Vongole hat geschrieben:(10 Feb 2017, 00:30)
Ich fürchte, du hast mich missverstanden.
Die Frage an einen, wohlgemerkt rechtsstaatlichen Prozess, wäre sehr wohl, ob der Tatvorwurf zutrifft.
Hätte Nawalny "gestohlen", wäre ein Anklage gerechtfertigt, allerdings wäre auch dann das Urteil ein schlechter Witz.
Russen/Russinen in ihrer Mehrheit sind durchaus nicht dämlich…
...
Wer sich hinstellt und das Volk dort verantwortlich macht, macht es sich zu leicht.
...
Ich glaube, ich hatte dich nicht missverstanden. Aber *eidruff*
Was ich sagen wollte, ist folgendes:
In einem rechtsstaatlichem System würdest du wohl kaum unter dem Tatvorwurf Diebstahl oder Diebstahl an Volkseigentum vor Gericht gestellt werden,
wenn du - selbst nachweislich - ein Holzprodukt wie Holzbalken oder -stämme(ß), Holzbretter(?) unter Marktpreis veräussert hättest.
Vor allem, weil man auch bewusst schädigendes Verhalten - und den Vorsatz dazu - beweisen müsste. Also den Staat und das Volk, die Allgemeinheit, zu schädigen.
Wieweit hier betriebswirtschaftlich zutreffende Erwägungen einen marktunüblich niedrigen Verkaufspreis und letztlich auch den
Verkauf selbst sogar als vernünftig und angebracht erscheinen ließen, wäre zudem eine weitere Frage. Gerade die Hintergründe dazu und deren mangelnde Recherche
in deutschen Leitmedien hatte ich ja im anderen Beitrag schon beklagt und erwähnt.
Wie schon gesagt, der Tatvorwurf Diebstahl, also jemanden als Dieb vor Gericht zu zerren, wäre hierzulande einfach eine Farce.
Ich bezweifle allerdings nicht, dass in den russischen Medien von Diebstahl die Rede war und ist. Ein Dieb zu sein, zumal, wenn er Staat und Volk
bestiehlt, ist einfach emotional viel wirksamer, weil moralisierend. Haltet den (Volks-)DIEB Nawalny. Das geht natürlich direkt in den Bauch.
Und in diesem Zusammenhang hatte ich mir dir Frage gestellt, abseits aller von dir eindrücklich geschilderten Schwierigkeiten und dem Angstklima,
dass in RUS zweifelsfrei sehr stark vorherrscht, ob sich wenigstens im Stillen die Leute nicht denken, dass das ein dermaßen offenkundig
konstruierter Vorwurf ist, der einfach so stark stinkt, dass man den Geruch politischer Machenschaften der Machtelite um Putin und
seiner Kreml-Seilschaft auch noch mit angeschnallter Gasmaske riechen kann.
Ich habe auch nicht gesagt, dass ich die Russinnen und Russen mehrheitlich für so dämlich halte, diesen offenkundigen Schauprozess
und dieses Urteil a la Volksgerichtshof nicht zu durchschauen. Ich hatte mit meiner rhetorischen Frage und dem Fragezeichen am Ende des Satzes
mehr das Gegenteil in den Raum gestellt. Und mit dem anschließenden Hinweis angedeutet, dass man sicherheitshalber lieber resigniert abwinkt.
Ich glaube nicht, dass ich es mir zu einfach machte und das russische Volk für diesen Kreml-Putin-Coup verantwortlich machte. Wo steht das? - Im Gegenteil, gerade weil mir
durchaus (wenn auch aus der Ferne) bewusst ist, wie gefährlich die Situation in Rußland ist, wenn man den Mund zuweit aufmacht
oder nachfragt und das dort herrschende Angstklima nicht nur eine Erfindung des westlichen Progaganda ist, würde ich nie
soweit gehen, und das russische Volk dafür verantwortlich machen. Der Kreml-Totalitarismus Putin'scher Prägung hält Land und Leute mit
Geheimdiensten, Geheimpolizei, verdecktem Staatsterror, gleichgeschalteten Medien und abgefeimter Staatspropaganda sicher im eisernen
Würgegriff.