zollagent hat geschrieben:(08 Jul 2018, 19:42)
In dubio pro reo gilt, wenn Anklage erhoben ist und wenn berechtigte Zweifel an der Täterschaft bestehen. Beides ist nicht der Fall. Es gibt keine Anklage und die "berechtigten Zweifel" existieren auch nicht. Welche Unterschiede sollten denn die Medien so machen, wenn alle den gleichen Kenntnisstand haben? Erzähl mal? Genügt dazu ein Anruf eines Herrn Putin? In Deutschland hat das auch mal ein Präsident probiert, mit dem Ergebnis, daß er zurücktreten mußte.
Welche berechtigten Zweifel liegen denn gegen Russland vor und welchen Kenntnisstand haben die Medien, um so eine Medienanklage, welche mit Sicherheit nicht dem Frieden Europas dient, zu rechtfertigen?
Die Aufgabe des Journalismus besteht doch nicht im Schüren von Vorurteilen. Das Gegenteil sollte der Fall sein!
Prinzipiell ist "In dubio pro reo" ein juristischer Begriff und prinzipiell macht er auch erst Sinn, wenn juristische Anklage erhoben wird, aber wenn wir mit der Auslegung eines juristischen Begriffs immerzu darauf warten, bis auch juristische Anklage erhoben wird, dann würden wir im juristischen Chaos leben und die Gerichte wären noch masslos überforderter. Für mich gilt daher so etwas wie "In dubio pro reo" auch privat. Wenn einer meiner Mitmenschen in Verdacht steht, eine Missetat begangen zu haben, dann ist er für mich solange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist. In Folge würde ich nur von der Tat sprechen und nicht von den Verdächtigen; denn wir alle wissen doch, dass immer etwas hängen bleibt, was nicht hängen bleiben soll!
Im Falle Skripal sind die Zusammenhänge mit Russland nicht von der Hand zu weisen. Aber auch nicht die Zusammenhänge mit Großbritannien! Die Skripals sind russische Bürger aber sie leben in Großbritannien. Meines Wissens ist Skripal vor 13 Jahren nach Großbritannien übergelaufen und wurde 2010 vom russischen Präsidenten begnadigt. Als Überläufer dürfte er im Dienste Russlands
und Großbritanniens gestanden haben. Die Skripals wurden unweit von einem britischen Labor für Chemiewaffen aufgefunden. Beide wurden mit einem chemischen Waffengift vergiftet, von denen man behauptet hat, dass nur Russland darüber verfügen würde, was aber nachweislich gar nicht stimmt. Als die Skripals aufgefunden wurden, war eine Analyse des Giftes aufgrund der Komplexität nicht möglich, daher konnte auch kein Antidot zur Verfügung gestellt werden. Dennoch haben die Skripals glücklicherweise diesen Anschlag überlebt, obwohl das eingesetzte Gift als absolut tödlich gilt.
Ich persönlich sehe hier eine Menge fragwürdiger Geschehnisse, die dringend gemeinschaftlich mit allen Beteiligten aufgeklärt werden sollte. Das haben aber die westlichen Medien konsequenzlos fast unmöglich gemacht!
zollagent hat geschrieben:So? Wer bitte in Deutschland spricht denn von "Russen als Untermenschen"? Putins Trolle kommen auf die seltsamsten Ausreden.
Mich würde vielmehr interessieren, was denn "Putins Trolle" mit dem Russen als Untermensch meinen.
Und ist man gleich ein Putin Troll, wenn man auf die Folgen der westlichen Propaganda der Nachkriegszeit zu sprechen kommt, die zweifelsfrei und nach wie vor noch in den frühen Nachkriegsgenerationen behaftet sind?
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Ich kann eine Beteiligung Russlands oder Groß Britanniens oder eines anderen Staates nicht ausschliessen. Dafür haben die Staaten dieser Erde, bzw. deren Regierungen, schon viel zu viel Mist gebaut!
Das berechtigt aber niemand anderen dazu, noch mehr Mist zu bauen. Auf dem politischen Wege hilft dabei Diplomatie und die würde, in einem so wichtigen Fall wie der Skripal-Affäre, selbstverständlich auch in den Medien funktionieren. Aber aus irgendeinem Grund haben es die Medien verbockt und die Verhältnisse zwischen Europa und Russland schwer belastet. Im Sensationseifer und im Zeitalter der schnellen Klicks, kann so etwas zwar passieren, aber dann würden es die Regierungen gegenüber der Betroffenen richtig stellen. Aber auch das ist nicht geschehen, obwohl in der Skripal-Affäre wirklich gar nichts bewiesen ist. Allerdings, soviel weiss man schon, müsste Russland, wenn es denn allein für den Anschlag verantwortlich wäre, wirklich aussergewöhnlich dumm gewesen sein. So dumm, dass es nicht einmal funktioniert, diese Dummheit als berechnete Absicht auszulegen. So dumm ist kein Land der Welt!