird sich nichts ändern. Stoltenberg hat sogar Türkei gelobt in Sachen Putschaufklärung :D ( Wertegemeinschaft ) :p
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Ger9374 »

Audi hat geschrieben:(03 Dec 2016, 14:25)

So lange Türkei NATO Mitglied ist, wird sich nichts ändern. Stoltenberg hat sogar Türkei gelobt in Sachen Putschaufklärung :D ( Wertegemeinschaft ) :p
Na wenn Erdowahn sonst keiner lobt dann eben
Der Stoltenberg, auch schräger Typ find ich!
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Audi »

Ja , man sollte dieses Märchen "Wertegemeinschaft" nicht glauben. Es geht um knallharte Interessen , daran arbeitet NATO, Russland usw. Seltsam ist halt, dass die Menschen diesen Unfug glauben obwohl es offen gezeigt wird, dass Wertegemeinschaft ein Begriff ist, mehr nicht
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von frems »

Den Beziehungen dürfte es nicht helfen, dass ein Islamist heute den russischen Botschafter in Ankara erschoss. Der werte Mann ist laut Pressemitteilungen leider an seinen Verletzungen im Krankenhaus gestorben.
Der russische Botschafter in der Türkei ist bei einem Anschlag in der Hauptstadt Ankara getötet worden. Andrej Karlow sei seinen Verletzungen erlegen, teilte das Außenministerium in Moskau der Agentur Interfax zufolge mit. Ein Angreifer hatte am Montagabend bei der Eröffnung einer Ausstellung in einer Galerie auf den Diplomaten geschossen. Auf Videos vom Anschlag ist zu sehen, wie der Attentäter immer wieder „Allahu Akbar“ – Gott ist groß – ruft, nachdem Karlow zusammengebrochen ist und leblos auf dem Boden liegt.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 83039.html
Labskaus!

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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von yogi61 »

frems hat geschrieben:(19 Dec 2016, 19:11)

Den Beziehungen dürfte es nicht helfen, dass ein Islamist heute den russischen Botschafter in Ankara erschoss. Der werte Mann ist laut Pressemitteilungen leider an seinen Verletzungen im Krankenhaus gestorben.


http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 83039.html
Die Türkei ist sehr unsicher im Moment, so etwas kann man der türkischen Führung sicher nicht vorwerfen.
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von frems »

yogi61 hat geschrieben:(19 Dec 2016, 19:26)

Die Türkei ist sehr unsicher im Moment, so etwas kann man der türkischen Führung sicher nicht vorwerfen.
Mangelnden Schutz auch nur bedingt, da der Attentäter (ist nun auch tot) ein türkischer Polizist gewesen sein soll, der zuvor nicht mit radikalen Ansichten aufgefallen sei. Da hat er seinen Job genutzt, um bewaffnet dicht an den Botschafter ranzukommen.
Labskaus!

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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Adam Smith »

yogi61 hat geschrieben:(19 Dec 2016, 19:26)

Die Türkei ist sehr unsicher im Moment, so etwas kann man der türkischen Führung sicher nicht vorwerfen.
Jetzt dürften es 448 Terror-Tote im Jahre 2016 gewesen sein.
Schon 447 Terror-Tote
in der Türkei
http://www.bild.de/politik/ausland/terr ... .bild.html

Diesmal war der Täter ein Polizist.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Dieter Winter »

frems hat geschrieben:(19 Dec 2016, 19:29)

Mangelnden Schutz auch nur bedingt, da der Attentäter (ist nun auch tot) ein türkischer Polizist gewesen sein soll, der zuvor nicht mit radikalen Ansichten aufgefallen sei. Da hat er seinen Job genutzt, um bewaffnet dicht an den Botschafter ranzukommen.
Davor ist man nie gefeit. Welches Interesse sollte die türkische Regierung derzeit daran haben?
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Welfenprinz »

Wieso türkische Regierung?

Drei,zwei,eins.. CiA,Gülen,Westen,Verhaftungswelle.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Dieter Winter »

Welfenprinz hat geschrieben:(19 Dec 2016, 20:37)

Wieso türkische Regierung?

Drei,zwei,eins.. CiA,Gülen,Westen,Verhaftungswelle.
Hätte man da nicht besser einen westlichen Botschafter abgeknallt?
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von apartofme »

yogi61 hat geschrieben:(19 Dec 2016, 19:26)

Die Türkei ist sehr unsicher im Moment, so etwas kann man der türkischen Führung sicher nicht vorwerfen.
Yep. Die Türkei hatte einfach das Pech, dass dort in letzter Zeit mehr Terroristen geboren wurden. Die Politik kann da wirklich gar nichts machen.

:)
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Cat with a whip »

Sieht nach homegrown Islamisten-Terror aus.
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Re: Türkisch-russische Beziehungen in der Krise?

Beitrag von Adam Smith »

Dieter Winter hat geschrieben:(19 Dec 2016, 20:45)

Hätte man da nicht besser einen westlichen Botschafter abgeknallt?
Das kann ja auch noch passieren.
Das ist Kapitalismus:

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