Der Turmbau zu Belgrad

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schokoschendrezki
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Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von schokoschendrezki »

"Belgrade Waterfront" heißt ein Prestigeprojekt der aktuellen serbischen Regierung. Der größte Büroturm "zwischen Wien und Istanbul" und das größte Shoppingcenter Südosteuropas entstehen gegenwärtig an einer der größten Baustellen Europas in Belgrad. Inhaltlicher Sinn oder Unsinn solcher Projekte sind mir relativ gleichgültig. Mir gehts um eine ganz andere Frage: Was veranlasst Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate eigentlich dazu, Milliardensummen (und in diesem Fall sinds konkret die VAR und konkret versprochene 3 Milliarden Euro) in solche Projekte zu stecken. Serbien ist einerseits wirtschaftlich eher schwach und unterhält andererseits politisch traditionell gute Beziehungen zu Israel. Was versprechen sich die EMirate von solchen Megainvestitionen und Superprojekten?

Hintergründe zu diesem interessanten Fall hier: http://www.deutschlandfunk.de/serbien-d ... _id=363014
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Zerberster
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Re: Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von Zerberster »

Kadyrow bezeichnet sich als einen Freund der Emirate. Die haben bereits viel Geld nach Tschetschenien gepumpt. Russland steht hinter der PLO und Kadyrow bekämpft die Wahhabiten in Tschetschenien. Vielleicht müssen Wirtschaft und Politik nicht immer was miteinander zu tun haben.
HugoBettauer

Re: Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von HugoBettauer »

Die arabischen Investoren setzen nicht auf wirtschaftlichen Erfolg Serbiens sondern auf gute Geschäfte (der Mieter) mit ihren serbischen Kunden auf einer modernen, aber teuren Handesplattform. Das kann aufgehen.
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schokoschendrezki
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Re: Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von schokoschendrezki »

HugoBettauer hat geschrieben:(24 Aug 2016, 11:44)

Die arabischen Investoren setzen nicht auf wirtschaftlichen Erfolg Serbiens sondern auf gute Geschäfte (der Mieter) mit ihren serbischen Kunden auf einer modernen, aber teuren Handesplattform. Das kann aufgehen.
Aber woher sollen (zahlungskräftige) serbische Kunden herkommen, wenns mit der Wirtschaft nicht läuft?
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schokoschendrezki
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Re: Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von schokoschendrezki »

Sehr vorsichtig ausgedrückt "irritierend" ist vor allem der politische Profilwechsel des serbischen MP Vucic, für den "Belgrade Waterfront" nicht nur einfach irgendein Prestige-Projekt ist, sondern sozusagen sein zu Lebzeiten errichtetes Ehrendenkmal. Einmal vom serbisch-nationalistischen Hardliner zum EU-Freund. Und dann vom Muslimenhasser, der 1995 als Mitglied der Serbischen Radikalen Partei noch herausposaunte "Für jeden getöteten Serben würde sein Land 100 Muslime töten" zum persönlichen Freund des VAR-Kronprinzen Mohammed bin Sajid al-Nahjan. Vucic hat bereits mehrere Milliardenprojekte mit saudischen Investoren in Serbien angeschoben. Im Zusammenhang mit den Dauerkonflikten zwischen Serben und Muslimen in Bosnien wirkt das schon ... ja, erstaunlich.
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Boraiel
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Re: Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von Boraiel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Aug 2016, 14:26)

Aber woher sollen (zahlungskräftige) serbische Kunden herkommen, wenns mit der Wirtschaft nicht läuft?
Dadurch, dass serbische Bauarbeiter und Regierungsmitglieder bei dem Bau dieser Gebäude Geld verdienen, was dann in die anschließenden Wirtschaftskreislauf weiter fließt.
Libertas veritasque.
Lesen und verstehen: http://www.feynmanlectures.caltech.edu/I_01.html
HugoBettauer

Re: Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von HugoBettauer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Aug 2016, 14:26)

Aber woher sollen (zahlungskräftige) serbische Kunden herkommen, wenns mit der Wirtschaft nicht läuft?
Dass es mit der Wirtschaft insgesamt nicht gut läuft, heißt nicht, dass es keine zahlungskräftige Käuferschicht gibt, die dieses Zentrum anziehen kann. Das gilt nicht nur für Touristen und den osteuropäischen Geldadel sondern auch für Serbien selbst.
HugoBettauer

Re: Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von HugoBettauer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Aug 2016, 14:40)

Sehr vorsichtig ausgedrückt "irritierend" ist vor allem der politische Profilwechsel des serbischen MP Vucic, für den "Belgrade Waterfront" nicht nur einfach irgendein Prestige-Projekt ist, sondern sozusagen sein zu Lebzeiten errichtetes Ehrendenkmal. Einmal vom serbisch-nationalistischen Hardliner zum EU-Freund. Und dann vom Muslimenhasser, der 1995 als Mitglied der Serbischen Radikalen Partei noch herausposaunte "Für jeden getöteten Serben würde sein Land 100 Muslime töten" zum persönlichen Freund des VAR-Kronprinzen Mohammed bin Sajid al-Nahjan. Vucic hat bereits mehrere Milliardenprojekte mit saudischen Investoren in Serbien angeschoben. Im Zusammenhang mit den Dauerkonflikten zwischen Serben und Muslimen in Bosnien wirkt das schon ... ja, erstaunlich.
Irritierend? Nicht ungewöhnlich. Milosevic warnte mal vor "krudem Nationalismus", kurz bevor Jugoslawien in bewaffnete Konflikte geriet.
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Re: Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von SirToby »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Aug 2016, 21:35)

"Belgrade Waterfront" heißt ein Prestigeprojekt der aktuellen serbischen Regierung. Der größte Büroturm "zwischen Wien und Istanbul" und das größte Shoppingcenter Südosteuropas entstehen gegenwärtig an einer der größten Baustellen Europas in Belgrad. Inhaltlicher Sinn oder Unsinn solcher Projekte sind mir relativ gleichgültig. Mir gehts um eine ganz andere Frage: Was veranlasst Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate eigentlich dazu, Milliardensummen (und in diesem Fall sinds konkret die VAR und konkret versprochene 3 Milliarden Euro) in solche Projekte zu stecken. Serbien ist einerseits wirtschaftlich eher schwach und unterhält andererseits politisch traditionell gute Beziehungen zu Israel. Was versprechen sich die EMirate von solchen Megainvestitionen und Superprojekten?

Hintergründe zu diesem interessanten Fall hier: http://www.deutschlandfunk.de/serbien-d ... _id=363014
Na ja, SIe müssen folgendes sehen: Zinsen sind weltweit im keller, Aktienmärkte überreizt, da kommen schon vielen Investoren Gedanken, Geld in Immobilien zu investieren. Mit einer Eu-Mitgliedschaft könnte es vl.t in Belgrad ja auch einen kleinen Boom geben. last but not least: Als Vucic noch Verteidigungsminister war, gingen viele Waffen an die Golfstaaten, die sie direkt nach Syrien weiterleiteten:

http://www.nzz.ch/international/europa/ ... -ld.111109

Das war mit Sicherheit nicht der alleinige Punkt dort zu investieren, kann aber bei vielen möglichen Investitionsobjekten den Ausschlag geben.
Daniel Patrick Moynihan: "Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung! Sie haben kein Recht auf ihre eigenen Fakten!"
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schokoschendrezki
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Re: Der Turmbau zu Belgrad

Beitrag von schokoschendrezki »

SirToby hat geschrieben:(07 Sep 2016, 23:13)

Na ja, SIe müssen folgendes sehen: Zinsen sind weltweit im keller, Aktienmärkte überreizt, da kommen schon vielen Investoren Gedanken, Geld in Immobilien zu investieren. Mit einer Eu-Mitgliedschaft könnte es vl.t in Belgrad ja auch einen kleinen Boom geben. last but not least: Als Vucic noch Verteidigungsminister war, gingen viele Waffen an die Golfstaaten, die sie direkt nach Syrien weiterleiteten:

http://www.nzz.ch/international/europa/ ... -ld.111109

Das war mit Sicherheit nicht der alleinige Punkt dort zu investieren, kann aber bei vielen möglichen Investitionsobjekten den Ausschlag geben.
Interessant. Abgesehen von den komplizierten finanztechnischen Geschichten ... der Waffendeal würde zumindest die persönlichen Freundschaften Vucics mit Angehörigen arabischer Herrscherfamilien erklären ...
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