Aus der Logik von Unterwerfung, Ausbeutung und Unterdrückung von Widerstand heraus war dieses Verhalten auch folgerichtig. In dem Moment, wo die von mir Unterworfenen anfangen ihre Furcht zu verlieren und ihre Situation verändern wollen, wird es für mich als Unterwerfer kreuzgefährlich. Wenn man in die Osmanische Geschichte schaut, dann ist man dort immer mit äußerster Brutalität gegen jedes Aufbegehren vorgegangen – und unterschied sich damit nicht im geringsten von christlichen und anderen Gesellschaften egal ob Mongolen oder Azteken.Makumba » Sa 25. Apr 2015, 22:08 hat geschrieben:
Wenn du das so siehst war das Vorgehen der Jung-Türken dann auch folgerichtig.
Aber so war es eben nicht.
Oder glaubst du das alle armenischen Greise, Kinder und Frauen die in der Türkei friedlich lebten, sich mit den Russen verbünden wollten? Das ist quatsch.
...
Das Osmanische Reich war im 19. Jh. nur noch ein lebender Leichnam. Seine Gebiete in Europa hatte es fast vollständig verloren. Ohne anders gelagerte Interessen von Engländern und Franzosen wäre es wohl den Russen gelungen, sich in den Besitz der Dardanellen und Konstantinopels zu bringen. Ägypten und Nordafrika zählten nur noch nominell zum sogenannten Kalifat der Sultane. Als dann Deutschland gelang, die Türkei auf seiner Seite in den 1. Weltkrieg zu ziehen, war es für England nicht allzu schwer, die Araber auf ihre Seite zu bringen – und sie anschließend um die Früchte ihres Kampfes zu betrügen. In Anatolien hatte man die riesigen Minderheiten der Armenier, Griechen (die saßen da schon seit mindestens Beginn der Eisenzeit) und Kurden. In einem nur wenig anders verlaufenem Szenario wäre der Westen Kleinasiens inklusive Konstantinopels jetzt griechisch. Den Osten würden sich Kurden, Araber und Armenier, in welcher Konstellation auch immer, teilen. Die in etwa jetzige Rolle der heutigen Kurden wäre dann den osmanischen Türken zugefallen: Zerrieben zwischen den erfolgreicheren Nationalitäten, überall eine verachtete und unterdrückte Minderheit.