Holodomor - Diskussion

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Holodomor - Diskussion

Beitrag von Alexyessin »

So meine lieben Diskutanten,

ich würde euch gerne bitten, sämtliche Diskussionen über das Thema Holodomor hier zu führen. Erstens entlastet das die anderen Threads und zweitens ist das ansich ein Geschichtsthema, das wir hier jetzt mal proben und wenn es funktioniert dann eben auch in den Geschichtsbereich verschoben wird.

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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Doktor Schiwago »

Nomen Nescio » Do 3. Dez 2015, 12:53 hat geschrieben: hmm. da setze ich doch fragezeichen. denn du vergißt das es schon unter lenin anfang der 20. jahre die NEP gab. die kommunisten hatten gelernt, daß man den bauern ein gewissenes maß an freiheit gönnen mußte, wollte das land seine bevölkerung ernähren können.
Richtig. Und wer kam nach Lenin an die Macht?
Stalin vertrat hingegen die Auffassung, dass eine schnellere Industrialisierung nur möglich sei, wenn auch die Modernisierung der Landwirtschaft erheblich beschleunigt würde. Dieses wäre aber nur möglich, wenn die Landwirtschaft kollektiviert und mechanisiert würde. Die NEP könne deshalb nur für eine Übergangszeit dem Aufbau des Sozialismus dienen. Die eingeführten Lockerungen blieben bis 1927 in Kraft. Gemäß einem Beschluss des 15. Parteitages wurde unter Stalin ab 1928 eine zentralisierte Planwirtschaft eingeführt und damit der Kampf „gegen die kapitalistischen Elemente im Dorf“ beschlossen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_%C3% ... wirtschaft
die »entkulakisierung« war also eine wissentliche aktion um vermeintliche kulaken das letzte abzunehmen. besonders (vide kravchenko) saat für die nächste ernte. nicht eine fehlentscheidung, sondern absicht.
Das war eine auf einer hirnrissigen Ideologie beruhende wissentliche Entscheidung, natürlich. Diese Entscheidung konnte nur mit Gewalt und durch Inkaufnahme von Millionen von Opfern realisiert werden.
gab es angst, das eine gesunde mittelstand sich sonst entwickeln würde??
Natürlich, oder kennst du nicht das äußerst gestörte Verhältnis von Kommunisten zu privatem Eigentum und persönlicher Verantwortung? Für Kommunisten ist der Mittelstand reiner Kapitalismus, den es zu beseitigen gilt. Heute noch.
Guckst du hier:
3.Die Arbeiterklasse muss nach dem Sturz der Diktatur der Monopolkapitalisten und der Eroberung der Staatsmacht die Diktatur des Proletariats errichten und die Produktionsmittel in gemeinsames Eigentum des gesamten werktätigen Volkes überführen.
https://www.mlpd.de/partei/parteiprogra ... iches-ziel
Der Sozialismus kann nicht auf dem Weg von Reformen, sondern nur durch tief greifende Umgestaltungen und die revolutionäre Überwindung der kapitalistischen Eigentums- und Machtverhältnisse erreicht werden.
http://www.dkp-online.de/programm/
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Alexyessin »

Doktor Schiwago » Do 3. Dez 2015, 14:20 hat geschrieben: Richtig. Und wer kam nach Lenin an die Macht?

https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_%C3% ... wirtschaft

Das war eine auf einer hirnrissigen Ideologie beruhende wissentliche Entscheidung, natürlich. Diese Entscheidung konnte nur mit Gewalt und durch Inkaufnahme von Millionen von Opfern realisiert werden.

Natürlich, oder kennst du nicht das äußerst gestörte Verhältnis von Kommunisten zu privatem Eigentum und persönlicher Verantwortung? Für Kommunisten ist der Mittelstand reiner Kapitalismus, den es zu beseitigen gilt. Heute noch.
Guckst du hier:

https://www.mlpd.de/partei/parteiprogra ... iches-ziel

http://www.dkp-online.de/programm/
Die DKP oder MLPD hier anführen ist in soweit krotesk, da diese beiden schon immer die leninistische Denkschiene gefahren sind. Ob aus überzeugung ( MLPD ) oder aus bezahlung ( DKP ) bleibt sich gleich.
Aber das würde jetzt ein wenig zu weit führen, das wirklich aufzudröseln. Wenn in Ruhe darüber nachgedacht wird, ist die Geschichte der Bodenreform und damit Abwerten der Bauern ohne den Hintergrund von Lenins Adelsherkunft eh nicht zu verstehen. Er hielt schlichtweg nichts von Bauern, egal ob arm oder dann die angeblichen Kulaken.
Das im Westen Russlands eben in der Ukraine und dem damaligen Großfürstentum und den anliegenden Gebieten des russischen Reiches UND der Sowjetunion die Bauern schon immer wohlhabender waren als in Moskowien - das lag an der konservativen Bauernstrutktur in Zentralrussland.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Europa2050 »

Doktor Schiwago » Do 3. Dez 2015, 14:20 hat geschrieben: Richtig. Und wer kam nach Lenin an die Macht?

https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_%C3% ... wirtschaft

Das war eine auf einer hirnrissigen Ideologie beruhende wissentliche Entscheidung, natürlich. Diese Entscheidung konnte nur mit Gewalt und durch Inkaufnahme von Millionen von Opfern realisiert werden.

Natürlich, oder kennst du nicht das äußerst gestörte Verhältnis von Kommunisten zu privatem Eigentum und persönlicher Verantwortung? Für Kommunisten ist der Mittelstand reiner Kapitalismus, den es zu beseitigen gilt. Heute noch.
Guckst du hier:

https://www.mlpd.de/partei/parteiprogra ... iches-ziel

http://www.dkp-online.de/programm/
Mit diesen Aussagen gehe ich komplett mit. Damit ist für mich die "Täterseite" gut beschrieben. Ich gehe auch mit, dass Russland/Putin mit dem schmutzigen Erbe des Bolschewismus nicht mehr zu tun haben als die anderen Ex-Teilrepubliken. Aber - in dem Moment, wo man Stalin relativiert/rehabilitiert gilt diese Entschuldigung nicht mehr. Da hab ich eben in Russland momentan so meine Bedenken dass das geschieht (neben der Überbetonung des Nationalen). Dann ist man nämlich tatsächlich auch in der Nachfolge der Gräuel.

Ich würde dir jetzt noch empfehlen, dich in die Opferseite zu versetzen. Da kommt jemand von außen und erzeugt bei Dir im Land Millionen von Opfern. Das ist nun mal von Opferseite eine nationale Katastrophe (=Genozid) und wird (für mich zurecht) auch so empfunden.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von BATA »

Alexyessin » Do 3. Dez 2015, 15:49 hat geschrieben:Er (Lenin) hielt schlichtweg nichts von Bauern, egal ob arm oder dann die angeblichen Kulaken.
Wladimir Iljitsch Lenin hat geschrieben:Das Bündnis der Arbeiter und Bauern – das ist es, was uns die Sowjetmacht gebracht hat. Darin liegt ihre Stärke. Das ist das Unterpfand für unseren endgültigen Sieg.

http://www.aphorismen.de/zitat/6016
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Alexyessin »

Das er das irgendwann mal behauptet hat, wundert mich nicht. Aber lies mal das Zeug VOR den beiden Revolutionen. ;)
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von BATA »

was hat Lenin denn über Bauern gesagt vor der Revolution?
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Alexyessin »

BATA » Do 3. Dez 2015, 16:31 hat geschrieben:was hat Lenin denn über Bauern gesagt vor der Revolution?
Vor den Revolutionen - vor 1905, bzw. eigentlich noch früher. Muss ich dir raussuchen, steht in einer Printausgabe, daher nicht auf die schnelle parat. Aber die sogenannte "Stärke" der Revolution aus dem Bauernstand ist ein sowjetisches Propagandamärchen. ;)
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

verschoben aus den ukrainestrang
Doktor Schiwago » Do 3. Dez 2015, 09:18 hat geschrieben:Aber das war kein gezielter Genozid am ukrainischen Volk, sondern die tragische Folge politischer Fehlentscheidungen auf der Basis der kommunistischen Ideologie - eine Folge von Entkulakisierung und Zwangskollektivierung.
hmm. da setze ich doch fragezeichen. denn du vergißt das es schon unter lenin anfang der 20. jahre die NEP gab. die kommunisten hatten gelernt, daß man den bauern ein gewissenes maß an freiheit gönnen mußte, wollte das land seine bevölkerung ernähren können.

die »entkulakisierung« war also eine wissentliche aktion um vermeintliche kulaken das letzte abzunehmen. besonders (vide kravchenko) saat für die nächste ernte. nicht eine fehlentscheidung, sondern absicht.
gab es angst, das eine gesunde mittelstand sich sonst entwickeln würde??
Zuletzt geändert von Nomen Nescio am Do 3. Dez 2015, 18:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

Alexyessin » Do 3. Dez 2015, 16:33 hat geschrieben:Vor den Revolutionen - vor 1905, bzw. eigentlich noch früher. Muss ich dir raussuchen, steht in einer Printausgabe, daher nicht auf die schnelle parat. Aber die sogenannte "Stärke" der Revolution aus dem Bauernstand ist ein sowjetisches Propagandamärchen. ;)
diese behauptung kann ich ohne weiteres glauben. berüchtigt waren die verschiedenen editionen von irgendeinem enzyklopädie. bei jedem neuen druck waren bestimmte geschichten verschwunden, ersetzt oder umgeschrieben.
denke mal an das foto von stalin an bord eines schiffes. da wurde später einfach eine person wegretuschiert.
Zuletzt geändert von Nomen Nescio am Do 3. Dez 2015, 18:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Moses »

Nomen Nescio » Do 3. Dez 2015, 18:42 hat geschrieben: diese behauptung kann ich ohne weiteres glauben. berüchtigt waren die verschiedenen editionen von irgendeinem enzyklopädie. bei jedem neuen druck waren bestimmte geschichten verschwunden, ersetzt oder umgeschrieben.
denke mal an das foto von stalin an bord eines schiffes. da wurde später einfach eine person wegretuschiert.
Das war gang und gebe - wer in ungnade fiel wurde retuschiert - mit fortschreitender Zeit wurde das sogar recht schlampig gemacht, so dass hin und wieder auf den Bildern herrenlose Schuhe rumstehen :D
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

Moses » Do 3. Dez 2015, 19:19 hat geschrieben:Das war gang und gebe - wer in ungnade fiel wurde retuschiert - mit fortschreitender Zeit wurde das sogar recht schlampig gemacht, so dass hin und wieder auf den Bildern herrenlose Schuhe rumstehen :D
das umgekehrte passierte aber auch. ich sah einmal ein foto von lenin, wobei man stalin zwischen den vertrauten gesetzt hatte. es muß sich handeln um ein foto aus 1917 oder 1918.

offensichtlich wollte man so glaubhaft machen, daß stalin immer ein vertrauter lenins war. und gerade der sollte auf seinem sterbebett gewarnt haben, daß man stalin nicht trauen sollte. falls es wahr ist.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Moses »

Nomen Nescio » Do 3. Dez 2015, 19:41 hat geschrieben: das umgekehrte passierte aber auch. ich sah einmal ein foto von lenin, wobei man stalin zwischen den vertrauten gesetzt hatte. es muß sich handeln um ein foto aus 1917 oder 1918.

offensichtlich wollte man so glaubhaft machen, daß stalin immer ein vertrauter lenins war. und gerade der sollte auf seinem sterbebett gewarnt haben, daß man stalin nicht trauen sollte. falls es wahr ist.
zumindest hält sich das Gerücht und Recht hätte er gehabt. Einer der schlimmsten Schlächter des vergangenen Jahrhunderts!
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Adam Smith »

Nomen Nescio » Do 3. Dez 2015, 18:29 hat geschrieben:
gab es angst, das eine gesunde mittelstand sich sonst entwickeln würde??
Nein. Stalin schreibt es doch oft selber.

Zitat 10, August 1929 an Molotow:

"Das Politbüro hat meine Vorschläge über die Getreidebeschaffung angenommen. Das ist gut. Aber es reicht meiner Meinung nach nicht aus."

...

"Aber die Getreidebeschaffung ist in diesem Jahr die Grundlage für alles war wir tun - wenn wir scheitern, dann geht alles zu Bruch. Und die Gefahr des Scheiterns wird wachsen, wenn Ihr nicht mit aller Grausamkeit und Unerbittlichkeit auf die Durchführung der Beschlüsse des ZK drängt."

29. August 1929

Die Getreidebeschaffung ist gut angelaufen- Bleibt bei der harten Politik gegenüber ... Wenn wir beim Getreide siegen, dann siegen wir überall.

01.09.1929

"Mit der Beschaffung geht es nun bergauf. Das ist sehr gut. Wenn man das im Zusammenhang damit sieht, dass für dritte Industrialisierungsanleihe schon über 400 Millionen Rubel ..

06.08.1930

"'Forciert den Export den Export von Getreide mit allen Mitteln. Das ist jetzt die Kernfrage. Wenn wir Getreide exportieren, dann kommen auch Kredite.

23.08.1930

"Die Bilanz von zehn Monaten ergibt einen Zuwachs der Staatsindustrie von 26" (anstatt 32 Prozent) Eine besorgniserregende Bilanz.

..

Uns bleiben noch ein bis eineinhalb Monate für den Getreideexport.


24.08.1930

Mikojan berichtet, dass die Beschaffung steigt und wir jeden Tag 1 bis 1,50 Millionen Pud exportieren. Ich denke, das ist zu wenig.

..

Mit einem Wort, der Getreideexport muss vehement forciert werden.

13.09.1930

Mann könnte diese Dokumente (nachdem man sie sorgfältig aufbereitet hat) fünf Tage nach der Bekanntgabe der Aussagen über Schädlinge bei Fleisch, Fisch u.ä. publizieren. Zunächst sollte man sich auf die Veröffentlichung beschränken und nichts von Gericht oder Erschießung erwähnen.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von DarkLightbringer »

Bei der Gedenkveranstaltung zum Holodomor zog Präsident Poroschenko Parallelen zum heutigen Krieg, der ebenso "wirklich" und "unerklärt" der Ukraine gelte.
„Ausgehend aus unserer heutigen Erfahrung des Vaterländischen Krieges 2014 für unsere Unabhängigkeit gegen den Feind, der in unser Land einfiel, ist unser Sicht auf die Ereignisse 1932–1933 ganz anders. Das war auch der genauso wirkliche und genauso unerklärte Krieg gegen die Ukraine“, sagte er am Samstag bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holodomors im Nationalen Museum "Gedenkstätte an Opfer der Hungersnöte in der Ukraine“ in Kiew.
http://www.ukrinform.de/rubric-gesellsc ... 13681.html

Nach 2004 sind KGB-Archive geöffnet worden, Dokumente wurden veröffentlicht und sogar eine Anklage ist erhoben worden.
Dennoch gehört der Holodomor heute wieder zu den "vergessenen" Völkermorden - von der Ukraine abgesehen.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Adam Smith »

DarkLightbringer » Do 3. Dez 2015, 20:01 hat geschrieben: Dennoch gehört der Holodomor heute wieder zu den "vergessenen" Völkermorden - von der Ukraine abgesehen.
Molotow hat die Anweisungen von Stalin umgesetzt. Und darin ging es um den Export von Getreide.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

Adam Smith » Do 3. Dez 2015, 19:44 hat geschrieben:Nein. Stalin schreibt es doch oft selber.

Zitat 10, August 1929 an Molotow:

"Das Politbüro hat meine Vorschläge über die Getreidebeschaffung angenommen. Das ist gut. Aber es reicht meiner Meinung nach nicht aus."

...

"Aber die Getreidebeschaffung ist in diesem Jahr die Grundlage für alles war wir tun - wenn wir scheitern, dann geht alles zu Bruch. Und die Gefahr des Scheiterns wird wachsen, wenn Ihr nicht mit aller Grausamkeit und Unerbittlichkeit auf die Durchführung der Beschlüsse des ZK drängt."

29. August 1929

Die Getreidebeschaffung ist gut angelaufen- Bleibt bei der harten Politik gegenüber ... Wenn wir beim Getreide siegen, dann siegen wir überall.

01.09.1929

"Mit der Beschaffung geht es nun bergauf. Das ist sehr gut. Wenn man das im Zusammenhang damit sieht, dass für dritte Industrialisierungsanleihe schon über 400 Millionen Rubel ..

06.08.1930

"'Forciert den Export den Export von Getreide mit allen Mitteln. Das ist jetzt die Kernfrage. Wenn wir Getreide exportieren, dann kommen auch Kredite.

23.08.1930

"Die Bilanz von zehn Monaten ergibt einen Zuwachs der Staatsindustrie von 26" (anstatt 32 Prozent) Eine besorgniserregende Bilanz.

..

Uns bleiben noch ein bis eineinhalb Monate für den Getreideexport.


24.08.1930

Mikojan berichtet, dass die Beschaffung steigt und wir jeden Tag 1 bis 1,50 Millionen Pud exportieren. Ich denke, das ist zu wenig.

..

Mit einem Wort, der Getreideexport muss vehement forciert werden.

13.09.1930

Mann könnte diese Dokumente (nachdem man sie sorgfältig aufbereitet hat) fünf Tage nach der Bekanntgabe der Aussagen über Schädlinge bei Fleisch, Fisch u.ä. publizieren. Zunächst sollte man sich auf die Veröffentlichung beschränken und nichts von Gericht oder Erschießung erwähnen.
ixh sehe da aber nichts über mittelstand :?:
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Adam Smith »

Nomen Nescio » Do 3. Dez 2015, 20:08 hat geschrieben: ixh sehe da aber nichts über mittelstand :?:
Warum sollte denn dort etwas über den Mittelstand stehen?
Das ist Kapitalismus:

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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

Adam Smith » Do 3. Dez 2015, 20:05 hat geschrieben:Molotow hat die Anweisungen von Stalin umgesetzt. Und darin ging es um den Export von Getreide.
[OT]kurz bevor barbarossa began forderte D noch zusätzliches getreide von der USSR. und obwohl die sowjets selbst zu wenig hatten, wurde es geliefert..[/OT]
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

Adam Smith » Do 3. Dez 2015, 20:10 hat geschrieben:Warum sollte denn dort etwas über den Mittelstand stehen?
du reagierst ja auf meine frage
gab es angst, daß eine gesunde mittelstand sich sonst entwickeln würde??
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Adam Smith »

Nomen Nescio » Do 3. Dez 2015, 20:14 hat geschrieben: du reagierst ja auf meine frage
Das hat mit dem Mittelstand nichts zu tun. Stalin ging es um den Aufbau einer Industrie in Russland. Und dafür brauchte er Geld.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von jan2009 »

Adam Smith » Do 3. Dez 2015, 20:19 hat geschrieben: Das hat mit dem Mittelstand nichts zu tun. Stalin ging es um den Aufbau einer Industrie in Russland. Und dafür brauchte er Geld.
....und das rechtfertigte Stalin und die Kommunisten in dem selbst aufgestellten Machterhaltungstrieb, dort mitten im 20. Jahrhundert durch den Terror bis Völkermord und die dem Sklaventum ähnliche Zustände das größte Konzentrationslager und Schlachthof der Welt zu erbauen.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Alexyessin »

jan2009 » Fr 4. Dez 2015, 09:30 hat geschrieben: ....und das rechtfertigte Stalin und die Kommunisten in dem selbst aufgestellten Machterhaltungstrieb, dort mitten im 20. Jahrhundert durch den Terror bis Völkermord und die dem Sklaventum ähnliche Zustände das größte Konzentrationslager und Schlachthof der Welt zu erbauen.
Was genau meinst du?
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von jan2009 »

Alexyessin » Fr 4. Dez 2015, 10:33 hat geschrieben:
Was genau meinst du?
Dass Stalin auf Leichen von Millionen nicht für den Wohlstand seiner Bürger sondern nur für militärische Stärke seines Machtbereiches sorgte....
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Humanist62 »

jan2009 » Fr 4. Dez 2015, 09:30 hat geschrieben: ....und das rechtfertigte Stalin und die Kommunisten in dem selbst aufgestellten Machterhaltungstrieb, dort mitten im 20. Jahrhundert durch den Terror bis Völkermord und die dem Sklaventum ähnliche Zustände das größte Konzentrationslager und Schlachthof der Welt zu erbauen.
Das waren keine Kommunisten, das waren selbst schon Stalinisten. Die weitaus größte Anzahl der Opfer waren Kommunisten.
Nenne einen Stalinisten Kommunist und er fühlt sich geehrt. Nenne einen Kommunist Stalinist und Du bekommst Ärger.
Zuletzt geändert von Humanist62 am Fr 4. Dez 2015, 13:07, insgesamt 1-mal geändert.
Religion ist Opium für die Menschen und kann tödlich enden.

Willi Brandts Worte "Mehr Demokratie wagen" sind bei den jetzigen Deutschen Führungspolitikern Fremdwörter.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Alexyessin »

jan2009 » Fr 4. Dez 2015, 12:47 hat geschrieben: Dass Stalin auf Leichen von Millionen nicht für den Wohlstand seiner Bürger sondern nur für militärische Stärke seines Machtbereiches sorgte....
Welches Konzentrationslager meinst du bitte?
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Alexyessin »

Humanist62 » Fr 4. Dez 2015, 13:00 hat geschrieben:
Das waren keine Kommunisten, das waren selbst schon Stalinisten. Die weitaus größte Anzahl der Opfer waren Kommunisten.
Nenne einen Stalinisten Kommunist und er fühlt sich geehrt. Nenne einen Kommunist Stalinist und Du bekommst Ärger.
Wenn es um Verbrechen geht, dann waren die Verbrecher nie Kommunisten - gut, was IST denn dann ein Kommunist?
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von BATA »

ich denke was Humanist mit "Es waren keine Kommunisten" gemeint hat, ist dass es sich in der Tat nicht wirklich um Kommunismus handelte.
Im echten Kommunismus gäbe es kein Geld und keine politische Führung zum Beispiel. Kommunismus ist am besten mit einem Bienenstock oder einem Ameisenhaufen erklärt.
Ich teile auch die Meinung, dass Kommunismus in der Sowjetunion niemals implementiert worden ist. Offiziell hieß die Staatsform Sozialismus. Und das ist noch lange nicht Kommunismus.

Stalinisten und Leninisten haben nach meinem Verständnis Kommunismus als Ideal betrachtet, welches es irgendwann in der Zukunft zu erreichen gelte, und zwar mit Gewalt. Aber von den eigentlichen Kernideen des Kommunismus wurde nicht viel implementiert.
Zuletzt geändert von BATA am Fr 4. Dez 2015, 16:12, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

Alexyessin » Fr 4. Dez 2015, 14:19 hat geschrieben:Welches Konzentrationslager meinst du bitte?
ich dachte, daß die ganze regio »gulagarchipel« genannt wurde. also nicht ein lager, sondern mehrere.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Adam Smith »

Nomen Nescio » Fr 4. Dez 2015, 16:49 hat geschrieben: ich dachte, daß die ganze regio »gulagarchipel« genannt wurde. also nicht ein lager, sondern mehrere.
In der Stalin-Zeit gab es das System der Arbeitslager.
Von 1930 bis 1953 waren in den Lagern mindestens 18 Millionen Menschen inhaftiert. Mehr als 2,7 Millionen starben im Lager oder in der Verbannung. In den letzten Lebensjahren Stalins erreichte der Gulag mit rund 2,5 Millionen Insassen seine größte quantitative Ausdehnung. Hinzu kamen in diesem Zeitraum rund sechs Millionen Personen, die als „Sondersiedler“ oder „Arbeitssiedler“ zum Verbleib an ihrem Arbeitsort verbannt waren.
Unmittelbar nach Kriegsende kamen 700.000 Insassen von Filtrationslagern hinzu. Fachleute gehen heute davon aus, dass insgesamt rund 28,7 bis 32 Millionen Menschen in der Sowjetunion Zwangsarbeit zu verrichten hatten.[5]
Am 27. März 1953, kaum drei Wochen nach Stalins Tod, wurden 1 bis 1,2 Millionen der 2,5 Millionen Gulag-Häftlinge amnestiert.[157] Diese Amnestie betraf alle Insassen, die wegen amtlicher und wirtschaftlicher Kriminaldelikte eine Haft bis zu fünf Jahren verbüßten sowie Schwangere, Frauen mit kleinen Kindern, Minderjährige, Ältere und Schwerkranke. Nicht amnestiert wurden diejenigen, die als „Konterrevolutionäre“ galten.[158]
https://de.wikipedia.org/wiki/Gulag
Das ist Kapitalismus:

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Beitrag von Alexyessin »

BATA » Fr 4. Dez 2015, 16:11 hat geschrieben:ich denke was Humanist mit "Es waren keine Kommunisten" gemeint hat, ist dass es sich in der Tat nicht wirklich um Kommunismus handelte.
Im echten Kommunismus gäbe es kein Geld und keine politische Führung zum Beispiel. Kommunismus ist am besten mit einem Bienenstock oder einem Ameisenhaufen erklärt.
Ich teile auch die Meinung, dass Kommunismus in der Sowjetunion niemals implementiert worden ist. Offiziell hieß die Staatsform Sozialismus. Und das ist noch lange nicht Kommunismus.

Stalinisten und Leninisten haben nach meinem Verständnis Kommunismus als Ideal betrachtet, welches es irgendwann in der Zukunft zu erreichen gelte, und zwar mit Gewalt. Aber von den eigentlichen Kernideen des Kommunismus wurde nicht viel implementiert.
Kurzum - es gab noch nie Kommunisten und wird auch nie welche geben. Guad,
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Adam Smith »

Alexyessin » Fr 4. Dez 2015, 17:10 hat geschrieben:
Kurzum - es gab noch nie Kommunisten und wird auch nie welche geben. Guad,
Das ist auch unmöglich. Kommunisten wollen wie Kapitalisten auch den Staat abschaffen. Nur möchten dann die Kommunisten auf einmal mehr Staat haben und alles verstaatlichen. Da steht aber im Widerspruch zum Kommunismus. Aus dem Grund kann es keine Kommunisten geben. Denn man kann nicht mehr und zugleich weniger Staat wollen.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von jan2009 »

Alexyessin » Fr 4. Dez 2015, 14:19 hat geschrieben:
Welches Konzentrationslager meinst du bitte?
Dieses:
http://www.gulag.memorial.de/
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Alexyessin »

Du meinst also das ganze Gulag-System. Danke, damit ich weiß wie ich mit deinem Posting umgehen muss.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Zerberster »

BATA » Do 3. Dez 2015, 16:31 hat geschrieben:was hat Lenin denn über Bauern gesagt vor der Revolution?
Stalin hat nur das umgesetzt was Lenin schon halbwegs begonnen hatte. Es war auch abzusehen, dass es teils fatale Folgen geben wird. Aber die Entkulakisierung war nunmal unvermeidlich. Ohne die Industialisierung wäre die UdSSR keine 20 Jahre später eine Kolonie gewesen. Utilitaristische Methoden sind eben nicht immer ungrausam.


„Es bleibt noch ein Argument, das gegen unseren Antrag ins Feld geführt wurde. Dieses Argument besagt, wenn die Bauern sofort von den Gutsbesitzerländereien Besitz ergreifen würden, so könnte eine so rasche, so wenig vorbereitete Besitzergreifung zu einer Verschlechterung der Bodenbearbeitung, zu einer Verschlechterung der Aussaat führen.“
W.I. Lenin: Ausgewählte Werke in drei Bänden, Band 2, Berlin 1961, S. 171

„Wenn Hunderttausende und Millionen Menschen Hungerqualen leiden (in Petrograd, in den nichtlandwirtschaftlichen Gouvernements, in Moskau) - in einem Land, in welchem Millionen und aber Millionen Pud Getreide von den Reichen, Kulaken und Schiebern versteckt gehalten werden, in einem Land, das sich Sozialistische Sowjetrepublik nennt -, so ist das ein Grund für jeden aufgeklärten Arbeiter und Bauern, sich ernste und gründliche Gedanken zu machen. „Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen“ - wie ist das in die Tat umzusetzen? Es ist sonnenklar, daß zur Verwirklichung dieses Grundsatzes erstens das staatliche Getreidemonopol notwendig ist, d.h. das unbedingte Verbot jedes Privathandels mit Getreide, die Pflichtablieferung aller Getreideüberschüsse zu Festpreisen an den Staat, das unbedingte Verbot für jedermann, wer er auch sein mag, Getreideüberschüsse zurückzuhalten und zu verstecken.“
W.I. Lenin: Ausgewählte Werke in drei Bänden, Band 2, Berlin 1961, S. 811

„Die Mitte 1918 gegründeten Komitees der Dorfarmut gingen auch gegen die Kulaken vor, wie die Großbauern genannt wurden. Mehr als die Hälfte der Ländereien der Kulaken wurde enteignet. Die konfiszierten Maschinen und das Vieh wurden unter den Mittelbauern und den Dorfarmen aufgeteilt. Die Kulakenschicht wurde merklich kleiner. Das Dorf wurde mittelbäuerlich.“
Dimitri Wolkogonow: Stalin - Triumph und Tragödie, Düsseldorf 1989, S. 242
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Zerberster »

DarkLightbringer » Do 3. Dez 2015, 20:01 hat geschrieben:Bei der Gedenkveranstaltung zum Holodomor zog Präsident Poroschenko Parallelen zum heutigen Krieg, der ebenso "wirklich" und "unerklärt" der Ukraine gelte.

http://www.ukrinform.de/rubric-gesellsc ... 13681.html

Nach 2004 sind KGB-Archive geöffnet worden, Dokumente wurden veröffentlicht und sogar eine Anklage ist erhoben worden.
Dennoch gehört der Holodomor heute wieder zu den "vergessenen" Völkermorden - von der Ukraine abgesehen.
Es gab keinen Völkermord. Das würde der Logik des Kommunismus widersprechen. Die Hungersnot gab es auch im Kaukasus, an der Wolga und in Kasachstan. In Kasachstan ist, wie bereits bei der Hungersnot im Bürgerkrieg, die Bevölkerung um 25% geschrumpft. Wenn, dann gab es einem Völkermord an den Kasachen, die innerhalb von 15 Jahren 50% ihrer Ethnie verloren haben. Seltsam nur, dass in Kasachstan das Thema Völkermord kein Thema ist. In der Ukraine ist das dagegen schon seit den 1950er ein beliebter Vorwurf von ukrainischen Nationalisten. In den 1990ern haben die Bauern in Russland genauso einen "Holodomor" provozieren wollen. Der stalinkritische Historiker Wolkogonow aus der gorbatschow`schen Ära hat das Problem bereits nüchtern analysiert gehabt.


"Stalin, auf der gegenüberliegenden Seite der kaukasischen Bergkette - im südlichen, sonnigen Georgien - geboren, wußte von den riesigen Getreidefeldern im Nordkaukasus. Er befahl, dort die Kollektivierung besonders eilig duchzuführen. Die Kornkammer des Südens sollte verstärkt der Industriealisierung des Landes Vorschub leisten. Die OGPU ging hier mit einem solchen Übereifer ans Werk, daß der sowjetische Verteidigungsminister Woroschilow schon im Sommer 1930 melden konnte: "Der Nordkaukasus hat in der UdSSR den ersten Platz in der Kollektivierungskampagne eingenommen." In der Folgezeit wurden zwischen Woroschilow, dem Marschall der Sowjetunion, und dem Nordkaukasus die Bande noch enger geknüpft."
Nikolai Poljanski u. Alexander Rahr: Gorbatschow - Der neue Mann, Berlin 1987, S. 20

„Erinnern Sie sich noch an die Auseinandersetzung um die Agrarpreise in Rußland? Die Bauern bzw. die Kolchosen wollten ihr Getreide nicht für 100 000 Rubel pro Tonne an den Staat verkaufen. Der war aber vom IWF dringend aufgefordert, sich wegen der Haushaltsstabilität keinesfalls auf höhere Preise einzulassen. Theoretisch alles richtig. Praktisch heißt das aber, daß die russischen Getreideproduzenten ihre Ware, ihr Getreide, lieber verschimmeln lassen oder vernichten, als es für 100 000 Rubel die Tonne – aus ihrer Sicht – zu verschleudern. Das wiederum führt dazu, daß der Fehlbedarf importiert werden muß.“
Gabriele Krone-Schmalz: Rußland wird nicht untergehen..., Frankfurt am Main 1994, S. 26

„Die Steuern für die Mittel – und Großbauern wurden gesenkt, was ihnen die Möglichkeit gab, Produktionsüberschüsse zu erzielen, vor allem beim Getreide. Die Kaufkraft der Bauern wuchs. Jedoch verstärkte sich auf dem Land gleichzeitig der Warenhunger. Deshalb hatten die Bauern es nicht eilig, ihr Getreide zu verkaufen. Sie brauchten kein Papiergeld, sondern Maschinen und andere Industrieprodukte, doch die Preise für sie waren zu hoch. Es entstanden Schwierigkeiten bei der Nahrungsmittelversorgung der Städte. Im Jahr 1927 zeichnete sich ab, daß es zu einer Krise kommen könnte. Die Kulaken und die Mittelbauern hielten ihr Getreide zurück, sie warteten auf günstigere Preise und auf notwendige Ware. … Die Vertreter der Opposition hatten schon früher gefordert, die bei der Versorgung fehlenden 2,5 bis 3 Millionen Tonnen Getreide bei den Kulaken und Mittelbauern gewaltsam zu beschlagnahmen.“
Dimitri Wolkogonow: Stalin - Triumph und Tragödie, Düsseldorf 1989, S. 243

„Dann folgten konkrete Empfehlungen: >>Sehen Sie sich die Kulakenwirtschaften an: Dort sind die Speicher und Scheunen voll von Getreide, das Getreide liegt, da keine Speicherräume mehr da sind, in offenen Schuppen, in den Kulakenwirtschaften gibt es Getreideüberschüsse von 50 000 bis 50 000 Pud je Wirtschaft.<< Stalin beendete all seine Auftritte gleich: >>Ich schlage vor: a) von den Kulaken die sofortige Abgabe alle Getreideüberschüsse zu staatlichen Preisen zu verlangen; b) im Falle einer Weigerung der Kulaken sich dem Gesetz zu fügen, sie gemäß Artikel 107 des Strafgesetzbuchs der RSFSR gerichtlich zur Verantwortung zu ziehen und ihre Getreideüberschüsse zugunsten des Staates zu konfiszieren mit der Maßgabe, 25 Prozent des konfiszierten Getreides unter die Dorfarmut und die wirtschaftlich schwächeren Mittelbauern zu den niedrigen staatlichen Preisen auf Kredit mit langjähriger Zahlungsfrist zu verteilen.“
Dimitri Wolkogonow: Stalin - Triumph und Tragödie, Düsseldorf 1989, S. 247

„Eine spezielle Kommission erstellte Anfang Januar 1930 einen Entwurf für einen Beschluß des ZK >>Über das Tempo der Kollektivierung und über die Hilfsmaßnahmen des Staates für den kollektivwirtschaftlichen Aufbau<<. … Ausschreitungen, Streit, Gewehre mit abgesägtem Lauf, Morde an Parteifunktionären, Kolchosenaktivisten, Beschwerdebriefe nach Moskau, Hilfesuchende. Übergriffe wurden alltäglich.
Dimitri Wolkogonow: Stalin - Triumph und Tragödie, Düsseldorf 1989, S. 249

„Nach einigen Angaben wurden im Jahr 1929 mehr als 150 000 Kulakenfamilien nach Sibirien und in den Norden verbannt. 1930 waren es 240 000 und 1931 über 285 000. Die >>Entkulakisierung<< wurde auch 1928 und nach 1931 durchgeführt. Nach meinen Berechnungen betraf die >>Entkulakisierung<< 8,5 bis 9 Millionen Männer, Frauen, Alte und Kinder. Die meisten wurden ihrer Heimat und ihres Besitzes beraubt. Viele wurden wegen Widerstand erschossen, und nicht wenige kamen um auf dem Weg nach Sibirien und in den Norden.
Dimitri Wolkogonow: Stalin - Triumph und Tragödie, Düsseldorf 1989, S. 249f

Im Nordkaukasus, in der Ukraine, im Wolgagebiet und in anderen Regionen des Landes entstand eine grausame Hungersnot. Es gibt keine verläßlichen Angaben über die Opfer. Aber eines ist klar: Ihre Zahl ist sehr hoch. Möglicherweise war sie ein wenig geringer als die der Opfer der >>Entkulakisierung<<.
Dimitri Wolkogonow: Stalin - Triumph und Tragödie, Düsseldorf 1989, S. 254

„Die Bevölkerung in den Städten wuchs jährlich um 2 bis 2,5 Millionen Menschen. Damit stieg die Zahl der Esser. Aufgrund der niedrigen Einkaufspreise konnten die Kolchosbauern die Bevölkerung aber nicht mit ausreichenden Mengen von Getreide versorgen. … Der Staat exportierte zudem weiterhin Getreide. Das brachte ihm Devisen, mit denen er Maschinen im Ausland kaufen konnte. […] Selbstverständlich war Getreide notwendig, um im Ausland Industrieausrüstungen zu kaufen, um die Versorgung der schnell wachsenden Städte zu gewährleisten, um Staatsreserven zu schaffen. Aber es war unzulässig, solche Maßnahmen anzuwenden!“
Dimitri Wolkogonow: Stalin - Triumph und Tragödie, Düsseldorf 1989, S. 254ff
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Zerberster »

Nomen Nescio » Do 3. Dez 2015, 19:41 hat geschrieben: das umgekehrte passierte aber auch. ich sah einmal ein foto von lenin, wobei man stalin zwischen den vertrauten gesetzt hatte. es muß sich handeln um ein foto aus 1917 oder 1918.

offensichtlich wollte man so glaubhaft machen, daß stalin immer ein vertrauter lenins war. und gerade der sollte auf seinem sterbebett gewarnt haben, daß man stalin nicht trauen sollte. falls es wahr ist.
Lenin hatte alle potentiellen Erben kritisch beäugelt. Stalin war demnach grob und bei ihm war sich Lenin nicht sicher, ob er mit so viel Macht in seiner Hand umgehen könnte. Stalin war aber alles andere als machtgierig. Trotzki wäre weitaus der schlimmere Kandidat gewesen. Stalin wollte nichtmal als Generalsekretär gewählt werden.


"Ein diensteifriger Trotzki ist gefährlicher als ein Feind! Nichts anderem als "Privatgesprächen" (d.h. einfach dem Klatsch, von dem Trotzki stets lebt) konnte er Beweise dafür entnehmen, daß die "polnischen Marxisten" schlechthin mit jedem Artikel Rosa Luxemburgs einverstanden sind. Trotzki hat die "polnischen Marxisten" als Leute ohne Ehre und Gewissen hingestellt, die nicht einmal ihre eigene Überzeugung und das Programm ihrer Partei zu achten wissen. Ein diensteifriger Trotzki! [...] Warum hat Trotzki diese Tatsachen den Lesern seiner Zeitschrift verschwiegen? Nur weil es für ihn vorteilhaft ist, auf die Schürung der Meinungsverschiedenheiten zwischen den polnischen und den russischen Gegnern des Liquidatorentums zu spekulieren und die russischen Arbeiter in der Programmfrage zu betrügen. Noch niemals, in keiner einzigen bedeutsamen Frage des Marxismus, hatte Trotzki eine feste Meinung, stets "kroch er in die Spalten" zwischen den verschiedenen Meinungen und pendelte von einer Seite zur anderen. Gegenwärtig befindet er sich in der Gesellschaft der Bundisten und Liquidatoren. [...] Ist es nicht großartig, wie dieser "Knabe ohne Hosen" mit dem Parteiprogramm seinen Spott treibt? Und warum treibt er seinen Spott? Nur weil er ein völliger Ignorant ist, der nichts studiert, nicht einmal etwas über die Parteigeschichte gelesen hat, sondern einfach unter die Liquidatoren geraten ist, wo es "zum guten Ton gehört", in Fragen der Partei und der Parteiideologie durch nichts beschwert zu sein."
W.I. Lenin: Ausgewählte Werke in drei Bänden, Band 1, Berlin 1970, S. 733f

„Die in dem Band enthaltenen Dokumente widerspiegeln Lenins konsequenten und unversöhnlichen Kampf gegen Trotzki und die von Bucharin geführte parteifeindliche Gruppe der „linken Kommunisten“, die sich gemeinsam mit der Bourgeoisie, den Sozialrevolutionären und den Menschewiki gegen einen Friedensschluß wandten und dadurch die Existenz der sozialistischen Republik gefährdeten. Als Leiter der sowjetischen Friedensdelegation in Brest setzte sich Trotzki über die klaren Direktiven der Partei hinweg und lehnte es ab, den Friedensvertrag mit Deutschland zu unterzeichnen. Gleichzeitig erklärte er, das Sowjetland stelle die Kriegshandlungen gegen Deutschland ein und demobilisiere seine Armee. Diese Erklärung machte sich die deutsche Regierung zunutze und ging an der ganzen Front zur Offensive über. Dem Sowjetstaat drohte höchste Gefahr.“
W.I. Lenin: Ausgewählte Werke in drei Bänden, Band 2, Berlin 1961, S. 19

„Nachdem Stalin offiziell von Lenins Brief Kenntnis genommen hatte, bot er seinen Rücktritt an. Wäre damals diesem Rücktrittgesuch stattgegeben worden, dann wäre womöglich vieles anders gekommen. Aber der Rücktritt wurde nicht akzeptiert. Stalin hat in den zwanziger Jahren insgesamt dreimal um seine Entlassung gebeten.“
Dimitri Wolkogonow: Stalin - Triumph und Tragödie, Düsseldorf 1989, S. 151

„Es hing sicherlich auch mit seiner Krankheit zusammen, daß Vater nach dem XIX. Parteitag (Oktober 1952) zweimal seinen Rücktritt angeboten hatte. Diese Tatsache ist den Mitgliedern des ZK, das damals gewählt wurde, wohlbekannt.“
Swetlana Allilujewa: Zwanzig Briefe an einen Freund, Vaduz 1967, S. 288
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

Zerberster » Sa 5. Dez 2015, 16:06 hat geschrieben: Lenin hatte alle potentiellen Erben kritisch beäugelt. Stalin war demnach grob und bei ihm war sich Lenin nicht sicher, ob er mit so viel Macht in seiner Hand umgehen könnte. Stalin war aber alles andere als machtgierig. Trotzki wäre weitaus der schlimmere Kandidat gewesen. Stalin wollte nichtmal als Generalsekretär gewählt werden.
das ist sicher sehr interessant, was du hier schreibst. dennoch, wie zuversichtlich sind noch die archiven der ehemalige USSR?
stalin hat sehr viel aufräumen lassen bzw ändern oder hinzufügen. du siehst mein problem?

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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von zollagent »

BATA » Fr 4. Dez 2015, 16:11 hat geschrieben:... Kommunismus ist am besten mit einem Bienenstock oder einem Ameisenhaufen erklärt....
....
..Und darin liegt dann auch schon der Grund, warum er bei Individualwesen wie Menschen nicht fuktionieren kann. Menschen haben individuelle Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse und die stehen in aller Regel vor denen der Gemeinschaft. Es besteht also häufig ein Zielkonflikt zwischen Bedürfnissen eines Einzelwesens und denen der Gemeinschaft. Um weiterexistieren zu können, müssen diese individuellen Bedürfnisse unterdrückt werden, was einen Sicherheitsapparat erfordert, der seinerseits die Gemeinschaft mit unproduktiven Lasten belegt, und damit den Erfolg dieser Gesellschaft zumindest schmälert, nach aller Erfahrung aber durch seine zunehmende Machtkonzentration die ursprüngliche Gemeinschaftsidee untergräbt und der eigentlich geplanten Gesellschaft den Boden entzieht. Nicht umsonst waren Stasi und KGB Staaten im Staate, bei denen wohl auch die Herrschaften im jeweiligen Politbüro nicht immer wußten, was so getrieben wurde, und die trotzdem den Kurs der Gesellschaft zumindest mitbestimmten. Alles Dinge, die es in einem Insektenstock gar nicht geben kann.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

zollagent » Sa 5. Dez 2015, 17:50 hat geschrieben:Nicht umsonst waren Stasi und KGB Staaten im Staate, bei denen wohl auch die Herrschaften im jeweiligen Politbüro nicht immer wußten, was so getrieben wurde, und die trotzdem den Kurs der Gesellschaft zumindest mitbestimmten. Alles Dinge, die es in einem Insektenstock gar nicht geben kann.
zollagent, du kannst es ruhig mit mindestens die CIA ausbreiten. und wenn du GB dabei nimmst, gehe ich sofort konform.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von zollagent »

Nomen Nescio » Sa 5. Dez 2015, 18:03 hat geschrieben: zollagent, du kannst es ruhig mit mindestens die CIA ausbreiten. und wenn du GB dabei nimmst, gehe ich sofort konform.
Ist richtig, aber nicht Thema. Hier werden die Verhältnisse in einem kommunistischen Staat ausgebreitet.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

zollagent » Sa 5. Dez 2015, 18:10 hat geschrieben: Ist richtig, aber nicht Thema. Hier werden die Verhältnisse in einem kommunistischen Staat ausgebreitet.
wo du recht hast...
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Zerberster »

Nomen Nescio » Sa 5. Dez 2015, 17:29 hat geschrieben: das ist sicher sehr interessant, was du hier schreibst. dennoch, wie zuversichtlich sind noch die archiven der ehemalige USSR?
stalin hat sehr viel aufräumen lassen bzw ändern oder hinzufügen. du siehst mein problem?

nichtsdestotrotz... DANKE
Du denkst also, dass die Hungersnot in der Ukraine, ein von Stalin geplannter Genozid gegen die Ukrainer war? Das kann doch beim besten Willen nicht stimmen. Auf russischer Seite gibt es und gab es nie eine politische Strömung, die für die Ausrottung der Ukrainer war. Alles was es schlimmstenfalls zu bieten gab waren die Assimilierungsversuche unter den Zaren. Eine physische Vernichtung ist das nicht. Die schlimmsten russischen Nationalisten waren nicht so dumm und plädierten für eine Ausrottung ihrer Brüder (Kleinrussen). Warum sollen dann noch ausgerechnet Kommunisten, die jeglichen Rassismus ablehnen, sowas tun wollen? Die Westukrainer waren unter polnisch-lithauischer Okkupation und hatten sich sprachlich von den Großrussen entfremdet. Das ist alles. Wegen kleinen Sprachdifferenzen rottet man keinen aus. Ist mir kein einziger Fall in der Geschichte bekannt. Bei solchen Problemen hatte man die Entfremdeten okkupiert und assimiliert. Bei den Sowjets war nichtmal letzteres beabsichtigt, weil unter ihnen ukrainisch offiziell anerkannt wurde. Von daher lasst endlich mal diese infantilen Vorwürfe mit denen man lediglich sein Problem gegenüber Russen offenbart. Ist ja auch dienlich den Russen Völkermord zu unterstellen, weil sie in einem Vielvölkerstaat organisiert sind. Gäbe es genug Dumme dort dann hätten die Russen wohl auch ein Problem damit mit dem Stigmata Völkermörder rumzurennen. Es gibt keine Indizien dafür, dass Stalin ein Problem mit den Ukrainern hatte. Seine Tochter hätte sowas, wie andere Unannehmlichkeiten, erwähnt gehabt, oder man hätte das bei Trotzki irgendwo nachlesen können. Als ob meine Meinung nur auf den sowj. Archiven beruhen würde.


„In einer anderen Ecke stand ein Plattenspieler, Vater hatte eine schöne Sammlung von Volksliedern, russischen, georgischen, ukrainischen. Andere Musik ließ er nicht gelten.“
Swetlana Allilujewa: Zwanzig Briefe an einen Freund, Vaduz 1967, S. 27

„Hier hing auch, eingerahmt unter Glas, die Reproduktion des Bildes von Repin Antwort der Saporosher Kosaken an den Sultan – Vater mochte dieses Bild besonders gerne (und er liebte es sehr, den groben Wortlaut dieser Antwort jedem, wem auch immer, zu rezitieren . . .).“
Swetlana Allilujewa: Zwanzig Briefe an einen Freund, Vaduz 1967, S. 42
Zuletzt geändert von Zerberster am So 6. Dez 2015, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Nomen Nescio »

Zerberster » So 6. Dez 2015, 19:11 hat geschrieben:Du denkst also, dass die Hungersnot in der Ukraine, ein von Stalin geplannter Genozid gegen die Ukrainer war?
nicht (falsch) hineininterpretieren. ich reagierte auf
Zerberster » Sa 5. Dez 2015, 16:06 hat geschrieben: Lenin hatte alle potentiellen Erben kritisch beäugelt. Stalin war demnach grob und bei ihm war sich Lenin nicht sicher, ob er mit so viel Macht in seiner Hand umgehen könnte. Stalin war aber alles andere als machtgierig. Trotzki wäre weitaus der schlimmere Kandidat gewesen. Stalin wollte nichtmal als Generalsekretär gewählt werden.
also auf die weise wie stalin GS wurde !!
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von zollagent »

Ich kann nur noch den Kopf schütteln, über die Begriffekrämerei, wo doch die Fakten offenliegen. Stalins Methoden haben nun mal Millionen Ukrainer das Leben gekostet und er wußte das auch zweifellos! Was solle diese Begriffeklauberei? Macht das das Verbrechen besser? Oder weniger schlimm? Sind deswegen die Opfer weniger tot?
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Alexyessin »

Zerberster » So 6. Dez 2015, 19:11 hat geschrieben:
Du denkst also, dass die Hungersnot in der Ukraine, ein von Stalin geplannter Genozid gegen die Ukrainer war? Das kann doch beim besten Willen nicht stimmen. Auf russischer Seite gibt es und gab es nie eine politische Strömung, die für die Ausrottung der Ukrainer war. Alles was es schlimmstenfalls zu bieten gab waren die Assimilierungsversuche unter den Zaren.
Die Russifizierungen unter dem Zaren ist auf lange Sicht auch eine Ausrottung. Außerdem nicht zu vergessen - die ukrainischen Bauern waren reicher, selbstständiger und vor allem politisch viel aktiver als ihre Kollegen im alten Moskowien.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Zerberster »

Alexyessin » Mo 7. Dez 2015, 14:00 hat geschrieben:
Die Russifizierungen unter dem Zaren ist auf lange Sicht auch eine Ausrottung. Außerdem nicht zu vergessen - die ukrainischen Bauern waren reicher, selbstständiger und vor allem politisch viel aktiver als ihre Kollegen im alten Moskowien.
Man muss dir wohl nicht ernsthaft erklären was ne Ausrottung ist. Wenn du deine Muttersprache verlernst weil du nach Polen entführt wirst. Ich dich befreie und dir deine Muttersprache wieder beibringe dann rotte ich dich nicht aus.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Zerberster »

zollagent » Mo 7. Dez 2015, 08:52 hat geschrieben:Ich kann nur noch den Kopf schütteln, über die Begriffekrämerei, wo doch die Fakten offenliegen. Stalins Methoden haben nun mal Millionen Ukrainer das Leben gekostet und er wußte das auch zweifellos! Was solle diese Begriffeklauberei? Macht das das Verbrechen besser? Oder weniger schlimm? Sind deswegen die Opfer weniger tot?
Die ukr. Opfer sind ja auch so besonders im Gegensatz zu den Millionen russischen Opfern. Die Entkulakisierung/Industrialisierung musste um jeden Preis her. Die ukr. Kulaken haben am Ausmaß der Hungersnot genauso Schuld, weil sie Getreide und Vieh lieber vernichtet hatten als es beschlagnahmen zu lassen, obwohl sie wussten, dass die Konfiszierung schon im Bürgerkrieg dem einfachen Volk zu Gute kam.


„Um 1930, so kann man wohl feststellen, hatte sich im rechten Lager die Überzeugung durchgesetzt, daß die Bolschewisten national eingestellt waren und daß >>der Russe Stalin den bolschewistischen Propagandakampf lediglich zu Nutz und Frommen des russischen Volkes führen lässt und längst erkannt hat, daß der Internationalismus eine Utopie ist und bleiben wird<<. Die weltrevolutionäre These werde zwar beibehalten, aber als sekundär angesehen. Die kommunistischen Parteien in den außerrussischen Ländern aber sollten weniger revolutionäre >>Arbeit leisten als ein Gewicht darstellen, das bestimmte Dinge verhindert<<, wovon bei der Frage eines Interventionskrieges noch zu sprechen sein wird. […] Die niemals aufhörende Sorge der Sowjetunion vor einem erneuten Eingreifen ausländischer Armeen in die innerrussische Entwicklung war ein Ergebnis der Erfahrungen der Interventionskämpfe in den Jahren der Bürgerkriege und der Propaganda im Ausland, wie sie von Exilrussen, europäischen Wirtschaftskreisen und einigen Generälen betrieben wurde. Mehr und mehr nahm im Trachten der russischen Staatsführung, vor allem Stalins, das Bemühen, eine solche Intervention zu verhindern, den ersten Platz ein. Das weltrevolutionäre Streben trat demgegenüber zurück. Der Sieg der Revolution in einigen Ländern Europas schien Stalin im Herbst 1924 nur noch deswegen wichtig und erstrebenswert, um >>das Land gegen eine Intervention zu sichern<<. … Auf dem 15. Parteikongreß der KPdSU im Dezember 1927 verkündete Stalin das Ende der Stabilisierungsepoche des Kapitalismus. Es sei mit erneuten imperialistischen Angriffen auf die Sowjetunion zu rechnen.
Otto-Ernst Schüddekopf: Nationalbolschewismus in Deutschland 1918-1933, Berlin 1972, S. 262, 273f
Adam Smith
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von Adam Smith »

Zerberster » Mo 7. Dez 2015, 18:13 hat geschrieben:
Die ukr. Kulaken haben am Ausmaß der Hungersnot genauso Schuld, weil sie Getreide und Vieh lieber vernichtet hatten als es beschlagnahmen zu lassen, obwohl sie wussten, dass die Konfiszierung schon im Bürgerkrieg dem einfachen Volk zu Gute kam.
Und Stalin wollte Getreide exportieren. Und die Ukrainer haben da nicht richtig mitgemacht. Und dann ist es halt passiert. Und dann kam es zu Kritik und dann ist halt der Große Terror passiert.
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Re: Holodomor - Diskussion

Beitrag von zollagent »

Zerberster » Mo 7. Dez 2015, 18:13 hat geschrieben:
Die ukr. Opfer sind ja auch so besonders im Gegensatz zu den Millionen russischen Opfern. Die Entkulakisierung/Industrialisierung musste um jeden Preis her. Die ukr. Kulaken haben am Ausmaß der Hungersnot genauso Schuld, weil sie Getreide und Vieh lieber vernichtet hatten als es beschlagnahmen zu lassen, obwohl sie wussten, dass die Konfiszierung schon im Bürgerkrieg dem einfachen Volk zu Gute kam.


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Bei allem Respekt, das ist gequirlter Quatsch mit Soße. Die Opfer noch "schuldig" sprechen, weil der Diktator "nicht anders konnte". Es gibt Dinge, die sind so dämlich, daß man sie besser nicht kommentiert.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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