Die Krim ist verloren, das weiss auch Kiew.
Nicht die Krim ist verloren, Russland ist verloren.
Es ist nicht die erste Okkupation der Weltgeschichte, in der ein kleineres Land einem größeren gegenüber steht und in der eine mechanische - aber nicht moralische - Übermacht gegeben ist. Die Besetzung ist eindeutigerweise ein Akt der Aggression, unsere Bundesregierung bezeichnete es deutlich als ein Verbrechen. Die UN-Mehrheit sieht es nicht anders.
Der Schriftsteller Boris Schumatsky sagt, Putins Russland glaube weder an Lenin, noch an Jesus oder die "Heilige Rus", es glaube nur noch an den Krieg. Und der Master Mind russischer Nationalisten, Igor Girkin, geht auch ganz offen von einem permanenten Krieg aus, der nötig sei. Und geht die Politik des "Brennenden Gürtels" nicht genau in diese Richtung? Wird aktuell in Syrien nicht Krieg geführt, einfach um des Krieges willen?
Wenn wir im Westen oder überhaupt die Gemeinschaft der Nationen die Fakten von Aggression und Okkupation indirekt anerkennen, dann erkennen wir den Glauben an den Krieg als normativ an. Letzten Endes würde dann der Kerngedanke der Vereinten Nationen, wonach ein friedliches Zusammenleben normativ sei, Makulatur.
Sanktionen und Nichtanerkennung widersprechen dem und sind zugleich Ausblick auf eine Rückkehr zum Frieden.
Den aktuellen Fall kommentiert die Osteuropahistorikerin Anna Veronika Wendland u. a. so:
Es ist ein klassisches Dilemma, in dem Kiew hier steckt: soll man den ukrainischen Rechtsanspruch auf die Krim durch eine reibungslose Versorgung der – völkerrechtlich gesehen immer noch ukrainischen – Bevölkerung demonstrieren; soll man humanitäre Zwecke über politische stellen – und so dem Besatzungsregime das Leben erleichtern? Oder soll man angesichts des andauernden russischen Krieges in der Ostukraine und der angekündigten totalen russischen Blockade ukrainischer Waren den einzigen Hebel ansetzen, den man gegenüber der russischen Übermacht hat – und einmal, nur ein einziges Mal mit russischer Münze zurückzahlen?
http://de.euromaidanpress.com/2015/11/2 ... -wendland/
Dieses Dilemma mag so sein, der Umgang mit einer Besatzungsmacht ist eben kein reiner Spaziergang. Ratschläge dazu aus dem Westen sind gut, Solidarität noch besser.