SirToby hat geschrieben:(09 Jan 2017, 21:38)Ja, das alte Spielchen. Ich weiss, ja Ihnen ist die KKP lieber, weil sie Russland so gut dastehen lässt. Der Hinweis auf das Statistische Bundesamt können Sie sich schenken. Wenn die KKP-Betrachtung wirklich so ausschlaggebend wäre, würde man die Nominale Betrachtung gar nicht durchführen.
Lassen Sie sich von einem Ökonomen gesagt sein: Die Nominalbetrachtung ist bei einem Vergleich der Wirtschaftskraft beider Länder ausschlaggebend. Denn nur sie zeigt an, wieviel eine Volkswirtschaft in Weltmarktpreisen "wert" ist.
Ein kurzes, hypothetisches Beispiel: Russland und Deutschland wollen Mangos einkaufen, beide produzieren selber keine, müssen also weltweit einkaufen.
2013 erwirtschaftet ein Deutscher ca. 40.000 Euro, ein Russe etwa 14.000 Euro,
2016 erwirtschaftet ein Deutscher ca. 45.000 Euro, ein Russe etwa 7.000 Euro
1t Mangos kostet im langfristigen Mittel 1000 Euro.
Der Deutsche kann mit seiner Wirtschaftskraft 40t kaufen, der Russe 14t im Jahr 2013, im Jahr 2016 kann ein Deutscher 45t kaufen, ein Russe nur 7t.
D.h,.es braucht 6.5 Russen um die gleiche Wirtschaftskraft zu erzielen, die ein Deutscher erzielt. Ob es zu einer Währungsabwertung kommt, oder die Produktion & Löhne real zurückgegangen ist, ist irrelevant. Die Russen haben seit Putins Abenteuer auf der Krim sehr viel weniger Geld, um im Handel mit dem Ausland eine gleichwertige Menge an Produkten zu kaufen. Zumindest dann, wenn die Qualität gleichbleibend sein soll. Das ist auch der Grund, warum russ. Lebensmittel derzeit teilweise mit minderwertigen Zutaten hergestellt werden.
Die Währung ist nur Mittel zum Zweck. Sie spiegelt die Wirtschaftskraft wieder, und wenn der Rubel geg. fast allen anderen Währungen 50% an Wert eingebüsst hat, bedeutet das nun mal, dass die russ. Wirtschaft nun einmal auch geg. anderen Regionen/Ländern zurückgefallen ist.
Für alle Güter, die Russland international einkaufen muss, und das sind aufgrund einer relativ schwachen zivilen Wirtschaft recht viele, muss Russland nun Relativ mehr Geld auf den Tisch legen.
Dasselbe Argument kann man auch innerhalb Deutschlands anwenden. Sicherlich ist es günstiger in McPom zu leben als in München und sie können dort mit 2000 Euro wahrscheinlich so gut leben wie in in M mit 3000 Euro. Aber sobald Sie ein überregionales Produkt kaufen, z.B. einen Fernseher auf Amazon oder einen BMW beim örtlichen Händler, hilft es Ihnen recht wenig, dass ihre Kaufkraft in McPom mehr wert ist. Der Preis ist derselbe, egal wo sie ihn kaufen. BMW wird sich nicht auf das Argument einlassen, dass sie ihre Autos billiger verkaufen sollen, weil man für den Euro mehr bekommt, als in M.
P.S.: Sorry, hatte die Antwort schon vorformuliert, bin aber am Mi kurzfristig mit Bekannten in den Skiurlaub gefahren, da hat es etwas länger gedauert.
Die nominale Betrachtung/Erfassung ist die Grundlage für sämtliche!!! internationale Vergleiche.
Und das habe ich auch nie in Frage gestellt (und es steht auch in der Erklärung des Bundesamt siehe unten rot).
Insofern ist dieses Argument nicht geeignet, um den Dollarvergleich einem KKP-Vergleich vorzuziehen.
Im ganzen Gegenteil.
Da beide auf den nominalen Erfassungen basieren, trifft die Einschätzung des Bundesamts erst recht zu.
Hier nochmal schon oft ziterte Passage von destatis:
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten ... aeten.html"Für internationale Vergleiche gesamtwirtschaftlicher Größen,
die in inländischen Geldeinheiten gemessen werden und zudem von der Höhe des inländischen Preisniveaus abhängig sind, treten Kaufkraftparitäten an die Stelle von Wechselkursen und ermöglichen eine Umrechnung der zu vergleichenden Größen. Kaufkraftparitäten erfüllen neben der rein formalen Umrechnung in eine einheitliche Währung auch die Funktion eines räumlichen Preisdeflators, bereinigen also Unterschiede im Preisniveau zwischen Staaten. Wechselkurse sind hierfür nicht geeignet, da sie nicht nur von Kaufkraftunterschieden beeinflusst werden, sondern auch von Kapitalflüssen zwischen Staaten und Währungsspekulationen."
Die Mango ist kein guter Repräsentant, weil sie sowohl in Dtl. als auch in Russland sicher kein sonderlich repräsentatives/wichtiges Produkt ist und daher nicht viel hergibt, was zur Verbindung zwischen Preisniveau und Binnenwirtschaft taugt. Zum anderen liegt just in der von dir unterstellen durchschnittlichen Zahl von 1000 Eur/Tonne die Krux. Die Annahme, das die gleiche/ähnliche Ware in Dtl. (in Eur) und Russland (in Rubel dann in Eur umgerechnet) gleich viel kostet, trifft sehr oft nicht zu.
Nimm dir nur mal das Thema Energie (das im Vergleich zur Mango eben tatsächlich einige Prozent der Ausgaben ausmacht).
Die Energie kostet trotz!!! Weltmarkt in Dollar über alle Fristen in Russland
deutlich weniger als in Dtl.
Das ist eins von vielen Beispielen, an denen man sieht, dass der Russe eben nicht den "deutschen" höheren Preis zahlen muss (die 1000 Euro beim Mango Beispiel), sondern viel weniger (zb. der Deutsche 1000 Euro und der Russe umgerechnet vielleicht nur 300 Euro). Und das verändert die "6,5 Russen = 1 Deutscher"-Berechnung nun mal erheblich.
Die KKP versuchen genau diese Verzerrung auszuschalten und nach einer solchen Betrachtung ist die Wirtschaft der Russen eben nur geringfügig weniger wert als die deutsche.
Am Ende geht es genau darum, dass es Güter gibt, wo der Russen und die Deutschen zb. internationale Preise zahlen müssen, aber eben einen sehr viel größeren Bereich, wo das nicht der Fall ist.
Ein riesiges Feld dafür sind zb. Dienstleistungen.
Der Friseur/Handwerker/Paketbote usw in Dtl. wird im Schnitt mehr kosten als eine gleiche/ähnliche Leistung in Russland (In gleicher Währung betrachtet).
Allein in Dtl. machen aber Dienstleistung ca. 70% der gesamten Wirtschaftskraft aus.
Dh. allein dieses Feld sorgt für riesige Verzerrungen, die man über Währungsumrechnungen gar nicht erfassen kann.
Das Problem gibt es im Grunde auch für den Vergleich McPom und Bayern.
Hier bemüht sich das Bundesamt nur, die Bereinigung schon viel früher einzufangen. (
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeff ... onFile&v=2 Seite 3 ff. zu Schwierigkeiten) Am Ende veröffentlicht es die berühmten Durchschnittswerte und muss dafür auch viele Annahmen treffen.
Egal wie dicht du bist. Goethe war Dichter.
Egal was du kochst. Karl Marx.
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