Europa2050 hat geschrieben:(23 Sep 2018, 12:18)
Putin hat die völkerrechtlich anerkannten Grenzen Russlands gegen einen Schwebezustand eingetauscht, der dauerhaft erfordert, dass ein übermäßiger Teil des BSP in Militär verbraten werden muss man ne der irgendwann auch mal zurück schlagen kann.
Bei allem Mist, den er innenpolitisch zu verantworten hat - so ein außenpolitischer Fehler wäre Jelzin auch mit 5 Promille nicht passiert.
Gorbatschow war wirtschaftlich für Russland im Gegensatz zu Deutschland eine riesige Katastrophe. Jelzin stabilisierte Russland einigermaßen, wobei seine Tochter die Oligarchen heranzog und begünstigte (unter entsprechender Anteilnahme am materiellen Erfolg). Putin straffte das System und brachte Russland wirtschaftlichen Erfolg (natürlich unter Berücksichtigung seiner Freunde). Seine Feinde wurden und werden eliminiert. Ein Superbeispiel war vor Jahren der Hubschrauberabsturz seines schärfsten Rivalen General Lebed. Russland hatte zu keiner Zeit auch nur ansatzweise die Errungenschaften westlicher Demokratien und wird wohl noch viele Jahre darauf warten müssen. Demokratie von oben nach unten funktioniert ebenso wenig wie ein funktionierendes Qualitätsmanagement par ordre du mufti.
Begründung
:Obwohl George Bush Senior bemüht war, die Sowjets nicht als Verlierer zu demütigen, war doch schon zu seiner Amtszeit klar, daß die Stellung als einzige verbliebene Supermacht unbedingt erhalten werden und
"das Wiederauftauchen eines neuen Rivalen auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion oder anderswo" jedenfalls verhindert werden müsse.
Der neue Präsident Bill Clinton trat dann an mit dem Konzept eines "assertive multilateralism" in der Tradition des Wilsonschen Idealismus. Da für ihn die eigene Wirtschaft ganz im Vordergrund stand, schien es auch das Praktischste, wenn die UNO mit neuen Institutionen und einer eigenen Streitmacht internationale Konflikte regulieren würde. Schon in Somalia 1993 stellte sich jedoch heraus, dass die Bemühungen in dieser Richtung zu aufwendig waren und von der amerikanischen Öffentlichkeit kaum unterstützt wurden. Spätestens die Kongresswahlen 1994, die eine republikanische Mehrheit ergaben, führten Clinton zu einem Unilateralismus, der sich seitdem immer stärker ausgeprägt hat. Er zeigt sich nicht nur an solchen "Alleingängen" wie dem Unterlaufen des Embargos im Bosnienkonflikt, sondern auch an der immer geringeren Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Bündnispartnern oder an der fast völlig selbständigen Streitkräfteplanung.
Entsprechend war Clinton mit dem Ziel einer weiteren Abrüstung und umfassenden Rüstungskonversion angetreten, wie sie nach dem Ende des Kalten Krieges ja auch erwartet wurde. Es ist jedoch nicht einmal eine Demilitarisierung in dem Ausmaß vollzogen worden, in dem die USA sie nach anderen vorangegangenen Kriegen durchgeführt haben. Das heißt, daß die USA nach dem Ende des Kalten Krieges nicht zu ihrer liberalen Tradition zurückgekehrt sind, sondern weiter der konservativen europäischen Tradition folgen, die sie sich zu Beginn des Kalten Krieges zu eigen gemacht haben. Seit dem kurzen Intermezzo der ersten Clinton-Jahre dominiert wieder die "realistische" Schule. Der Widerspruch zwischen neuen Mitteln und alten Zwecken, den wir oben konstatiert haben, ist also nicht behoben. Vielmehr ist seit 1996 weiter aufgerüstet worden, so dass die Militärausgaben der Vereinigten Staaten höher lagen als die aller Verbündeten und Partner zusammengenommen und dreimal höher als die aller potentiellen Gegner. Bush junior erhöhte den Verteidigungsetat um 46 Mrd. Dollar, so betrug allein diese Steigerung mehr, als Großbritannien und Italien zusammen für militärische Zwecke ausgeben. Der Rückgang der weltweiten Rüstungsausgaben nach dem Kalten Krieg ist zu einem großen Teil auf die Abrüstungsmaßnahmen Russlands beziehungsweise den Zerfall der Sowjetunion zurückzuführen.
Vergleicht man die heutige Weltmachtposition der USA mit der zur Zeit des Kalten Krieges, so zeigt sich, dass sie jetzt stärker auf militärischer Macht beruht als damals. Denn damals waren die USA wirtschaftlich überlegen und beschränkten sich militärisch auf Parität. Heute betragen ihre Rüstungsaufwendungen das Zehnfache der Aufwendungen Russlands, obwohl die wirtschaftliche Überlegenheit geblieben beziehungsweise sogar noch größer geworden ist. Vergleicht man das Kräfteverhältnis in der Welt, so wird dies noch deutlicher: Zwar beruhte die hegemoniale Rolle der USA im Westen schon seit den 70er Jahren nicht mehr primär auf ihrer wirtschaftlichen Stärke, denn hier hatten Europa und Japan sie längst eingeholt und in mancher Hinsicht sogar überholt. Heute aber ist das absolute Übergewicht des Militärischen evident, denn der Anteil der USA an den globalen Aufwendungen für militärische Forschung und Entwicklung beträgt 65 Prozent und an den weltweiten Militärausgaben 37 Prozent, der Anteil am globalen Bruttosozialprodukt aber nur 26 Prozent und an der Weltindustrieproduktion nur 11,52 Prozent.