Cobra9 hat geschrieben:(17 Oct 2017, 08:18)
Solange die Krim besetzt ist, in der Ukraine noch Russland als Konfliktpartei beteiligt ist wirds mit Frieden schwer.
Das ist nur eine Sicht der Dinge. Tatsächlich ist die Krim seit drei Jahren russisch und die Zahl der gewalttätigen Auseinandersetzung ist praktisch null. Das ersetzt keine politische Klärung zwischen Russland und der Ukraine. Es legitimiert auch nicht die robuste Art und Weise, wie die Krim von der Ukraine weggekommen ist. Das muss im Rahmen freier Einigung zwischen beiden Staaten passieren und wird wohl noch dauern.
Daneben haben wir den internen Konflikt der Ukraine mit den Volksrepubliken, in denen Russland sich auf viele Weise einmischt. Hier wird tatsächlich immer wieder geschossen. Trotz großer Ankündigungen ukrainischer Militärs und Politiker bleibt die Großoffensive aber aus. Das hat praktische Gründe. Es gibt keinen sinnvollen Plan, wie nach einem gewaltsamen Vorgehen die Region und ihre Einwohner friedlich in die Ukraine re-integriert werden können und es gibt auch kein Geld dafür. Zudem steht immer im Raum, dass Russland mehr und bessere Ausrüstung schicken könnte. Das Eskalationspotential ist enorm, aber es bleibt bisher ein Potential. Die Neigung von USA und EU-Staaten, bedingungslos und ohne politische Zusagen Waffen auf Kredit oder als Geschenk zu schicken, ist bisher eher verhalten. Damit würde man die Position gerade der Kräfte fördern, die die Liberalisierung und Westintegration der Ukraine eher hintertreiben als voranbringen. Bei allem Jubel über 2% Wachstum trotz Poroschenko darf man nicht vergessen, auf welches gesenkte Niveau diese 2% sich beziehen und wieviel mehr möglich wäre. Daher wird das Ausland Waffen, die zur Eroberung nötig sind, nur dann bereit stellen, wenn dies zur Erhaltung der eigenen Seriosität nötig ist. Das ist aktuell nicht der Fall. Nicht zuletzt ist es für Poroschenko und seine Oligarchenkollegen deutlich attraktiver, mit wortgewaltigen Ansagen und "schweren Zeiten" zu hantieren als erst reihenweise Leichensäcke heimzubringen und dann tatsächlich die Wirtschaft und die Gesellschaft zu heilen, oft gegen die Interessen des eigenen Geldspeichers. Deshalb denke ich, dass auch dieser Konflikt, soweit das Wort was hergibt, vorerst friedlich bleibt.
Die Lösung in beiden Fällen ist politisch. Die Ukraine sieht vielleicht die Don-Region irgendwann wieder. Aber wenn sie Freude daran haben will, sollte sie das besser politisch probieren. Die Krim dagegen... da glauben nur Fantasten dran. Aber auch dort muss eine politische Lösung irgendwann mal her.