Blick nach Russland Sammelstrang

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Europa2050
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Europa2050 »

Audi hat geschrieben:(08 Apr 2018, 10:07)

Seltsam, man regt sich nur über Russland auf obwohl das gleiche in Europa passiert... Von den Usern lese ich nie Entrüstung...
(Einfettung von mir)

Und ich dachte, Russland ist „in Europa“, zumindestens bevölkerungstechnisch grösstenteils und vor allem kulturell.

Liege ich da falsch?

Übrigens nach deiner Aussage erstaunlich, dass die Gefährdeten u.a. nach „Europa“ evakuiert werden.
Почему, Россия? (Warum, Russland?)
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Cobra9
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Das Russland getroffen werden kann mit Sanktionen zeigt sich erneut
http://m.manager-magazin.de/finanzen/bo ... 02100.html
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Nomen Nescio
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

wie zuverlässig und ehrlich ist eigentlich rußland. dauend lese ich über das böse westen und daß man aufrecht versuchen muß mit rußland sich zu verständigen.
vllt verdeutlicht dieses zitat es ein wenig
Verstrickung in Widersprüche

Am Mittwoch sagte die OPCW, es sei offen, wann die Inspektoren Duma aufsuchen würden. Nach ersten Abklärungen sei die Lage nicht sicher genug. Ein Team der Uno-Sicherheitsabteilung sei bei der Rekognoszierung vor Ort unter Beschuss von Handfeuerwaffen geraten. Am Montag hatte die OPCW erklärt, syrische und russische Beamten hätten die Inspektion mit Verweis auf ungeklärte Sicherheitsfragen verzögert. Für eine von der syrischen Regierung organisierte Journalisten-Tour nach Duma gab es derweil keine Sicherheitsbedenken. Einige Reporter machten sich dabei selbständig. Einem Journalisten der Agentur AP gelang es, mit zwei Augenzeugen zu sprechen, die einen Chlorgas-Angriff beschrieben. Der eine sagte, er habe dabei seine schwangere Frau und zwei Kinder verloren, welche in einem Keller Zuflucht gesucht hätten. 47 Personen seien insgesamt ums Leben gekommen. Ein schwedischer Fernsehjournalist fand derweil einen Überlebenden, der seine ganze Familie verloren hatte und ihn zum besagten Keller führte.

Die Aussagen aus Damaskus und Moskau sind widersprüchlich. Sie wechseln von Beteuerungen, es habe gar keinen Chemiewaffenangriff gegeben, über Vorwürfe, alles sei inszeniert, bis zu Berichten von einem Labor, mit dem die Aufständischen selber entsprechende Substanzen produziert haben sollen. Experten für Chemiewaffen halten einen mit Bildern belegten russischen Bericht über ein solches Labor für unglaubwürdig. Am Dienstag sagte Russland im Uno-Sicherheitsrat, dass es keinen Bedarf für eine von westlichen Ländern geforderte Untersuchung gebe, um die Täterschaft des Giftgasangriffs zu eruieren. Wenn das syrische Regime hinter dem Angriff stand, dürften Moskau und Damaskus sich damit begnügen, hinreichend Zweifel zu säen, bis das Interesse am Vorfall abflaut.
nach einer woche kann man chlor kaum mehr feststellen. nur den körperlichen schaden kann man feststellen und vermutungen äußern.
warum will rußland dies nicht aufgeklärt haben? warum lügt R über die vergiftigun mit nervengas? warum wird über MH17 gelogen? warum wurden die grünen männchen in der krim verneint?

es ist deutlich: alle behauptungen von rußland KÖNNEN lügen sein. davon müssen wir ausgehen.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von SirToby »

Nomen Nescio hat geschrieben:(19 Apr 2018, 12:32)

wie zuverlässig und ehrlich ist eigentlich rußland. dauend lese ich über das böse westen und daß man aufrecht versuchen muß mit rußland sich zu verständigen.
vllt verdeutlicht dieses zitat es ein wenig

nach einer woche kann man chlor kaum mehr feststellen. nur den körperlichen schaden kann man feststellen und vermutungen äußern.
warum will rußland dies nicht aufgeklärt haben? warum lügt R über die vergiftigun mit nervengas? warum wird über MH17 gelogen? warum wurden die grünen männchen in der krim verneint?

es ist deutlich: alle behauptungen von rußland KÖNNEN lügen sein. davon müssen wir ausgehen.
https://twitter.com/DarthPutinKGB/statu ... 3706715136
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zollagent
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Den hat wirklich die dunkle Seite der Macht in den Klauen.
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Selina
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Interessanter Beitrag über das Verhältnis zu Russland:

Der Tonfall gekränkter Erzieher
Zwischen Verteufelung und Verklärung - zur Zeitgeschichte des bundesrepublikanischen Russlandbildes


https://www.neues-deutschland.de/artike ... ieher.html
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Vongole
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(28 Apr 2018, 18:45)

Interessanter Beitrag über das Verhältnis zu Russland:

Der Tonfall gekränkter Erzieher
Zwischen Verteufelung und Verklärung - zur Zeitgeschichte des bundesrepublikanischen Russlandbildes


https://www.neues-deutschland.de/artike ... ieher.html
Da verklärt der Autor aber auch einiges.
Das bundesrepublikanische Bild Russlands war in Zeiten von Brandts Ostpolitik gar nicht so schlecht, obwohl es die DDR gab.
Es verschlechterte sich zusehends mit dem Antritt Putins, seinem Bestreben, sich fremde Territorien anzueignen und im eigenen Land praktisch eine Diktatur zu errichten.
Am Yisrael Chai

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Orbiter1
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Orbiter1 »

Europa2050 hat geschrieben:(08 Apr 2018, 10:47)

Und ich dachte, Russland ist „in Europa“, zumindestens bevölkerungstechnisch grösstenteils und vor allem kulturell.

Liege ich da falsch?
Ja, da liegen sie falsch. Russland war mal ein Teil Europas. Inzwischen ist es nur noch eine große korrupte, aggressive Diktatur östlich von Europa.
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Nomen Nescio
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

Vongole hat geschrieben:(28 Apr 2018, 18:54)

Da verklärt der Autor aber auch einiges.
Das bundesrepublikanische Bild Russlands war in Zeiten von Brandts Ostpolitik gar nicht so schlecht, obwohl es die DDR gab.
Es verschlechterte sich zusehends mit dem Antritt Putins, seinem Bestreben, sich fremde Territorien anzueignen und im eigenen Land praktisch eine Diktatur zu errichten.
selina schreibt/liest nun mal selektiv finde ich.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Selina
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Ich frag mich, wo der Beitrag hin ist, den ich gerade schrieb. Nochmal: Die Russlandsicht einiger Leute ist geprägt von Bildung und Erziehung, logisch. Eine feindlich-aggressive Grundeinstellung zu Russland hat zwar Ursachen, bringt uns aber nicht weiter. Die Welt hat sich nun mal weitergedreht seit den Jahren, als es den Eisernen Vorhang noch gab. Und es ist doch richtig und weitsichtig, wenn Leute wie Gorbatschow und auch einzelne Politiker aus SPD, CDU, FDP und Linke immer wieder vor einer Eskalationsspirale und dem weiteren Kalte-Krieg-Schüren warnen. Sie weisen zurecht darauf hin, dass Russland wieder an die internationalen Verhandlungstische gehört. Das ist eine Frage von Krieg und Frieden. Man muss Russland ja nicht lieben, aber man sollte schon auf es hören, sich seine Meinung zum Weltgeschehen, seine Hinweise und Vorschläge anhören, wenn man die Welt sicherer machen will. Solcherart diplomatisches Tun schließt doch eine kritische Sicht auf autokratisches Verhalten Putins nicht aus.
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Vongole
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(29 Apr 2018, 10:58)

Ich frag mich, wo der Beitrag hin ist, den ich gerade schrieb. Nochmal: Die Russlandsicht einiger Leute ist geprägt von Bildung und Erziehung, logisch. Eine feindlich-aggressive Grundeinstellung zu Russland hat zwar Ursachen, bringt uns aber nicht weiter. Die Welt hat sich nun mal weitergedreht seit den Jahren, als es den Eisernen Vorhang noch gab. Und es ist doch richtig und weitsichtig, wenn Leute wie Gorbatschow und auch einzelne Politiker aus SPD, CDU, FDP und Linke immer wieder vor einer Eskalationsspirale und dem weiteren Kalte-Krieg-Schüren warnen. Sie weisen zurecht darauf hin, dass Russland wieder an die internationalen Verhandlungstische gehört. Das ist eine Frage von Krieg und Frieden. Man muss Russland ja nicht lieben, aber man sollte schon auf es hören, sich seine Meinung zum Weltgeschehen, seine Hinweise und Vorschläge anhören, wenn man die Welt sicherer machen will. Solcherart diplomatisches Tun schließt doch eine kritische Sicht auf autokratisches Verhalten Putins nicht aus.
"Russland" kann ich nur beschränkt hören, denn zu uns dringen die kritischen russischen Stimmen nur selten durch, und wenn doch, wird schnellstens dafür gesorgt, dass sich das nicht wiederholt.
Mit welchen Methoden das passiert, muss ich dir wohl nicht erklären.
Dagegen höre ich die Vorschläge Putins und seiner Apologeten sehr wohl, und nichts, aber auch gar nichts davon wird die Welt sicherer machen.
Putin will nicht die Welt befrieden, sondern sein System sichern, seinen internationalen Einfluss ausbauen, sei es mit grünen Männchen in der Ukraine, sei es durch Unterstützung des Menschenschlächters Assad.
An dem Tag, an dem sich Putin aus der Ukraine wirklich zurückzieht, Assad fallen lässt, damit in Syrien ein demokratisches Land entstehen kann, aufhört, die Opposition in Russland zu unterdrücken bzw. ermorden zu lassen,
eine freie Presse und ein unabhängiges Justizsystem zulässt, dafür sorgt, dass die zunehmende Armut im Land, die Korruption, und die Ausbeutung durch seine ihn unterstützenden Oligarchen bekämpft wird, von dem Tag an
werde ich ihn anhören.
Am Yisrael Chai

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imp
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von imp »

Orbiter1 hat geschrieben:(28 Apr 2018, 20:22)

Ja, da liegen sie falsch. Russland war mal ein Teil Europas.
Plattentektonik. In ein paar zehntausend Jahren ist Afrika zwei Kontinente. Aber Russland ist dann immer noch Europäische Landmasse. Wie auch immer das alles dann heißt.
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Selina
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(29 Apr 2018, 14:59)

"Russland" kann ich nur beschränkt hören, denn zu uns dringen die kritischen russischen Stimmen nur selten durch, und wenn doch, wird schnellstens dafür gesorgt, dass sich das nicht wiederholt.
Mit welchen Methoden das passiert, muss ich dir wohl nicht erklären.
Dagegen höre ich die Vorschläge Putins und seiner Apologeten sehr wohl, und nichts, aber auch gar nichts davon wird die Welt sicherer machen.
Putin will nicht die Welt befrieden, sondern sein System sichern, seinen internationalen Einfluss ausbauen, sei es mit grünen Männchen in der Ukraine, sei es durch Unterstützung des Menschenschlächters Assad.
An dem Tag, an dem sich Putin aus der Ukraine wirklich zurückzieht, Assad fallen lässt, damit in Syrien ein demokratisches Land entstehen kann, aufhört, die Opposition in Russland zu unterdrücken bzw. ermorden zu lassen,
eine freie Presse und ein unabhängiges Justizsystem zulässt, dafür sorgt, dass die zunehmende Armut im Land, die Korruption, und die Ausbeutung durch seine ihn unterstützenden Oligarchen bekämpft wird, von dem Tag an
werde ich ihn anhören.
Russland ist genauso ein kapitalistischer Staat, wie es tausende andere auch gibt auf der Welt (nur etwas größer), mit hegemonialen Ansprüchen, mit geopolitischen Strategien und Interessen, mit Korruption, Vetternwirtschaft, Oligarchen-Systemen, mit der Unterdrückung von oppositionellen Bestrebungen sowie mit einem krassen Arm-Reich-Widerspruch. Damit unterscheidet sich dieser Staat von allen anderen in diesem Weltsystem nicht besonders. Ich sehe auch keinen Grund, den Westen im Gegensatz zu Russland nun immer als reinen Hort der Gerechtigkeit, Demokratie und Friedfertigkeit zu beschreiben. Auch im Westen gäbe es vieles sehr selbstkritisch zu betrachten, wie zum Beispiel Waffenexporte, Arm-Reich-Zuspitzung, Ausgrenzung von Menschen fremder Herkunft und Religion sowie ein enormer Rechtsruck mit Stimmenzuwachs rechtspopulistischer Parteien etcpp. Außerdem haben wir uns nicht einzumischen in das, was in Russland läuft. Und die letzten Gift-Attacken (Skripal und Syrien) sind immer noch nicht aufgeklärt. Ebenso gut kann nach wie vor alles inszeniert sein. Da sollte man also einfach Zurückhaltung üben, bis irgendwann mal alles auf den Tisch gepackt wird. Was ich mir aber gerade bei Theresa May nicht vorstellen kann, dass die jemals mit offenen Karten spielt.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von SirToby »

Orbiter1 hat geschrieben:(28 Apr 2018, 20:22)

Ja, da liegen sie falsch. Russland war mal ein Teil Europas. Inzwischen ist es nur noch eine große korrupte, aggressive Diktatur östlich von Europa.
Soweit ich weiss, hat sich Russland niemals als Teil Europas, noch als Teil Asiens betrachtet, sondern als eine eigenständige Entwicklung.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von SirToby »

Selina hat geschrieben:(30 Apr 2018, 14:43)

Russland ist genauso ein kapitalistischer Staat, wie es tausende andere auch gibt auf der Welt (nur etwas größer), mit hegemonialen Ansprüchen, mit geopolitischen Strategien und Interessen, mit Korruption, Vetternwirtschaft, Oligarchen-Systemen, mit der Unterdrückung von oppositionellen Bestrebungen sowie mit einem krassen Arm-Reich-Widerspruch. Damit unterscheidet sich dieser Staat von allen anderen in diesem Weltsystem nicht besonders. Ich sehe auch keinen Grund, den Westen im Gegensatz zu Russland nun immer als reinen Hort der Gerechtigkeit, Demokratie und Friedfertigkeit zu beschreiben. Auch im Westen gäbe es vieles sehr selbstkritisch zu betrachten, wie zum Beispiel Waffenexporte, Arm-Reich-Zuspitzung, Ausgrenzung von Menschen fremder Herkunft und Religion sowie ein enormer Rechtsruck mit Stimmenzuwachs rechtspopulistischer Parteien etcpp. Außerdem haben wir uns nicht einzumischen in das, was in Russland läuft. Und die letzten Gift-Attacken (Skripal und Syrien) sind immer noch nicht aufgeklärt. Ebenso gut kann nach wie vor alles inszeniert sein. Da sollte man also einfach Zurückhaltung üben, bis irgendwann mal alles auf den Tisch gepackt wird. Was ich mir aber gerade bei Theresa May nicht vorstellen kann, dass die jemals mit offenen Karten spielt.
Diese Betrachtung geht irgendwie in die Richtung, Russland sei ein Staat wie alle anderen und man solle sich mal nicht so haben: das mag vor 10 Jahren mal vielleicht gestimmt haben. Sicherlich ist es theoretisch richtig, dass man sich sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates einzumischen habe. Nur tut Russland dies seit geraumer Zeit bei uns und unseren Nachbarstaaten und ich habe da keine Lust zu den fairen Verlieren zu gehören.

Ich lasse mal Jochen Bittner für mich sprechen:

"Ein russischer Diplomat beklagte sich mir gegenüber einmal, deutsche Journalisten legten bei der Beurteilung von russischer und amerikanischer Außenpolitik zweierlei Maß an. Der Mann hat Recht, nur auf andere Weise, als er denkt. Die deutsche Presse hat amerikanische Völkerrechtsverstöße immer wesentlich genauer seziert und schärfer verurteilt als russische.

...

Unserem russischen Diplomaten ist deshalb vollkommen zuzustimmen. Ein Land, das den Anspruch erhebt, eine alternative Weltordnungsmacht zu sein, hat das Recht, ebenso kritisch betrachtet zu werden wie die USA, gerade wenn die dortige Presse für den Job wegen Repression praktisch ausfällt. Wir müssen daran noch ein bisschen arbeiten."

https://www.zeit.de/politik/ausland/201 ... chen-5vor8
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von SirToby »

Vongole hat geschrieben:(28 Apr 2018, 18:54)

Da verklärt der Autor aber auch einiges.
Das bundesrepublikanische Bild Russlands war in Zeiten von Brandts Ostpolitik gar nicht so schlecht, obwohl es die DDR gab.
Es verschlechterte sich zusehends mit dem Antritt Putins, seinem Bestreben, sich fremde Territorien anzueignen und im eigenen Land praktisch eine Diktatur zu errichten.
Es war eigentlich auch unter Putin lange Zeit gut. Man arbeitete gegenseitig zusammen, trank ab und zu Wodka, und ansonsten liess man sich gegenseitig in Ruhe.

Ich habe Putin auch lange Zeit verteidigt. Die Vorgänge in Tschetchenien und der Umgang mit der Opposition waren innerrussische Probleme, die mit uns nichts zu tun hatten. Meine Meinung hab ich aber seit der Krimannexion 2014, und allem was danach kam,geändert.
Zuletzt geändert von SirToby am Mo 30. Apr 2018, 19:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Selina hat geschrieben:(30 Apr 2018, 14:43)

Russland ist genauso ein kapitalistischer Staat, wie es tausende andere auch gibt auf der Welt (nur etwas größer), mit hegemonialen Ansprüchen, mit geopolitischen Strategien und Interessen, mit Korruption, Vetternwirtschaft, Oligarchen-Systemen, mit der Unterdrückung von oppositionellen Bestrebungen sowie mit einem krassen Arm-Reich-Widerspruch. Damit unterscheidet sich dieser Staat von allen anderen in diesem Weltsystem nicht besonders. Ich sehe auch keinen Grund, den Westen im Gegensatz zu Russland nun immer als reinen Hort der Gerechtigkeit, Demokratie und Friedfertigkeit zu beschreiben. Auch im Westen gäbe es vieles sehr selbstkritisch zu betrachten, wie zum Beispiel Waffenexporte, Arm-Reich-Zuspitzung, Ausgrenzung von Menschen fremder Herkunft und Religion sowie ein enormer Rechtsruck mit Stimmenzuwachs rechtspopulistischer Parteien etcpp. Außerdem haben wir uns nicht einzumischen in das, was in Russland läuft. Und die letzten Gift-Attacken (Skripal und Syrien) sind immer noch nicht aufgeklärt. Ebenso gut kann nach wie vor alles inszeniert sein. Da sollte man also einfach Zurückhaltung üben, bis irgendwann mal alles auf den Tisch gepackt wird. Was ich mir aber gerade bei Theresa May nicht vorstellen kann, dass die jemals mit offenen Karten spielt.
Daß Russland inzwischen kein Staat, wie im Westen geworden ist, sondern eine Diktatur, die sich gewaltbereit und imperialistisch gibt, daß in Russland das ausgleichende Element einer Opposition fehlt, daß ist ganz und gar nicht, "wie tausende andere auf dieser Welt". Daß es Waffen an alle möglichen Gauner auf diesem Planeten verkauft, daß die "Arm-Reich-Zuspitzung" dort noch viel ausgeprägter als irgendwo im Westen ist, daß die Ausgrenzung fremder Menschen dort sogar staatlich gefördert wird, und der Rechtsruck ebenfalls dem Herrscher zugute kommt, scheinst du nicht zu verstehen. Da ist wenig inszeniert, Leute, die mit klarem Verstand hinsehen, die könnten das auch sehen. Genau dieser Staat unterscheidet sich von JEDEM westlichen Staat signifikant. Er ist nicht mehr das Land, das dir offenbar mal als das Vorbild der Welt eingeimpft wurde.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Europa2050 »

Selina hat geschrieben:(30 Apr 2018, 14:43)

Russland ist genauso ein kapitalistischer Staat, wie es tausende andere auch gibt auf der Welt (nur etwas größer), mit hegemonialen Ansprüchen, mit geopolitischen Strategien und Interessen, mit Korruption, Vetternwirtschaft, Oligarchen-Systemen, mit der Unterdrückung von oppositionellen Bestrebungen sowie mit einem krassen Arm-Reich-Widerspruch. Damit unterscheidet sich dieser Staat von allen anderen in diesem Weltsystem nicht besonders. Ich sehe auch keinen Grund, den Westen im Gegensatz zu Russland nun immer als reinen Hort der Gerechtigkeit, Demokratie und Friedfertigkeit zu beschreiben. Auch im Westen gäbe es vieles sehr selbstkritisch zu betrachten, wie zum Beispiel Waffenexporte, Arm-Reich-Zuspitzung, Ausgrenzung von Menschen fremder Herkunft und Religion sowie ein enormer Rechtsruck mit Stimmenzuwachs rechtspopulistischer Parteien etcpp. Außerdem haben wir uns nicht einzumischen in das, was in Russland läuft. Und die letzten Gift-Attacken (Skripal und Syrien) sind immer noch nicht aufgeklärt. Ebenso gut kann nach wie vor alles inszeniert sein. Da sollte man also einfach Zurückhaltung üben, bis irgendwann mal alles auf den Tisch gepackt wird. Was ich mir aber gerade bei Theresa May nicht vorstellen kann, dass die jemals mit offenen Karten spielt.
Mein Problem mit Russland ist nicht der Kapitalismus, auch nicht die Oligarchenwirtschaft und Korruption, noch nicht mal das System, dass Opposition nahezu unmöglich macht. Das gibt es tatsächlich überall, wo Menschen am Werken sind, wobei im Westen (sogar bei Trump) die Korrekturmechanismen deutlich ausgeprägter sind. Aber wie schon gesagt, das ist Russlands Problem und geht uns nix an.

Was mich furchtbar wurmt ist der Nationalismus, dieses Gefühl sich zugunsten irgendwelcher russischer Minderheiten bei Nachbars einmischen zu müssen. Das ist der Stoff aus dem WK1 und teilweise auch WK2 gestrickt waren, und den spätestens Helsinki aus der Welt geschafft haben sollte.
Deutschland schreibt schließlich auch seinen Nachbarn nicht vor, wie sie mit den deutschen Minderheiten unzugehen haben, bzw. schickt offizielle und inoffizielle Militärkräfte hinterher.
Frankreich legt sich auch nicht mit Canada, Belgien, der Schweiz und Italien wegen der frankophonen an.
Und selbst vom mächtigen China habe ich noch nichts wegen Ansprüchen an Malaysia oder Vietnam wegen derChinesen dort gehört.

Und genau das und nix anderes stinkt mir an Putin, seinem Umfeld und den Russen, die mit Hurra hinterherrennen.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Orbiter1 »

Ein paar tausend Russen mucken in Moskau wegen Internetzensur auf. Mal sehen wie lange es dauert bis sie im Gulag sind. Ich tippe mal auf 48 Stunden.

„Sie haben die Nase voll und wollen sich wehren. In Moskau sind laut Polizeiangaben mehr als 7000 Demonstranten am zentralen Sacharow-Platz zusammengekommen. Andere sprechen sogar von mehr als zehntausend. Sie skandieren Bekanntes, wie "Putin ist ein Dieb", aber auch Parolen für ein freies Internet und gegen Zensur. Auf der Bühne: meist schwarz angezogene Computer-Aktivisten. Sie toben gegen die Blockade des in Russland beliebten Messengerdienstes Telegram. ... Die Demonstranten auf dem Sacharow-Platz werden von Kremlkritiker Alexej Nawalny unterstützt. Er tauchte am Nachmittag plötzlich unter den Demonstranten auf, gab Interviews und stand dann auf der Bühne.“ Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/russla ... o-101.html

Bei Nawalny dürften es aber weniger als 48 Stunden sein.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von SirToby »

Europa2050 hat geschrieben:(30 Apr 2018, 18:55)

Mein Problem mit Russland ist nicht der Kapitalismus, auch nicht die Oligarchenwirtschaft und Korruption, noch nicht mal das System, dass Opposition nahezu unmöglich macht. Das gibt es tatsächlich überall, wo Menschen am Werken sind, wobei im Westen (sogar bei Trump) die Korrekturmechanismen deutlich ausgeprägter sind. Aber wie schon gesagt, das ist Russlands Problem und geht uns nix an.

Was mich furchtbar wurmt ist der Nationalismus, dieses Gefühl sich zugunsten irgendwelcher russischer Minderheiten bei Nachbars einmischen zu müssen. Das ist der Stoff aus dem WK1 und teilweise auch WK2 gestrickt waren, und den spätestens Helsinki aus der Welt geschafft haben sollte.
Deutschland schreibt schließlich auch seinen Nachbarn nicht vor, wie sie mit den deutschen Minderheiten unzugehen haben, bzw. schickt offizielle und inoffizielle Militärkräfte hinterher.
Frankreich legt sich auch nicht mit Canada, Belgien, der Schweiz und Italien wegen der frankophonen an.
Und selbst vom mächtigen China habe ich noch nichts wegen Ansprüchen an Malaysia oder Vietnam wegen derChinesen dort gehört.

Und genau das und nix anderes stinkt mir an Putin, seinem Umfeld und den Russen, die mit Hurra hinterherrennen.
Das heutige Russland ist meiner Meinung nach, dem Deutschland der Zwischenkriegszeit nicht ganz unähnlich, man war unterlegen, und will jetzt irgendwie Revanche. Dass die "Sieger" Russland dabei noch großzügig behandelt haben, hat das Unterlegenheitsgefühl wahrscheinlich dabei vlt. eher noch verstärkt.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von imp »

http://m.faz.net/aktuell/politik/auslan ... 54344.html

Verschiedene Oppositionspolitiker wollen G8 wieder haben.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Genau die richtige Form von Sanktion. Den Putin Freunden kräftig auf den Zeiger gehen

https://www.nzz.ch/wirtschaft/die-sankt ... ld.1382252
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(01 May 2018, 17:36)

http://m.faz.net/aktuell/politik/auslan ... 54344.html

Verschiedene Oppositionspolitiker wollen G8 wieder haben.
Und die G7 sagt Nein plus klare Aussage

https://www.zeit.de/politik/ausland/201 ... ung-kritik
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Selina
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Europa2050 hat geschrieben:(30 Apr 2018, 18:55)

Mein Problem mit Russland ist nicht der Kapitalismus, auch nicht die Oligarchenwirtschaft und Korruption, noch nicht mal das System, dass Opposition nahezu unmöglich macht. Das gibt es tatsächlich überall, wo Menschen am Werken sind, wobei im Westen (sogar bei Trump) die Korrekturmechanismen deutlich ausgeprägter sind. Aber wie schon gesagt, das ist Russlands Problem und geht uns nix an.

Was mich furchtbar wurmt ist der Nationalismus, dieses Gefühl sich zugunsten irgendwelcher russischer Minderheiten bei Nachbars einmischen zu müssen. Das ist der Stoff aus dem WK1 und teilweise auch WK2 gestrickt waren, und den spätestens Helsinki aus der Welt geschafft haben sollte.
Deutschland schreibt schließlich auch seinen Nachbarn nicht vor, wie sie mit den deutschen Minderheiten unzugehen haben, bzw. schickt offizielle und inoffizielle Militärkräfte hinterher.
Frankreich legt sich auch nicht mit Canada, Belgien, der Schweiz und Italien wegen der frankophonen an.
Und selbst vom mächtigen China habe ich noch nichts wegen Ansprüchen an Malaysia oder Vietnam wegen derChinesen dort gehört.

Und genau das und nix anderes stinkt mir an Putin, seinem Umfeld und den Russen, die mit Hurra hinterherrennen.
Naja, das Russland-Bild (nicht speziell deins, aber ansonsten...) entspricht stark dem seit Kalten-Kriegs-Zeiten im Westen eingeübten. Mir stinkt (um bei deiner Diktion zu bleiben), dass sich Deutschland allen anderen immer und immer wieder überlegen fühlt, dass es mit diesem Verhalten also nichts aus der eigenen Vergangenheit gelernt hat. Amerika ebenso. Dieses Rumschnüffeln und Einmischen in Angelegenheiten anderer Staaten ist eine Eigenschaft, die mir die Schamröte ins Gesicht treibt. Deutschland wird von den Russen nicht bedroht. Also immer schön gelassen bleiben bitte. Dieses Weltpolizisten-Spielen das hatten wir alles schon. Hat nie was gebracht. Nur unendliches Leid für die betroffenen Völker.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Selina hat geschrieben:(03 May 2018, 14:54)

Naja, das Russland-Bild (nicht speziell deins, aber ansonsten...) entspricht stark dem seit Kalten-Kriegs-Zeiten im Westen eingeübten. Mir stinkt (um bei deiner Diktion zu bleiben), dass sich Deutschland allen anderen immer und immer wieder überlegen fühlt, dass es mit diesem Verhalten also nichts aus der eigenen Vergangenheit gelernt hat. Amerika ebenso. Dieses Rumschnüffeln und Einmischen in Angelegenheiten anderer Staaten ist eine Eigenschaft, die mir die Schamröte ins Gesicht treibt. Deutschland wird von den Russen nicht bedroht. Also immer schön gelassen bleiben bitte. Dieses Weltpolizisten-Spielen das hatten wir alles schon. Hat nie was gebracht. Nur unendliches Leid für die betroffenen Völker.
Falls es dir bisher nicht aufgefallen ist, derzeit ist es Russland, daß "Weltpolizist" spielen will, und hierbei auch nicht vor dem Einsatz von Militär zurückschreckt. Tschetschenien, Georgien, Ukraine, Syrien. Und Russland bedroht uns nicht? Auch das wollen wir doch mal hinterfragen.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von SirToby »

Selina hat geschrieben:(03 May 2018, 14:54)

Naja, das Russland-Bild (nicht speziell deins, aber ansonsten...) entspricht stark dem seit Kalten-Kriegs-Zeiten im Westen eingeübten. Mir stinkt (um bei deiner Diktion zu bleiben), dass sich Deutschland allen anderen immer und immer wieder überlegen fühlt, dass es mit diesem Verhalten also nichts aus der eigenen Vergangenheit gelernt hat. Amerika ebenso. Dieses Rumschnüffeln und Einmischen in Angelegenheiten anderer Staaten ist eine Eigenschaft, die mir die Schamröte ins Gesicht treibt. Deutschland wird von den Russen nicht bedroht. Also immer schön gelassen bleiben bitte. Dieses Weltpolizisten-Spielen das hatten wir alles schon. Hat nie was gebracht. Nur unendliches Leid für die betroffenen Völker.
Ich hab heute mal einen interessanten Text gelesen:

https://www.salonkolumnisten.com/und-syrien-und/

"...

500 JAHRE IMPERIALISMUS

Das ist umso bemerkenswerter, weil gerade Russland eine fünfhundertjährige imperialistische Geschichte hat. Aber es genügt hier, nur auf den aktuellen russischen Imperialismus hinzuweisen: auf die Destabilisierung der Ostukraine und des gesamten Landes, auf die Zersetzung georgischen Territoriums (Stichworte: Abchasien und Südossetien), auf die Cyber-Attacken gegen Nachbarn und demokratische Staaten und nicht zuletzt auf die rücksichtslose Parteinahme und Unterstützung für Assad. (Und in diesem Zusammenhang darf hier eigentlich auch nicht der Fall des russischen Journalisten Maxim Borodin unerwähnt bleiben, der über Russlands Schattenarmee in Syrien schrieb und vergangenen Monat unter mysteriösen Umständen starb.)

..."

Gut zu wissen, dass die alten Reflexe noch tadellos funktionieren...
Daniel Patrick Moynihan: "Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung! Sie haben kein Recht auf ihre eigenen Fakten!"
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Europa2050 »

Selina hat geschrieben:(03 May 2018, 14:54)

Naja, das Russland-Bild (nicht speziell deins, aber ansonsten...) entspricht stark dem seit Kalten-Kriegs-Zeiten im Westen eingeübten. Mir stinkt (um bei deiner Diktion zu bleiben), dass sich Deutschland allen anderen immer und immer wieder überlegen fühlt, dass es mit diesem Verhalten also nichts aus der eigenen Vergangenheit gelernt hat. Amerika ebenso. Dieses Rumschnüffeln und Einmischen in Angelegenheiten anderer Staaten ist eine Eigenschaft, die mir die Schamröte ins Gesicht treibt. Deutschland wird von den Russen nicht bedroht. Also immer schön gelassen bleiben bitte. Dieses Weltpolizisten-Spielen das hatten wir alles schon. Hat nie was gebracht. Nur unendliches Leid für die betroffenen Völker.
Da magst Du teilweise schon recht haben, sowohl bei Russlandhassern wie auch bei Russlandfreunden existiert da noch das Bild aus dem kalten Krieg der internationalistischen, sozialistischen UdSSR, für die einen halt negativ, die anderen positiv belegt. Stimmt aber nicht - erstaunlicherweise haben die Typen von der AfD das bisher als einzige kapiert.

Ja, Kritik an anderen Ländern ist immer wieder irgendwie Besserwisserei. Aber soll man derartigen Nationalismus „Russki mir...“ unwidersprochen hinnehmen? Noch dazu, wenn er mit der Macht hinterlegt ist, ihn gegen Kleinere durchzusetzen? Das kannst Du nicht wirklich meinen, so „kenne“ ich Dich nicht.

Deutschland hat in der Geschichte so viel schlechte Beispiele geliefert. Das Adenauer/Brandt/Kohl-Meisterstück, sich mit allen neun Nachbarn auszusöhnen, auch durch Verzicht und Zurückstecken, gehört eher zu den Leistungen, für die mich gerne mit Deutschland identifiziere.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von imp »

Selina hat geschrieben:(03 May 2018, 14:54)

Mir stinkt (um bei deiner Diktion zu bleiben), dass sich Deutschland allen anderen immer und immer wieder überlegen fühlt, dass es mit diesem Verhalten also nichts aus der eigenen Vergangenheit gelernt hat.
Das ist eben nicht nur ein Gefühl sondern ein politisches Projekt. Das lief schon unter Rühe so, unter Fischer/Scharping dann erst recht. Es ist parteiübergreifend, diese deutsche Weltgeltungssucht. Das berühmte "Ich komme nicht als Tourist in Badehose. Ich bin der deutsche Außenminister, was ich sage gilt" eines verstorbenen FDP-Politikers ist nur ein Ausdruck dessen unter vielen.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Europa2050 hat geschrieben:(03 May 2018, 15:46)

Das Adenauer/Brandt/Kohl-Meisterstück, sich mit allen neun Nachbarn auszusöhnen, auch durch Verzicht und Zurückstecken, gehört eher zu den Leistungen, für die mich gerne mit Deutschland identifiziere.
Ja, Verständigung und Aussöhnung, "Wandel durch Annäherung", all das sind Schritte, hinter deren Überlegtheit und Ausgewogenheit man niemals zurückfallen sollte. Gerade Willy Brandt ist ein gutes Beispiel für ausgleichende und besonnene Ostpolitik. Was der Maas heute dagegen so labert diesbezüglich, das kann eigentlich nur mit seiner Unerfahrenheit zu tun haben. Ich hoffe, er besinnt sich noch. Was er jetzt gerade so erzählt, klingt eher nach Scharfmacherei und Kalter-Kriegs-Rhetorik. Nix Brandt-Enkel bzw -Sohn. Na gut, ist ja auch wieder dieselbe Koalition, wo die so genannten "Volksparteien" sich so gut wie nicht voneinander unterscheiden. Was will man da groß erwarten...
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(03 May 2018, 17:32)

Das ist eben nicht nur ein Gefühl sondern ein politisches Projekt. Das lief schon unter Rühe so, unter Fischer/Scharping dann erst recht. Es ist parteiübergreifend, diese deutsche Weltgeltungssucht. Das berühmte "Ich komme nicht als Tourist in Badehose. Ich bin der deutsche Außenminister, was ich sage gilt" eines verstorbenen FDP-Politikers ist nur ein Ausdruck dessen unter vielen.
Du sagst es.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von DarkLightbringer »

Gerade Heiko Maas adaptiert das Erbe von Willy Brandt, Egon Bahr und Ernst Reuter.
Die frühere Entspannungspolitik zielte nicht zuletzt auf eine Stärkung der Menschenrechte ab und sie war im europäischen und atlantischen Konzert verankert. Es ging nie darum, sich einer Kriegspolitik anzunähern.
Beispiel Krim-Annexion - ein klarer Verstoß gegen den Gedanken der KSZE-Schlussakte, ein völliger Widerspruch zur Politik von Willy Brandt und Egon Bahr.

Der Kalte Krieg ist vorüber. Das bedeutet auch, das Regime in Moskau hat gewechselt. Die Neue Rechte hat das auch zur Kenntnis genommen und ist entsprechend begeistert.
Ahistorische Linke verharren indes in alten Vorstellungen.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Dieser Kommentar ist zwar schon zwei Jahre alt, aber er passt immer noch:

Zitat:

Und schuld ist immer Putin

Hier das helle Europa, regiert von Demokraten, dort das dunkle Russland, beherrscht von einem machthungrigen Teufel. Für alle Übel unserer Zeit soll der russische Präsident verantwortlich sein. Doch diese Analyse ist allzu einfach.


http://www.spiegel.de/politik/ausland/e ... 77406.html
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Selina hat geschrieben:(03 May 2018, 18:31)

Dieser Kommentar ist zwar schon zwei Jahre alt, aber er passt immer noch:

Zitat:

Und schuld ist immer Putin

Hier das helle Europa, regiert von Demokraten, dort das dunkle Russland, beherrscht von einem machthungrigen Teufel. Für alle Übel unserer Zeit soll der russische Präsident verantwortlich sein. Doch diese Analyse ist allzu einfach.


http://www.spiegel.de/politik/ausland/e ... 77406.html
Den Teufel und seine Handlungsweise erklären zu wollen, beseitigt nicht die Gefahren, die von ihm ausgehen.
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Alexej Navalny verliert seine Anhänger

Beitrag von alizimmer »

Alexej Navalny erklärte Mitte April sein Vorhaben, am 5. Mai eine Demo durchzuführen. Ob es ihm diesmal gelingt, eine große Anzahl von seinen Anhängern zu vereinigen, ist eine Frage.

Alexej Navalny positioniert sich als Oppositioneller, politischer Aktivist und eifriger Kämpfer gegen Korruption. Man sollte glauben, er verfolgt edle Ziele, aber er verliert die Unterstützung der russischen Bürger immer mehr. Die Statistik über einen Zeitraum von den letzten zwei Jahren zeigt klar, dass die Anzahl der Leute, die an den von Navalny organisierten Aktionen teilnehmen, stetig sinkt. Woran liegt es eigentlich?

Allem Anschein nach ist der Vertrauenskredit ganz erschöpft. Der Politiker hat kein klares Programm, keinen Handlungsplan mit festgesetzten Fristen. Keine andere oppositionelle Kraft im Land wie z.B. die Russische Demokratische Partei Jabloko oder Xenija Sobtschak will mit Alexej Navalny nichts zu tun haben, weil er sich völlig diskreditiert hat.

Heute wollen weder Schüler, Senioren noch bekannte Singer sogar gegen Bezahlung die Nawalny-Bewegung unterstützen. Die Bürger wollen nicht mehr Handpuppen-Kasperle im Nawalny-Kasperletheater sein. Denn seine Vorstellungen dienen nur für Selbst-PR.

[MOD] - Link entfernt wegen nicht zugelassener Fremdsprache

Auch der Westen setzt auf Alexej Navalny nicht mehr. Was dem Oppositionspolitiker bleibt, ist es, die nicht erlaubten Proteste gegen die Regierung zu organisieren und dadurch seine Festnahme zu erreichen, um auf solche Weise die verlorene Popularität mit Likes in den sozialen Netzwerken etwas zu erhöhen.
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Re: Alexej Navalny verliert seine Anhänger

Beitrag von imp »

alizimmer hat geschrieben:(04 May 2018, 12:56)

Alexej Navalny erklärte Mitte April sein Vorhaben, am 5. Mai eine Demo durchzuführen. Ob es ihm diesmal gelingt, eine große Anzahl von seinen Anhängern zu vereinigen, ist eine Frage.

Alexej Navalny positioniert sich als Oppositioneller, politischer Aktivist und eifriger Kämpfer gegen Korruption. Man sollte glauben, er verfolgt edle Ziele, aber er verliert die Unterstützung der russischen Bürger immer mehr. Die Statistik über einen Zeitraum von den letzten zwei Jahren zeigt klar, dass die Anzahl der Leute, die an den von Navalny organisierten Aktionen teilnehmen, stetig sinkt. Woran liegt es eigentlich?
Es spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Es gibt andere, weniger mit Korruption und Nationalismus vorbelastete Anführer. Zudem bringt der Mißerfolg gedämpfte Erwartungen für künftige Aktionen. Anders als noch vor Jahren gibt es keine langgezogenen Proteste nach der Wahl Putins. Das Ausland nimmt zur Kenntnis, was zu erwarten war. Selbst die Kritik an den unzweifelhaft gezeigten Wahltricksereien ist allenfalls verhalten zu nennen. Im Inland sieht es nicht anders aus. Die auch durch Proteste im Vorfeld nicht zu erschütternde Disqualifikation Nowotnys hat keinerlei sichtbare Auswirkungen auf Wahlteilnahme, ungültige Stimmen oder Wahlverhalten gezeigt. Liberale Putingegner werden sich zunehmend nach neuen Formen der Opposition und der Veränderung in der Gesellschaft umsehen - seien es nun andere Wahlkandidaten, zivilgesellschaftliche Vereine/Institutionen, Internetdiskussionen oder Kontakte ins Ausland. Für Russland ist es uneingeschränkt gut, wenn sich mehr Bürger mit Korruption, mit demokratischen Problemen, Justizreformen und mit konkreten gesellschaftlichen Problemen beschäftigen statt für einen aussichtslosen Anführer in Konflikten mit der sehr autoritär agierenden Polizei steckenzubleiben.
Allem Anschein nach ist der Vertrauenskredit ganz erschöpft. Der Politiker hat kein klares Programm, keinen Handlungsplan mit festgesetzten Fristen. Keine andere oppositionelle Kraft im Land wie z.B. die Russische Demokratische Partei Jabloko oder Xenija Sobtschak will mit Alexej Navalny nichts zu tun haben, weil er sich völlig diskreditiert hat.
Das ist richtig. Nach dem Achtungserfolg bei der Wahl wird Sobtschak sich hinter Nowotny keinesfalls einreihen. Sie wird aber weiter thematisieren, dass die Umstände seines Wahlausschlusses dubios, zumindest für die Demokratie nicht gut waren.
Auch der Westen setzt auf Alexej Navalny nicht mehr. Was dem Oppositionspolitiker bleibt, ist es, die nicht erlaubten Proteste gegen die Regierung zu organisieren und dadurch seine Festnahme zu erreichen, um auf solche Weise die verlorene Popularität mit Likes in den sozialen Netzwerken etwas zu erhöhen.
Auch ausländische Förderer wollen für ihre Aufwände Erfolge sehen, sei es ein Mobilisierungserfolg oder ein Wahlerfolg. Beides gelingt ihm vorerst nicht. Man wird neue Hoffnungen finden, die man fördern kann. Nicht jede Einmischung des Auslandes in russische Angelegenheiten ist zwingend schlecht oder feindselig. Alle, vermutlich auch der Präsident, wünschen sich für Russlands Gesellschaft eine moderne Zukunft, in der der Staat stark gegen Interessen Einzelner aber nicht insgesamt repressiv ist. Davon ist Russland leider weit entfernt.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Daß Putin bei den Wahlen trickst, ist also bekannt. Trotzdem wird über einen der Oppositionellen hergezogen. Mit wie vielen Maßen wird in Russland auf der politischen Bühne gemessen?
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

Selina hat geschrieben:(03 May 2018, 18:31)

Dieser Kommentar ist zwar schon zwei Jahre alt, aber er passt immer noch:

Zitat:

Und schuld ist immer Putin

Hier das helle Europa, regiert von Demokraten, dort das dunkle Russland, beherrscht von einem machthungrigen Teufel. Für alle Übel unserer Zeit soll der russische Präsident verantwortlich sein. Doch diese Analyse ist allzu einfach.


http://www.spiegel.de/politik/ausland/e ... 77406.html
soeben wurde in den nachrichten gesagt daß ein aufgehobenes NATO-hauptquartier (nordatlantisch) wieder eingerichtet wird.
es wurde als teil des friedensdividend damals aufgehoben. wegen putins äh friedliche entspannungspolitik wird es wieder neu aktiviert.

du bist nicht objektiv oder neutral, sonder äußerst subjektiv. dein auge nach dem osten ist blind. und nach dem westen siehst du alles vergrößert.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

zollagent hat geschrieben:(04 May 2018, 18:30)

Daß Putin bei den Wahlen trickst, ist also bekannt. Trotzdem wird über einen der Oppositionellen hergezogen. Mit wie vielen Maßen wird in Russland auf der politischen Bühne gemessen?
1.000 anti-putin demonstranten wurden verhaftet. 500 in moskau; 500 anderswo.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Selina
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Dieses Interview fasst gut zusammen, was ich in mehreren Russland-Threads immer wieder sagte. Hier mal der vollständige Wortlaut, da ja Links alleine oft nicht zur Kenntnis genommen werden.

PNP-Interview | 01.05.2018 | 05:00 Uhr
Platzeck: "Wir müssen raus aus der Eskalationsspirale"

Matthias Platzeck, Vorsitzender des deutsch-russischen Forums und früherer SPD-Chef, schlägt im Konflikt zwischen Russland und dem Westen eine Vermittlerrolle von Bundeskanzlerin Merkel vor.

Herr Platzeck, Ihre Kritiker nennen Sie Putin-Flüsterer oder Russland-Versteher. Wie gehen Sie damit um?
Platzeck: Ich habe mich daran gewöhnt. Damit muss man leben. Es ist schon verrückt. Verstehen ist doch eigentlich positiv. Das bedeutet, den Versuch zu machen, den anderen zu begreifen, ohne dass man damit automatisch akzeptiert, was er tut. Man sollte doch versuchen, selbst seinen schlimmsten Feind zu verstehen. Natürlich ist es nicht einfach, Russland heute zu verstehen. Egon Bahr hatte Recht: Dauerhaften Frieden wird es gegen Russland nicht geben. Es ist ein großes Glück, die letzten 65 Jahre in Europa in Frieden gelebt zu haben. Das sollten wir nicht aufs Spiel setzen.

In der SPD wird der Ruf lauter, die Sanktionen gegen Russland zu lockern oder aufzuheben…
Platzeck: Die Sanktionen haben auf Russland nicht die Wirkung, die wir uns erhofft haben. Nach vier Jahren müsste man überprüfen, was die Sanktionen bewirkt haben. Wir stehen heute vor einem Scherbenhaufen. Die Gefahr einer militärischen Eskalation ist größer denn je. Wir sind in einer explosiven Situation, teilweise gefährlicher als im Kalten Krieg. Die wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland haben deutlich gelitten. Die Entfremdung der Völker schreitet voran. Nichts ist besser, alles ist schlechter geworden. Die Stimmung in der Russischen Föderation ist nationalistischer und antiwestlicher. Geschichte wiederholt sich nicht, aber wir sollten aus ihr lernen. Willy Brandt hat mit seiner neuen Ostpolitik für Entspannung zwischen Ost und West gesorgt. Wir brauchen wieder Wandel durch Annäherung.

Ihr Parteifreund und Bundesaußenminister Heiko Maas lehnt eine Lockerung der Sanktionen ab. In der SPD gehen die Meinungen über den richtigen Kurs in der Russlandpolitik offenbar auseinander, oder?
Platzeck: Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen in der SPD dazu. Wir haben da Differenzen. Aber das ist völlig normal. Wir alle haben dasselbe Ziel: Den Frieden auf unserem Kontinent zu wahren. Wir müssen wieder ein einigermaßen vernünftiges Verhältnis zu Russland herstellen. Wenn schon keine Freundschaft oder Partnerschaft, dann wenigstens eine vernünftige friedliche Koexistenz. Wir sollten endlich den Urwunsch der Russen ernst nehmen: Eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur, die Russland auf Augenhöhe einbezieht. 2001 hat Präsident Putin das in seiner Rede im Bundestag in deutscher Sprache formuliert und stehende Ovationen dafür bekommen, passiert in dieser Richtung ist danach leider nichts. Der Wunsch nach Augenhöhe besteht bis heute. Es kann sein, dass wir dafür eine neue Helsinki-Konferenz brauchen. Wir müssen aus der Eskalation herausfinden.

Welchen Anteil hat der amerikanische Präsident Donald Trump an dieser Konfrontation?
Platzeck: Wir haben eine sehr komplexe Situation. Es gibt keine klare Frontlinie mehr wie noch im Kalten Krieg. Umso wichtiger wären jetzt Nüchternheit und Rationalität. Wenn man dann per Twitter einen Spruch wie "Russland, mach Dich bereit" verbreitet, ist das verantwortungslos. Das ist ein Unding. Wir können nur froh sein, dass Russland in dieser Situation sehr besonnen reagiert hat. Wir müssen alles tun, dass der Frieden wieder sicherer wird.

Wie kann ein neuer Wandel durch Annäherung gelingen?
Platzeck: Man spürt nach wie vor, dass Angela Merkel in Moskau respektiert wird. Sie sollte nach Russland reisen und versuchen, dort zu vermitteln. Das ist zwingend nötig. Wir müssen raus aus der Eskalationsspirale. Ob Friedenssicherung, Terrorbekämpfung, Klimawandel, Flüchtlingspolitik oder die Syrien-Krise - keines dieser Probleme ist ohne Russland zu lösen.

Wie lässt sich das deutsch-russische Verhältnis wieder verbessern?
Platzeck: Wir hatten im vergangenen Jahr das deutsch-russische Partnerschaftsjahr für Jugendaustausch. 2017 war das Jahr der deutsch-russischen Städtepartnerschaften. Diese Verbindungen müssen wir fördern, das bedingt in den nächsten Jahren eine außerordentliche Anstrengung in organisatorischer und finanzieller Hinsicht. Und noch eins: Wir sollten die Visa-Freiheit für russische Staatsbürger zumindest in einem ersten Schritt für Schüler und Studenten einführen.

Das Interview führte Andreas Herholz


https://www.pnp.de/nachrichten/politik/ ... irale.html
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Selina hat geschrieben:(06 May 2018, 13:36)

Dieses Interview fasst gut zusammen, was ich in mehreren Russland-Threads immer wieder sagte. Hier mal der vollständige Wortlaut, da ja Links alleine oft nicht zur Kenntnis genommen werden.

PNP-Interview | 01.05.2018 | 05:00 Uhr
Platzeck: "Wir müssen raus aus der Eskalationsspirale"

Matthias Platzeck, Vorsitzender des deutsch-russischen Forums und früherer SPD-Chef, schlägt im Konflikt zwischen Russland und dem Westen eine Vermittlerrolle von Bundeskanzlerin Merkel vor.

Herr Platzeck, Ihre Kritiker nennen Sie Putin-Flüsterer oder Russland-Versteher. Wie gehen Sie damit um?
Platzeck: Ich habe mich daran gewöhnt. Damit muss man leben. Es ist schon verrückt. Verstehen ist doch eigentlich positiv. Das bedeutet, den Versuch zu machen, den anderen zu begreifen, ohne dass man damit automatisch akzeptiert, was er tut. Man sollte doch versuchen, selbst seinen schlimmsten Feind zu verstehen. Natürlich ist es nicht einfach, Russland heute zu verstehen. Egon Bahr hatte Recht: Dauerhaften Frieden wird es gegen Russland nicht geben. Es ist ein großes Glück, die letzten 65 Jahre in Europa in Frieden gelebt zu haben. Das sollten wir nicht aufs Spiel setzen.

In der SPD wird der Ruf lauter, die Sanktionen gegen Russland zu lockern oder aufzuheben…
Platzeck: Die Sanktionen haben auf Russland nicht die Wirkung, die wir uns erhofft haben. Nach vier Jahren müsste man überprüfen, was die Sanktionen bewirkt haben. Wir stehen heute vor einem Scherbenhaufen. Die Gefahr einer militärischen Eskalation ist größer denn je. Wir sind in einer explosiven Situation, teilweise gefährlicher als im Kalten Krieg. Die wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland haben deutlich gelitten. Die Entfremdung der Völker schreitet voran. Nichts ist besser, alles ist schlechter geworden. Die Stimmung in der Russischen Föderation ist nationalistischer und antiwestlicher. Geschichte wiederholt sich nicht, aber wir sollten aus ihr lernen. Willy Brandt hat mit seiner neuen Ostpolitik für Entspannung zwischen Ost und West gesorgt. Wir brauchen wieder Wandel durch Annäherung.

Ihr Parteifreund und Bundesaußenminister Heiko Maas lehnt eine Lockerung der Sanktionen ab. In der SPD gehen die Meinungen über den richtigen Kurs in der Russlandpolitik offenbar auseinander, oder?
Platzeck: Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen in der SPD dazu. Wir haben da Differenzen. Aber das ist völlig normal. Wir alle haben dasselbe Ziel: Den Frieden auf unserem Kontinent zu wahren. Wir müssen wieder ein einigermaßen vernünftiges Verhältnis zu Russland herstellen. Wenn schon keine Freundschaft oder Partnerschaft, dann wenigstens eine vernünftige friedliche Koexistenz. Wir sollten endlich den Urwunsch der Russen ernst nehmen: Eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur, die Russland auf Augenhöhe einbezieht. 2001 hat Präsident Putin das in seiner Rede im Bundestag in deutscher Sprache formuliert und stehende Ovationen dafür bekommen, passiert in dieser Richtung ist danach leider nichts. Der Wunsch nach Augenhöhe besteht bis heute. Es kann sein, dass wir dafür eine neue Helsinki-Konferenz brauchen. Wir müssen aus der Eskalation herausfinden.

Welchen Anteil hat der amerikanische Präsident Donald Trump an dieser Konfrontation?
Platzeck: Wir haben eine sehr komplexe Situation. Es gibt keine klare Frontlinie mehr wie noch im Kalten Krieg. Umso wichtiger wären jetzt Nüchternheit und Rationalität. Wenn man dann per Twitter einen Spruch wie "Russland, mach Dich bereit" verbreitet, ist das verantwortungslos. Das ist ein Unding. Wir können nur froh sein, dass Russland in dieser Situation sehr besonnen reagiert hat. Wir müssen alles tun, dass der Frieden wieder sicherer wird.

Wie kann ein neuer Wandel durch Annäherung gelingen?
Platzeck: Man spürt nach wie vor, dass Angela Merkel in Moskau respektiert wird. Sie sollte nach Russland reisen und versuchen, dort zu vermitteln. Das ist zwingend nötig. Wir müssen raus aus der Eskalationsspirale. Ob Friedenssicherung, Terrorbekämpfung, Klimawandel, Flüchtlingspolitik oder die Syrien-Krise - keines dieser Probleme ist ohne Russland zu lösen.

Wie lässt sich das deutsch-russische Verhältnis wieder verbessern?
Platzeck: Wir hatten im vergangenen Jahr das deutsch-russische Partnerschaftsjahr für Jugendaustausch. 2017 war das Jahr der deutsch-russischen Städtepartnerschaften. Diese Verbindungen müssen wir fördern, das bedingt in den nächsten Jahren eine außerordentliche Anstrengung in organisatorischer und finanzieller Hinsicht. Und noch eins: Wir sollten die Visa-Freiheit für russische Staatsbürger zumindest in einem ersten Schritt für Schüler und Studenten einführen.

Das Interview führte Andreas Herholz


https://www.pnp.de/nachrichten/politik/ ... irale.html
Ganz offensichtlich gibt es aber doch eine Wirkung der Sanktionen, wenn plötzlich die Drohung mit Krieg im Raum steht. Und eine Entspannung dadurch, daß man die Positionen, die man hatte, aufgibt, also dem Aggressor zugesteht, was er sich geholt hat? Die Entspannung muß von dem ausgehen, der sie aufgebaut hat.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

zollagent hat geschrieben:(06 May 2018, 13:50)

Ganz offensichtlich gibt es aber doch eine Wirkung der Sanktionen, wenn plötzlich die Drohung mit Krieg im Raum steht. Und eine Entspannung dadurch, daß man die Positionen, die man hatte, aufgibt, also dem Aggressor zugesteht, was er sich geholt hat? Die Entspannung muß von dem ausgehen, der sie aufgebaut hat.
Der Westen ist im Moment ganz vorne dran, den Kalten Krieg zu schüren. Der Witz ist nur: Er schürt und hetzt, seine Sprache gegenüber den Russen wird immer kälter, bösartiger und verleumderischer, aber am Ende beklagt er sich lautstark lamentierend: Die Russen werden immer aggressiver. Nein, ganz klar: Der Westen selbst wird immer aggressiver. Ergebnis: Eine Spirale verbaler Entgleisungen und militärischer Drohgebärden ist auf beiden Seiten in Gang gesetzt worden. Und der Westen spielt das Unschuldslamm. Hier müssen alle Seiten endlich Vernunft walten lassen. Außerdem kann man den anderen nicht ändern, sondern immer nur sich selbst. Alte Psychologen-Weisheit. Ich geb die Hoffnung bei Maas ja auch noch gar nicht auf. Seine Vorgänger haben es vorgemacht, wies geht. Eine neue friedliche Koexistenz muss her. Dazu brauchts kluge, besonnene Köpfe.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(06 May 2018, 14:17)

Der Westen ist im Moment ganz vorne dran, den Kalten Krieg zu schüren. Der Witz ist nur: Er schürt und hetzt, seine Sprache gegenüber den Russen wird immer kälter, bösartiger und verleumderischer, aber am Ende beklagt er sich lautstark lamentierend: Die Russen werden immer aggressiver. Nein, ganz klar: Der Westen selbst wird immer aggressiver. Ergebnis: Eine Spirale verbaler Entgleisungen und militärischer Drohgebärden ist auf beiden Seiten in Gang gesetzt worden. Und der Westen spielt das Unschuldslamm. Hier müssen alle Seiten endlich Vernunft walten lassen. Außerdem kann man den anderen nicht ändern, sondern immer nur sich selbst. Alte Psychologen-Weisheit. Ich geb die Hoffnung bei Maas ja auch noch gar nicht auf. Seine Vorgänger haben es vorgemacht, wies geht. Eine neue friedliche Koexistenz muss her. Dazu brauchts kluge, besonnene Köpfe.
Wo hetzt der Westen, und wo ist seine Sprache verleumderisch?
Ist es eine Lüge, zu behaupten, dass Putin die Krim annektiert hat, im Osten der Ukraine einen Bürgerkrieg aktiv fördert und ausgelöst hat, in Syrien den Schlächter Assad mit allen Mittel unterstützt,
im eigenen Land jede Demonstration gegen ihn mit brutalen Mitteln beendet?
Glaubst du wirklich, dass der Westen das ändern könnte, indem er Putin auch noch belohnt, indem er z.B. Sanktionen zurück nimmt?
Das Einzige, was dieser Mann daraus lernen würde, wäre, dass "der Westen" leicht korrumpierbar ist, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht.
Am Yisrael Chai

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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Selina hat geschrieben:(06 May 2018, 14:17)

Der Westen ist im Moment ganz vorne dran, den Kalten Krieg zu schüren. Der Witz ist nur: Er schürt und hetzt, seine Sprache gegenüber den Russen wird immer kälter, bösartiger und verleumderischer, aber am Ende beklagt er sich lautstark lamentierend: Die Russen werden immer aggressiver. Nein, ganz klar: Der Westen selbst wird immer aggressiver. Ergebnis: Eine Spirale verbaler Entgleisungen und militärischer Drohgebärden ist auf beiden Seiten in Gang gesetzt worden. Und der Westen spielt das Unschuldslamm. Hier müssen alle Seiten endlich Vernunft walten lassen. Außerdem kann man den anderen nicht ändern, sondern immer nur sich selbst. Alte Psychologen-Weisheit. Ich geb die Hoffnung bei Maas ja auch noch gar nicht auf. Seine Vorgänger haben es vorgemacht, wies geht. Eine neue friedliche Koexistenz muss her. Dazu brauchts kluge, besonnene Köpfe.
Auch hier wieder die alte Sprache: Selbstmitleid und Gegenbeschuldigung. Es ist immer noch so, daß die Aggressivität von Russland ausgeht. Russland ist es, das zur Erweiterung seines Einflußbereichs Krieg führt. Und Russland ist es, daß sich dafür ohne jeden Gewissensbiss an die Seite eines Kriegsverbrechers stellt. Vernunft wäre, sich auf die Entwicklung im eigenen Land zu konzentrieren und sich Freunde zu schaffen, statt Untergebene.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

Selina hat geschrieben:(06 May 2018, 13:36)

Dieses Interview fasst gut zusammen, was ich in mehreren Russland-Threads immer wieder sagte.
es ist unangenehm, also wird es negiert. dennoch...
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Nomen Nescio
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Selina
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Man sollte auf solche alten klugen Politiker hören, wie es Gorbatschow ist. Er warnt vor einem atomaren Weltkrieg. Was kann man gegen solche besonnenen und sehr ernsten Worte nur sagen? Nichts. Er hat einfach recht. Und Gorbatschow gilt nicht als großer Putin-Freund.

Zitat:

Gorbatschow warnt vor einem Atomkrieg

Michail Gorbatschow hat den Eindruck, dass sich "die Welt auf einen Krieg" vorbereite. "Immer mehr Truppen werden in Stellung gebracht" und "die Rhetorik mancher Politiker klingt immer gefährlicher".

Michail Gorbatschow hat in einem Gastbeitrag für das amerikanische "Time"-Magazin seine Sorge vor einem neuen und vor allem atomaren Weltkrieg zum Ausdruck gebracht. Der einstige sowjetische Staats- und Parteichef glaubt mittlerweile, dass sich "die Welt auf einen Krieg vorbereitet": "Die Rhetorik so mancher Politiker und Militärs klingt immer gefährlicher." Seit geraumer Zeit könne er, Gorbatschow, beobachten, dass sich Nato und Russlands Streitkräfte immer weiter aufeinander zu bewegten und sich inzwischen beinahe frontal gegenüber stünden. Die Situation, so konstatiert Gorbatschow, sei äußerst "gefährlich".

Michail Gorbatschow fordert deshalb eine rigorose Umkehr: "Wir müssen aus dieser Situation ausbrechen! Wir müssen einen politischen Dialog fortsetzen, der gemeinsame Entscheidungen und gemeinsame Aktionen anstrebt." Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus sei in der Tat eine "dringende und wichtige Aufgabe", für stabile Partnerschaften zwischen den verschiedenen Ländern reiche dies allerdings nicht: "Der Fokus sollte wieder auf Kriegsprävention liegen." Gorbatschow strebt als Ziel ein Ende des wieder entfesselten atomaren Wettrüstens und eine Begrenzung der Waffenarsenale an. "In der modernen Welt müssen Kriege geächtet werden", schreibt Gorbatschow, denn keines der globalen Probleme - weder Armut, noch Umweltprobleme, noch Bevölkerungswachstum oder Ressourcenknappheit - kann durch Krieg gelöst werden." Ganz im Gegenteil: Krieg, Aufrüstung und atomare Bedrohung würden erst viele der weltweiten Probleme schaffen.

Gorbatschow, der 1990 den Friedensnobelpreis erhielt, erinnerte in seinem Beitrag daran, wie Russland und die USA in den 1980er-Jahren durchaus solide Übereinkünfte bei der Rüstungsbegrenzung erreicht hätten. "Im November 1985, auf ihrem ersten Gipfel in Genf, erklärten die Führer der UdSSR und der USA: Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf niemals geführt werden. Unsere beiden Nationen werden keine militärische Überlegenheit suchen. Diese Äußerungen wurden damals weltweit mit einem Seufzer der Erleichterung vernommen."

Daran, so der 85-jährige Gorbatschow, sollten sich die Politiker heutzutage ein Beispiel nehmen. Konkret fordert Gorbatschow die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates auf, "eine Resolution zu verabschieden", die unmissverständlich zum Ausdruck bringt, "dass ein Atomkrieg inakzeptabel ist und niemals geführt werden darf". Die Initiative sollte dabei von den zwei mächtigsten Männern der Welt ausgehen - von Wladimir Putin und von Donald Trump, den Präsidenten der beiden Nationen, "die über mehr als 90 Prozent der weltweiten Kernwaffen" verfügen und allein schon aus diesem Grund eine Vorreiterrolle spielen sollten.


https://www.mdr.de/heute-im-osten/gorba ... g-100.html
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Provokateur »

Und dennoch zündelt Russland in der Ukraine immer weiter. Der Klügere kann nur so lange nachgeben, bis er der Dümmere ist.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Selina hat geschrieben:(06 May 2018, 15:43)

Man sollte auf solche alten klugen Politiker hören, wie es Gorbatschow ist. Er warnt vor einem atomaren Weltkrieg. Was kann man gegen solche besonnenen und sehr ernsten Worte nur sagen? Nichts. Er hat einfach recht. Und Gorbatschow gilt nicht als großer Putin-Freund.

Zitat:

Gorbatschow warnt vor einem Atomkrieg

Michail Gorbatschow hat den Eindruck, dass sich "die Welt auf einen Krieg" vorbereite. "Immer mehr Truppen werden in Stellung gebracht" und "die Rhetorik mancher Politiker klingt immer gefährlicher".

Michail Gorbatschow hat in einem Gastbeitrag für das amerikanische "Time"-Magazin seine Sorge vor einem neuen und vor allem atomaren Weltkrieg zum Ausdruck gebracht. Der einstige sowjetische Staats- und Parteichef glaubt mittlerweile, dass sich "die Welt auf einen Krieg vorbereitet": "Die Rhetorik so mancher Politiker und Militärs klingt immer gefährlicher." Seit geraumer Zeit könne er, Gorbatschow, beobachten, dass sich Nato und Russlands Streitkräfte immer weiter aufeinander zu bewegten und sich inzwischen beinahe frontal gegenüber stünden. Die Situation, so konstatiert Gorbatschow, sei äußerst "gefährlich".

Michail Gorbatschow fordert deshalb eine rigorose Umkehr: "Wir müssen aus dieser Situation ausbrechen! Wir müssen einen politischen Dialog fortsetzen, der gemeinsame Entscheidungen und gemeinsame Aktionen anstrebt." Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus sei in der Tat eine "dringende und wichtige Aufgabe", für stabile Partnerschaften zwischen den verschiedenen Ländern reiche dies allerdings nicht: "Der Fokus sollte wieder auf Kriegsprävention liegen." Gorbatschow strebt als Ziel ein Ende des wieder entfesselten atomaren Wettrüstens und eine Begrenzung der Waffenarsenale an. "In der modernen Welt müssen Kriege geächtet werden", schreibt Gorbatschow, denn keines der globalen Probleme - weder Armut, noch Umweltprobleme, noch Bevölkerungswachstum oder Ressourcenknappheit - kann durch Krieg gelöst werden." Ganz im Gegenteil: Krieg, Aufrüstung und atomare Bedrohung würden erst viele der weltweiten Probleme schaffen.

Gorbatschow, der 1990 den Friedensnobelpreis erhielt, erinnerte in seinem Beitrag daran, wie Russland und die USA in den 1980er-Jahren durchaus solide Übereinkünfte bei der Rüstungsbegrenzung erreicht hätten. "Im November 1985, auf ihrem ersten Gipfel in Genf, erklärten die Führer der UdSSR und der USA: Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf niemals geführt werden. Unsere beiden Nationen werden keine militärische Überlegenheit suchen. Diese Äußerungen wurden damals weltweit mit einem Seufzer der Erleichterung vernommen."

Daran, so der 85-jährige Gorbatschow, sollten sich die Politiker heutzutage ein Beispiel nehmen. Konkret fordert Gorbatschow die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates auf, "eine Resolution zu verabschieden", die unmissverständlich zum Ausdruck bringt, "dass ein Atomkrieg inakzeptabel ist und niemals geführt werden darf". Die Initiative sollte dabei von den zwei mächtigsten Männern der Welt ausgehen - von Wladimir Putin und von Donald Trump, den Präsidenten der beiden Nationen, "die über mehr als 90 Prozent der weltweiten Kernwaffen" verfügen und allein schon aus diesem Grund eine Vorreiterrolle spielen sollten.


https://www.mdr.de/heute-im-osten/gorba ... g-100.html
Du kannst noch so viele kluge Leute zitieren, das nimmt kein Stück davon weg, daß derjenige, der hier mit Atomwaffen spielt und droht, der kleine Zar aus dem Kreml ist. Zu einem solchen Atomkrieg gehören immer zwei. Und vor allen Dingen einer, der ihn führen will. Vom konventionellen Krieg, der letztlich nicht erreicht, was er erreichen soll, ist der Schritt zum Einsatz atomarer Waffen klein. Speziell bei Politikern, die niemandem mehr verantwortlich sind.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Selina
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

zollagent hat geschrieben:(06 May 2018, 17:53)

Du kannst noch so viele kluge Leute zitieren, das nimmt kein Stück davon weg, daß derjenige, der hier mit Atomwaffen spielt und droht, der kleine Zar aus dem Kreml ist. Zu einem solchen Atomkrieg gehören immer zwei. Und vor allen Dingen einer, der ihn führen will. Vom konventionellen Krieg, der letztlich nicht erreicht, was er erreichen soll, ist der Schritt zum Einsatz atomarer Waffen klein. Speziell bei Politikern, die niemandem mehr verantwortlich sind.
Nö. Ich sehe nur einen, der ständig wie ein kleiner dummer ungezogener Junge mit Atomwaffen droht und dass er einen "viel größeren Atomknopf" habe als andere. Das ist der Ami Trump. Und wozu gehören die Trumpschen USA? Richtig, zum Westen. Und ja, auch richtig, zur Nato. Sogar jetzt, als wenigstens Richtung Korea Entspannung nahte, kann sich Trump dämliche provokante Äußerungen nicht verkneifen. Seiner "klugen" Sanktionspolitik sei es zu danken, dass Nordkorea einknicke und dergleichen mehr. Oder: "Mach dich bereit, Russland" - solche und ähnliche Ausrufe sind a) eines Staatsmannes unwürdig und b) eine ernste Gefahr für den Frieden. Und irgendeine westeuropäische Initiative, die solches Treiben eines unberechenbaren Staatsmannes stoppt oder wenigstens scharf kritisiert, kann ich nirgendwo sehen. Die Bündnistreue geht halt über alles. Da nimmt man dann schon mal einen militanten, rechten, extrem nationalistischen und Waffen liebenden Typen an der Spitze des mächtigsten Staates der Welt mit in Kauf, dem es auf einen Krieg mehr oder weniger nicht ankommt.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

Selina hat geschrieben:(07 May 2018, 07:53)

Nö. Ich sehe nur einen, der ständig wie ein kleiner dummer ungezogener Junge mit Atomwaffen droht und dass er einen "viel größeren Atomknopf" habe als andere. Das ist der Ami Trump.
dann hast du wirklich nichts gelesen über die russische drohungen. wie ich schon sagte »dein ostauge ist blind«.
ich weiß es nicht mehr, denn es könnte daß ich eine drohung vergessen habe, aber dänemark kann ich mich noch gut erinnern.
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