Darkfire hat geschrieben:(02 Jun 2018, 21:32)
Das vieles in der Ukraine im argen liegt bestreitet niemand, aber man merkt das hier einige Putinfans das als Rechtfertigung für den den Krieg Russlands gegen die Ukraine relativieren wollen.
Eine kritische Sicht auf den Fall Babtschenko jedenfalls ist alles andere als ein "Relativierungsversuch". Gesine Dornblüth, , Slawistin, jahrelang Korrespondentin in Russland und der Ukraine und zweifelsfrei eine der profundesten Kritikerinnen der Politik Putins im DLF. Das Kernproblem der Angelegenheit Babtschenko fasst sie so zusammen:
Schon der Name macht es deutlich: Geheimdienste arbeiten im Geheimen. Journalisten dagegen bringen Dinge in die Öffentlichkeit. Beides schließt einander aus. Geheimdienste lügen professionell, um ihre Interessen durchzusetzen. Und deshalb sind Journalisten gut beraten, jede Information, die von Geheimdiensten kommt, mit großer Vorsicht zu behandeln.
http://www.deutschlandfunk.de/der-fall- ... _id=419402
Und daran ändert weder
Natürlich hat Arkadij Babtschenko wie jeder Mensch das Recht, sein Leben zu retten.
noch
Immerhin befände sich die Ukraine im Krieg, müsse sich gegen eine Aggression von außen zur Wehr setzen.
Auch wenn beides richtig ist.
Die Konsequenzen dieses Falls für die so dringend notwendige Unterscheidbarkeit von echten und gefakten Informationen sind verheerend.
Und so wie es ein gebetsmühlenartiges Inschutznehmen der Putinpolitik gibt, gibt es ein gebetsmühlenartiges Verunglimpfen von Menschen mit
grundsätzlich kritischer Distanz.
Nur zur Erinnerung:
Das Prinzip der Parteilichkeit ist ein von Lenin in der Abhandlung Materialismus und Empiriokritizismus (1908) eingeführtes Postulat, dem zufolge eine objektive und wertfreie Beobachtung und Interpretation der Realität nicht möglich sei. Im Rahmen einer marxistischen Geschichts- und Weltinterpretation müsse, so Lenin, immer strikt ein Standpunkt im Interesse der Arbeiterklasse bezogen werden. Später wurde dieses Prinzip in der Sowjetunion und in der DDR so verstanden, dass der KPdSU bzw. der SED eine Interpretationshoheit über das, was als wahr zu gelten habe, zugestanden werden müsse („Die Partei, die Partei, die hat immer recht …“).
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)